Botanik: Wehrhaft und giftig - Datura stramonium *

Begonnen von Fahrenheit, September 17, 2020, 21:12:22 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

auf den freiliegenden Kiesbänken am Ufer des Rheins findet sich zur Zeit in großer Anzahl der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium). Die Pflanzen sind wegen der kurzen Wachstumsperiode auf diesem sehr speziellen Standort meist recht klein, oft nur mit einer Hand voll Blätter, zwei bis drei Blüten und / oder Samenkapseln. Nur auf den höher gelegenen Kiesbänken, die schon länger trocken liegen, finden sich auch größere Pflanzen bis etwa 50 cm Höhe und mehr. Auf jeden Fall einmal eine gute Gelegenheit, die interessante Pflanze unter das Messer zu nehmen und fotografisch zu dokumentieren.

Bild 1: Trocken gefallene Kiesbank mit Bewuchs am Rhein bei Rheidt



Wie immer zunächst zur Pflanze selbst

Der Gemeine Stechapfel bzw. Weiße Stechapfel (Datura stramonium) ist in Mitteleuropa der häufigste Vertreter der Gattung der Stechäpfel (Datura) aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) in der Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales).

Bild 2: Ein recht großer Stechapfel auf dem Kiesbett


Die Gattung Datura umfasst je nach Auffassung ca. 10 bis 13 Arten, mit Verbreitungsschwerpunkt in Mexiko und im Süden der USA. Datura stramonium ist, nach einer phylogenomischen Analyse, Schwesterart einer gemeinsamen Klade aus den Arten Datura ferox und Datura quercifolia, sie bildet, mit vier anderen Arten, die Sektion Datura s. str. innerhalb der Gattung. Die Artengruppe wird durch ein morphologisches Merkmal, die bei ihnen aufrecht stehenden, nicht hängenden, reifen Samenkapseln, unterstützt.

Während die amerikanische Herkunft der Gattung und der Art als nachgewiesen gelten können, gibt es eine lang andauernde wissenschaftliche Kontroverse darüber, ob die Art, oder ein anderer Vertreter der Gattung, nicht möglicherweise schon vor den Fahrten des Kolumbus (präkolumbianisch) in die Alte Welt gelangt sein könnte. Grund dafür sind Verwendungen als Rauschdroge und Arzneipflanze, vor allem in Indien, die möglicherweise auf alte Traditionen hindeuten, sowie Erwähnungen in verschiedenen antik-griechischen, arabischen und indischen Texten. Dioskurides nennt eine Pflanze ,,dorycnion", die in ihrer Beschreibung auf den Stechapfel passen könnte. In verschiedenen arabischen Quellen wird eine Pflanze ,,gawz mathil" beschrieben (darunter auch von dem persischen Arzt und Autor Ibn Sina), deren Beschreibung recht gut zum Stechapfel passt. Hildegard von Bingen nennt ein Kraut ,,Stramonia", das auf den Stechapfel bezogen worden ist. Nach der gängigsten Hypothese beruhen diese Angaben auf Verwechslungen mit anderen Arten. Demnach ist verantwortlich für die Namensübertragung Leonhart Fuchs, der in seinem 1542 publizierten Werk De historia stirpium commentarii insignes den neu aus Amerika eingeführten Stechapfel abbildete und in der Beschreibung mit Hildegards Stramonia gleichsetzte; dieser Name wurde, über Joseph Pitton de Tournefort weitergegeben an Carl von Linné, der ihn als Artnamen verwendete.

Der Gemeine Stechapfel ist heute ein Kosmopolit. In Europa ist die Pflanze ein Neophyt. Auf deutschem Territorium wurde Datura stramonium für den Zeitraum von 1580 bis 1620 archäobotanisch nachgewiesen. In Mitteleuropa kommt der wärmeliebende Gemeine Stechapfel häufig auf Ruderalflächen vor, die direkt von der Sonne beschienen werden. Er bevorzugt stickstoffreiche Böden wie Schutt- und Müllplätze sowie Wegränder. Er ist eine Charakterart der Klasse Chenopodietea und kommt in Mitteleuropa besonders in kurzlebenden Ruderal-Gesellschaften der Ordnung Sisymbrietalia vor.

