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Algen im Wasserhahn?

Begonnen von Todde, Dezember 03, 2018, 22:14:16 NACHMITTAGS

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Todde

Liebe Mikrofreunde,
hier eine Frage aus meinem Alltag - vielleicht hat jemand eine Idee:
Seit einigen Tagen verstopft unser Wasserhahn in der Küche. Beim Reinigen findet man grüne, sehr feine, blättrige Strukturen auf dem Sieb des Perlators.
Komischerweise nur in der Küche, wo es aus hygienischen Gründen etwas störend ist.
Wir wohnen in Bonn und haben eigentlich sehr gutes, weiches Wasser.
Zunächst ein Foto der Algen (?) ohne Vergößerung.
Wonach sollte ich bei der Identifizierung schauen?

Was könnte das sein? Ist es ggf. gesundheitlich bedenklich? Wo kommt das her und wie bekomme ich es weg?

Danke & Gruß
Todde

Klaus Herrmann

Hallo Todde,
also das ist extrem ungewöhnlich. Wieviel ist das denn? Wenn es seit Tagen den Wasserhahn verstopft hört sich das nach einer Hand voll an. Auf jeden Fall abfüllen und mit den Wasserwerken Kontakt aufnehmen. Seltsam ist, dass nur ein Hahn betroffen ist.
Hast du ein Mikroskop mit dem du Bilder machen kannst? Oder die Bonner sind eine fähige Truppe, die können sicher helfen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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JB

#2
Hallo,

Das sieht nach Kalkablagerungen aus, die Spuren von Gruenspan enthalten. Das Kupfer stammt aus Kupfer- oder Messingteilen in der Wasserleitung.

Bei Temperaturwechsel, Druckabfall u.ae. kommen manchmal die ganzen Verkrustungen bergrutschartig auf einmal aus der Leitung. Bei mir passierte das Anfang November. Nach ein paar Wochen war es vorbei. Schaedlich sollte das nicht sein.

Beste Gruesse,

Jon

Carsten Wieczorrek

Hallo,

das ist zwar ungewöhnlich, aber mit Deinem Bild nicht zu beantworten.

Ich sehe 2 Möglichkeiten:

a) Du fragst bei Deinem Wasserversorger nach
b) Du präparierst so ein grünes Plättchen auf einen Objektträger und machst ein Mikrofoto
c) Wenn Du das nicht kannst, Du tupperst so ein grünes Plättchen in ein kleines Glasröhrchen mit notfalls billigem Korn und schickst es per Post an jemanden, der Dir dabei helfen kann.
d) wenn sich kein Fachmann meldet, opfere ich mich
e) in Bonn gibt es eine super mikroskopische Vereinigung: http://www.mikroskopie-bonn.de

Aber von Deinem Bild aus ist keine sichere Aussage möglich.

- Ich sehe gerade, Klaus war ein paar Sekunden schneller.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
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Für farbige Streifen : Epival Interphako

Klaus Herrmann

Das wäre natürlich möglich. Dann müssten die grünen Teile aber nicht algenartig weich, sondern spröde sein und sich in verdünnter Salzsäure unter sprudeln auflösen.
Dann hilft Perlator ausbauen mit heißer Zitronensäurelösung spülen. Oder noch wirksamer Amidosulfonsäure.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Todde

Hallo Kollegen,
hier ein Bild, Vergößerung 100fach. Sieht eher nach Biofilm aus, keine klaren Strukturen, fädig mit dunklen Brocken.

Da es sich sehr weich anfühlt (glitschig) und sich mit Präpariernadeln gut zerteilen läßt, schließe ich eher auf organische Materie als auf Salze.

S. Bild (nur per Mobiltelefon durchs Okular, der Fototubus fehlt mir noch....)
Gruß Todde
(letztes Jahr hatten wir schonmal so eine Episode, das Wasserwerk war wenig hilfreich)

Todde

Danke für den Hinweis auf das Mikroskopische Kollegium Bonn - dort war ich Ende November zum ersten und sicher nicht letzten Mal!
Gruß Todde

Carsten Wieczorrek

Hallo Todde,

Dein letztes Bild wird wohl die Mehrheit der Forumsmitglieder zu "abiotisch" führen.
Ich jedenfalls sehe da keine Algen.

Aber ich biete Dir d) an.

Wenn Du Kupferrohre im Hause hast, sind sowohl grüne wie auch blaue "Objekte" mögich. Beide (Azurit, Malachit) entstehen aber durch Korrosion des Kupferrohres.
Beides sind aber mineralogische Befunde, keine biologischen.

Schleimig deutet natürlich auf Bakterien hin, aber wenn so ein mineralogischer Brocken den Durchfluss staut, ist auch dass möglich.

Grüße

Carsten
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Dr. Jekyll

Moin Todde,

Algen halte ich für unwahrscheinlich, da diese Licht benötigen. Im Wasserrohr ist es duster😉. Bakterien sind höchstwahrscheinlich, da diese sich regelmäßig in Perlatoren ansiedeln, besonders bei den Feinmaschigen mit Metalsieb.
Die grüne Farbung ist sicherlich von den Kupferrohren. Sicher haben die Kollegen der Biofilmfraktion und die der mineralischen Meinung beide Recht.
Beste Grüße
Harald

Klaus Herrmann

Hallo Todde,

das Bild ist auch nicht gerade hilfreich. Ich biete dir genauso wie Carsten d) an 8) Dazu braucht man aber etwas Probenmaterial. Aber wenn die Bonner demnächst ein Mikrotreffen haben, dann nimm dir die Zeit geh hin und stimm es vorher mit Jörg ab. Dann machen die vielleicht einen Abend draus: "Gift im Perlator?"

Für den vermuteten Calzitanteil wäre eine Polaufnahme hilfreich und natürlich die Salzsäureprobe. Bakterien sieht man mit einem 40er PH-Kontrast normalerweise schon recht gut.

Das waren noch Zeiten als in Köln das Rheinuferfiltrat nach Chlorphenol gestunken hat von den Abwässern der rheinaufwärts angesiedelten Großchemie; da gabs keine Bakterien im Trinkwasser. ;D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Todde

Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Antworten und Ideen.
Das merkwürdige ist, daß dieses "Phänomen" schonmal aufgetreten ist (letztes Jahr - ich kann aber nicht mehr sagen wann genau), und dann wieder für lange Zeit weg war.
Gern verschicke ich eine Probe, Ihr bekommt eine PN.
Wenn am 20. Dez. noch Material vorhanden ist / nachkommt, nehme ich das zum Treffen der Bonner Mikroskopiker mit.

Gruß, Todde

Werner

Mein Wasser kommt vom Berg. Ich habe auf dem Perlatorfilter braune Ablagerungen, Kalk eher an den Kanten der Zuluft und am unteren Sieb, wo das Restwasser verdampft. Der Kalk geht mit Säure schnell weg, der braune Belag bleibt. Er löst sich aber (langsam) fast komplett in Natronlauge.
Das deutet auf Huminsäuren hin, die sind sehr hochmolekular und schwerlöslich. Wurde mir auch von der Wasserforschung in München bestätigt. Ein Wiederausfällen mit Säure wurde nicht probiert.
Huminstoffe kommen bestimmt auch auch in der Bonner Gegend vor.
Da die Perlatoren heute sehr billig sind, verzichte ich inzwischen auf die Reinigung und ersetze nur die Einsätze.

Gruß   -   Werner

Todde

Hallo zusammen,
ich bin der Lösung des Rätsels eine Schritt näher gekommen, zumindest was die Quelle der grünen Ablagerungen betrifft.
Bei gleichzeitiger Entnahme von Wasser aus dem Hahn und anlaufender Waschmaschine wird Wasser aus dem Außenanschluß und dem daran hängenden Gartenschlauch gesogen, da hier kein Rückschlagventil verbaut ist.
Das werde ich installieren und dann ist hoffentlich das Wasser wieder klar und läuft.
Worum es sich bei dem Zeug aus dem Gartenschlauch handelt, ist aber immer noch nicht klar. Carsten und Klaus habe ich eine Probe geschickt.
Danke an dieser Stelle schonmal allen, die sich Gedanken dazu gemacht haben.
Gruß Todde

Carsten Wieczorrek

@Klaus
ZitatDas waren noch Zeiten als in Köln das Rheinuferfiltrat nach Chlorphenol
Du bist offensichtlich doch 70 Jahre älter als ich  ;D
Habe ich nie gerochen.
Bin ja auch gebürtiger Porzer.  ;D ;D ;D

Carsten
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ds0511

#14
Hallo Carsten,

da ich aber andere Erfahrungen gemacht: ich habe in den 70ern in Bonn gewohnt. Wenn man den Wasserhahn aufgedreht hatte, roch es stärker nach Chlor als ich es je in einem Schwimmbad (inkl. unserem Schulschwimmbad, welches wirklich extrem gechlort war) erlebt habe.

1978 bin ich nach München gezogen. Münchens Wasser ist dagegen natürlich ein Segen.

Viele Grüße
Detlef