Frage zur Anlage von Algenkulturen

Begonnen von Peter V., April 23, 2021, 08:18:32 VORMITTAG

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Peter V.

Hallo,

nein - ich möchte nicht in Gerald Helbigs Fußstapfen treten  ;). Ich möchte dennoch einige wenige "Viecher" und Algen für mich in Kultur halten. Blepharismen als Haustiere hatte ich schon häufiger, sind ja vergleichsweise anspruchslos. Volvic, ein Reiskorn sowie eine dunkle Pappschachtel und sie sind wochenlang zufrieden, lediglich muss man sie alle paar Wochen mal "umsiedeln".

Wie sieht es mit Algen aus (z.B. Euglena gracilis)? Dazu habe ich ein paar Fragen:

1) Leider habe ich kein "Nordfenster", müsste also künstlich beleuchten. Womit am besten?

2) Wenn künstlich beleuchten, benötige ich unbedingt ein Zeitschaltuhr oder funktioniert es auch mit Dauerbeleuchtung?

3) Benötigt man tatsächlich "Erdabkochungsexkrakt" oder funktioniert es auch mit einem anderen Medium  ohne "Kocherei" und Erde aus dem Buchenwald? Sprich, mit z.B. einem Pflanzendünger etc?  Hat jemand vielleicht (aus eigener Erfahrung!) einen konkreten Tipp?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Siegfried

#1
Hallo Peter
Ich habe freundlicherweise von einem Mikrofreund eine Volvoxkultur bekommen.
Läuft bei mir seit ca. 6Wochen einwandfrei.
Hier der Ansatz:
Freundlicherweise vom besagten Mikrofreund mir so empfohlen.
(Gebe 2ml Konzentrat von Bolds Medium zu 100ml destilliertem Wasser, Glasgefäße
müssen absolut sauber sein (keine Rückstände von Spülmittel etc.)-
Aqua dest. aus der Apotheke, muss nicht steril sein.
Das Gefäß an ein Nordfenster, vermeide direkte Sonneneinstrahlung und Hitze.
Das Gefäß zudecken, aber nicht luftdicht verschließen.
Nach ca. 14 Tagen, wenn starke Vermehrung eingesetzt hat, einen
neuen Kulturansatz machen.)
Ich verwende 250ml Erlenmeyerkolben.
Name des Mikrofreundes gebe ich nicht ohne seine Erlaubnis weiter.
  Gruß von Siegfried

Peter V.

Hallo Siegfried,

Zitat von: Siegfried in April 23, 2021, 08:33:27 VORMITTAG
Name des Mikrofreundes gebe ich nicht ohne seine Erlaubnis weiter.
  Gruß von Siegfried

musst Du auch nicht ;) Ich suche ja keine Mikrofreunde, sondern Tipps für die Algemkultur.  :)

Hezrliche Grüße
Peter
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Peter V.

Hallo,

hat noch jemand eine Idee? Wie gesagt - kein Nordfenster! Und Bold's Medium bekomme ich auch nicht direkt "umme Ecke".

Hezrliche Grüße
Peter
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Ralf Feller

Hallo Peter,

ruf doch mal Thilo Bauer an,
er verschickt Kulturansätze und Medien.

LG Ralf

Peter V.

Hallo Ralf,

Ich möchte ja eben keine "speziellen" Medien kaufen (wobei es nicht um Geld geht), sondern fragen, ob es auch mit Hausmitteln oder schnell zugänglichen Präparaten aus dem Baumarkt/Apotheke geht.

Euglenen habe ich ja hier.

Herzliche Grüße
Peter

Ich hoffe, Du hast Deine "5 EUR" (hast Du die auch bekommen?) noch nicht restlos verprasst.... ;)
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D.Mon

Zitat von: Peter V. in April 23, 2021, 10:28:15 VORMITTAG
hat noch jemand eine Idee? Wie gesagt - kein Nordfenster!

Hallo Peter,

ich habe zwar keine Ahnung von Algenkulturen, aber bezüglich "kein Nordfenster" eine Idee.
Ginge nicht auch ein anders orientiertes Fenster und eine Abschirmung z. B. mit Transparentpapier oder durchscheinendem weißen Papier?