Bild 3: Kleine Pflanze mit weißer Blüte


Datura stramonium ist eine aufrecht- bis buschig wachsende einjährige Pflanze und erreicht eine Höhe von 0,2 bis 1,2 m, selten auch bis 2 m. Die kahlen, gabelästigen Sprosse sind grün oder besitzen abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung einen mehr oder weniger violetten Anflug. Die Blätter sind eiförmig, unregelmäßig spitz gelappt bis doppelt gezähnt oder buchtig, weich und etwa handgroß. Die Oberseite ist dabei dunkelgrün, die Unterseite graugrün. Zerrieben erinnert ihr Geruch an gekochte Kichererbsen. nur die jungen Pflanzenteile sind behaart.

Bild 4: Die Sprosse vieler Pflanzen sind aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung violett gefärbt


Die Pflanze bildet von Juni bis Oktober Blüten mit einsinnig gedrehter Knospenlage der fünf Kronzipfel aus. Die offen stark süßlich duftenden Blüten öffnen sich erst zur Nacht hin und werden hauptsächlich von Nachtfaltern besucht und bestäubt. Allerdings ist auch eine Selbstbestäubung möglich. Die trompeten- oder trichterförmige Blütenkrone ist fünfzipfelig; sie besitzt keine sekundären Kronlappen, wie sie in anderen Arten der Gattung auftreten und erreicht eine Länge von 6 bis 8,5 cm. Es existieren weiß bis gelblich-weiß sowie violett blühende Vertreter.

Bild 5: Blick in eine lilafarbene Blüte von Datura stramonium


Aus den Blüten entstehen vierteilige, stachelige Kapseln, die in den Stängel-Achseln oder endständig gerade nach oben stehen und als Wintersteher bis ins Frühjahr hinein erst allmählich ihre vielen Samen ausstreuen. Samenhaltige Fruchtkapseln sind eiförmig und bis 4,5 cm lang bei bis 3,5 cm Durchmesser. Die stabilen Stacheln auf den Früchten sind nahezu gleichmäßig verteilt und unangenehm spitz. Die an der Frucht verbleibende Basis des Kelches verbreitert sich während der Reifephase. Mit Einsetzen der Reife öffnet sich die Kapsel von oben her nur allmählich und gibt die für gewöhnlich 300 (in einzelnen Fällen nur 100) bis 500 (manchmal bis zu 800) schwarzen, nierenförmigen Samen frei, deren Ausbreitung durch Tierstreuung oder durch menschliche Aktivitäten erfolgt. Die Samen des Gemeinen Stechapfels behalten ihre Keimfähigkeit über viele Jahre und bilden im Boden eine Samenbank, um bei günstiger Gelegenheit - hier also bei Niedrigwasser - auszukeimen.

Bilder 6a-d: Samenkapsel, quer geschnitten und offen mit reifen Samen





Datura stramonium enthält die giftigen Tropan-Alkaloide (S)-Hyoscyamin und Scopolamin. Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders jedoch die Wurzeln und Samen. Bereits Mengen ab 0,3 g können Giftwirkungen wie z. B. gesteigerte Erregung, Sinnestäuschungen, Übelkeit, Pupillenerweiterung mit Sehstörungen und Atemlähmung hervorrufen. Der Nachweis einer Intoxikation kann durch Einsatz der Gaschromatographie-Massenspektrometrie erfolgen. Nachgewiesen werden meist die Alkaloide Hyoscyamin/Atropin und Scopolamin als Trimethylsilyl-Derivate.

Bild 7a,b: Reife, trockene Kapsel und Samen des Gemeinen Stechapfels



Stechapfelblätter (Stramonii folium) haben heute in der Medizin keine Bedeutung mehr. Wegen nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und hoher Giftigkeit hat in Deutschland die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte diese pharmazeutische Droge negativ bewertet.

Als Rauschdroge wurde der Stechapfel genutzt, z.B. durch das Rauchen getrockneter Blätter, Trinken von Teeaufgüssen oder Kauen der Stramoniumwurzel. Ein wegen der sehr engen Wirkungsbreite und der Unsicherheit bezüglich der Konzentration der wirksamen Bestandteile in der natürlichen Droge ein eher zweifelhaftes "Vergnügen".

