Tandem-Optik aus 40 mm Plössl und Kompensations-Okular bei Canon 450d

Begonnen von Carlos, Oktober 22, 2018, 21:25:41 NACHMITTAGS

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Kay Hoerster

Ach so...geht natürlich auch einfacher indem Du das 40mm Plössl vor eine Mattscheibe hältst und wiederum ein weit entferntes Objekt scharf stellt. Eventuell ist die Messung des Abstandes von der Okular-Gehäusekante zur Mattscheibe so einfacher durchzuführen. Der Abstand sollte größer als 34mm sein, sonnst kracht der Spiegel beim Auslösen an den Okulartubus...nicht gut ;-(((

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Carlos

Hallo Kay,
ZitatAch so...geht natürlich auch einfacher indem Du das 40mm Plössl vor eine Mattscheibe hältst und wiederum ein weit entferntes Objekt scharf stellt.
Das könnte gehen, dazu brauchte ich aber mehr als drei Hände oder aber eine ,,improvisierte, optische Bank".
Mutig (und vorsichtig) wie ich bin, habe ich den Versuch durch Annäherung der Canon-Kamera ohne Objektiv an die ,,Tandem-Optik", dem am senkrechten Fotostutzen eingesteckten Periplan und dem ebenfalls aufgesteckten Plössl (wie im Bild oben gezeigt), gemacht. (Dazu brauchte ich nur zwei Hände.) Beobachtet habe ich von oben durch den Kamerasucher ein buntes Pflanzenschnitt-Präparat (Thuja quer, wie in meinem Beitrag ,,Probleme mit der  Canon-Adaption..." gezeigt). Ohne den Spiegel zu berühren, habe ich ein sehr gutes Bild des Schnittes gesehen. Es geht also im Prinzip.
Die Befestigung der Kamera am Plössl kann danach nicht an der Befestigungsvorrichtung für die Augenmuschel des Plössl erfolgen, sondern nur am Plössl-Grundkörper. Die Befestigungsvorrichtung lässt sich sicher leicht abtrennen. Dann ist der Abstand zum Spiegel gut ausreichend.
Vorschläge, wie eine derartige Befestigung realisiert werden könnte, sind willkommen.
Gruß Carlos

peter-h

Hallo Carlos,

ich verfolge diesen Thread und wundere mich. Warum traust du Zeiss nicht zu, dass sie einen Schimmer von Optik haben? Die Adaption der alten MC63 geht so einfach mit einem Achromat und mehr braucht man nicht. Warum ich ein Pentax Pancake vorgeschlagen habe ist einfach. Es paßt an die Kamera, ist nicht sehr teuer und hat ein stabiles Gewinde (Filtergewinde) für die weitere Adaption. Die 5 Linsen sind sehr gut entspiegelt und stören nicht. Zudem ist bei einer solchen Adaption die Pupillenlage ein wichtiger Punkt. Hier kann es mit einem Plössl ein Problem geben. Es wirkt sich auf Coma, Astigmatismus und Wölbung aus.  Ich bin sehr auf deine weiteren Ergebnisse gespannt.

Gruß
Peter

Lupus

Hallo Carlos,

ich schließe mich Peters Meinung an. Im Prinzip geht es ja mit einem Plössl Okular, aber da müssen dann alle Parameter stimmen. Ich habe mir erlaubt, alle drei Varianten zu rechnen, jeweils mit gleicher Brennweite f=40 mm, Abbildung bis in die Ecke des APS-C Sensors.

Wie man sieht, hat das Fotoobjektiv mit Abstand die beste Abbildungsqualität. Anhaltspunkt ist der Maßbalken 5 µm, der etwa der Pixelgröße entspricht. Das Objektiv ist aus größerer Brennweite skaliert, daher der zu geringe hintere Bildabstand.
Der einfache (nicht optimierte!) Achromat ist recht gut, und hat einen brauchbaren Bildabstand.
Das symmetrische Plössl ist deutlich schlechter am Bildrand, und der Bildabstand ist kritisch weil die Hauptebenen, von denen aus die Brennweite gemessen wird, in so einem System nahe der inneren beiden Linsen liegen. Vielleicht passt bei Dir der Abstand glücklicherweise. Hast Du vorher das Mikroskop fokussiert? Wenn Du erst das Plössl aufgesetzt und dann fokussiert hast könnte es sein, dass es danach nicht parfokal eingestellt ist.

