Spermathek Calliphora vicina

Begonnen von Jürgen H., November 05, 2019, 14:14:42 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe KollegInnen,

Dies ist ein Kunststoffschnitt durch die Spermathek von Calliphora vicina. Ein sclerotisierter Hohlkörper mit Spermien, die präparatorisch aufgrund Schrumpfung von der Wand abgesetzt sind. Rund um den Hohlkörper ist eine einlagige Schicht von Drüsenzellen zu sehen mit eher zum Hämolymphraum gelegenen rundlichen Zellkernen ZK und mit Reservoirs für das Drüsensekret DR, das sich in den Drüsenzellen bildet. Ich vermute aufgrund einer Analogie zu den von mir untersuchten Diopsiden, dass die Strukturen EA sogenannte Endapparate sind, die einen feinen Ausführungsgang zum Lumen der Spermathek haben müssten, durch die das Drüsensekret in das Lumen der Spermathek gelangen kann (nicht dargestellt).



Einbettung in Technovit 7100, Schnittstärke ca. 2µ, Färbung bas. Fuchsin/ Methylenblau.

Schöne Grüße

Jürgen

reblaus

Hallo Jürgen -

toll getroffen! Könntest Du noch was zur Struktur des Inhalts sagen? Spermienköpfe innen und Schwänze außen geschichtet oder ... ?

Viele Grüße

Rolf

Jürgen H.

Lieber Rolf,

Nachdem ich einmal die Spermatheken aus dem Tierchen herauspräpariert hatte, war das Treffen der Ebene nicht mehr wirklich schwer :-)

ZitatSpermienköpfe innen und Schwänze außen geschichtet oder ... ?

Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe einmal eine neue Aufnahme (jetzt mit Maßstab, wie es sich gehört) gemacht und da das Rot von meiner Kamera immer etwas blaustichig kommt, über Photoshop die Färbung so eingestellt, wie sie dem visuellen Bild im Mikro am nächsten kommt.
Da Methylenblau Nukleinsäuren blau färben sollte und der mittlere Bereich eher rot gefärbt ist, wird die Interpretation schwierig. Ich weiß außerdem nicht, was es mit dem hellgrau dargestellten Untergrund in dem mittigen Bereich auf sich hat.


Schöne Grüße

Jürgen

Ralf Feller

Lieber Jürgen,

das sind tolle Bilder, die ich im Zusammenhang mit Deinen Beiträgen
aus 2011 und 2012 sehen möchte.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=10304.0
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14099.0

Im Technovitschnitt kommt die exkretorische Funktion der Drüsenzellen
zum Vorschein, wie man ihn wohl nicht in Paraffin sehen kann.
Ich sehe das hier zum ersten mal mit dem Reservoir für das Drüsensekret.
Was mir auffällt ist, das die Spermien hier fast wie aufgerollt erscheinen.
Das sah in den Paraffinschnitten nicht so geortnet  aus.

Interessant wird ein wenig Zytochemie und Fluoreszenzmikroskopie
am Kunststoffschnitt sein um die Nucleinsäuren lokalisieren zu können.

viele Grüße, Ralf

Ronald Schulte

Jürgen,

Ich dachte zuerst; wie kann Jürgen denn aus so eine kleine Mucke solche Organe Identifizieren aber ich lese das es eine große Rotwang Brummfliege ist die so 10-11mm groß ist. Da hat man was mehr Orientierung denke ich und kann man Organe besser Identifizieren.
Ich habe noch eine Frage nach die, Fuchsin/ Methylenblau Färbung. Hast du schon was Erfahrung mit die Haltbarkeit diese Färbung? Bleicht es bei dir aus? Die wenige Schnitte die ich auf diese Weise gefärbt habe sind leider jetzt alle komplett verblasst. Rein Toluidin verblasst bei mir mit Technovit 7100 nicht oder nur sehr wenig.

Gruße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Jürgen H.

Lieber Ralf,

Herzlichen Dank für deine Worte, und Ja, du hast Recht: in den beiden von Dir verlinkten Beiträgen von mir sind ebenfalls Drüsenzellen mit Reservoirs zu sehen, wobei die Färbung auf einen basophilen Inhalt hinweist. Hier wie dort dient das Drüsensekret aller Wahrscheinlichkeit nach der Ernährung der Spermien. Der Vorteil der Spermatheken besteht ja darin, dass die Fertilisation der Eizellen zeitlich unabhängig von der Kopulation wird. Die Königin der Honigbiene braucht daher nur einen einzigen Hochzeitsflug, um mit den dort empfangenen Spermien lebenslang befruchtete Eier legen zu können. Theoretisch könnten die Fliegenweibchen nach einer einzigen Kopulation also auch länger enthaltsam leben, ohne die Fähigkeit zu verlieren, für Nachwuchs zu sorgen. In der Praxis scheren sie sich da allerdings  nicht groß drum, sondern kopulieren rege, bei den Diopsiden mehrfach am Tag mit wechselnden Partnern, wenn man sie denn nur lässt.

Fluoreszenztechnisch ließen sich sicher die Köpfe der Spermien leicht orten. Leider sorgt der Kunststoff auch ohne eine Eindeckelung für eine kräftige Hintergrundfluoreszenz. Die bleicht zwar mit der Zeit leicht aus, leider aber auch die Fluoreszenz des Präparates.

Schöne Grüße

Jürgen

Jürgen H.

Ronald,
die Spermatheken sind wegen ihrer Sklerotisierung und der damit verbundenen schwarzbraunen Färbung zum Glück auch ohne Stemi beim Präparieren recht leicht zu erkennen und hängen zudem auch noch mit den übrigen Geschlechtsorganen ganz gut zusammen :-)

Ja, bei einigen Präparaten von mir ist die Fuchsin/Methylenblaufärbung auch ein wenig schwach geworden, aber nicht komplett verblasst. Liegt das möglicherweise daran, dass die Präparate vor dem Eindeckeln nicht lang genug getrocknet worden sind? Ich erinnere mich dunkel, dass Dieter einmal so eine Bemerkung machte?

Schöne Grüße

Jürgen