Bild 8: Illustration zu Datura stramonium aus Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887 - 1889 (gemeinfrei)


Die Art tritt gelegentlich als Unkraut in Gartenkulturen auf, ist dort aber meist von eher geringer wirtschaftlicher Bedeutung. Seit einiger Zeit tritt sie aber in Nordamerika als Problemunkraut in Kulturen von Nachtschattengewächsen wie Tomate auf. Problematisch ist auch, dass sie als alternativer Wirt für eine Reihe Schadinsekten ein Reservoir für diese Organismen darstellt, von dem aus Kulturen jederzeit neu befallen werden können.


Hier die Informationen zur Präparation

Geschnitten habe ich Blattstiel, Spross und Wurzelhals freistehend auf dem Tempelchen (Zylindermikrotom im Halter als Tischmikrotom) mit Leica Einmalklingen 818 im SHK Halter.
Die Schnittdicke beträgt je ca. 60µm.
Das Blatt habe ich - mangels Möhren im Haushalt - eingebettet in einer Kartoffel geschnitten (Technik wie oben). Keine gute Idee: ich musste ewig spülen, um die Stärkekörner der Kartoffel aus den schnitten zu bekommen.
Blatt und Blattstiel enthalten, wie wir im folgenden an den Schnitten sehen werden, kaum sklerenchymatische Gewebe und sind daher nicht einfach zu schneiden.

Fixiert wurden die Schnitte für ca. 24 Stunden in AFE. Nach Überführen in Aqua dest. waren die Schnitte dann bereit für die Färbung.

Gefärbt habe ich für 7 Minuten mit W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller mit einmaligem leichten Erwärmen bis kurz vor den Siedepunkt.
Anschließend habe ich gut mit Aqua dest. gespült und für 18 Stunden bei mehrmaligen Wechsel des Wassers sanft differenziert.

Eingedeckt wurden die Schnitte nach gründlichem Entwässern mit reinem Isopropanol wie immer in Euparal.

Bild 9: Eine Probe in Möhreneinbettung schnittbereit auf dem "Tempelchen"



Kurz zur verwendeten Technik

Die Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit dem NPlan 5x sowie den PlanApos 10x, 20x und 40x entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.

Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.


Und nun zu den Präparaten

Im folgenden möchte ich Euch Blatt, Blattstiel, Spross und Wurzelhals des Gemeinen Stechapfels in Querschnitten zeigen. ich dachte, ich hätte die Wurzel erwischt, da an der Schnittstelle schon Seitenwurzeln entsprangen, aber seht selbst ...
Den Anfang macht allerdings das Blatt.

Bilder 10a,b: Frischer Querschnitt vom Blatt des Gemeinen Stechapfels, Bild 10b mit Beschriftung



Wir sehen einen verhältnismäßig dünnen Blattquerschnitt, der ein ausgeprägtes Assimilationsparenchym (AP) erkennen lässt. Alle Zellen sind dicht gedrängt mit Chloroplasten gefüllt. An der Grenze zwischen Assimilations- und Schwammparenchym (SP) zeigt sich eine Reihe von Calciumoxalatdrusen.
Wie schaut das Ganze nun im gefärbten schnitt aus?

Bilder 11a-h: Querschnitt der Blattspreite im gefärbten Präparat. Bilder 11a-d von der Mittelrippe, Bilder 11 e-h von der Blattfläche, Bilder 11b,d&g mit Beschriftung, Bild 11h im Polarisationskontrast.









