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Fischzug vor der Haustür

Begonnen von Daniel Steiner, November 25, 2009, 21:53:15 NACHMITTAGS

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Daniel Steiner

Liebe Freundinnen und Freunde des Mikrokosmos

Auch wenn neulich hier jemand gemeint hat, das Forum wäre traditionell etwas tümpellastig: Hier möchte ich einen kleinen "Fischzug" vor der Haustür loswerden, und wohin er mich geführt hat, nämlich ans Ende meines Lateins... aber seht selbst:



Dies ist der Brennholzstapel vor unserem Haus. In der Abdeckung bleibt Regenwasser liegen, worin sich nun gegen den Herbst ein roter Bodensatz bildet:



Die Farbe kam mir bekannt vor, ich fand sie diesen Sommer auf einem Altschneefeld auf 3000 m Höhe, und tatsächlich, es scheint sich wieder um die Blutregenalge Haematococcus zu handeln:



Die Wasserprobe ist bevölkert von Rädertieren, um die es hier nicht geht, sowie mit einer recht grossen Ciliatenart, die mir unbekannt ist und an deren Bestimmung ich mir seit ein paar Tagen die Zähne ausbeisse. Hier gibt es zunächst ein Video, bestehend aus drei Sequenzen. Die erste zeigt eines der "Tierchen" sich in seiner Cyste drehend, die zweite die typische Schwimmform und -Bewegung; in der dritten Sequenz den ruhenden Einzeller mit der Cilienbewegung (Windows Video, knapp 5 MB):

http://www.steiner-strings.ch/mikro/forum/20091125/ciliat04_3sequenzen.wmv

Die Zelle ist stark abgeplattet und schwimmt mit "weit offenem Maul" voraus im Kreis. Auffällig ist die prominente Nase unter der Mundöffnung. Hier ein Konterfei durch dicke Wasserschicht und deshalb nicht besonders scharf:



Wenn das Wasser unterm Deckglas allmählich verdunstet, wird das Untersuchungsopfer geplättet und unförmig, dafür werden weitere anatomische Details sichtbar:







Der Zellkern ist nur schwer zu sehen, etwa 50x70 Mikrometer gross, oval und mit leicht gekräuselter Struktur; Kleinkerne konnte ich bisher nicht sicher identifizieren. Vielleicht gelingen mir davon in den nächsten Tagen noch Aufnahmen. Ich versuche die Kolonie noch eine Weile durchzufüttern. Im Dunkelfeld ist der Kern besser sichtbar, als dunkler Fleck unterhalb der Mitte:



Nun, um welche Art oder wenigstens Gattung kann es sich da handeln? Das ähnlichste, was ich bisher bei Recherchen im "Wassertropfen" und in verschiednen Internetquellen gefunden habe, ist Colpoda, aber überzeugen tuts mich nicht.
Vielleicht ist dieser Fall aber für jemanden hier "klar wie Regenwasser"... Anmerkungen jeglicher Art werden gern entgegen genommen!
Die Bilder wurden übrigens hiermit aufgenommen:

http://www.steiner-strings.ch/mikro/mikro.html

Mit freundlichen Grüssen

Daniel





Klaus Herrmann

Hallo Daniel,
könnte ein Stentor sein, den´s friert ;). (Der sich zusammenkringelt)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Daniel Steiner

Danke Klaus,
an Stentor hab ich auch mal gedacht. Bisher hat sich aber keiner herabgelassen, die Trompete rauszufahren - auch an der Wärme nicht. Für Stentor fehlt mir hier die spiralförmige Anordnung der Mündungscilien. Die Dinger schwimmen als flache Scheibchen umher, was auch im Stereomik gut zu sehen ist.

Ich bleibe dran...
Herzlich, Daniel