Leitz Großfeld-Stereomikroskop. Trieb und Objektivwechselschlitten neu fetten

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 16, 2019, 15:31:40 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Klaus Herrmann

Hallo

so ein ähnliches in schwarz hatten wir neulich. Hat jemand eine Idee der Typbezeichnung? Könnte 50er-60er Jahre sein?

Den Fokussiertrieb habe ich ja wieder gängig gemacht - ein komplettes Zerlegen war nicht nötig. Aber bei dem Zahntrieb zum Objektiv wechseln komm ich nicht weiter. Eigentlich müsste der doch auch abgeschraubt werden können. Aber selbst mit dem Holzwerkzeug kann ich nicht drehen - was beim Fokus-Trieb mit Mühe ging.

Hat hier jemand Praxiserfahrung oder eine Beschreibung?
Freue mich über alle hilfreichen Hinweise!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bob

Hallo Klaus,
das Ding nennt sich Leitz Großfeld-Stereomikroskop. Ich habe so eines in schwarz kürzlich zerlegt, aber ich merke mir leider solche Reparaturen nicht gründlich genug.
Meines war stark verharzt. Der Schlitten mit den drei Objektiven bewegt sich normalerweise leichtängig mit Raststufen. Einen Grund für das feste Einrasten des Schlittes kann ich nicht erkennen. Evtl. ist die Zahnstange duch einen Schlag beschädigt. Tut sich etwas, wenn Du die Schraube zwischen den Okulartuben löst?

Viele Grüße,

Bob

Klaus Herrmann

Hallo Bob,

inzwischen habe ich das Problem gelöst und alles läuft wieder wie frisch geschmiert. Die "Schraube" zwischen den Okularen ist ein Arretierungsbolzen für die genaue Positionierung des Tubuskopfes, der um 180 ° gedreht werden kann, wenn man diesen Bolzen anhebt (das hebt die Verriegelung auf) dann den ganzen Kopf dreht und wieder in der neuen Position verriegelt durch Absenken des Bolzens.

Wenn man das Ganze zerlegt und von unten anschaut, kann man die Funktion nachvollziehen und gleichzeitig die Gleitflächen entfetten und wieder neu fetten.

Auf den beiden letzen Bildern sieht man den flachen Bolzen. Er kann mit 2 Schrauben genau justiert werden. Im letzen Bild die leere Position auf der gegenüber liegenden Seite.
Die Schrauben sitzen manchmal sehr fest, mit normalem Schraubendreher hat man keine Chance
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bob

Hallo Klaus,
prima, dass nichts kaputt war. Bei meinem Modell ist statt der "Schraube" eine flache Scheibe mit Stiftlöchern vorhanden, also wohl drehbarer Tubuskopf, aber nicht mal eben so.
Die Schrauben saßen bei meinem Exempar auch sehr fest, irgendwo musste ich den Akku-Schlagschrauber nehmen.
Ich wollte nur leichte Beläge auf der Optik entfernen und habe das Ding dazu letztendlich komplett zerlegen müssen.

Das Bild ist ganz gut und die starken Objektivpaare gehen bis Apertur 0,12, das ist gar nicht übel.

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo Klaus,
Zitat von:  Klaus HerrmannDie Schrauben sitzen manchmal sehr fest, mit normalem Schraubendreher hat man keine Chance
Und womit hast Du gedreht? Auch mit Schlagschrauber oder hast Du noch was anderes?
Dein Holzwerkzeug finde ich auch sehr interessant.
Beste Grüße Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Klaus Herrmann

#5
Hallo Gerd,

Schlagschrauber würde ich nicht nehmen, da habe ich zu wenig Gefühl. Ich nehme für solche Fälle eine Rätsche, die liegt rechts im 2. Bild meiner Antwort. Kann man umstellen auf Lösen und Anziehen und man braucht eine Sammlung von Bits in Schlitz, Inbus, Torx, Kreuzschlitz. Es gibt ja leider eine Unzahl von Varianten. Wichtig ist immer genauer Formschluss.

Das Holzwerkzeug habe ich von einem österreichischen Kollegen aus dem A-Mikroforum. Erst dachte ich: was soll ich mit dem Spielzeug - inzwischen setze ich es sehr oft ein.

Ich vergaß noch zu erwähnen: natürlich hilft auch hier wie so oft die 4 W´s : Wärme  (60°  im Wärmeschrank) und mit Pipette appliziertes WD4 (nicht sprühen!) und ne Weile warten
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Bob

Hallo zusammen,

so ein Schlagschrauber, mit Verstand eingesetzt, löst Schrauben oft schonender als die Anwendung eines großen Hebelarms. In dem kurzen Moment, in dem man ein paar Schläge auf die Schraube gibt, drückt man gleichzeitig das Bit kräftig an. Ich verwende für sowas einen Schlagschrauber, der zum Eindrehen großer Holzschrauben gedacht ist, also nicht das Ding aus der Formel 1. ;D

Viele Grüße,

Bob

Klaus Herrmann

ZitatSchlagschrauber, mit Verstand eingesetzt

Ich glaube beides fehlt mir Ich habe nur einen Akku-Schrauber, der schraubt aber nur. Mein Hilti kann zwar schlagen aber nur ohne Gefühl.