Schöne Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

Diana1982

Zitathat noch jemand eine Idee? Wie gesagt - kein Nordfenster!

Wie wärs mit einem Ostfenster und etwas leichter Abschattung - bzw. stell doch die Algen eher an den rechten Rand der Fensterbank, dann ist es ja fast wie Nordfenster  ;)

(Ob das wirklich sooo viel ausmacht, ob N oder O?)

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Bernhard Lebeda

Zitat von: Peter V. in April 23, 2021, 08:18:32 VORMITTAG

3) Benötigt man tatsächlich "Erdabkochungsexkrakt" oder funktioniert es auch mit einem anderen Medium  ohne "Kocherei" und Erde aus dem Buchenwald? Sprich, mit z.B. einem Pflanzendünger etc?  Hat jemand vielleicht (aus eigener Erfahrung!) einen konkreten Tipp?

Herzliche Grüße
Peter


Hallo Peter

mal Gegenfrage: das Rezept im Algenführer S. 31 unten ist doch weit unter Kosmos Chemielabor C1 Niveau. Warum nicht mal probieren?

Beim Durchbruch eines Nordfensters könnte ich behilflich sein.  :) :D

Duck und wech!

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

limno

Hallo Peter,
auch wenn Du kein ausgewiesener Tümpler bist -den "Wassertropfen" von Streble/Krauter hast Du doch, oder? Stell' doch einfach nach deren Rezept auf Vorrat eine Erdabkochung (am besten Buchenlauberde) her, die als 5%ige Lösung als Kulturmedium dient. Die Stammlösung kommt in dier Gefriertruhe. Die Himmelsrichtung ist unwichtig, die Lichtintensität hingegen schon. Die nimmt mit dem Quadrat der Enfernung ab, was ja für Dich als Fotograf banal ist.Wenn Du die Kocherei partout vermeiden möchtest, dann versuche es mit KNOP'scher Nährlösung für Algen (0,175g Nährsalz ≙ 1,5‰  auf 100 ml Aqua dest.. Als "Zaubermittel" für schnelleres Wachstum kann man wenige Milliliter Urin hinzufügen. Bei der KNOP- Lösung musst Du die Kultur rechtzeitig neu ansetzen. Ich habe derzeit zwar nur Chlorella vulgaris als Futteralge in Kultur, aber versuch's einfach mal.
Viel Erfolg dabei wünscht Dir
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

A. Büschlen

Hallo Peter,

hast du einen Kulturansatz mit Euglena gracilis? Wenn ja, dann versuche folgendes:

1 Erlenmeyer 250ml - 500ml fülle zu 5/6 mit Volvic und EINEM Tropfen flüssigen Blumendünger, lasse das Ganze 2-3 Tage stehen und gib dann den Kultursatz Euglenen dazu; dann das Glas an einen hellen Platz neben einem Fenster stellen. So dass die Sonne nie direkt auf das Glas scheint und warte!

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Peter V.

#11
Hallo,

also, ob die Ost- oder Südphotonen wirklich für die Algen genau so gut sind wie die Nordphotonen? Ich weiß nicht.. ;)

Klar, das Problem ist natprlich nicht Norden, Süden oder Osten, sondern die Erhitzung und direkte Sonneinstrahlung, aber alle in Frage kommenden Fenster sind bei mir  Richtung Süden und da steht die Sonne im Sommer schon ordentlich. Eigentlich gibt es tatsächlich keinen ganz geigneten Fensterplatz (da haben sich doch überall diese extrem repoduktiven Mikroskope ausgebreitet.. :o) ).

Deshlab wäre mir ein Plätzchen "irgendwo" im "Kellerlabor" mit künstlicher Beleuchtung lieber.

Ich gebe zu, dass mir nicht klar war, dass sich im Algenführer oder Wassertropfen Rezepte dafür finden. Ausserdem zeigt sich. dass die Schwarmintelligenz des Forums oft wesentlich hilfreicher ist  ;)

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

JB

Hallo Peter,

Ich habe seinerzeit fuer Chlamydomonas eine Leuchtstoffroehre verwendet. Heute wuerde ich eine LED-Pflanzenlampe verwenden. Die Zeitschaltuhr ist da z.T. schon eingebaut und so ein Licht ist fuer 10-15 Euro zu haben. Damit kann man im Januar auch die Paprikapflanzen in Fensterbrett vorziehen.

