Pelose im Rheinberg-Dunkelfeld

Begonnen von Carsten Wieczorrek, März 20, 2021, 22:54:40 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
nachdem vor ca. 4 Wochen hier der für mich erste Hinweis auf diesen Pelose-Schlamm auftauchte, habe ich versucht, auch etwas von dem Material zu bekommen. Kieselalgen mit genauer Fundortangabe, Produktionsdatum und sogar Chargennummer. Was will man mehr für seine Dokumenatation. Irgendwie war das aber - zumindest in kleinen Mengen - nicht lieferbar. Ich habe irgendwo in Süddeutschland bei einer Online-Apotheke dann eine Pelose-Thermo-Kniekompresse für 8,50 EUR bestellt. Das war die kleinste verfügbare Kompresse. Für andere Körperteile gibt es auch deutlich grössere. Nach zwei Wochen habe ich dort mal nachgefragt, wo denn die Kompresse bleib. Die hätten sie gar nicht vorrätig und müssten die erst selber bestellen (nicht Vorrätig, aber im Webshop...)
Am Donnerstag ist sie angekommen. Scheinbar für große Knie: da ist locker 1 Kg Pelose drin. Reicht also für die nächsten 400 mikroskopische Jahre. Wenn jemand noch Bedarf hat...

Die Reinigung des Zeugs empfand ich eigentlich recht einfach, zugegeben, mit etwas Chemie. Hier mein Rezept:

Ca. 10 g des Schlamms in 50 ml 10% Salzsäure 5 Minuten kochen. Bei der Säurezugabe langsam und vorsichtig umgehen, der Schlamm enthält recht viel Karbonat und schäumt einmal heftig auf. Dann durch ein Küchensieb und ein 0,7 mm Sieb und alles Grobe entsorgen. Da hier berichtet wurde, es sein schwierig, aus der Pelose die Tonteilchen zu entfernen, habe ich als nächsten Schritt das Material auf mein 30 µm Sieb gegeben und mit Hilfe eines weichen Pinsels so ca. 1L Wasser "durchgedrückt". Was jetzt noch übrig ist, wird abdekantiert und grob getrocknet und dann in 20 ml 96% Schwefelsäure gekocht und dann vorsichtig mit H2O2 abgelöscht. Nach entfernen der Säure und zweimaligem Spülen mit Wasser wurde der Bodensatz in ca. 20 ml 5% Ammoniak plus 0,5 g Natriumpyrophosphat und ein Tröpchen Pril gekocht. Und zum Schluss mit viel dest. Wasser im 30 µm Sieb gespült. Ich weiss, dass sehr kleine Diatomeen dabei verloren gehen, aber was übrig bleibt, ist sehr sauber.

Zu den Aufnahmen: Meine Kieselalgen-Bestimmungen sind immer noch etwas diletantisch. Wenn da jemand etwas korrigieren kann, bitte gerne.

Alle Aufnahmen sind mit der Sony alpha und Blitz entstanden. Objekiv Apo 40/0,95 mit Projektiv 2,5x. Alle Aufnahmen sind nicht gestackt. Ich habe hier die Bilder mal nicht "geputzt", aller Dreck, der noch da war, ist auf den Bildern (und das bei Dunkelfeld). Die Aufnahmen wurden nur mit AffinityPhoto entwickelt und leicht geschärft.

Viel Spaß beim Betrachten und ein schönes Wochenende,

Carsten



Bild 1 : Gyrosigma ?



Bild 2 : Cymbella ?



Bild 3 : Suriella ?



Bild 4 : Pinnularia ?



Bild 5 : Cymatopleura solea ?



Bild 6 : Stauroneis ?



Bild 7 : Cymatopleura elliptica ?



Bild 8 : Nochmal Gyrosigma ?



Bild 9 : Navicula ?
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Fraenzel

Hallo Carsten,
sehr schöne ziemlich bunte Pelose-Diatomeen zeigst du uns hier. Deine Reinigungsschritte erscheinen mir ziemlich aufwendig. Ich habe heute meinen 1,5 kg Pelose-Schlamm erhalten. Hoffentlich komme ich mit Säure und Wasserstoffperoxid zu vergleichbaren Ergebnissen und wenn es so nicht klappt - genügend Material ist ja vorhanden.....
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

Siegfried

Hallo Carsten
Zuerst zu den Aufnahmen.
Mir persönlich gefallen sie sehr gut, auch weil ich der Meinung bin,
die, durch die Darstellung von Diatomeen mit verschiedenen Kontrastverfahren und Beleuchtungen
entstehenden Abbildungen und Farben lenken die Aufmerksamkeit noch gezielter auf diese Schönheiten der Natur.
Dein Reinigungsrezept werd ich so auch mal probieren.
Hab auch noch genügend Pelose da.
  Gruß von Siegfried

spectator

Hallo Carsten,
auch mir gefallen die farbigen Diatomeen-Aufnahmen sehr. Einfach schön. Eine Abwechslung zu den Hellfeld-Aufnahmen im Rennen um höchste Auflösung und Kontrast.
Eine Frage zur Beleuchtungstechnik: Benutzt Du den DF-Kopf vom CZJ-Pankraten (vom Amplival) oder einen separaten DF-Kondensor, und wie sehen die Rheinberg-Filter fürs DF aus: ringförmig wie beim Hellfeld, mittig geteilt oder in Sektoren?
Bisher habe ich Rheinberg immer nur im Hellfeld genutzt, und zwar schon seit meiner Jugendzeit als "Ersatz" für den damals nicht beschaffbaren Phasenkontrast (zusammen mit der ringförmigen Beleuchtung). Auf die eigentlich simple Idee, diese Kontrastfarbenbeleuchtung zusammen mit dem Dunkelfeld-Kondensor einzusetzen, bin ich nie gekommen. Glückwunsch!
Viele Grüße
Helmut
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluß der Welt!

Carsten Wieczorrek

Hallo Helmut,

zu Deinen Fragen:
Nein, ich benutze gar nichts davon. Das ist "zentrales Dunkelfeld", wie es z. B. im Buch Faszination Mikroskopie ab der Seite 56 beschrieben wird. Das Verfahren wird dort auch nicht Rheinberg-Dunkelfeld sondern "kombiniertes zentrales Dunkelfeld" genannt. Zum Einsatz kommt dabei der Interphako-Phasenkondensor mit den großen Ringblenden und der Kontrasttubus des Amplivals. Da zumindest beim älteren Amplival-Interphako Zeiss Jena noch auf das "variable Phasenkontrast" Konzept mit den zwei Ringblenden gesetzt hat, habe ich einfach kondensorseitig die innere Ringblende mit einem roten Filter abgedeckt und die äußere mit einem grünen. Und da die Interphako-Ringblenden wirklich 1-2 cm groß sind, kann man da auch als Grobmotoriker mit einer Nagelschere noch ganz gut Filter schnippeln.

Grüße
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako