Botanik: Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Januar 20, 2019, 10:07:20 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

diese riesige Gattung der Familie der Kornblütler umfasst etwa 450 Arten ein- und zweijähriger Kräuter und Stauden aus den gemäßigten Regionen Eurasiens und Nordafrika.

Bild 01

Wiesen-Flockenblume - Foto: Ewald Thies

Die Wiesen - Flockenblume trifft man vor allen in trockenem Grünland und genauso geht sie an Wegrändern und Raine.
Centaurea jacea (mehrjährig) ist eine hohe Staude mit purpurroten Blütenkörbchen. Die Randblüten sind stark vergrößert.
Stängel und Blätter sind manchmal flockig – filzig behaart.
Die Früchte tragen keine Flughaare.

Bild 02 Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea

Urheber: Uoaei1

Die Wiesenflockenblumen zaubern oft purpurlilafarbene Tupfer in Magerwiesen: Zusammen mit zwanzig anderen, in der Schweiz wildwachsenden Flockenblumenarten gehört sie zur Familie der Körbchenblütler.
Die Gattung Flockenblume zeichnet sich durch ausgeprägte, braunschwarze Hüllblätter unter der Krone mit arttypisch ausgebildeten Anhängseln aus. Die randlichen Röhrenblüten sind fein zerschlitzt und tragen entscheidend zur ästhetisch ansprechenden Gesamtwirkung der Flockenblumenblüten bei.
Sie röhrenartig um den Griffel angeordneten Staubbeutel schützen ihren Pollen schon in der Knospe auf die noch unentwickelten Narbenäste aus.
Die verwachsenen Staubfäden stehen im Ruhezustand unter Druck. Bei Berührung durch ein Insekt entspannen und verkürzen die sich, so dass die Röhren nach unten gezogen und der Pollen nach oben ausgepresst wird. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals.
Im Gegensatz zu vielen anderen Flockenblumen sind die leicht filzigen Blätter meist ungeteilt. Der straff aufrechte Stängel wird meist 15 – 150 Zentimeter hoch.
Die Wiesenflockenblume ist wenig anspruchsvoll und besiedelt nicht zu intensiv genutzte und etwas trockene Glatthafer- und Magerwiesen recht häufig. Ihre lange Blütezeit reicht vom Juni bis in den September hinein. Entsprechend häufig wird die Blüte von Nektar saugenden Insekten, insbesondere Scheckenfaltern besucht.

Systematik:
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Carduoideae
Tribus: Cynareae
Gattung: Flockenblumen (Centaurea)
Art: Wiesen-Flockenblume
Wissenschaftlicher Name: Centaurea jacea
Volkstümliche Bezeichnung: Gewöhnliche Flockenblume
Die sonnengereiften Blätter und Triebe der Wiesen-Flockenblume wurden früher zum Bierbrauen als Hopfenersatz verwendet.
Sie wurden dafür im August und September gesammelt, weil dann der notwendige herbe Geschmack angereichert war.
Aufgrund ihres Gerbstoffgehaltes hat die Wiesen – Flockenblume nur einen geringen Futterwert. Sie erträgt zweimaliges Mähen, wenn die erste Mahd im Juli stattfindet und die Pflanzen verblüht sind.

Kantiger Spross, Querschnitt, 30 µm

Zunächst einmal 4 Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 03 Übersicht, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 04 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 05 Negativ, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 06 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 07 Autofluoreszenz, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 08 Autofluoreszenz, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf
:
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 10 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr     abgehen - Lupenkontrolle) ca. 20 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minute und 30 Sekunden.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis  3 : 1
verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem          Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10 Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Fotos: Nikon D5000.

Bild 09 Übersicht, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 10 Graustufen, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 11 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea

pPH = primäres Phloem, MP = Markparenchym, XY = Xylem, RP = Rindenparachym, EP = Epidermis, PH = Phloem, T = Trachee

Bild 12 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 13 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 14 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 15 Vergrößerung, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 16 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 17 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 18 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 19 Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Etzold - Färbung

Mein Arbeitsablauf :

Schnitte gründlich in Aqua dest. spülen.
FCA-Farblösg.     5-8 Min. gelegentlich schwenken.
Kurz abspülen in Aqua dest.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen.     je 30 Sek.
In Ethanol 70%ig differenzieren     ca. 30 Sek.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen.     je 30 Sek.
der Rest des überschüssigen Farbstoffes geht ab.
Entwässern in zwei Portionen abs. Isopropanol     je 1 Min.
Je nach Einschlußmittel über Xylol oder gleich einschließen.

Schonende Schnellmethode :
Wie oben, nur nach dem Aufbringen des Farbstoffes auf den Objektträger, diesen ca. 40 Sek erhitzen, so dass er mit der Hand gerade noch gehalten werden kann.
Nicht kochen oder gar eintrocknen lassen.

Ergebnis :
Verholzte Zellwände rot, oft in verschiedenen Farbtönen (Sklerenchym purpurrot, Xylem: ziegel- bis gelbrot). Eingewachsenen Steinzellen orange. Holzfasern dunkelrot, Markstrahlenzellen mehr gelbrot, cutinisierte Zellwände gelb bis orangerot. Unverholzte, nicht cutinisierte Zellwände grün, Korkschichten ungefärbt. Mittellamellen verkorkter Zellen oft rot (verholzt). Kallose (universelles Abdichtungsmaterial) sowie Reservezellulose in Samen ungefärbt. Plasma meist rötlich. Zellkerne rot oder blau.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3mm dick) erreicht.