12/12 Stunden Lichtzyklus ist ueblich. Zum einen verursacht Dauerlicht Photostress, zum anderen waechst die Kultur, wenn sie erst einmal laeuft, so schnell dass Du ohnehin staendig Kultur wegwerfen musst.

Viel Erfolg,

Jon

Michael L.

Hallo Peter,

die Erdabkochung ist sicher der einfachste Weg ein komplexes Nährmedium zu bekommen, ist doch total einfach. Dauerlicht ist ein no go das desynchronisiert so eine Kultur, entweder LD12/12 oder natürlicher Tag-Nacht Wechsel. Direktes Sonnenlicht vermeiden zumindest über den größten Teil des Tages. Und noch eins wenn es keine strenge Reinkulturen sind wird sich im Laufe der Wochen immer irgendetwas in der Kultur verändern das ist nicht statisch.

Beste Grüße,

Michael

Flagellate

Ich weiß nicht so ganz, warum mit der Kultur immer so ein Aufwand betrieben wird.

Meine Erfahrung:

Algen benötigen Licht. Je mehr, desto besser, wobei natürlich auch beachtet werden muss, dass es nicht zu viel sein darf. Je weniger Licht zur Verfügung steht, desto langsamer wachsen diese. Allerdings geht eine Kultur nie innerhalb von 2 Tagen ein, weil zu wenig Licht da ist (außer diese war eh schon in einem sehr schlechten Zustand)
Mein Rat an dieser Stelle ist ganz einfach beobachten. Solange die Kultur wächst, ist der Platz ok.

Was das Medium angeht, ist es das gleiche Spiel. Es ist relativ egal, solange die passenden Nährstoffe drin sind. Stilleswasser aus dem Supermarkt (aber auch nur, weil viele Menschen Beton-Wasser haben oder es viel zu weich ist) reicht in der Regel völlig aus. Das muss kein Volvic sein!  Etwas Pflanzendünger (maximal 1 ml/l, eher weniger) sollte kein Problem sein und dem Wachstum förderlich sein. Auch hier einfach ausprobieren.

Ok, ich habe (noch) den Vorteil, dass ich gut definiertes Medium habe. Aber, und allein das zeigt den Irrsinn mit den ganzen verschiedenen Medien, denn dieses Medium ist eigentilch nichts anderes als gedüngtes Wasser und es gab noch nichts, was noch nicht in diesem Medium gewachsen ist.

Natürlich gibt es Ausnahmen und dort bedarf es dann auch spezielles Medium mit pH-Optimierung, extra nährstoffarm usw. Aber das sind Ausnahmen. Auch die Lichtbedingungen (Intensität/Dauer) sind nur in Ausnahmen essentiell.

Es stellt sich immer die Frage ob man das optimale Wachstum haben will oder einfach nur eine stabile Kultur. Nur im ersten Fall ist dieser Aufwand begündet.

Dass in der Forschung so viel Aufwand betrieben wird, liegt an der Tatsache, das natürlich klar definierte Kulturen gewollt sind. Im Hobby-Bereich völlig übertrieben.

Eine Ausnahme gibt es und die kann auch schnell zu Lichtproblemen führen. Viele Kulturen verkraften nur Bedingt Temperaturen über ca. 22°C, was im Sommer schnell mal problematisch wird. Fast alle Kulturen verkraften 8-20°C. Wenn es zu warm wird, halten die Kulturen nicht so lange (mit unter muss man einmal die Woche neu ansetzen) und dann läuft man natürlich schnell Gefahr, dass die Kultur eingeht (physiologisch verkraften viele Kulturen auch 28°C und mehr, aber die Kultur ist halt nicht mehr stabil). Wer also im Sommer Probleme mit zu warmen Räumen hat und dann quasi in den Keller muss, hat natürlich auch ein Lichtproblem. ::)

Aus diesem Grund sollte man immer Backup-Kulturen haben. Das heißt, immer min. zwei Ansätze und diese idealerweise an zwei verschiedenen Orten.

Grüße,
Tobias