Frage zum Interphako-System --> gelöst

Begonnen von Carsten Wieczorrek, Mai 08, 2020, 15:33:26 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
hier eine Frage, zu der ich in meinen Unterlagen nichts gefunden habe:

Wie genau ist die Interphako-Phasenblende (-Schieber) aufgebaut und woraus besteht er?

Interphako ist ja eine entfernte Verwante des Phasenkontrast, daher mal ein Gedankenexperiment:
Ich nehme die Hinterlinse eines normalen Phasenkontrast-Objektives und verdrehe sie um 15°. Dann schaue ich mir den Phasenkontrast-Effekt an. Dann mache ich das nochmal. Ich gehe davon aus, das - abgesehen von möglichen technisch bedingten Dickenschwankungen des Phasenringes - ich immer den gleichen Effekt sehe.

Anders beim Interphako. Wenn man die Phasenblende auch  nur um 1-2° verdreht, ist der Interphako-Effekt weg. Ich gehe also davon aus, dass auch die Interphko-Phasenblende als Keil ausgeführt ist und die Orientierung des Keils auf das entsprechende Interferrometer kalibriert sein muss. Daher tragen auch die Schieber die gleiche Seriennummer wie das dazu gehörende Interferrometer. Man liest ja of, wenn die Seriennummern nicht gleich sind, funktioniert es nicht.

Liege ich damit ungefär richtig?

Grüße

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

A_Wedemeyer

Hallo Carsten,

ich gehe erst einmal davon aus, dass Du den Schieber meinst, welcher beim Interphako-Verfahren der Amplival-Serie in den Interferenz-Einsatz eingeschoben wird (und damit in den einen optischen Weg des Interferometers), richtig?

Zum Aufbau dieses Schiebers: wenn Du die 4 kleinen Schräubchen entfernst siehst Du, dass die beiden Blendenscheibchen in justierbaren Halterungen sitzen - extra für Dich habe ich meinen mal (wieder) aufgemacht und fotografiert. Meine Deutung ist, dass über die 6 kleinen Schräubchen pro Blende eine Zentrierung möglich ist und damit eine Anpassung an die Interphako-Einheit (daher die gleiche Seriennummer). Nach meinem Verständnis sind die Blenden bis auf die Ringe komplett undurchsichtig (auch mit Lupe gegen sonniges Fenster kommt da kein Licht durch), das genaue Material sollte da nicht wichtig sein.

Was genau meinst Du mit der Drehung von 1-2°? Versuchst Du da den Schieber innerhalb der Interphakoeinheit zu drehen?

Viele Grüße
Axel

Carsten Wieczorrek

Hallo Axel,
danke für die Antwort. Dann mit Bildern und Zahlen, dass wird dann verständlicher.

Zunächst, ja, genau den Schieber meine ich. Ich habe mir erlaubt, Dein Bild zu recyclen.

Die Schrauben 1 bis 4 dienen der Zentrierung des gesamten Phasenringplättchen-Halters. Die mußte ich lösen. Dann kann man den ganzen Halter ca. 1,5 mm nach oben/unten und rechts/links bewegen. Bei meinem System waren die Ringe nicht mehr zentrisch. Warum auch immer. Damit ließen sich die beiden Plättchen wieder zentrieren. Sie entsprechen in ihrer Funktion den drei Schräubchen in dem Phasenkontrast-Revolvern bzw. den Zentrierschrauben an allen "normalen" Zernike-Kondensoren. Nur Zentrierung.

Wenn man die Schrauben 5 bis 7 löst, läßt sich der "innere" Plättchenträger innerhalb des ZENTRIERTEN Trägers um geschätzte 5° in beide Richtungen drehen. Wenn man diese Drehung um ca. 1-2° durchführt, ist der Interphako-Effekt weg. Die lichtdurchlässigen Ringe können also keinen einfachen "Ringblenden" und auch keine homogen bedampften Phasenringe sein. In dem Fall sollte eine Drehung keinen Effekt haben.

An die Schrauben 8 bis 10 habe ich mich nicht heran getraut. Aber wenn man dem Konzept folgt und wir Zentrierung und Drehung schon hinter uns haben, bleibt doch nur noch eine Kipp-Bewegung?

Grüße

Carsten
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A_Wedemeyer

Hallo Carsten,

da warst Du (natürlich) schon einen Schritt weiter als ich...

Könnte es sein, dass beide "Dreheinstellungen" eine Kippbewegung bewirken (um 2 verschiedene Achsen, so dass eine Ausrichtung des Plättchens zu einer vorgegebenen Ebene möglich ist)? Hat jemand einen entsprechenden ungepaarten Schieber und ist bereit, das mal auszuprobieren oder das gute Stück zu zerlegen?

Die Halterungen haben je 2 Vertiefungen mit gleichen Abstand, könnten diese Ansatzpunkte für ein Justierwerkzeug sein? (Wenn die Justierung so präzise sein muss, dass bei 2° Abweichung zum Optimum der ganze Effekt weg ist, sollte eine Justierung an Ort und Stelle, also am eingeschobenen Schieber, möglich sein)

Worauf und wie hast Du Deinen Schieber justiert?

Viele Grüße
Axel

Carsten Wieczorrek

Hallo,

ZitatWorauf und wie hast Du Deinen Schieber justiert?

Ich weiss nicht, ob ich es richtig gemacht habe. Aber er funktioniert ja wieder. Also, das war recht einfach.

In der originalposition sieht man bei der Betrachtung durch die Bertrandlinse bei Betätigung der Messschraube nur einen schnellen, blitzartigen wechsel von Hell zu Dunkel über den ganzen Ring. Niemals und bei keiner Einstellung konnte ich Interferenzstreifen sehen.

Wenn der Ring verdreht ist, gibt es keinen Hell-Dunkel-Wechsel mehr. Stattdessen bilden sich auf dem Ring kontrastreiche Interferenzstreifen ab, die sich mit der Messschraube verschieben lassen.

Ich habe einfach solange zurück gedreht, bis ich keine Streifen mehr sehen konnt.

Grüße

Carsten
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Carsten Wieczorrek

Hallo,

ich denke, ich habe das Problem im wesentlichen gelöst. Nach etwas Nachdenken und einigen Google-Fragmenten (leider wurde mir keine Seite angeboten, sonst hätte ich die verlinkt), komme ich zu folgendem Ergebnis:

Der Interphako-Schieber ist ein Drehkeil! Was auch sonst, wenn die optischen Weglängen in Luft und Glas so unterschiedlich wären, würden auch nicht beide Schieber am selben Interferometer Funktionieren.

Jede der zwei "Phasen-Fenster" des Schiebers bestehen aus zwei Glaskeilen, genau wie im Drehkeilschieber. Nur, dass es hier keinen Drehregler gibt, um die Keile gegeneinander zu verdrehen. Wie aus meinem Beitrag ersichtlich, wäre das auch keine gute Idee, denn dann ist ja der Interphako-Effekt weg.

Nur auf einem der Keile ist der phasenaktive Ring aufgebracht. Mit den Schrauben 5, 6, und 7 kann der obere Keil gelöst werden und wie beschrieben etwas verdreht werden. Die Schrauben 8, 9 und 10, an die ich mich nicht getraut habe, lösen den unteren Keil und vermutlich kann man ihn auch etwas verdrehen.

Meine Beobachtung, dass bei falscher Justage Interferenzstreifen in der Pupille entstehn, führt mich zu dem Schluss, dass die Keile so stehen, dass keine (oder nur eine sehr minimale) Bildaufspaltung vorhanden ist (siehe den Beitrag "Messung kleiner lateraler Abstände", bei Bildaufspaltung Interferenzstreifen in der Pupille, aber nicht im Bild, ohne Aufspaltung Interferenzstreifen im Bild, aber nicht in der Pupille).

Dass diese Schieber "nur an einem" Interferometer funktionieren, liegt dann daran, dass diese Orientierung "Null-Bildaufspaltung" natürlich nur zusammen mit den Keilen, die im Interferometer verbaut sind, zu sehen ist.

So, fehlt nur noch, was das für ein Zaubermaterial ist.

Schönen Abend und bleibt gesund,
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
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