Es gibt gut korrigierte unsymmetrische Plössl, aber die kosten mehr als 16 €  ;)

Hubert

Carlos

#19
Hallo Peter,
ZitatWarum traust du Zeiss nicht zu, dass sie einen Schimmer von Optik haben?
Das wundert mich nun. Wie kommst Du zu dieser Frage? Ich war und bin nachwievor davon überzeugt, dass Zeiss-Optiken zu den Besten gehören, die man erwerben kann. Zur Zeit der analogen Fotografie habe ich an  Yashika/Contax-Kleinbild-Kameras und an Hasselblad-Mittelformat-Kameras deshalb Zeiss-Objektive verwendet. (Die hatten und haben auch jetzt noch ihren Preis!) So habe ich ein ganzes Spektrum von Zeiss-Kamera-Objektiven. Die kommen jetzt wieder an der Canon 450d als "normale" Kamera-Objektive zum Einsatz und später (vielleicht) an einer digitalen Vollformat-Canon-Kamera.
ZitatDie Adaption der alten MC63 geht so einfach mit einem Achromat und mehr braucht man nicht.
Diese Adaption kenne ich nicht. Wie sieht die aus? Was kostet die?
Hallo Hubert,
Was Deine Rechnungen mit den erklärenden Zeichnungen aussagen, glaube ich halbwegs zu verstehen. Allerdings fehlt mir die Vorstellung, wie ein konkretes Bild aussieht. Deshalb ,,probiere" ich ...
ZitatVielleicht passt bei Dir der Abstand glücklicherweise.
Es scheint so.
ZitatHast Du vorher das Mikroskop fokussiert?
Habe ich. Bleibt die Frage:  Wie das Plössl an die Canon anbinden? Vorstellungen dazu habe ich. (z.B. Adapter M42 Canon + zum Plössl passenden ,,Steckrohr" mit M42 –Gewinde.)
Gruß Carlos

Carlos

Hallo zusammen,
Heute ist der Adapter M 42 nach Canon gekommen. Damit habe ich die ,,Tandem-Optik" aus ,,40 mm Plössl ,, als Canon-Objektiv und ,, Periplan 10x/18" jetzt als relativ stabile Steckkombination realisiert und Bilder mit der Canon 450d im ,,Av-Life-view-Modus" machen können.
Ergebnisse:
1.   Auch ohne den Stutzen zur Befestigung der Augenmuschel am Plössl abzutrennen, komme ich nah genug an den Kamera-Chip heran, ohne mit dem Spiegel in Konflikt zu kommen. Dies erleichtert die Adaption ungemein.
2.   Im Sehfeld scharf gestellt, ist auch die Abbildung der Kamera scharf. Ein Nachjustieren ist nicht nötig. (Ich schließe daraus, dass der Abstand Periplan zum Plössl und der Abstand Plössl zum Kamera-Chip stimmt.)
3.   Die Farb-Wiedergabe der Bilder (im Av-Modus) sind m.E. exzellent. Sie entsprechen genau dem, was ich im Sehfeld eingestellt habe.
Hier nun einige Bilder, aufgenommen mit einem 10-fach und einem 25-fach Leitz-Achromat-Objektiv am Ortholux. Betrachtete Objekte waren ein gefärbter Pflanzenschnitt (Thuja quer) im Dunkelfeld und bei Durch-Licht und ein Objektmikrometer im Dunkelfeld.
10-fach, DF

25-fach, DF

10-fach, DL

25-fach, DL

10-fach, DF

25-fach, DF


Gruß Carlos

Lupus

Hallo Carlos,

warum ist das Objektmikrometer im DF aufgenommen? Schlecht zur Beurteilung. Wenn Du nur Achromate verwendest, dann war die Diskussion über die Abbildungsqualität des Plössl Luxus, da die wesentlichen Unterschiede bei den verschiedenen Kameraobjektivvarianten im Bildrandbereich auftreten.