Bild 20 Übersicht, Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 21 Vergrößerung, Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 22 Vergrößerung, Vergrößerung, Wiesen - Flockenblume Centaurea jacea


Bild 23 Gegenüberstellung der zwei Färbungen


Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie EnzyklopädieDiermar Aichele ,,Was blüht denn da ?", Buch Nummer: 03553-5
Encke ,,Zander" Wörterbuch der Pflanzennamen, ISBN: 3-8001-5072-7
Helmut Bechtel ,,Pflanzenführer", 1983
Rita Lüder ,,Grundkurs Pflanzenbestimmung", ISBN: 3-494-014118-3
Aichele/Schwegler ,,Der Kosmos Pflanzenführer", ISBN: 3-86047-394-8
Fritz Koch ,,Blumen Band 3", 1954
,,Der Kosmos Blumenführer", ISBN: 978-3-440-13012-4
,,Was blüht denn da ?", ISBN: 978-3-440-11378-0
,,Botanica", ISBN: 3-8290-0868-6
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

wunderbar! Die Wiesenflockenblume hat mich schon im Vorschulalter begeistert, wenn ich mit meinem Vater "botanische Spaziergänge" gemacht habe. Er hat mit immer die Natur so nebenbei erklärt.

Bei deinen Fluoreszenzaufnahmen hast du zum Teil Überstrahlungen, da hilft etwas unterbelichten, dann hast du in den hell ausgefressenen Bereichen wieder Zeichnung.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für den schönen Beitrag, den ich gerne gelesen und gelistet habe!

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Klaus, lieber Jörg,

danke für Eure Rückmeldung.

@ Klaus,
der Fehler (Überstrahlung bei den Fluoreszenzbildern) ist gefunden.
Die Leuchtfeldblende war nicht geschlossen.

Gruß
Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Wutsdorff Peter

Lieber Hans-Jürgen,
Wiesen- und Berg-Flockenblumen begleiten uns jedes Jahr bei unseren Wanderungen im Berner Oberland (1200  -  1700 m) an der Nordseite der Thuner Sees.
Wieder  wunderbare Aufnahmen, Gratulation!!
Darf man von beiden einen Stengel Pflücken, um eine Probe zu entnehmen?

Gruß  Peter aus Lorsch

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

die Berg-Flockenblume Centaurea montana ist ein typisch europäisches Gewächs, das in Höhen bis über 2000 Meter gedeiht.
Die Pflanze steht in zahlreichen Regionen unter strengem Naturschutz, da sie immer seltener zu finden ist.
Dort darf sie nicht gepflückt werden.

Die Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea wird heute in mehreren Länder-Agrarprogrammen als Indikatorart für die Qualität des Grünlands verwendet.

Sie steht meines Wissens nicht unter Naturschutz.

Gruß
Hans-Jürgen
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Bob

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für diesen tollen Bericht! Sehr anschaulich finde ich die Gegenüberstellung der beiden Färbungen. Seit Samstag habe ich auch die W3A-Farbstoffe komplett und werde mal Vergleiche zur mir beknnten FCA-Färbung anstellen. Die Entscheidung für die richtige Wahl der Färbung hängt ja sicherlich auch von den angetroffenen Zellstrukturen und deren Verteilung ab.

Viele Grüße,

Bob

Wutsdorff Peter

Hallo Hans -Jürgen,
vielen  Dank für die schnelle Antwort, es hätte ja noch Zeit bis zum Sommer gehabt.
Hier ein Foto. Ich glaube, es ist eine B-Fl.-Bl.
In der Tat treffen wir sie seltener an



Gruß Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Bob,

danke.

Mir persönlich gefällt die W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) am besten.
Ich bin auf der Suche nach alten Färberezepten und würde sehr gerne etwas anderes ausprobieren.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Bob

Lieber Hans-Jürgen,

zu alten Färbungen schrieb z.B. der Käufer des ersten Zeiss-Mikroskops etwas im Jahre 1851:
https://archive.org/details/dasmikroskopund03schagoog/page/n6
Der Botaniker Hermann Schacht war Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Hamburg, einer vorübergehenden Absplitterung vom Naturwissenschaftlichen Verein Hamburg.

Lewis Wright schrieb 1905 im Buch "A Popular Handbook to the Microscope" etwas über das Färben auf Seite 133+134:
https://archive.org/details/b28060015/page/n6

Ich habe diese Färbungen aber noch nicht ausprobiert.

Womit ich mich noch beschäftigen möchte, ist das Einbetten in Glycerinseife. Die Zutaten habe ich jetzt da, mal sehen, wann ich dazu komme, loszulegen. Dieses Verfahren wurde auch schon von 150 Jahren angewendet.

Viele Grüße,

Bob






Klaus Herrmann

Hallo Bob,
sicher interessant in solchen alten Büchern zu stöbern um zu schauen, was man vor über 100 Jahren schon konnte und kannte. Aber die hier beschriebene Carmin-Jodgrün Färbung ist eher etwas blass und nicht umsonst in der Versenkung verschwunden.
Eisner führt diese Färbung soweit ich gesehen habe nicht auf und der hat wirklich viel. Bei den Franzosen ist diese Färbung seltsamerweise noch populär.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Hans-Jürgen Koch

Lieber Bob,

danke für die Links zu den Fachbüchern.

Gruß

Hans-Jürgen
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Bob

Lieber Hans-Jürgen,
auf unserer Webseite gibt es auch ein paar Hinweise zu Färbemethoden für Pflanzenschnitte:http://www.mikrohamburg.de/Tips/T_Faerben.html

Yvan Lindekens hat hier: http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/indexmag.html?http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artapr08/yl-logwood.html
beschrieben, wie man Hematoxylin aus Kampesche/Blauholz selbst gewinnen kann - back to the roots!

Viele Grüße,

Bob

Hans-Jürgen Koch

Lieber Bob,

interessante Beiträge, danke.

Gruß

Hans-Jürgen
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