FOTOTUBUS 2D des Stereomikroskops MBS-10

Begonnen von Schrodt, November 30, 2018, 11:05:19 VORMITTAG

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Schrodt

Hallo Mikrofreunde,

da ich für den Fototubus 2D des Stereomikroskops MBS-10 bisher keine Beschreibung gefunden habe, habe ich mir eine Eigene dafür angefertigt. Im Mikro-Forum habe ich festgestellt, dass auch einige
Mitglieder das MBS-10 zur Mikrofotografie nutzen, daher gebe ich meine Beschreibung in das Mikroskopie-Forum.

FOTOTUBUS 2D

Der Fototubus 2D wird zwischen dem Optikträger und dem binokularen Schrägtubus mit einem Schwalbenschwanzanschluss (Ringschwalbe) angebracht. Damit Fototubus und Schrägtubus nicht abfallen, müssen die Klemmschrauben bis zum Anschlag eingedreht werden ! Der Fototubus hat an der linken Schmalseite des Gehäuses einen Hebel. Bei der Hebelstellung nach vorn ist die Fotooptik nicht eingeschaltet. Das gesamte Licht geht in den Schrägtubus. Bei der Hebelstellung nach hinten, unter der russischen Kennzeichnung für Foto, sind zwei Prismen für die Strahlengänge eingeschaltet. Diese lenken einen Teil des Lichtes in den Schrägtubus und den anderen Teil des Lichtes über ein Umlenkprisma in den an der rechten Seite des Gehäuses aufgeschraubten vertikalen Fotozwischentubus (Stutzen des
Fotoansatzes).
Der Fototubus 2D ermöglicht die durchgehende binokulare Beobachtung des Objektes bei gleichzeitiger Bereitschaft zur fotografischen Dokumentation ohne Unterbrechung der Strahlengänge.

Der Fotozwischentubus hat mit unterem und oberem Gewindestück eine Gesamtlänge von 95 mm und einen Außendurchmesser von 48 mm. Das untere Gewindestück ist 5 mm lang, es hat einen Außendurchmesser von 27 mm und einen Innendurchmesser von 22 mm, damit wird der Zwischentubus in den Fototubus eingeschraubt. Das obere Gewindestück ist 5 mm lang, es hat einen Außendurchmesser von 42 mm und einen Innendurchmesser von 36 mm, damit kann ein Kamera-Adapter angeschraubt werden. In den Zwischentubus kann ein Okularstutzen bis 42 mm tief eingeschoben
und in unterschiedlicher Höhe mit einer Befestingsschraube arretiert werden. Der Okularstutzen hat eine Gesamtlänge von 96 mm. Das obere 28 mm lange Stück hat einen Innendurchmesser von 32 mm
zur Aufnahme des Fotookulars.
Bei meinem Eigenbau-Adapter für die Kamera sind für den Zwischentubus und das Fotookular Auffutterungen mit Kartonumwicklungen erforderlich. Beim Zwischentubus für das Distanzrohr zur Aufnahme der Kamera von 48 mm auf 52 mm, beim Fotookular von 30 mm auf 32 mm.


FOTODOKUMENTATION zum Fototubus 2D mit Eigenbau-Adapter für die Digitalkamera


Foto 1 : Queraufsicht mit Hebelstellung auf Foto



Foto 2 : Längsaufsicht mit Hebelstellung auf Beobachtung



Foto 3 : Längsansicht mit Lytkarino-Logo und Ringschwalbe



Foto 4 : Unterseite mit Ringschwalbe



Foto 5 : Oberseite mit ausgeschalteten Fotoprismen



Foto 6 : Oberseite mit eingeschalteten Fotoprismen



Foto 7 : Okularstutzen



Foto 8 : Fototubus 2D mit Zwischentubus, Okularstutzen und Fotookular



Foto 9 :




ADAPTION EINER KAMERA

Für die Adaption einer Kamera gibt es mehrere Möglichkeiten.

Der kürzeste Aufbau erfolgt mit einem Projektiv im Zwischentubus und Adapter mit M42-Gewinde oder Übergangsring mit Bajonett zur Kamera unter Nutzung des oberen Gewindestücks.

Ein längerer Aufbau erfolgt mit dem in den Zwischentubus eingeschobenen Okularstutzen mit einem Fotookular. Möglich ist dabei die Benutzung des dafür mitgelieferten Okulars 14 x / 17 .
Für die Aufnahme der Kamera ist ein Distanzrohr mit Kamera-Anschlussmöglichkeit erforderlich.

Da das Hauptobjektiv nur geringe Randunschärfen zeigt, war mein Ziel bei der Adaption meiner digitalen Kompaktkamera die Erfassung des gesamten Objektfeldes, um daraus mit einem Bildbearbeitungsprogramm Bildausschnitte in der Größe einer Vollformatkamera mit brauchbarer Bildqualität zu machen.
Ich habe daher für die Adaption der digitalen Kompaktkamera Canon PowerShot G11 ein Leitz Fotookular mit kleiner Vergrößerung und großer Sehfeldzahl, das Periplan GW 6.3 x / 28 Brille roter Punkt, benutzt.

Weitere Informationen über diese Eigenbau-Adaption siehe nachstehenden Link: MBS-10 + Fototubus 2D + G11 mit Eigenbau-Adapter.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=20429.msg153228#msg153228


Anmerkung:

Bei Mikrofreunde-Nordhessen findet man in der gut gepflegten Lomo-Infothek bei dem Abschnitt " Objektive / Okulare / Tuben / Kondensatoren / Tische / Stative " einen interessanten Link:
" Fotoansatz MFU für MBS-10 ". In diesem Link wird das Innenleben von dem Fototubus 2D gezeigt und außerdem werden noch Justierungsmöglichkeiten angegeben.