Hubert

Carlos

Hallo Lupus,
Zitatwarum ist das Objektmikrometer im DF aufgenommen? Schlecht zur Beurteilung.
Die Linien bei dem verwendeten Objektmikrometer (100 Teilstriche pro mm) sind schwarz und relativ dick. Im Dunkelfeld sind deshalb das Innere der Teilstriche und der Zwischenraum zwischen den Teilstrichen schwarz. Nur das Streulicht der Kanten der Teilstriche ist als sehr schmale, helle Linien zu sehen. Das erleichtert das exakte ,,Scharfstellen".  Im DL dagegen sieht man nur die die relativ dicken Teilstriche. (Teurere Objektmikrometer haben sehr viel feinere Teilstriche.)
ZitatWenn Du nur Achromate verwendest, dann war die Diskussion über die Abbildungsqualität des Plössl Luxus, da die wesentlichen Unterschiede bei den verschiedenen Kameraobjektivvarianten im Bildrandbereich auftreten.
Da stimme ich Dir völlig zu. Viele ,,Hobby-Mikroskopiker" verwenden aber m.W. Achromat-Objektive mit entsprechenden Kompensations-Okularen. Sie möchten aber auch am Mikroskop auf einfache, kostengünstige Weise farbig fotografieren. 
Der von mir versuchte Adaptionsweg ,,Tandem-Optik aus passendem Kompensations-Okular und Plössl" mit einer gebrauchten Canon 450d am Ortholux  mit Achromat-Objektiven ohne aufwendige, feinmechanische Anpassung der benötigten Komponenten (nur Zusammen-schrauben/-stecken käuflicher Elemente) scheint mir, trotz aller Bedenken, erfolgversprechend.
Gruß Carlos

Mikroman

Moin Carlos,
was mir bei den Pflanzenschnitten auffällt (und auch am zweiten Bild des Objektmikrometers): richtig scharf sind die alle nicht. Ein besseres Resultat erhält man erst beim elektronischen Nachschärfen. Nach etlichen Versuchen bin ich auch wieder beim Canon Pancake gelandet, was einem dann doch den Mehrpreis von ca. 150 € wert sein sollte.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

reblaus

Hallo -

ist zwar schon mal irgendwo erwähnt worden, aber trotzdem wollte ich nochmals darauf aufmerksam machen, dass es sich bei den Relaisobjektiven, die Zeiss in der Endlichzeit in den Fotoeinrichtungen verwendet hat (120 mm in den Grundkörpern, 63 mm als "Spezialobjektiv" bzw. in dem panzerfaustähnlichen Fototubus) um schlichte zweilinsige Achromaten handelt. Man erhält damit halt einen "zu kleinen" Bildausschnitt, d.h. kritische Randbereiche kommen nicht aufs Bild und die Qualität ist wirklich nicht schlecht.

Viele Grüße

Rolf

Carlos

 Hallo Peter (M.)
Zitatwas mir bei den Pflanzenschnitten auffällt (und auch am zweiten Bild des Objektmikrometers): richtig scharf sind die alle nicht. Ein besseres Resultat erhält man erst beim elektronischen Nachschärfen.
An der ,,Tandem-Optik" zwischen Canon-Kamera und Mikroskop-Objektiv kann das nicht liegen. Das Bild der Canon-Kamera über den Senkrecht-/Foto-Tubus und das Bild im Sehfeld (am Bino) waren  beim Pflanzenschnitt farblich und bezüglich der Schärfe gleich. Allerdings ist mir aufgefallen, dass es schwierig war, eine ,,knackig scharfe" Ebene des Pflanzenschnittes selbst im Zentrum des Bildes zu finden. (Die ,,Unschärfe" mag an der Dicke/Struktur des Pflanzenschnittes liegen.)
Die Bilder des Objektmikrometers wurden ohne Deckglas aufgenommen. (Das 10-fach Objektiv lässt das zu, beim 25-fach Objektiv hätte ich eins verwenden sollen.)
Gruß Carlos

rhamvossen

Hallo,

Die Bilder sehen doch schon gut aus. Pflanzenschnitte wie diese sind nicht "plan" und da gibt es dickere Regionen. In das Bild Nr 4 sieht das unten links besser aus. Besser geeignet wurde eine Diatomee in reines Hellfeld sein. Carlos, wie sieht denn die P angulatum in normales Hellfeld mit den 40er aus? Beste Gruesse,