Beim Blick auf die Mittelrippe fällt zunächst das Fehlen der roten Farbe der W3Asim I Färbung auf: wir finden kaum sklerifizierte Zellen. Lediglich die Tracheiden (T) des sichelförmigen Xylems (Xl) sind leicht verholzt und somit rötlich. Am Außenrand der "Sichel" finden wir einzelne Phloemnester (Pl). Der größte Teil der Schnittfläche nimmt ein Rindenparenchym (RP) ein, unterhalb von Epidermis und Cuticula (EP & Cu) finden wir ein Kollenchym (Kol) zur Stabilisierung des Blattes. Fällt der Turgor weg, wird das Blatt schnell labberig ...
Die Blattspreite zeigt, wie schon am frischen Schnitt erkennbar, ein ausgeprägtes Assimilationsparenchym (AP) mit einer Lage langgestreckter Zellen. Darunter folgt das Leitgewebe (hier meist längs getroffen) mit gut erkennbaren Tracheiden (Tr) und schließlich zur Blattunterseite hin das Schwammparenchym (SP). Wie zu erwarten, ist das Blatt von einer Epidermis mit dünner Cuticula (Ep & Cu) umgeben. An der Unterseite sind vereinzelt kleine Stomata (St) zu erkennen - hier beim Schnitt aus der Position gedrückt.
Die Pol-Aufnahme 11h zeigt uns schön die hell leuchtenden Calciumoxalatdrusen (D), sie sich vereinzelt auch in den Parenchymen wieder finden.
Informationen zu den Abkürzungen in den beschrifteten Bildern findet Ihr wie immer auch auf der Webseite des MKB: Tabelle mit den Kürzeln und den zugehörigen allgemeinen Erläuterungen.

Schauen wir uns nun den Blattstiel an:

Bilder 12a,b: Blattstiel im frischen, ungefärbten Schnitt



Schön ist die normalerweise oben liegende Kerbe zu erkennen. Im Querschnitt zeigen sich auch hier schon zwei Nebenleitbündel neben dem großen, zentralen Leitbündel.

Bilder 13a-e: Blattstiel im gefärbten Querschnitt, Bilder 13b&d mit Beschriftung, Bild 13e im Polarisationskontrast






Der von der Blattspreite schon bekannte mangel an verholztem Festigungsgewebe setzt sich auch im Blattstiel fort, der seine Festigkeit wieder fast ausschließlich durch ein Kollenchym (Kol) unter Epidermis mit Cuticula (Ep & Cu) erhält. Eingebettet in ein Rindenparenchym (RP) finden wir wieder ein sichelförmiges Hauptleitbündel: Xylem (Xl) mit Tracheiden (Tr), darum einzelne Phloemgruppen (Pl). In den "Hörnchen" sehen wir kleinere Leitbündel mit ähnlichem Aufbau.
Die Pol-Aufnahme 13e zeigt wieder die reichlich vorhandenen Calciumoxalatdrusen.

Der Spross ist nach den quasi holzfreien Blättern fast schon eine Überraschung:

Bilder 14a,b: Querschnitt des Sprosses vom frischen Präparat



Wir sehen den klassischen Sprossaufbau der Solanaceae mit zusätzlichem innen liegendem Phloem. Ok, um das sicher sagen zu können, muss etwas Farbe her :)

Bilder 15a-e: Gefärbte Querschnitte vom Spross des gemeinen Stechapfels. Bilder 15c&e mit Beschriftung






Unter der Epidermis mit der nicht sehr stark ausgeprägten Cuticula (Ep & Cu) finden wir ein Rindenparenchym (RP), das im äußeren Bereich aus eher kleinen, zum Pholem hin aus größeren Zellen besteht. Darunter liegt ein durchbrochener Ring sklerenchymatischer Zellen (Skl), gefolgt vom Phloem (Pl), das wieder in Nestern organisiert ist. Weiter nach Innen sehen wir das Cambium (Ca) und das Xylem (Xl) mit verholztem Xylemparenchym (XlP), Tracheen (T) und ganz klassisch mit Markstrahlen (MS). Zum Markparenchym (MP) hin dann zunächst das primäre Xylem (pXl) und dann einzelne Phloemgruppen (iPl) mit wenigen sklerenschymatischen Zellen (Skl) - das für die Solanaceen typische innen liegende Phloem.
Auf den Bildern 15d&e sehen wir ein Detail aus dem Xylem: um die Tracheen sind schön die blau gefärbten Hoftüpfel (Tü) zum Wassertransport in das umliegende Gewebe zu erkennen.

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf den Wurzelhals. Bei diesem sehen wir ein zu einer Seite sehr stark erweitertes Rindenparenchym (der Querschnitt weist eher Eigenschaften des Sprosses / Hypocotyls auf, daher auch der Begriff Rindenparenchym). Hier hatte ich zunächst an eine Art Speichergewebe gedacht, zumal auf Höhe des Schnittes schon Seitenwurzeln entspringen. Aber es scheint eine Art "Belastungspolster" zu sein: die Pflanze stand sehr nah am Wasser und war während des Wachstums sicher auch dem Wellenschlag ausgesetzt. Damit wurde sie zwischen dem Kies unsanft hin und her bewegt, was wohl zu dieser Anomalie geführt hat.

Bilder 16a-f: Gefärbter Wurzelhals im Querschnitt, Bilder 16b,d&f mit Beschriftung







Zunächst das ausgeprägte Rindenparenchym (RP), wie oben besprochen. Es wird von einem Periderm (Per) abgeschlossen. Dann der dem Spross sehr ähnliche Querschnitt mit Leitgewebe, Cambium und Mark - das wir uns gleich noch genauer ansehen. Und wieder ein Ausschnitt aus dem Xylem mit Tüpfeln. Die Beschriftung entspricht der beim Spross.

Bilder 17a-c: Detail vom Mark des Wurzelhalses. Bild 17b mit Beschriftung




Hier sehen wir, dass wir uns nicht im Spross befinden, aber eben auch noch nicht in der Wurzel. Im vom Xylem umgebenen Innenraum herrscht Chaos: da sind einzelne Leitgewebestränge noch auf der Suche nach Anschluss zum "klassischen" Aufbau des Sprosses. Allerdings ist der Gesamteindruck viel näher am Spross als an einer Wurzel. Am ehestens trifft wohl der Übergang vom Wurzelhals ins Hypocotyl.
Ein Schnitt etwas tiefer durch die tertiäre Hauptwurzel wäre sicher spannend gewesen. Als ich gemerkt habe, was ich da geschnitten hatte, war die Probe jedoch leider schon vernichtet.

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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jcs

Hallo Jörg,

danke für's Zeigen der (wie immer) exzellenten Bilder, und das Zusammenstellen der Infos.

Besonders spannend fine ich die letzten Bilder im Übergang von Spross zur Wurzel. Ist irgendwie wie auf einer zehnspurigen Straße in der Rush-Hour, wo gerade von Links- auf Rechtsverkehr gewechselt wird.

Jürgen

Nikonudo

Hallo Jörg,


danke fürs zeigen. Da kann man als Amateur viel lernen.
Gute Fotos und sehr gut beschrieben.

Ich versuche mich gerade an Lantana Camara.
Ob ich das so wie du hinkriege? Ich habe Zweifel.


LG Udo
Meine Fotos werden nie perfekt sein. Aber wenn ich ein Foto zeige, dann gefällt es MIR.
Ich arbeite mit Olympus BH 2 Mikroskope in Auflicht, Durchlicht, Polarisation und Fluoreszenz.
Fotografiert wird mit Nikon D850 und Z6II in Kombi mit Stackshot, Helicon Focus 7, Zerene Stacker, Smartshooter 4

Fahrenheit

Lieber Jürgen, lieber Udo,

vielen Dank für Euer Lob, das mich sehr freut!

Leider habe ich den Übergang von der Wurzel zum Spross nicht ganz getroffen, das geht durchaus noch "wilder". :)

@ Udo: Beim Wandelröschen dürftest Du den Spross freistehend schneiden können, das Blatt und sicher auch der Blattstiel brauchen eine Einbettung. Nimm Möhre, die hat die richtige Festigkeit und streut nich so mit den amyloplasten, wie Kartoffel (einmal und nie wieder).
Die Schnitte fordern etwas Fingerfertigkeit und auch Glück: nimm Dir Zeit und mache wirklich viele davon. Da werden dann ein paar schöne dabei sein. :)
Wenn Du Dich noch ein bisschen einlesen möchtest, wirs Du auf der Webseite des MKB fündig: Erstellung pflanzlicher Dauerpräparate.