Nachstehend der Link zu Mikrofreunde-Nordhessen:

http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Mikroman

Hallo Jürgen,

Danke für die sehr ausführliche, nachvollziehbare Beschreibung Deiner Adaption. Die Fotos sind auch aussagekräftig. Interessant finde ich, dass das Periplan - als Kompensationsokular - die Bildqualität anscheinend nicht nachteilig verändert.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

liftboy

Hallo Jürgen,

schöne Dokumentation. Ich hatte da auch schon was unter der Orginalbezeichnung MFU

http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/dateien/MFU.pdf

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Schrodt

#3
Hallo Peter,

vielen Dank für deinen freundlichen Antwort-Beitrag.

Da mein MBS-10 Hauptobjektiv 1 x, ein vergüteter Großfeld Achromat mit 4 Linsen, kein Planachromat, jedoch ein gut geebnetes
Bildfeld hat, verträgt sich der Achromat wohl mit dem Periplan-Großfeld-Fotookular, GW 30 mm ø .

Nachstehend einige Informationen aus Leitz Unterlagen über Periplan Okulare, Periplan-Großfeld Okulare GW, 30 mm ø und Brillenträger-Okulare.









Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für deine lobenden Worte und den interessanten Link. Da ich diesen nicht kannte, habe ich ihn mir sofort für meine MBS-10 Akte ausgedruckt.

Hast du vielleicht auch noch etwas über den 3D - Fototubus von dem MBS-10 ?  Ich besitze diesen Tubus und habe leider keine Unterlagen darüber.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Mikroman

Hallo Jürgen aus Hemer,

Du schreibst: "Da mein MBS-10 Hauptobjektiv 1 x, ein vergüteter Großfeld Achromat mit 4 Linsen, kein Planachromat, jedoch ein gut geebnetes Bildfeld hat, verträgt sich der Achromat wohl mit dem Periplan-Großfeld-Fotookular, GW 30 mm ø ."

Gerade für solche Objektive (nicht plan, kein Apo, kein hochvergrößernder Archromat) wurden (Jürgen sei Dank für seine Zitate) die GW Periplane explizit nicht entwickelt. Es mag allerdings sein, dass in praxi das überhaupt nicht relevant ist. Hast Du die Fotoadaption vielleicht mal mit einem passenden MBS-10-Okular vergleichsweise getestet?

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

es mag ja sein, dass im praktischen Alltag Periplane und Stereos einigermaßen verträglich sind; aber von der optischen Rechnung passt das nicht: Periplane sind kompensierende Okulare, die den Rest-Farbfehler der Objektive korrigieren sollen, während Stereomikroskope i.d.R. nach der Tubuslinse ein auskorrigiertes Zwischenbild liefern, das nach nicht kompensierenden verlangt. Ich bringe in der Abbildung eines Stereomikroskopes durch Verwenden von Periplanen also wieder einen Farbfehler hinein.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Schrodt

Hallo Peter und Jürgen,

ihr habt mit euren Ausführungen zu dem kompensierenden Periplan-Okular ja recht, dass es mit der optischen Berechnung nicht passt. Das ist auch eindeutig aus den Leitz Informationen zu entnehmen
Ich verwende das Periplan-Okular in der Regel für meine Adaption am Orthoplan mit Planapochromaten und habe es wegen der großen Sehfeldzahl jedoch auch am MBS-10 eingesetzt.
Der damit eingeführte Farbfehler ist meiner Meinung nach jedoch sehr gering und das größere Objektfeld ist mir in diesem Fall wichtiger !
Das MBS-Okular 14 x / 17 habe ich wegen des kleinen Objektfeldes bisher noch nicht getestet.

Danke für eure ergänzenden Ausführungen zu der unüblichen Kombination von Objektiv und Fotookular.

Mit herzlichen Grüßen
Jürgen aus Hemer

Schrodt

Etwas mehr zur Rot-Kompensation der Leitz Periplan-Okulare aus Leitz Unterlagen.





Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer



Schrodt

#9
Ergänzung:

Der eingeführte Farbvergrößerungsfehler durch das Leitz Periplan Kompensationsokular macht sich bei den Bildausschnitten nicht bemerkbar ! Jedoch die einseitige Beleuchtung !

MBS-10 • Objektiv 1 x • Vergrößerungswechsler 2 x • Periplan Fotookular 6.3 x / 28 Brille • Beleuchtung eine JANSJÖ - 2 W LED - Leuchte ( 3000 K ) von rechts ohne Joghurtbecher-Diffusor • ISO 80 • 1/60 s


Ausschnitt 1 / 1.5  =  ca. 6,7 x 10 mm aus ca. 14 mm Objektfeld ø




Ausschnitt 1 / 1  =  ca. 8,5 x 8,5 mm aus ca. 14 mm Objektfeld ø




Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

Schrodt

#10
Versuch !

Ich habe mal versucht mit dem MBS-10 Okular 14 x / 17 mit meiner Adaption zu fotografieren. Dieses Okular hat nur einen Augenlinsen ø von 14 mm. Das Periplan Fotookular 6.3 x / 28 hat dagegen einen
Augenlinsen ø von 24 mm. Ich bekomme bei einem sauberen Ausschnitt mit Format 1 : 1,5 vom eigentlich ca. 8 mm großen Objektfeld ø nur ein Bild von ca. 1,4 x 2,1 mm statt 4 x 6 mm.

Das Okular ist für meine Adaption also ungeeignet !





Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer