Mikroskop für Kieselalgen gesucht

Begonnen von maxs, Mai 10, 2021, 19:27:01 NACHMITTAGS

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maxs

Hallo zusammen,
Ich bin im Rahmen eines künstlerischen Projekts auf der Suche nach einem Mikroskop mit dem ich Präparate mit Kieselalgen möglichst scharf darstellen und das mikroskopische Bild dann auch noch mit einer Kamera oder einfach mit einem Smartphone durch das Okular abfilmen kann. Ich bin ziemlicher Anfänger im Bereich Mikroskopie deshalb entschuldigt meine Unwissenheit!
Mein Budget ist leider auch recht klein. Viel mehr als 200-300 Euro werde ich wohl nicht ausgeben können. 

Mir wurde dafür bereits die Zeiss Standard Reihe empfohlen mit den CPL W oder KPL W Okularen, allerdings ist bei den üblichen Verdächtigen (EbayKleinanzeigen & Ebay), das Angebot an vollständigen Sets gerade eher mau. Deshalb wollte ich
fragen, ob hier jemand entweder noch den ein oder anderen Tipp für mich hätte welches Mikroskop für meine Zwecke und mein Budget ansonsten geeignet sein könnte oder wo ich eventuell noch ein vollständiges Zeiss Standard-Set finden könnte?

Danke euch schon mal!

plaenerdd

Hallo Max,
brauchst Du das Mikroskop wirklich nur für das eine Projekt? Dann könnte ich Dir auch eines leihen: ein LABOVAL II von Zeiss-Jena. Ich schreibe Dir dazu eine e-mail.
Ich muss Dich aber warnen: Gute Fotos am Mikroskop macht man nicht mal eben so. Da muss man seine Technik schon kennen und beherrschen. Was Du hier im Forum an Fotos siehst, ist oft hart erarbeitet und z.T. mit sehr teurer Technik entstanden. Die braucht man nicht zwingend, aber gut beherrschen muss man sie. Dann kann man auch mit einem 200,-€ Mikroskop gute Fotos machen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

kmueho

ZitatKieselalgen möglichst scharf darstellen und das mikroskopische Bild dann auch noch mit einer Kamera oder einfach mit einem Smartphone durch das Okular abfilmen kann

Hallo Max,

die Qualität und damit auch der Preis der Ausrüstung hängen stark von der Größe und Feinstruktur der jeweiligen Kieselalge ab, die du fotografieren möchtest. Gerade bei Diatomeen kommt (wie ich am eigenen Leibe erfahren habe :) ) schnell der Wunsch nach Gerätschaft auf, das es möglichst nahe an die theoretische Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops schafft.

Ich empfehle, erst einmal (im Netz) nach Kieselalgen Ausschau zu halten, die dich künstlerisch ansprechen und davon dann hier ein paar Bilder zu posten. Dann lässt sich besser abschätzen, welcher technische Aufwand betrieben werden muss, um davon "möglichst scharfe" Fotos zu machen.

Viele Grüße,
Kai

Bob

Hallo Max,

stelle doch hier mal einen Link zu Fotos ein, die Deinen Vorstellungen entsprechen.
Möchtest Du die Diatomeen lebendig oder nur ihre Schalen in präparierter Form zeigen?

Viele Grüße,

Bob

rhamvossen

#4
Hallo Max,

Das Mikroskop ist eher nicht so wichtig, eher die Beherschung der Technik und die Beleuchtung. Gute Bilder von Kieselelgen kann man auch mit ein taugliches Hufeisenstativ von 50 EUR machen. Das heisst, wenn man nicht immer A. pellucida auflösen will  ;). Falls du noch auf der Suche bist nach einem Zeiss Standard, ich habe noch ein  Zeiss Standard 14 im Angebot. Beste Grüsse,

Rolf

maxs

Hallo zusammen,
Vielen Dank für eure Antworten!

Zunächst zu euren Fragen:
Ich würde die Kieselalgen gerne hauptsächlich filmen und eher weniger fotografieren. Ich studiere Design und für mein Abschlussprojekt des Studiums soll das ganze eine Art ganz kleine Museumsinstallation werden, bei der man etwas mehr über Kieselalgen erfährt und sich mit Ihnen auseinandersetzen kann. Ich würde dafür gerne das Mikroskopbild mit meinem Smartphone, meiner Digitalkamera oder einer Mirkoskopkamera (was auch immer im Low-Budget-Bereich die besten Ergebnisse liefert) filmen und dann auf meinem Rechner weiterverabeiten und eventuell das ganze dann eventuell auch auf einem Bildschirm oder Projektor zeigen. Generell ist es mir nicht wichtig, dass ich auch die allerkleinsten Diatomeen-Spezies auflösen kann. Bislang habe ich mit meinem Mikroskop aus Kindertagen und Kratzproben aus Flüssen oder Seen experimentiert, bin mir aber gerade noch nicht sicher, ob ich vor allem Lebendproben oder "tote" Präparate zeigen will. Generell brauche ich ein Mikroskop theoretisch nur für das eine Projekt, das hat meine Begeisterung fürs Mikroskopieren, aber schon soweit geweckt, dass ich alles andere als traurig wäre, wenn ich innerhalb meines Budgets ein gutes kaufen könnte, dass ich dann auch darüber hinaus noch verwenden kann :D

