Aluminiumblech-Bauteil wieder plan biegen - ist das moeglich?

Begonnen von JB, Januar 28, 2020, 21:01:42 NACHMITTAGS

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JB

Hallo Forum,

Ich habe hier einen Wechselrevolver fuer ein Olympus-Stereomikroskop (SZX2-2RE16) aus Aluminium oder einer aehnlichen Leichtmetall-Legierung. Der obere Teil ist durch einen boesen Sturzschaden um das zentrale Kugellager herum verbogen. Das 2,7 mm starke Alublech ist um mehrere Grad verbogen (siehe Photos). Aus frueheren Forenbeitraegen weiss ich schon das Aluminium schwer wieder in den Ursprungszustand zu bringen ist.

Was meinen Sie, kann ein Feinmechaniker das mit ueblichen Methoden wieder zurueckbiegen, so auf fuer Kamera-Optiken uebliche Toleranzen (0,05 mm oder besser)? Oder ist das hoffnungslos?

Beste Gruesse,

Jon

smashIt

auf 0,05mm genau wieder hinbekommen?
vergiss es!

ich glaube aber dass das garnicht nötig ist.
dein ziel sollte parallelität zwischen der mikroskopseitigen aufnahme (schwalbe?) und der dicken platte sein
und wenn die weniger als 1° schief steht wirds wahrscheinlich nichts ausmachen.
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Bob

Hallo Jon,
ich denke, dass man das für praktische Ansprüche ganz gut wieder hinbekommen kann. Dazu müsste man die Teile auseinanderschrauben und das verbogene obere Teil wieder gerade biegen. Besonders wichtig ist dabei der Bereich zwischen der Revolver-Aufnahme und dem Drehlager in der Mitte. Diese beiden Flächen sollten planparallel werden. Mit einfachen visuellen Mitteln bekommt man das wohl schon ganz brauchbar wieder hin, besser wäre es, ein Messstativ mit Messuhr oder Fühlhebelmessgerät zu verwenden.

Viele Grüße,

Bob

JB

Hallo Chris, Hallo Bob,

Danke fuer die Beitraege. Die Platte ist uebrigens ziemlich gross (Laenge 152 mm), das haette ich noch dazu sagen sollen, und die Objektive sehr schwer (um die 1kg). Durch die langen Hebel sind die nicht-planen Bereiche deshalb ein Problem.

Wie biegt man denn Aluminium (keine Angst ich werde es nicht selbst machen  :-[ )? Unter Hitze? Mit einer Presse? Mit der Hand oder durch Haemmern?

Beste Gruesse,

Jon


mhaardt

2,7 mm biegt man vorsichtig: Immer nur so viel Druck, dass man etwas über die elastische Verformung hinausgeht. Es ist wichtig, die Kraft gleichmäßig auszuüben, um nichts mehr zu strecken, als unbedingt nötig.  Mit anderen Worten: Fummelsarbeit, aber vermutlich machbar.

Dickes Alu biegt man auf zwei Weisen:

Korrekt, d.h. auf die richtige Temperatur gleichmäßig erwärmen und nach dem Biegen wärmebehandeln.  Was für Profis.

Nur so heiss machen, dass Holz schwarz wird (um die 200 Grad).  Es biegt sich dann immer noch schwer, aber leichter als kalt, und es gibt keine Risse.  Wegen der eher geringen Temperatur braucht man keine Wärmebehandlung und am nächsten Tag hat es wieder die alten Materialeigenschaften.  Direkt nach dem Abkühlen ist es noch weich und bohrt sich wie Butter.  Das ist die Methode für den Bastler im Keller (ausprobiert).

Michael

bergarter

grüß  Dich Jon

ich würde mit Smash it sagen vergiß es.

m. M. könntest Du den Feinmechaniker nicht bezahlen.
So wie ich mir das vorstelle - o,o5 mm sollen es sein -  müßte man  zuerst die Schnittgerade finden in der das Teil in 2 Ebenen verbogen ist.
Dann würde ich zwei genau passende Teile anfertigen mit denen beim späteren Verformen die zu biegenden Teile vor Weiterverformung geschützt würden.
Oder  besser 4, jeweils eine obere und eine untere "Schutzform".
So könnte beim Biegen nichts passieren.
Ob man auf 0,05 mm biegen kann, ist für mich auch fraglich.

Was praktische Ansprüche aber genauer bedeuten, weiß ich nicht, ist schon möglich das einer das in etwa brauchbar hinbekommt.

grüß Dich
Gerd


smashIt

mal ein ganz abartiger vorschlag:

frag doch bei olympus nach was das ersatzteil kostet.
du brauchst ja nur die dünne platte.
MfG,
Chris

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Funtech.org

Klaus Herrmann

Zitatfrag doch bei olympus nach was das ersatzteil kostet.

Gibt es sicherlich nicht mehr, da älter als 20 Jahre!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

smashIt

#8
Zitat von: Klaus Herrmann in Januar 29, 2020, 10:07:18 VORMITTAG
Gibt es sicherlich nicht mehr, da älter als 20 Jahre!

das alter kann schon sein.