Und vom Mangel am 2.ten will ich gar nicht reden! :'(
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Nachdem ich nur das zerlegte Mikroskop gezeigt habe nun noch das wieder voll funktionierende in den Varianten mit und ohne Durchlichttisch und in der Version für hohe Proben. Hier mit meinem genialen  ;) Kugeltisch von dem ich noch 4 Stück abzugeben habe.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Und das Werkzeug. Habe keine Aktien bei den Herstellern!

Die Halter des kleinen Werkzeugs sind wenig brauchbar, sie drehen durch, aber in Kombination mit der 4er Nuß des großen ist es super.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

plaenerdd

Hallo Klaus,
danke für den Einbrick in Deinen Feste-Schrauben-OP. So ähnlich mach ich es auch, nur dass mein Werkzeug der Wahl so ein Kreuzhebel ist, ahnlich der verlängerung in Deinem Proxxon-Nusskasten. Da habe ich in beide Richtungen von der Drehachse einen gleich großen Hebel. Ich habe noch einen Handschlagschrauber, so eine Art Bithalter mit Schraubwirkung, wenn man mit dem Hammer drauf haut, aber der kommt eher meim Motorad meiner Frau zum Einsatz. Da passen auch nur die richtig großen Bits rein, nicht die normalen und schon gar nicht die kleinen 4mm Feinmechanikbits.
Immer genug Schraubenschlitz wünscht
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

floramobil

Zitat von: plaenerdd in Februar 17, 2019, 08:11:31 VORMITTAG
Hallo Klaus,
Zitat von:  Klaus HerrmannDie Schrauben sitzen manchmal sehr fest, mit normalem Schraubendreher hat man keine Chance
Und womit hast Du gedreht? Auch mit Schlagschrauber oder hast Du noch was anderes?

Hallo zusammen
Ich selber ziehe sanfte Methoden vor, um feste Schrauben zu lösen.

Diagnose:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum alte Schraubverbindungen sehr hart gehen.
1) Schraubensicherungskleber.
2) Im Gewinde gerostete Schrauben.
3) Stahlschrauben im Aluguss sind durch den elektrochemischen Prozess verbacken.
4) Messingschrauben, vor allem wenn es kleine Madenschrauben sind.
5) Eher selten: Schrauben, die ganz einfach sehr hart angezogen wurden.

Lösungen:
1) Schraubensicherungskleber sind meistens mit Aceton löslich. Jedoch kann Aceton Lackierungen angreifen, sollte nicht auf Linsenelemente gelangen und zerstört die meisten Plastics.
2) gerostete Schrauben mit Graphit- und Molybdän haltigem Kriechöl behandeln. Immer wieder etwas drauf träufeln und einziehen lassen, nötigenfalls während ein paar Tagen.
3) Mehrmals wechseln zwischen Tiefgefrieren im Tiefkühler bei -30°C und aufwärmen im Backofen bis ca. 70"C. Schrauben aus unterschiedlichen Materialien haben unterschiedliche Wärmedehnungskoeffizienten. Die sehr starken Temperaturschwankungen lösen die Schrauben.
4) Alle drei Verfahren können funktionieren bei kleinen Schräublein (Aceton gegen die Lackierung, die oft die Schrauben überdeckt, Kriechöl gegen die Oxidation mit Grünspan, Temperaturwechsel wegen der Wärmedehnung). Vor allem Madenschrauben aus Messing mit Schlitz sind gemein, weil das Messing abbricht, wenn man zu hart drückt.

Weitere Verfahren:
5) Erschütterungen helfen, aber das braucht Geduld. Man nehme einen mittelgrossen Schraubendreher oder ein Schweizer Armeemesser, halte dieses an der Klinge und klöpferle ganz fein, aber in schnellem Takt mehrere Minuten lang an das Bauteil. Die Vibration löst festgezogene Schrauben.
6) Vibrationen kann man auch in einem guten Ultraschallreiniger erzeugen. Das geht natürlich nur mit wasserfesten Bauteilen. Da habe ich aber noch nicht so viel Erfahrung. Man muss das passende Reinigungsmittel je nach Art des Metalls (sauer oder basisch) haben und man braucht einen Ultraschallreiniger, der mindestens zwei bis drei Stunden oder gar über Nacht laufen kann. Billige Ultraschallreiniger werden zerstört, wenn sie länger als 15 Minuten laufen, weil der Wandler überhitzt.


Herzliche Grüsse
Jürg Brechbühl

floramobil

Zitat von: Klaus Herrmann in Februar 17, 2019, 11:56:59 VORMITTAG
Nachdem ich nur das zerlegte Mikroskop gezeigt habe nun noch das wieder voll funktionierende in den Varianten mit und ohne Durchlichttisch und in der Version für hohe Proben.

Danke für die Fotos vom fertig reparierten Gerät. Die sind sehr spannend. Ich haben noch nie ein solches Feld-Binok gesehen.