Generell habe ich noch keine eins zu eins Beispiele der Bilder, die ich gerne stilistisch erreichen würde. Beim Mikroskopieren von lebenden Kieselalgen, kann ich schwer einschätzen, ob man im Low-Budget-Bereich an so eine Qualität der Bilder herankommen kann: https://www.youtube.com/watch?v=Ygty9HxhFK4&t=313s
oder https://www.youtube.com/watch?v=FFiGo3Ew66c

Falls ihr neben Tipps für Mikroskope auch Tipps zu angesprochenen Techniken sowohl bei der Beleuchtung als auch bei der Kamera für mich habt, um ein bestmögliches Bild der Kieselalgen hinzukriegen, würde mich das extrem freuen!
Auch falls ihr Ideen habt, wie man mit einfach Mitteln und im Low-Budget-Bereich eventuell ästhetisch noch interessantere Bilder der Kieselalgen erzeugen kann oder, falls ihr da Beispielbilder im Kopf habt, würde mich das sehr interessieren.

Vielen Dank für eure Hilfe!

Bernd

Hallo Max,

das erste Video ist im Hellfeld aufgenommen. So etwas läßt sich sicher realisieren, vielleicht sogar noch etwas besser (Stichwort schiefe Beleuchtung). Das zweite Video ist mit differentiellem Interferenzkontrast (DIC) gefilmt. Um das zu realisierenn fehlt bei deiner Preisvorstellung locker mal die letzte 0.

Viele Grüße
Bernd

RainerTeubner

Hallo Max,

das ist ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Projekt, bei knappen Budgets, sowohl finanziell als auch vermutlich zeitlich. Am einfachsten wäre es, Du fändest einen erfahrenen und geschickten Diatomeen-Photographen, der Dir die mikroskopische Arbeit abnimmt und es Dir ermöglicht, Dich ganz auf das Design-Thema zu konzentrieren. Da bleibt noch genug für Dich zu tun.

Veile Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

kmueho

#8
Zitatwenn ich innerhalb meines Budgets ein gutes kaufen könnte

Hallo Max,

für Kieselalgen brauchst du in jedem Fall ein "normales" Durchlicht-Mikroskop. Bei Bewegtbildern halten sich die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung in Grenzen. Daher ist ein gewisses Mindestmaß an optischer Qualität erforderlich. Für das erste der beiden Videos wirst du mit einem sogenannten Trockenobjektiv (keine Öl-Immersion zwischen Deckglas und Objektiv) klarkommen. Das zweite Video ist schon anspruchsvoller. Da dürfte ein Öl-Immersionsobjektiv zum Einsatz gekommen sein. Als Kamera kann durchaus ein moderneres Handy herhalten. Da es das heute für um die 50 bis 80 Euro gebraucht zu kaufen gibt, empfehle ich eins, das 4k-Videos aufnehmen kann. Verkleinern auf 2k (oder Full-HD) kannst du das immer noch, aber auch ohne signifikanten Qualitätsverlust  Ausschnitte machen.
Um eine ordentliche Investition von Zeit wirst du in keinem Fall herumkommen. Das Thema ist komplex. Was du auf jeden Fall schon mal "googlen" kannst, ist der Begriff "Köhlersche Beleuchtung". Da werden u.a. Grundbegriffe wie numerische Apertur und die Bedeutung des Kondensors erläutert. Ebenfalls informieren könntest du dich über die Objektiv-Klassen. "Plan" ist heute Standard. Ansonsten werden (zusätzlich) im Wesentlichen Achromaten (einfach), Fluotare (gehobene Mittelklasse) und Apochromaten (High-End) unterschieden. Du brauchst auf jeden Fall Objektive, die eine Deckglas-Korrektur haben (oder denen es bei niedrigen Vergrößerungen egal ist).

Wenn das Budget nicht so hoch ist, kommen bevorzugt sogenannte endlich-korrigierte Mikroskope in Frage. Diese werden nicht mehr weiterentwickelt und sind (deshalb) deutlich günstiger zu haben. Sie können deinen Bereich trotzdem problemlos abdecken. Aktuelle Mikroskope (und zunehmend welche, die ab Mitte der 1970er Jahre hergestellt wurden) sind alle unendlich korrigiert. Das macht sie flexibel bei speziellen Erweiterungen. Diese brauchst du aber für die Kieselalgen-Videos nicht.

Viele Grüße,
Kai

rhamvossen

#9
Hallo,

ZitatAuch falls ihr Ideen habt, wie man mit einfach Mitteln und im Low-Budget-Bereich eventuell ästhetisch noch interessantere Bilder der Kieselalgen erzeugen kann

Was mit Low-Budget Mitteln möglich ist  kann mann hier sehen:

https://mikroskopiedernatur.de/was-man-sehen-kann-mit-einem-einfachen-mikroskop

Beste Grüsse,

Rolf

A. Büschlen

Hallo,

diese Fragestellung: " mikroskopische Strukturen künstlerisch nutzen" steht immer wieder im Raum. Könnte dieses Projekt nicht auch in Zusammenarbeit umgesetzt werden? Hier der künstlerische Fragesteller - da der / die Mikroskoppraktiker/inn?

Gruss von Arnold

der auch schon bei solchen Projekten mit half.
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.