Zitat von: JB in Januar 28, 2020, 21:01:42 NACHMITTAGS
Ich habe hier einen Wechselrevolver fuer ein Olympus-Stereomikroskop (SZX2-2RE16)

den SZX2-2RE16 gibt es aber laut katalog immer noch als zubehör für das aktuelle SZX16.
dann sollte es auch immer noch ersatzteile dafür geben.
MfG,
Chris

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JB

#9
Hallo an alle,

Hallo Danke fuer die Rueckmeldungen. Ersatzteil von Olympus ist leider keine Option, das waeren sicher mehrere 100 Euro (mind Haelfte vom 800 Euro Neupreis fuer den Revolver). Komplette Neuanfertigung ist vielleicht eine Idee wenn das Kugellager den Sturz ueberlebt hat.

Die 0,05 mm nehme ich mal zurueck, das war bloss aus der Luft gegriffen. Ich werde mal die Neigung in Grad berechnen wenn ich Zeit finde. Die Auflagefaeche des Objektivs hat einen Durchmesser von 65mm, die Parfokallaenge ist etwa 135 mm, das kleinste Sehfeld ist 1,7 mm. Das sollte sich trigonometrisch bestimmen lassen.

Vielleicht lassen sich kleine Fehler auch noch mit Unterlegstueckchen ausgleichen. Fuer Tips und Tricks zum Biegen von Alu bin ich weiterhin dankbar.

Beste Gruesse,

Jon

Klaus Herrmann

Zitatden SZX2-2RE16 gibt es aber laut katalog immer noch als zubehör für das aktuelle SZX16.

Hallo Chris, ich habe schludrig gelesen ich dachte SZX 12 Stemi, dafür gab es schon länger nichts mehr, das ist ja das 16, wenn das nur ein paar hundert € gekostet hat könnte man doch auch über einen Neukauf des Revovers nachdenken. ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

... auch wenn ich hiermit einen Sturm der Entrüstung entfache - ich bin der Meinung dass man dieses Teil sehr einfach mit der erforderlichen Genauigkeit richten kann. Dazu muss man das Objektiv einschrauben, damit das Gewinde nicht deformiert wird, dann den geraden Teil der Platte unter Verwendung von Zulagen aus Holz in den Schraubstock einspannen und vorsichtig von Hand biegen. Zur Kontrolle benötigt man ein Haarlineal.

Das geht natürlich nicht im Falle der auf beiden Seiten mit Kugeln geführten Platte, die Diana zu richten hatte, aber bei diesem einfachen Teil sollte es wirklich problemlos möglich sein.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

bergarter

hi Olaf

entrüsten kann man sich sicher nicht, vorallem der Einfall mit dem eingeschraubten Objektiv ist doch gut!
Ich würde noch dazusagen , es sollte vielleicht ein Schraubstock mit genügend Platz sein.

Holz für die Zulagen war mir gar nicht eingefallen, obwohl ich auch schon einiges Kupfer über Holz gewellt und  weitergezogen habe.

Ich würde aber auch den Rat geben aufzupassen, das das zuletzt nicht windschief wird.

grüß Dich
Gerd





JB

Hallo Olaf und Gerd,

Danke fuer die Hinweise. Bei mir ist es die obere Platte (wie bei Diana?) die verbogen ist. Die untere, dicke und mit den Objektivgewinden versehene Platte ist OK.

Mir ist allerdings noch etwas aufgefallen. Olympus hat an dem Revolver 4 Unterlegstuecke aus Hartplastik eingebaut. Die koennten dazu dienen das montierte Objektiv parzentrisch zu halten (die Funktion ist im derzeitigen Zustand nicht offensichtlich aber so koennte es klappen). Wenn man die Unterlegstuecke ersetzt koennte man den neu gebogenen Revolver wieder frisch justieren.

Beste Guesse,

Jon

bergarter

#14
hallo Jon

ich habe bisher einmal ein verzogenes Stahlteil gerichtet, es war eine 1,8cm dicke Trapezgewindestange .
Auf der Zeichnung - verbogenes Teil -
ist das Prinzip gezeichnet, ich mußte, um sie gerade zu biegen bis auf das in der Mitte liegende Stücke hinunterbiegen.
Wie dick dieses in dem einzelnen Fall gerade sein muß, können nur schlauere als ich berechnen, es hängt auch vom Material ab.

im unteren Teil von diesem Blatt habe ich das auf besagtes Olympusding übertragen.
Der Stern unter dem Klotz (z. B.  Endmaß) soll aussagen das dessen Dicke ja fraglich ist.
Die senkrechten Zickzacklinien sollen Schrauben darstellen, mit denen die "Holzschienen" gegen Verrutschen befestigt sind.
Die beiden waagrechten Linien links neben dem Pfeil, der die Druckkraft darstellen soll, sind nur als Möglichkeit angedeutet, da die Holzschiene wegen dem runden Aufstz eine entsprechende Aussparrung besitzen müßte.

Da das Revolverteil ja flächig ist,  sollten mehrere gleichdicke Klotze,  Endmaße, Parallelstücke
benutzt werden und ich würde das auf einer ebenen Fläche machen lassen ( Nutentisch, Tuschierplatte ).
Am besten in einer Presse, (auch ein Bohrständer kann als Presse verwendet werden)
Hinterher  ließe leicht mit Lehrenband der erzielte Erfolg  auf dieser Fläche messen.

Wenn das Teil in einen Schraubstock - entlang dem Schnitt der verbogenen Ebenen eingespannt werden kann, und dann gehämmert wird,  müßten alle Schläge gleichmäßig sein.

ich weiß leider nicht, wie die pdf als Bild angezeigt werden können

grüß Dich
Gerd