Hauptmenü

Wochenendrätsel

Begonnen von Dünnschliffbohrer, September 19, 2019, 22:31:50 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

beamish

letzeres hätte ich für ein Lebermoos gehalten. Kommt häufig in Blumentöpfen vor.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dünnschliffbohrer

Hallo martin,
ja, die kann man in der Tat sehr leicht verwechseln. Aber so etwas habe ich schon oft gehabt, und früher oder später hat sich dann ein kleines Farnpflänzchen daraus entwickelt. Der Verlauf wird es also beweisen, aber schon aufgrund der typischen Herzform bin ich mir recht sicher, dass es Farnprothallien sind. Ausserdem ist das mit dem "selbst ausgesähten" nur die halbe Wahrheit - ich hatte von einem Freund und Kollegen Brutknospen eines mir nicht nher bekannten Farnes - und auch richtige Sporen - bekommen, und letztere dort auch ausgestreut. Ob sie es aber sind, die dort gekommen sind, weiss ich nicht sicher. Ein Gärtner im botanischen Garten in Marburg hatte mir mal gesagt, wenn man Farne durch Sporen aussähen würde, würde das im allgemeinen gut funktionieren - allerdings fast immer andere Arten kommen, als die, die man ausgestreut hätte.
Mach doch mal bei deinen "Lebermoosen" Langzeitbeobachtungen, in dem du sie von der Oberfläche abhebst und in ein Schraubedeckelglas umsetzt. Es würde mich nicht wundern, wenn nach längere Zeit dann doch ein reichtiges kleines Pflänzchen aus den Archegonien auswachsen würde. Mit solchen "Lebermoosen" aus Mauerritzen der Gewächshäuser in botanischen Gärten habe ich das schon öfters so gemacht, und es kamen immer Farne.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Dünnschliffbohrer

#17
Liebe Mikrobotaniker,

ich hatte nach dem letzten Beitrag in diesem Diskussionsfaden entschieden, die Prothallien zu vereinzeln, und getrennt in einem kleinen Schraubdeckelgläschen auf nassem Küchenpapier in Kultur zu nehmen. Schneller als erwartet hat sich nun der erste Sporophyt gezeigt. Er ist rechts unten am Rand erkennbar, und im zweiten Foto herausvergrößert. Also erwartungsgemäß kein Lebermoos. Auffallend ist, dass er, wie junge Farnwedel, noch eingerollt ist. Die Spororphyten entwickeln sich auf der Unterseite der Prothallien, wo die Archegonien und Antheridien zu finden sind.





"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Alex H.

Sehr interessant! Vielen Dank für die Infos, die Bilder und die Inspiration!

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Dünnschliffbohrer

Hallo Alex,
ja ich finde auch, dass die "Kryptogamen", hier im Forum gegenüber den Samenpflanzen etwas unterrepräsentiert sind, ebenso wie die Pflanzenphysiologie gegenüber der Pflanzenantomie. Daher freut es mich sehr, wenn ich dir Anregungen geben konnte. Die Kultur von Farnprothallien müsste auch im Methodenteil vom Lehmann, Braune ..., Band 2,  beschrieben sein - sie ist aber ohnehin nicht schwer. Wichtig ist vor allem, dass das Kulturgefäßäss im Tagesverlauf keinesfalls von direkter Sonne getroffen wird (auch nicht kurzzeitig), und immer eine etwas Wasserdampf-gespannte Atmossphäre herrscht. Leider sind die Antheridien und Archegonien selbst auf den Schnittbildern im Taschenatlas zur Pflanzenantomie von Gerlach & Lieder nur schwer als solche zu erkennen, obwohl die bestimmt einen ausgesucht guten Schnitt für ihr Buch ausgewählt haben. Ich weiss deshalb nicht, wie aussichtsreich eigene Mikrotom-Schnitte von Prothallien sind. Dafür würde ich aber unbedingt Fliespapier oder dergleichen als Substrat empfehlen, damit die Klinge nicht durch Sandkörnchen ruiniert wird. Viel Erfolg!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]