Rolf

Carlos

Hallo Rolf,
ZitatBesser geeignet wurde eine Diatomee in reines Hellfeld sein. Carlos, wie sieht denn die P angulatum in normales Hellfeld mit den 40er aus?
Das mache ich doch gern. Die gezeigte Pleurosigma angulatum  ist die Selbe, die ich oft als ,,Prüfobjekt" verwende und auch in anderen Beiträgen gezeigt habe. Sie ist selbst nicht ganz plan und zudem im Einschlussmittel (Zrax) längs und quer nicht plan liegend sondern leicht verdreht eingebettet.
Ich habe sowohl mit dem 25-fach Objektiv wie auch mit dem 40-fach Objektiv zunächst (mit dem Bino) exakt ,,geköhlert" und dann sowohl  Hellfeld- wie auch Dunkelfeld- Aufnahmen gemacht.  (Im Hellfeld muss ich die Aperturblende etwas zuziehen, sonst sieht man die Feinstruktur nicht.) Weiterhin habe ich zusätzlich beim 40-fach Objektiv  (im Hellfeld) mit ,,schiefer Beleuchtung" gearbeitet.
Hier nun die Aufnahmen:










Ich hoffe, damit wird die Leistung der ,,Plössl/Periplan-Tandem-Optik" deutlicher.
Gruß Carlos

rhamvossen

#28
Hallo Carlos,

Die P angulatum Bilder mit den 40er sehen im Prinzip OK aus. Die Aufloesung in Hellfeld koennte eigentlich etwas besser sein. Das Dunkelfeld Bild ist gut, mit etwas Bildbearbeitung kan die Ueberstralung reduziert werden. Die Aufname mit das 25er ist unsharf. Ich bin so frei gewesen die Bilder etwas nach zubearbeiten. Wenn du das ein Problem findest dann werde ich das sofort wieder loeschen. Und vielleicht ist es eine gute Idee um etwas zu putzen. Irgendwo liegen viele Staubkoernchen die vor allem in die Schieflichtaufname sichtbar werden. Beste Gruesse,

Rolf

Carlos

#29
Hallo zusammen, hallo Rolf,
Danke für die Nachbearbeitung und kritischen Kommentare zu den Bildern der Pleurosigma angulatum, vor allem zum Bild mit dem 25-fachen Objektiv. (Von vielen Vergleichsaufnahmen weiß ich, dass das 25-fach Objektiv die Feinstruktur recht gut auflösen kann.) Das hat mich veranlasst, noch einmal die ,,Tandem-Optik" genauer zu untersuchen.
Bisher habe ich die ,,Tandem-Optik"  provisorisch zusammen-gesteckt /- geschraubt  und mit dem kürzest möglichem  Abstand der ,,Tandem-Optik" zwischen Plössl und Chip gearbeitet. Variiert habe ich dabei nur den Abstand zwischen Periplan-Okular und Plössl-Eintrittslinse. Hier erhielt ich beim kürzesten Abstand die (relariv) besten Bilder. Diese habe ich hier als erste gezeigt. (Vor allem von der Farbwiedergabe des Pflanzenschnittes  war ich begeistert.) Jetzt habe ich die Einzel-Komponenten der ,,Tandem-Optik" , das Periplan Okular und das Plössl, einzeln untersucht.
Wie zu erwarten, ist das ,,Periplan 10X/18 Brille" Okular in Ordnung.  Auch mit dem 25-fach Objektiv wird die Feinstruktur der Diatomee gut aufgelöst.
Schwierig war es zunächst für mich, mit meinen Mitteln improvisiert, nur mit dem Plöss als Objektiv, auf  ,,unendlich gestellt", ein Bild zu erhalten und den Abstand zwischen Bild/Chip und Plössl-Austrittslinse zu messen. Das hat jetzt einigermaßen geklappt.  Ergebnis:  nur 26 mm! Mit dem  zur Halterung der Augenmuschel  angesetzten, 5 mm langen Metallstutzen komme ich mit der Frontlinse des Plössl selbst dann nicht nahe genug an den Chip der Kamera heran, wenn dieser auf den Rahmen des Spiegelgehäuses aufliegt. (Dem Spiegel kann dabei nichts passieren.)
Also muss der Stutzen abgenommen werden. Bis zum Aufliegen auf dem Rahmen des Spiegelgehäuses kommt die Plössl-Frontlinse ca. 5 mm näher an den Chip heran. Ob dies reicht, wird sich zeigen. Aber das dauert noch etwas. (Und wenn nicht, ist das Projekt gescheitert und bin ich um einige Erkenntnisse reicher.)
Erstaunlich finde ich, trotz des deutlich zu weitem  Abstand der Plössl-Austrittslinse zum  Chip, die ,,Qualität" der gezeigten Bilder.
Gruß Carlos