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Objektträger reinigen

Begonnen von Alf, April 26, 2020, 18:18:12 NACHMITTAGS

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Alf

Seit langem kämpfe ich bei der Herstellung von Paraffinschnitten gegen das Abschwimmen der Schnitte vom Objektträger. Paraffinschnitte vom Gehirn (Schwein) haben heute gar nicht gehaftet und dadurch wurden alle Schnitte unbrauchbar, was sehr frustrierend war. Bei botanischen Schnitten kann man die Schnitte mehr oder weniger "anschmelzen", bei histologischen Präparaten eher weniger.

Ursache dieses Problems dürften kleine Verunreinigungen auf den Objektträgern sein. Da ich nur "billige Chinaware" verwende, kann ich mir auch keine vollkommene Sauberkeit erwarten. Das Entfetten und Reinigen der Objektträger wird in der Literatur mit Chromschwefelsäure oder Piranhawasser empfohlen. Das Arbeiten mit diesen aggressiven Mischungen ist aber nicht nur umständlich sondern auch nicht ungefährlich und deshalb für den Hobbybereich nicht zu empfehlen. Meine Schnitte sind auch abdiffundiert, nachdem ich die Objektträger mit Diethylether, Petrolether und Aceton behandelt habe. Das Problem dabei sind leider geringe Mengen Verunreinigungen, die bei technischer Qualität der Lösungsmittel oft einen hauchdünnen Film zurücklassen, der zum Abdiffundieren führt.

Die Lösung dieses Problems ist aber wesentlich einfacher und für jedermann verfügbar. Die Lösung ist die Objektträger in der blauen Bunsenbrennerflamme zu Reinigen. Sämtliche organische Verunreinigungen werden restlos entfernt. Man nimmt den Objektträger mit einer Pinzette und hält ihn in die blaue Flamme eines Bunsenbrenners. Wichtig ist, dass man den Objektträger dabei gleichmäßig erhitzt, ihn also durch die Flamme bewegt. Man erhitzt so heiß, sodass die blaue Farbe der Flamme orange wird und bewegt den Objektträger dabei ständig und erhitzt alle Stellen gleich stark. Danach stellt man ihn auf eine Kante auf einer hitzebeständigen Oberfläche ab (auf keinen Fall einfach hinlegen, er würde springen) und lässt ihn langsam abkühlen.
Diese Reinigungsmethode ist ein Balanceakt, erhitzt man zu heiß und ungleichmäßig springt der Objektträger beim Abkühlen, erhitzt man zu schwach bleiben Verunreinigungen bestehen.

Von den ausgeglühten Objektträgern sind keine Schnitte mehr abdiffundiert. Ich hoffe dieser Beitrag ist für den/die ein oder anderen hilfreich. Für botanische Präparate empfehle ich aber eher das "Anschmelzen"

LG,
Alf

Jürgen Boschert

Hallo Alf,

aber die Methode, die OT mit Glycerineiweiß zu imprägnieren, kennst Du schon ?!

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

deBult

I always clean the slides in the dishwasher: I used a hole saw ( Lochsäge ) to make large holes in a plastic box for 50 or 100 slides. Enter 50 slides and ready to clean.
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
I used to say "The correct number of scopes to own is N+1 (With N is the number currently owned)", as a pensioner the target has changed in n-1.

Alf

Ja natürlich kenne ich Glycerineiweiß, das führt aber zu störenden Farbstoffniederschlägen!

Bob

Hallo Alf,
hast Du es auch schon mit leichterem Erwärmen versucht? Mein Eindruck war, dass selbst wesentlich geringeres Erwärmen zu einer Veränderung der Oberfläche führt. Glas wird ja mit höheren Temperaturen schon recht flüssig und die Objektträger dürfen sich ja nicht verformen.

Viele Grüße,

Bob

Alf

Ja es wird natürlich nicht so heiß erhitzt dass sich der Objekträger verformt! Und du hast recht die Oberfläche fühlt sich anders an danach.

Grüße,
Alf

jako_66

Hallo Alf,

Dein Tipp mit dem "Anschmelzen" der botanischen Schnitte funktioniert hervorragend!!!
Bob hatte mir Chrom(III)-alaun mal mitgegeben. Ein sehr kleiner Tropfen mit dem Deckglas auf den Objektträger verteilt nach der Wärmebehandlung ist heute meine Standardmethode. Man darf danach mit Hypochlorid (Dan Klorix) nicht zu lange die Zellbestandteile entfernen wollen. Bei mir waren 2 min bei 40 Grad zu viel.

Wir hatten seinerzeit für eine Festphasen-gebundene Sanger DNA-Sequenzierung Glasoberflächen derivatisiert. Neben der Öffnung von Si-O-Si-Bindungen mit konz. Salzsäure und Nachwaschen mit Methanol gefolgt von abs. Diethylether und Trocknen im Ölpumpenvakuum hatten wir eine wasserfreie Oberfläche des SiO2-Netzwerkes bekommen. Die Frage ist, wie schnell sich die Adsorptionseigenschaften des Glases nach Abkühlen an normaler Luft ggü. biologischen Proben verhalten?

Daher mache ich es fast so wie Du, Ausglühen bis der Wasserdampf flächig entfernt ist. Nur trüb gelagerte Objektträger werden vorher noch geputzt. Seitdem schwimmen nur noch vereinzelt Schnitte ab (vor allem dann, wenn zu laschig erhitzt wurde).

Viele Grüße


Sven

Gerd Schmahl

Hallo Alf,
ich benutze die Methode des Abflammens, wenn ich einen (Wasser-)Tropfen schön verlaufen lassen will, z.B. um um ein Diatomeenstreupräparat herzustellen. Hier ein Vergleichsfoto, das die wesentlich bessere Benetzbarkeit der Glasoberfläche zeigt:

LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Bob

Hallo Sven,
das Chromalaun hatte ich mir zum Ansetzen von Chromalaungelatine besorgt. Wie hast Du das angewendet? Die Chromalaungelatine ist wohl zumindest in üblichen Lösungsmitteln unlösbar, lässt sich aber vermutlich anfärben. Je weniger Schmierkram man in den Präparationsprozess einbringt, desto besser, von daher ist die physikalische Methode schon sehr attraktiv.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

#9
Hallo Bob,

habe einfach eine 3%ige wässrige Lösung hergestellt, auf den wärmebehandelten OT gegeben, trocknen lassen. Dann Paraffinschnitt drauf, über Nacht bei 40 Grad belassen. Hoffe auf die Wirkung vom Chrom(III) bei der Wechselwirkung mit Proteinen ähnlich wie bei der Lederbehandlung. Der Schmierkram um den Schnitt verschwindet bei der weiteren Behandlung. Mit der Gelantine nicht so.

Haupt`s Glycerin-Gelantine hatte ich auch probiert (zumindest bei mir ohne wesentlichen Effekt), allerdings nicht als fertigen Ansatz mit dem Chromalaun. Meinst Du dass das Chromalaun mit der Gelantine angesetzt werden sollte?

Viele Grüße

Sven

Bob

Hallo Sven,
das Rezept habe ich Dir eben geschickt, das hatte ich damals vergessen. Ich hatte an Chromalaungelatine gedacht, die beständiger ist, als normale Eiweiß-Gelatine. Ausprobiert habe ich das noch nicht.

Viele Grüße,

Bob

HorstAdam

Hallo,

Als ehemaliger Chemiker möchte ich alle Leser bitten, Chrom nur zu verwenden, wenn es nötig ist. Je nach Oxidationsstufe ist dieses Metall mehr oder weniger giftig aber letztlich bleibt es doch ein Schwermetall, das wir nicht unbedenklich in die Umwelt geben sollten.
Wer eine ordnungsgemäße Entsorgung durchführen kann, ist hier ausdrücklich ausgenommen. Alle anderen möchte ich anregen, handelsüblichen Spülmitteln und Glasreinigern auch eine Cance zu geben.

Viele Grüße,
Horst

piu58

Ich möchte das unterstreichen. Vor allem Chrom-VI ist eklig, da es sich nicht alkalisch ausfällen lässt. Es muss erst reduziert werden. Wenn das ins Abwasser kommt behindert es dort die Flora, und landen am Ende dennoch im Oberflächenwasser.

Bin (auch) Galvaniseur, ich weiß, wovon ich hier rede.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

TPL

Hallo zusammen,

meine Anforderungen an saubere Objektträger (OT)sind vermutlich nicht gar so hoch, aber auch ich kenne das Problem der schlechten Benetzbarkeit selbst von neuen, teilweise recht hochwertigen OT aus US-Fertigung. Ein Kollege hatte mir mal einen Trick gezeigt, der für unseren Bedarf (schnell herzustellende Schmierpräparate von Meeresboden-Sedimenten) sehr wirksam ist: Speichel.

Die mit demin. Wasser vorgereinigten OT haben wir einfach ein paar Minuten mit einem dicken Speichel-Tropfen liegen lassen und danach mit einem flusenfreien Papiertuch (Kim Wipes, lint-free) getrocknet. Die ganz mutigen haben das auch mit Deckgläschen gemacht – auf der Zunge ::).

Viele Grüße,
Thomas

peter-h

Hallo,

für die Versilberung von Deckgläser mit Silbernitrat und Ammoniak usw. habe ich die Gläser vorher in einer milden Lauge von Soda / Natriumcarbonat für 10 Min. gekocht. Nur so waren die Gläser für die Beschichtung ausreichend entfettet. Für die Anfertigung von Diatomeenpräparaten ist die Hitze einer Flamme sehr gut.

Gruß
Peter