Spielereien mir Ferrofluid

Begonnen von witweb, Mai 14, 2020, 15:10:28 NACHMITTAGS

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witweb

Hallo,

Schon immer wollte ich mal etwas mit Ferrofluid machen. Wer Ferrofluid nicht kennt, das ist, vereinfacht gesagt, eine dunkle ölähnliche  Flüssigkeit, die sehr kleine, ferromagnetische Partikel enthält. Eine kurze Einführung als PDF gibt es auf Microscopy-UK: http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artdec13macro/Williams_Ferrofluid.pdf.

Also ein Fläschchen Ferrofluid besorgt, ein paar Farben und kleine, aber starke Dauermagnete. Dann konnte es losgehen. Die Ergebnisse meiner Versuche wollte ich unter dem Mikroskop betrachten. Es sei am Rande erwähnt, dass man mit Ferrofluid auch durchaus erstaunliche Dinge anstellen kann. Einige Beispiele findet man auf YouTube, z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?time_continue=104&v=rv6CV6xKAYg&feature=emb_logo.

Zunächst ein paar Bilder zum Setup. Wenn Ferrofluid irgendwo hin gelangt, wo es nicht sein sollte, gibt das extrem! schlecht zu entfernende Flecken. Da die Flüssigkeit ja magnetisch ist, gerät sie, wenn Magnete in der Nähe sind, auch schnell mal außer Kontrolle. Und Magnete müssen dabei sein, da unverzichtbarer Bestandteil der Versuche. Also hieß es, zunächst alles einzupacken und zu verkleiden, um eventuelle Tropfen oder Spritzer vom Mikroskop fern zu halten. Christo wäre stolz auf mich! 
Dann musste ich mein Standard 18  noch für ,,Auflicht" aufrüsten. Dabei sollte auch die Möglichkeit bestehen, die Einfallswinkel der Beleuchtung variieren zu können. Ferrofluid ist nämlich nicht nur magnetisch sondern die Oberfläche ist auch stark reflektierend. Die beiden Blitze haben das ganz gut gemacht.

Den Scheibenmagnet (Durchmesser 10mm, Dicke 2mm ) hatte ich mit Klebegummi auf einen Objektträger geklebt, rechst und links zwei Gummiröllchen als Abstandstücke. Mit dem Klebegummi kann man, auch nachträglich, leicht die Abstände anpassen. Darauf wird der OT für das Ferrofluid gesetzt, und zum Schutz der Umgebung an den Seiten mit Pappstreifen beklebt. Das Ferrofluid nutzt nämlich jede Gelegenheit, um über den Rand vom oberen OT zum darunter befindlichen Magneten zu huschen...

Hier die Bilder zum Aufbau und der erste Blick durchs Mikroskop (nur Ferrofluid und Magnet).

Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

witweb

#1
Nun zu den Versuchen und den Bildern.
In die ,,Badewanne" des oberen OT habe ich im Prinzip immer zunächst ein paar Tropfen des Ferrofluids gegeben. Das Bild oben zeigt das Ferrofluid mit den - für diese Versuche typischen - Kegeln, die aus der Flüssigkeit, unter dem Einfluss des magnetischen Feldes, nach oben herausragen.

Durch die 3. Dimension wäre eigentlich Stacking die Aufnahmemethode der Wahl. Ich musste aber schnell lernen, dass, speziell, wenn Farben und Lösungsmittel dazu kommen, die Strukturen ständig in Bewegung sind. Also sind alle Bilder Einzelaufnahmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Oberfläche insgesamt leicht gekrümmt ist. Da lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass mal die eine oder andere Ecke leicht unscharf wird.

Nach einem leichten Auftropfen verschiedener Farben und Flüssigkeiten auf das runde Ferrofluid-Gebilde entstehen die, auf den folgenden Fotos zu sehenden, Strukturen. Gelegentliches Umrühren oder Verschieben des Magneten bringt wieder neue Strukturen. Eine schöne Spielerei...

Viel Spaß beim Anschauen.

Michael

Alle Mikroskopaufnahmen habe ich mit dem Plan 2,5/0,08 - 160/- gemacht.
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

anne

Hallo Michael,
ganz große Klasse!
Ich habe auch schon länger ein Fläschchen dastehen, zur Freude der Kinder.
lg
Anne

Jürgen Boschert

Hallo Michael,

ein interessantes Projekt toll dokumentiert und präsentiert.

Danke für´s Zeigen !

JB
Beste Grüße !

JB

bernd552

Hallo Michael,

das ist ja mal etwas ganz anderes hier, sehr interessant und das Magnetismus solche Mikroformen entwickelt, ist mir neu.

Lass dein Experimentierherz ruhig ( oder im anderen Sinne aufgeregt) weiter schlagen ;)

LG
Bernd

Manfred Melcher

Hallo Michael,

interressante Anregungen präsentierst Du uns da. Ich kannte Ferrofluid bisher noch nicht, bin aber begeistert. Habe gerade längere Zeit auf YouTube verbracht.
Lass uns gerne noch weiter an Deinen Experimenten teilhaben!

Liebe Grüße
Manfred

Fahrenheit

Guten Morgen Michael,

Cool ;)

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

witweb

#7
Hallo zusammen,

vielen Dank für die erbaulichen Rückmeldungen. Ich wollte mal etwas anderes machen. Schön dass es euch gefällt!

@ Anne - ja für Kinder ist es schon faszinierend, wenn das Zeugs in der Flasche dem Magneten folgt und dann noch solche "Igel" bildet...
@ Manfred - da kann man schon Zeit mit zubringen. Außerhalb von YouTube findet man auch nicht viele Infos zu Ferrofluid, von Seiten für den professionellen Einsatz mal abgesehen.

Bevor ich vorhin alles wieder weggeräumt habe, habe ich noch ein paar Aufnahmen mit dem Stemi gemacht. Auf dem letzten Bild kann man sogar die molekulare Struktur des Ferrofluids erahnen (Spässle!).

Beste Grüße

Michael


Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

Nordlicht

Hallo Michael,

wieder einmal präsentierst du uns tolle Spielereien, welche mir sehr gut gefallen.
Wenn du uns jetzt noch verraten würdest welchen Pol des Magneten du benutzt hast
um die molekulare Struktur darzustellen (wäre das nicht eher ein Fall für dein Pol-Mikroskop) ??? :) :)

Grüße aus dem Norden

Matthias

witweb

Hallo Matthias,

wie du dir denken kannst, natürlich den Nord-Pol!  :)
Allerdings ist die Idee mit dem Pol-Mikroskop gar nicht so schlecht, unter bestimmten Bedingungen soll Ferrofluid wohl auch Doppelbrechung zeigen. Das werde ich mir bei Gelegenheit noch mal genauer anschauen.

Beste Grüße nach HH und bleibt gesund!

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

witweb

#10
Gesagt - getan!
Ich habe einen kleinen Tropfen Ferrofluid auf den Objektträger gegeben und mit einem Deckglas abgedeckt. Drauf liegt dann ein kleiner, zylinderförmiger Magnet (Durchmesser 1mm, Länge 1mm).
Schönes Ergebnis! Früher haben wir immer Eisenspäne genommen...

Viele Grüße

Michael


Aufnahme mit 2,5er Objektiv, Polfilter und Verzögerer.
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

witweb

Hi,
noch ein Bild zum Thema Doppelbrechung von Ferrofluid und Sichtbarmachung der Form des Magnetfeldes.
Das Bild zeigt einen Blick durch das Loch eines Ringmagneten (Ø 6/2mm, Höhe 2mm). Gekreuzte Polfilter.
Gruß
Michael

Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle