Video-Stacking: Nektarhefen aus der Taubnessel

Begonnen von Heribert Cypionka, Juni 14, 2020, 20:49:26 NACHMITTAGS

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Heribert Cypionka

Liebes Forum,

als Kinder haben wir Blüten der Taubnessel gezupft, um aus der Kronröhre https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Lamium_album-Haarring.jpg/220px-Lamium_album-Haarring.jpg wie die Bienchen und Hummeln süßen Nektar zu zutscheln.  Das habe ich auch heute getan und mich dann erfolgreich auf die Suche nach den Nektarhefen darin gemacht. Typischerweise findet man bei Lamium album Vertreter der Gattung Metschnikowia.



Die sehen aus wie kleine Flugzeuge, nicht flach, sondern wie kleine Tetrapoden. Deswegen hier in stereo,

... als Rot-Cyan-Anaglyphenbild:



... für Kreuzgucker:


... für Parallelgucker:


und ein Link zur Animation:
http://www.picolay.de/forum/nectar-yeast_u6d.gif

Viel Spaß beim Angucken und vielleicht mal selber suchen ;)

Heribert Cypionka

P.S. Zur Technik: Zeiss-Axioplan mit 40x Plan-Neofluar, differenzieller Interferenzkontrast. Videostacking mit PICOLAY: eine Fokussierfahrt von ca. 5 sec wurde mit der Canon 90D mit 4K gefilmt. Bilder mit 'FreeVideoToJPGConverter' extrahiert, die unscharfen Frames verworfen, die anderen (ca. 120) gestapelt und weiter prozessiert mit PICOLAY.

David 15

#1
Hallo Heribert,

vielen Dank für die Fotos der Nektarhefen !

Im Allgemeinen wurden die Organismen die sich innerhalb des Nektars befinden häufig vernachlässigt. Dabei finden sich nicht nur Hefen sondern auch Bakterien in diesem extrem harten Lebensraum zurecht, auch wenn die Artenvielfalt eingeschränkt ist. Es gibt auch mehr und mehr Publikationen die zeigen, dass diese Organismen eine ausgesprochen wichtige Rolle bei der Pflanzen-Bestäuber Interaktion einnehmen. Über die produzierten Sekundärmetabolite dieser Organismen ist auch nahezu nichts bekannt - Höchst spannendes Feld !!

Zwar habe ich mit Bakterien der Gattung Rosenbergiella bereits beruflich Erfahrung gemacht aber die Hefen muss ich mir auch mal live anschauen  :)

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Herbert Dietrich

Hallo Heribert,

vielen Dank für die Bilder der "Kreuz-Hefe", ich habe immer wieder mal davon gelesen und auch als Kind an den Blüten der Taubnessel gesaugt.
Die wuchsen bei uns im Dorf an vielen Stellen. Nun habe ich in den letzten Jahren keine mehr gesehen, leider. Goldnesselstandort kenne ich, vielleicht
werde ich da auch fündig???

Herzliche Grüße

Herbert

David 15

#3
Hallo Herbert,

bei der Goldnessel solltest du genau so fündig werden. Die Nektarhefen kommen global in einer Vielzahl von Pflanzenarten vor. Diejenigen Pflanzen die noch nicht beschrieben wurden, wurden wahrscheinlich  einfach noch nicht auf das Vorhandensein untersucht. Eine wichtige Vorraussetzung um Nektarhefen vorzufinden ist ein reger Besuch von Bestäubern die den Nektar damit "infizieren".

Herzliche Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

JB

Hallo Heribert,

Vielen Dank fuer die Vorstellung der Nektarhefen, von denen ich - ausser beim Palmwein -  noch nichts wusste. Bildungsluecke geschlossen  ;)

Ihre Videostacking-Anwendung ist ebenfalls sehr interessant. Das muss ich mir mal genauer ansehen.

Beste Gruesse,

Jon

Heribert Cypionka

#5
Herzlichen Dank für die freundlichen Kommentare!

Ich habe noch ein Bild, aus dem man etwas lernen kann :)



Die Probenahme war heute etwas schonender als gestern. Der Hintergrund ist nicht geputzt. Man sieht die von David erwähnten Bakterien, von denen es verschiedene Morphotypen gibt: Stäbchen (oft nebeneinader liegend), 'Bohnen' (recht dick) und haufenweise kleine Kokken. Und man sieht die 'Riesenschlange'! Die liefert den Beweis, dass hier Videostacking gemacht wurde :)

Es handelt sich nämlich um einen Ciliaten, der den 'rasenden Roland' macht. Der ist leider nirgendwo scharf, was nicht nur am Fokus liegt, sondern auch an seiner Schnelligkeit. Dafür ist er in dem Video immer wieder abgebildet. Anhand der Skala kann man erkennen, dass er ca. 20 µm in 2 Frames zurücklegt, was bei 30 fps 1/15 sec ist, also rast er mit etwa 300 µm pro sec. Die Belichtung war so eingestellt, dass Fotos mit 1/200 sec gut belichtet waren. In der Zeit bewegt er sich aber um 1.5 µm und kann keinesfalls scharf abgebildet werden - da hätte ich blitzen müssen.

Herzliche Grüße
Heribert

Heiko

Hallo Herr Cypionka,

habe heute auch einen Blick in den ,,Honigtopf" geworfen – und bin fündig geworden.
Obwohl die Anmutung doch etwas abweicht ...



... vermute ich Zugehörigkeit zum Formenkreis Metschnikowia, siehe https://www.researchgate.net/figure/Cell-formations-of-Metschnikowia-reukaufii-as-frequently-seen-in-floral-honeys-Bar-50_fig1_271853262
Gefärbt mit Baumwollblau und gestapelt mit dem 63er bei schiefer Beleuchtung erreiche ich leider nicht die Qualität Ihrer Aufnahmen.

Viele Grüße,
Heiko

Heribert Cypionka

Hallo Heiko,

das könnten sicher Metschnikowien sein. Möglicherweise war die Probe etwas dick, der Schieflicht-Effekt ist ja auch nicht sehr ausgeprägt. DIC reagiert ähnlich, ich habe bei meinen Proben ordentlich Wasser abgesaugt...

LG
Heribert