Trichinenmikroskop um 1900 von F. W. Schieck - Berlin

Begonnen von Gerd Schmahl, September 15, 2018, 20:13:51 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Gerd Schmahl

Hallo,
heute habe ich ein altes Trischinenmikroskop bekommen, das ich kurz vorstellen möchte. Ich bin zwar kein Sammler alter Messingmikroskope, aber der Preis war so moderat, das ich es nicht liegen lassen konnte. Die Zuordnung wurde mir sehr leicht gemacht, zum einen wegen des Firmenstempels im Mahagonie-Holzkasten und wegen beiliegender Papiere. Demnach handelt es sich um ein "Grosses Normalstativ für Fleichbeschauer" und zwar die Variante "A" mit "festem Ständer"






Das gute Stück wiegt 2 1/2 kg und ist bei ausgezogenem Tubus 29cm hoch. Dabei sind nur die wichtigen feinmechanischen Teile aus Messing. Das Stativ und die Grundplatte des Tisches sind aus Gußeisen. Eine Pappschachtel mit einem Tageslichtfilter, der genau in die Tischöffnung passt, lag auch bei.


Der Tubus war wohl mal vernickelt


Die optische Ausstattung besteht aus einem dreiteiligen Satzobjektiv und zwei verschiedenen Okularen, die mit "0" und "2" bezeichnet sind und  mit denen sich Vergrößerungen von 25x bis 250 mal realisieren lassen, wobei der ausziehbare Tubus auch Zwischenstuben erlaubt.


Interessante Details unter dem Tisch sind der Feintrieb, der den über ein Schanier leicht verkippbaren oberen Teil  des Tisches (mit Hartgummi belegte Messingplatte) bewegt, der weit zur Seite klappbare Hohl- und Planspiegel für zentrale und schiefe Beleuchtung und ein exakt rastendes Blendenrad aus Messing.


Interessant ist ferner noch eine Mitteilung der Firma W. F. Schieck an den (?)Erstbesitzer einen Herrn Otto Dittrich aus Reitzendorf, welches ganz in der Nähe von Radeberg liegt, wo ich das Mikroskop gekauft habe. Vielleicht hat er noch einmal einen neuen Spiegel gebraucht.


Wann das Gerät genau gebaut wurde, weiß ich nicht. Auf der Seite von Timo Mappes finden sich einige Angaben zur Firma, die aber eine weitesgehende Einengung um das Jahr 1900 zulassen. Die Firma hat 1902 mit 36000 verkauften Mikroskope geworben. Die im Kasten eingeschlagene Nummer, die mit der auf der Vergrößerungstabelle übereinstimmt ist mit 15875 deutlich darunter.

Auch habe ich ein baugleiches Mikroskop auf einer englischsprachigen Seite gefunden, das bei mit der NUmmer 44189 auf 1904 datiert wurde. Es hat aber schon einen moderneren  eckigen Stempel im Holzkasten.

Überrascht bin ich von der doch recht hohen optischen Qualität, die ich an einem beiliegenden Trichinenpräparat (leider ohne Beschriftung) auch gleich testen konnte (Foto durch das mit "0" gekennzeichnete Okular und der Objektivkombi 1+2+3 bei eingefahrenem Tubus:


Ich hoffe mit diesen Bildern einen Eindruck von diesem sehr soliden Gerät geliefert zu haben, an dem alle Triebe noch immer gut laufen, obwohl es nach den Dreckschichten zu urteilen sehr viele Jahre nicht benutzt wurde.
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph