Stereofotografie mit dem STEREOFOTOTUBUS 3D des Stereomikroskops MBS-10

Begonnen von Schrodt, Dezember 15, 2018, 17:51:24 NACHMITTAGS

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Schrodt

Hallo Foristen,

da ich für den Stereofototubus 3D des Stereomikroskops MBS-10 bisher keine Beschreibung gefunden habe, habe ich jetzt eine eigene Beschreibung dafür angefertigt.

Bei der Stereofotografie werden zwei Halbbilder des Objektes aus unterschiedlichen Richtungen aufgenommen. Bietet man jedem Auge durch Bildtrennung nur das ihm zukommende Halbbild an, so entsteht der Eindruck eines Raumbildes.

Die russische Firma Lytkarino AG, Fabrik für optische Gläser, hat für ihr Stereomikroskop MBS-10 auch einen Stereofototubus 3D konstruiert.

Dieser Stereofototubus wird an der Oberseite des Optikträgers mit einem Schwalbenschwanzanschluss (Ringschwalbe) angebracht. Damit der Fototubus nicht abfällt, muss die Klemmschraube bis zum Anschlag eingedreht werden ! Die Stereomikrofotografie mit dem Stereofototubus 3D ist in dem nachfolgenden vereinfachenden Schema dargestellt:





Bei dem monobjektiven Stereomikroskop MBS-10 dringt der vom Objekt kommende Strahl in das Hauptobjektiv ein. In dem Optikträgerträger befindet sich eine Vergrößerungswechsler-Schaltwalze mit 2 x drei mit Abstand nebeneinander liegenden Bohrungen.
Eine Bohrung enthält das Galilei-System 1 / 3,5 = 0,30 x und bei Umkehr 3,5 / 1 = 3,5 x und eine weitere Bohrung enthält das Galilei-System 1 / 2 = 0,5 x und bei Umkehr 2 / 1 = 2 x. Die dritte Bohrung ist
eine Leerbohrung mit freiem Durchblick, sie enthält keine Linsen und trägt dadurch nicht unmittelbar zur Vergrößerung bei.
Am Optikträger befinden sich beidseitig Drehknöpfe für die Schaltwalze des Vergrößerungswechslers mit Angaben der Vergrößerungen 0,6 /1 / 2 / 4 / 7 x.
Durch die  4 Gallleischen-Systeme und 2 Leerbohrungen werden jeweils 2 Teilstrahlengänge von dem Hautobjektiv abgenommen. Diese Teilstrahlengänge werden im Stereofototubus über 2 schwach vergrößernde ( wahrscheinlich 2 x ) Tubuslinsen mit 13 mm Durchmesser und einem Mittenabstand von 19 mm ( = Stereobasis ) über ein ca. 24 x 36 mm großes Umlenkprisma mit Trennsteg auf die analoge Kamera gelenkt. Diese Teilstrahlengänge erzogen dort von dem Filmformat 24 x 36 mm mit einer Aufnahme zwei ca. 24 x 17 mm große Halbbilder, die dann nach Bearbeitung der Papierbilder mit einem
speziellen Stereo-Bildbetrachter als Raumbild angesehen werden können.

Ich verwende zur Zeit noch eine mit einem Canon-Adapter M42 und FD-Bajonett angeschlossene analoge Spiegelreflexkamera Canon AV-1 mit Canon Winkelsucher B und Fernauslöser.
Eine Adaption meiner digitalen Kompaktkamera Canon PowerShot G11 ist mir jedoch bisher nicht gelungen.


Stereofototubus 3D in Bildern

























Bildbetrachtung mit Stereo-Bildbetrachtern

Für die Betrachtung von Stereobildern gibt es vielfältige Hilfsmittel, die in der Fachliteratur  und in Firmenprospekten beschrieben werden.
Ich benutze meist bei der Betrachtung von Papier-Stereo-Halbbildern folgende Geräte:


KMQ - Stereosichtgerät ( Prismensichtgerät, Entwickler Koschnitzke, Mehnert und Quick ).






Stereobetrachter TO 13 von Horst Schmela.










Anmerkung

Bei einem Makroskop kann man durch seitliche Verschiebung der Pupille mit einem Filterschiebergehäuse Stereo-Halbbilder nacheinander mit derselben Kamera in vollem Format aufnehmen.

Siehe: Mikrokosmos 82, Heft 1, 2000, S. 45 - 56.
          Jürgen Schrodt • Stereofotografie mit dem Makroskop Leica (Wild) M420.


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Ergänzung:

Nachstehend ein Beispiel auf die Schnelle von einem abgebrochenen Prothesen-Haltestift aus einem Implantat.

Objektiv 1 x • Vergrößerungswechsler 1 x • Farbnegativfilm Kodak GOLD ISO 200 • Abzüge auf Standardpapier 10 x 15 • nach dem Scannen Ausdrucke nur auf Normalpapier.
Eine bessere Bildqualität kann man durch Abzüge auf Premiumpapier 13 x 18 und Ausdrucke auf gutem Fotopapier erreichen !


Bilderband mit linkem und rechtem Halbbild-Ausschnitt für Stereo-Bildbetrachter TO 13




Stereobetrachter TO 13 mit Bilderband




Workflow bei analoger Kamera

• Farbnegativfilm entwickeln lassen
• Papierbild-Abzüge Format mindestens 10 x 15 besser 13 x 18
• Papierbilder Scannen
• mit Bildbearbeitungsprogramm aus den Halbbildern 2 Bildausschnitte (linkes Bild und rechtes Bild) herstellen und verbessern
• Bildausschnitte für Stereo-Bildbetrachter als Bilderband ausdrucken


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Ergänzung:

Zum Vergleich 2 Halbbilder vom Makroskop Leica (Wild) M420 mit seitlicher Verschiebung der Pupille.





Anmerkung:

Für die bequeme Handhabung und Ablage im Ordner kann man auf das Halbbild-Paar an der Rückseite durchgehend einen transparenten, selbstklebenden REGU FIX Ablagestreifen mit Universallochung kleben.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer