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Gestein aus Andorra

Begonnen von Florian D., September 28, 2020, 21:11:16 NACHMITTAGS

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Florian D.

Glückauf Forum,

diesen Sommer hat es mich nach Andorra verschlagen, das viele wohl nur als Max Frisch's Hort weisselnder Jungfrauen kennen.
Die Häuser sind alle in grauem Schiefer gehalten, so dass ich mich frage, wohin diese inzwischen verschwunden sind.
Die geologische Situation ist vielleicht nicht unähnlich der des Tauernfensters, wo unter einer Schieferhülle aus dem Erdaltertum das Kristallin durchbricht.
In Andorra stammt der Schiefer aus dem Kambrium bis Silur und das Kristallin ist ein riesiger Granodioritpluton.
So interessante Vererzungen wie in den Tauern scheint es aber nicht zu geben. Bevor Andorra als Steuerparadies erblühte, wurde lediglich etwas karges Einkommen aus dem Eisenerzabbau (Hämatit) erzielt.
Ein einfaches Gestein, dass ich zunächst mangels Salzsäue ob seiner grünlichen Farbe für Serpentin hielt, entpuppte sich unter dem Mikroskop schnell als gewöhnlicher Kalk. Lediglich der Ursprung der Grüntöne ist mir unklar. Was ich bei Calcit unterm Mikroskop immer suche, hier aber zum ersten mal meine gefunden zu haben, sind characteristische Zwillingslamellen parallel der langen Diagonale der Spaltrhomboeder. Siehe Anhang. Erstes Bild gekreuzte Polarisatoren, 2. Bild ohne Analysator.

Viele Grüsse
Florian



Florian D.

Hier jetzt ein interessanteres Gestein. das ich irgendwo zwischen Gneiss und Schiefer ansiedeln würde. Es gibt schwärzliche Schichten aus opakem Material, die von Hellglimmer durchsetzt sind. Dazwischen grössere Alkalifeldspatschichten. Interessant sind Lagen aus vielleicht Chlorit (anomal blaue und braune Interferenzfarben) und opaker Kristalle (Magnetit?) die einer Untersuchung im Auflicht harren.
Die ersten 3 Bilder zeigen denselben Ausschnitt, ohne Analysator, mit gekreuzten Analysatoren und mit Rot I. Das 4. Bild zeigt mit Rot I die Opaken Kristalle vor buntem Hintergrund aus Muskovit.


Florian D.

Noch zwei Bilder, wo wohl Feldspat, Muskovit und Chlorit aneinandergrenzen.

Florian D.

Abschliessend würde ich dieses Gestein jetzt als zur Grünschieferfacies gehörend einstufen und zwar als zur Chloritzone gehöriger Quarz-Albit-Muscovit-Chlorit Gneis. Ob es sich bei den Feldspäten wirklich um Albit handelt, weiss ich nicht, aber unplausibel ist es nicht.
Es handelt sich wohl um einen Metapelit, d. h., er hat sich aus einem tonigen Substrat gebildet.

Dabei wurden maximale Temperaturen von 350-450 C und Tiefen von wenigen km nicht überschritten.
Die nächst höhergradige Albit-Epidot-Biotit Subfacies würden sich durch die Anwesenheit von Epidot und Biotit auszeichnen. Beides habe ich nicht gefunden.

bergarter

grüß Dich Florian

ich kann mich ins  Calzit und Dolomit bestimmen nicht mehr so reindenken, weil ich seit Monaten so was gespaltenes nicht mehr zu sehen und - zeichnen - bekam.
Calzit schon auch , aber zu fein.
Bei den Calcitdingern die ich habe sind aber immer so viele verschiedene Spalten.... Umriße find'ich auch kaum, das ich kaum richtig Bestimmbares finde.
In dem Fall von dem Calcit da oben könnte die schiefe Ecke rechts oben für mich schon wie 2 schräge Außenkanten aussehen.
Blaue Farben, hatte ich deutlich in allen was ich an Schliffen hatte,  noch nicht.

grüß Dich
Gerd

Florian D.

Danke Gerd,

ich weiss ja, dass du keine Säuren magst, aber der Stein braust schön auf mit Salzsäure. Von daher ist Calcit wohl gesichert.
Die Farben sind nicht optimal. Die Lamellen, die bläulich erscheinen, zeigen auch eine sehr feine Folge Interferenzfarben hoher Ordnung.
Ich finde in diesem Stein viele idiomorphe Kristalle. Ist ja ein alter metamorpher Calcit, d. h. eher ein Marmor.

Viele Grüsse
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

ich kann mich Deiner Diagnose bzgl. der Orientierung der Spaltrisse nur anschließen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

#7
Jetzt nochmal dasselbe Gestein im Auflicht. Leider finde ich diese schönen rautenförmigen Kristalle in diesem Schliff nicht.

Die ersten beiden Bilder ohne und mit (nicht exakt) gekreuztem  Analysator.
Das Gelbe ist wohl Chalcopyrit, das daneben vielleicht Arsenopryrit, oder, wegen der bräunlichen Farbe, Pyrrhotin, weil es deutlche Anisotropie zeigt.
Das dritte und vierte Bild ist ohne Analysator.
Das Dritte vielleicht irgendeine Verwachsung oder Metamorphose Mit Magnetit?
Das Vierte vielleicht Ilmenit?


olaf.med

Lieber Florian,

die Qualität Deiner Anschliffe erstaunt mich doch sehr. Dass Du als "Frischling" das schon so gut hinbekommst, finde ich phantastisch. Bei der fotographischen Darstellung fehlt mir allerdings die letzte Schärfe - entschuldige bitte die Kritik, die absolut konstruktiv gedacht ist. Fotographierst Du mit dem Prisma oder mit dem Plättchen? Die Scharfstellung machst Du ja wohl im Lifebild-Modus am Rechner, sodass es daran nicht liegen sollte.

Nun zu den Objekten:

Bild 1 und 2: Chalkopyrit ist sicher richtig, bei dem cremefarbenen Mineral tippe ich auf Pyrrhotin - Arsenopyrit, der ja gleichfalls deutlich anisotrop ist, sollte eher grau sein.

Bild 3: sicher eine Pseudomorphose, möglicherweise Limonit nach Pyrrhotin. Im goldenen Schnitt rechts und ganz rechts meine ich noch Relikte von Pyrrhotin zu erkennen. Siehst Du bei gekreuzten Polarisatoren (besonders in Öl) rote Innenreflexe im Abbauprodukt? Wenn ja ist es sicher Limonit.

Bild 4: könnte Ilmenit sein, ist aber möglicherweise doch nur eine weitere Pseudomorphose nach Pyrrhotin. Am linken Ende sehe ich etwas, was an eine Spaltbarkeit erinnert - das wäre typisch für Pyrrhotin.

Herzliche Grüße,

Olaf


Gerne per Du!

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Florian D.

In dem Calcit, den ich zu Anfang gezeigt hatte, sind an einigen Stellen feinste Nadeln eingebettet. Worum es sich da wohl handeln mag? Vielleicht Apatit?
Aufgenommen mit X-Pol und 63x Objektiv.

Viele Grüsse
Florian