Ein bisschen Bakteriologie und Endosporen

Begonnen von Alf, Dezember 13, 2019, 15:56:00 NACHMITTAGS

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Alf

In diesem Artikel möchte ich ein paar Bilder von Bakterien präsentieren und die entsprechenden Färbungen. Alle Ausstriche wurden Luftgetrocknet, hitzefixiert und in Malinol eingedeckt.


1) Ein Unbekannter
Dieser Keim ist mir auf einer Agarplatte gewachsen die normaler Umgebungsluft ausgesetzt war. Vermutlich handelt es sich dabei um Bacillus subtilis, oder Bacillus megaterium. Dabei handelt es sich um harmlose, ubiquitär vorkommende, grampositive und sporenbildende Bakterien.
Bei Abb. 1 und Abb. 2 handelt es sich um ein Gram gefärbtes Präparat. Man erkennt die Endosporen als ungefärbten Fleck im Bakterienzellkörper.
Auf Abb. 3 erkennt man dieselben Bakterien in der Endosporenfärbung, wie sie im Kremer beschrieben ist. Dabei färbt sich die Endospore durch Fuchsin tiefrot an und der Bakterienzellkörper wird mit Methylenblau zart gegengefärbt.


Abb. 1


Abb. 2


Abb. 3


2) Ein Stinkender
Dieses Bakterium isoliert man einfach, indem man eine ungewaschene Kartoffel ein paar mal mit einem Messer einsticht, sie in ein Glas legt und mit Leitungswasser übergießt. Nach 2 Wochen bei Zimmertemperatur hat sich dann schon ein sehr intensiver Geruch eingestellt. Man öffnet das Glas und aspiriert aus der zerfallenen Kartoffel etwas von dem Brei. Der Geruch stammt von der reichhaltigen anaeoben, hauptsächlich gramnegativen Flora die sich gebildet hat. Bei betrachten von Abb. 4 fällt jedoch ein kräftig grampositives Stäbchen ins Auge. Manche davon sind am Ende aufgetrieben und ähneln in ihrer Form einer Stielhandgranate. Es handelt sich um einen Verteter der Gattung Clostridiaceae. Um genauer zu sein um den harmlosen Vertreter Clostridium butyricum, der durch Buttersäuregärung zu dem unangenehmen Geruch einen wichtigen Beitrag leistet. In Abb. 5 wieder eine Endosporen-Färbung. Weitere berüchtigte Vertreter dieser Gattung sind Clostridium botulinum der die so ziemlich toxischste bekannte Substanz Botulinumtoxin bildet und zu letalen Lebensmittelvergiftungen, dem Botulismus, führen kann, weshalb man den Inhalt ballonierter Konservendosen besser nicht verzehren sollte. Auch Clostridium perfringens, der Erreger des Gasbrands soll nicht unerwähnt bleiben, an dessen Folgen laut Quellen schätzungsweise 10% der gefallenen Soldaten des ersten Weltkriegs erlegen sind. Ein weiterer klinisch relevanter Vertreter ist Clostridium difficile der Erreger der pseudomembranösen Colitis. Er ist ein normaler Keim des Gastrointestinaltrakts und tritt vor allem bei Störung des Mikrobioms auf, z.B. bei Antibiotika Therapie (v.a. bei Clindamycin).


Abb. 4


Abb. 5


3) Ein Nützlicher
Ausstrich eines Yoghurts, gram gefärbt. Sehr schön sieht man in Abb. 6 die grampositiven Lactobacillen, als stäbchenförmige in einer Kette liegenden Bakterien und Lactokokken, als in einer Kette liegenden Kügelchen. Sie sind wichtig für die Produktion von Käsen und vielen Milchprodukten.


Abb. 6


4) Ein Gefährlicher
Dieses Präparat, Abb. 7, zeigt den Gram gefärbten Abstrich meiner Rachenmandel während einer bakteriellen, eitrigen Angina tonsillaris. Neben zahlreichen Leukozyten erkennt man in langen Ketten gelegene, grampositive Kokken, bei denen es sich wahrscheinlich um den Übeltäter, vmtl. Streptococcus pyogenes handelt. Dieser Keim ist ein häufiger Erreger von Infektionen der oberen Atemwege (seltener Haut und Weichteile). Therapiert wird mit einem einfachen Penicillin, sonst kann es zu gefährlichen postinfektiösen Komplikationen kommen, die die Nieren (postinfektiöse Glomerulonephritis) schädigen, oder das früher sehr gefürchtete rheumatische Fieber, das sich an Gelenken und Herz niederschlägt. Bei Kindern sind die von Streptococcus pyogenes sezernierten Toxine Auslöser des Scharlach.


Abb. 7

Bob

Hallo Alf,
danke für den sehr interessanten Beitrag!

Zitat von: Alf in Dezember 13, 2019, 15:56:00 NACHMITTAGSDieses Präparat, Abb. 7, zeigt den Gram gefärbten Abstrich meiner Rachenmandel

Mal sehen, vielleicht entwickelt sich der Hobby-Mikroskopiker noch zum "Lieblingspatienten": "Chef, da sitzt schon wieder einer mit einem Mikropräparat im Wartezimmer!" ;D
Ich hatte von so einer Vorgehensweise erst kürzlich gehört.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

Hallo Alf,

schöner Beitrag!

Den "Kartoffelauflauf" mit u.a. Clostridium butyricum hatte ich mehrmals auch im Sommer gegen Maulwürfe im Garten eingesetzt. Stinkt echt brutal und man zieht sich besser doppelt Handschuhe über. Die Maulwürfe sind jetzt beim Nachbarn, hat also funktioniert...

Viele Grüße

Sven

treinisch

Hallo,

interessantes Thema, gut präsentiert! Vielen Dank

Herzliche Grüße

Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

güntherdorn

#4
hallo alf,

...und das lt. deiner info, mit einem "einfachen bresser" bei 1000x öl.
zudem noch mit´m handy fotografiert.
beachtlich (auch wenn deutliche randunschärfe) sind auch deine färbe-künste.
weiter so...

güntherdorn (auch bakterien-fan)
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

konsonant

Hallo
Etwas ab vom Thema, aber zum Kartoffelauflauf, Clostridium butyricum, da gab es im Sommer bei uns einen Biolehrer, der mit Buttersäure seine Maulwürfe vergrämen wollte, er kriegte aber schwere Reizungen, Sehstörungen Kreislauf und mußte auch ins Krankenhaus. Das soll auch mir eine Lehre sein, nun kenne ich ja eine Alternative.
gruß konsonant
schreibrecht unbegrenzt gesperrt. danke dem zuspruch. https://www.fip.fr/

Alf

Danke für das Lob!

Zu dem Kartoffelauflauf muss ich auch noch anmerken, dass der Geruch wirklich extremst unangenehm ist und man sich beim Öffnen des Glases Handschuhe anzieht, der Geruch haftet gut an Haut (leidvolle Selbsterkenntnis). Es ist am besten Das Glas generell nur im Freien zu öffnen und die Ausstriche auch im Freien anzufertigen.