Herzliche Grüße
Jörg
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Nikonudo

Hallo Jörg,

danke für die Tipps. Ich habe bereits gestern Abend vom Blütenstengel
eine Probe geschnitten. Dafür habe ich den Stengel in Holundermark eingefügt.
Von den ca. 10 Proben war dann eine brauchbare dabei, die ich dann in Wacker gefärbt habe
und in Eukitt eingelegt habe. Heute oder morgen werde ich die ersten Fotos unter Fluoreszenz
machen, bevor ich ans Durchlicht Mikroskop gehe.
Natürlich werde ich das Ergebnis hier im Forum auch zeigen.

LG Udo
Meine Fotos werden nie perfekt sein. Aber wenn ich ein Foto zeige, dann gefällt es MIR.
Ich arbeite mit Olympus BH 2 Mikroskope in Auflicht, Durchlicht, Polarisation und Fluoreszenz.
Fotografiert wird mit Nikon D850 und Z6II in Kombi mit Stackshot, Helicon Focus 7, Zerene Stacker, Smartshooter 4

Fahrenheit

Lieber Udo,

dann wünsche ich Dir viel Spaß, drücke die Daumen und bin auf Deinen Tread zu Lantana camara gespannt.

Herzliche Grüße
Jörg
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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

ein lehrreicher Beitrag vom Gemeinen Stechapfel, bin begeistert.
Bei der Färbung W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller vermisse ich die rote Farbe vom Xylem in der Blattspreite und beim Blatt.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

auch Dir herzlichen Dank für Dein Lob! Es freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.

Ja, im Blatt und Blattstiel gibt es kaum lignifizierte Zellwände. Lediglich bei den Tracheiden zeigt sich etwas Rot. Der Schnitt war eine ganz schön labberige Angelegenheit.

Herzliche Grüße
Jörg
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liftboy

Hallo in die Runde,

wer die Drogenwirksamkeit des Kräutchens testen möchte sei gewarnt! Man geht davon nicht tot (jedenfalls nicht gleich), aber man geht davon eine zeitlang auf den Horror!  :~[   Wers unbedingt testen muss: kleine Dosierung!!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Wutsdorff Peter

Hallo,
auch von mir meine Bewunderung  für diesen sehr guten Beitrag!!

Jetzt eine Frage:  Du schreibst "Fixiert wurden die Schnitte für ca. 24 Stunden in AFE."
Ich dachte immer , AFE ist zum  fixieren der Proben . Schnitte fixiere ich in 70%-Ethanol .
Ich bitte um Aufklärung

Gruß Peter

Fahrenheit

Lieber Wolfgang, lieber Peter,

auch Euch vielen Dank für Euer Lob! ich freue mich immer sehr, wenn meine Darstellungen gut ankommen.

Vom Probieren der Droge sei noch einmal eindringlich gewarnt: die therapeutische Breite ist sehr gering und bei Pflanzen aus der Natur weiß man nie, in welcher Konzentration die Wirkstoffe vorliegen. Auch sollte die Pflanze oder Teile davon nicht in die Hände von Kindern geraten.

Lieber Peter, ich schneide meine Proben in der Regel frisch und unfixiert, um noch Bilder vom natürlichen Zustand der Pflanze machen zu können. Daher muss ich nach dem Schneiden fixieren und das mache ich selbstverständlich auch mit AFE. Nur reicht da eine Einwirkzeit von minimal 30 Minuten aus, länger schadet nicht.
Zur Not kann man auch botanische Probenstücke nur mit Ethanol 70% fixieren, AFE ist aber immer die bessere Wahl: die Essigsäure wirkt aufquellend und damit der Gewebeschrumpfung durch den Wasserverlust beim Einsatz des Ethanols entgegen. Formaldehyd denaturiert Eiweiße und inaktiviert somit pflanzliche Enzyme, die ansonsten ggf. zu Artefakten führen könnten.
Das Verfahren habe ich auf der Webseite des MKB beschrieben, den Link kennst Du.

Herzliche Grüße
Jörg
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rhamvossen

Hallo Jörg,

Wie immer eine hervorragende Doku, Hut ab! Beste Grüsse,

Rolf

Fahrenheit

Lieber Rolf,

vielen Dank für Dein Lob, schön, dass Dir der Faden gefällt.

Herzliche
Jörg
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