Bild: visuell vs. fotografisch

Begonnen von Eckhard F. H., August 18, 2021, 21:16:00 NACHMITTAGS

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raimcomputi

Insgesamt, nur aus der Praktischen Beobachtung gesprochen, muss ich sagen, das das menschliche Auge, bzw. die "menschliche Kamera", einer Foto oder Videokamera überlegen ist.

Ich habe es ganz praktisch erst vor ein paar Tagen selbst beobachtet. Ich war mit meiner Kamera kurz vor Einbruch der Dämmerung draussen im Garten um ein paar Fotos zu machen. Unter anderem habe ich in ca. 50 Metern Entfernung einen Raben, der ja bekanntlich schwarz ist, auf einem Giebel eines Hauses sitzen sehen. Der Himmel war blau, mit ein paar weißen Schleierwolken. Ich konnte mit meinen Augen gleichzeitig den blauen Himmel mit den weißen Wolken und den schwarzen Raben sehen. Der Kontrastunterschied war riesig. Und meine Augen konnten alles gleichzeitig richtig belichtet wahrnehmen. Ich habe dann Fotos gemacht. Dabei war entweder der Himmel richtig belichtet, der Rabe aber nur ein schwarzer Schatten. Oder der Rabe war richtig belichtet, dafür war der helle Himmel total ausgefressen. Um den gleichen Eindruck auf dem Foto zu bekommen, wie ihn vorher meine Augen gesehen haben, mußte ich eine Belichtungsreihe machen und daraus ein HDR-Bild erstellen.

Was auch wahnsinnig beeindruckend ist, das ist die rasend schnelle Fokusanpassung des menschlichen Auges. Die Scharfstellung von der Naheinstellgrenze auf Unendlich oder umgekehrt, passiert fast ohne Zeitverlust. Meine Kamera hat einen sehr schnellen Autofokus, mit gemessenen 0,07 Sekunden. Aber gefühlt ist das menschliche Auge viel schneller.

Es ist schon richtig, das man mit Bildbearbeitung Fotos so hinbekommen kann, das sie selbst dem optischen Eindruck des menschlichen Auges ebenbürtig , oder sogar überlegen sind. Aber direkt out of the Box, ist das Auge besser, wie die Kamera.

Um das klarzustellen: Dieser Beitrag hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern drückt nur meine persönlichen Beobachtungen aus.

Gruß

Raimund

Lupus

Hallo,

ZitatNa ja, wenn Du Wikipedia kritiklos vertraust. Wenn ich im Internet suche dann ist in der Regel von einer Dynamik des menschlichen Auges von 20 EV die Rede. Durch Akkomodation des Auges ist dieses aber in Lage Werte von Kontrastumfänge von 10.000.000 zu erreichen, was uns hier aber gar nichts nützt, da das Auge dazu einen Anpassungszeit von 30 Minuten und mehr braucht. Es werden im Internet spontane Kontrastumfänge von 100.000:1 angegeben, was dann in etwa einer Dynamik von 17 EV entspricht.
...
Bis dahin sind nach wie vor in der Fotografie Grauverlaufsfilter oder HDR die Mittel der Wahl um hohe Kontraste auf den Sensor zu bannen, was am Mikroskop so nicht umsetzbar ist oder doch.
Wikipedia hat zwar für die Autoren die Verpflichtung, Quellen anzugeben, aber das hilft wenig wenn man dazu Tertiärliteratur aus anderen Fachbereichen verwendet. Die wesentlichen Daten sind aber auch in nicht ganz spezieller Literatur gut dokumentiert.

Der gesamte Helligkeitsumfang, den das Auge verarbeiten muss ist durch die Evolution gegeben. Das reicht von nächtlichem Sternenlicht bis vollem Sonnenschein und umfasst etwa bis zu 12 Zehnerpotenzen an Intensität. Dagegen muss das Auge kurzfristig nur mit dem üblichen Kontrast der Szenen im Gesichtsfeld fertig werden. Der umfasst meist - wie man es auch aus der Fotografie von Alltagsszenen kennt - nur einen Kontrastumfang von 2 Zehnerpotenzen. Daher hat die Netzhaut selbst bei geringen Bildkontrasten eine ähnliche S-förmige Empfindlichkeitscharakteristik wie ein Foto-Film mit gleichartigen flachen Anstiegen an den Rändern. Die Dynamik geht nur über 3 Zehnerpotenzen (etwa 8.5 Blenden), linear im mittleren Teil nur etwa eine Zehnerpotenz. Das ist auch ohne Zeitverzögerung verfügbar. Die auftretenden Extreme werden durch das Umschalten zwischen Stäbchensehen (Nachtsehen) mit etwa 4 Zehnerpotenzen Dynamik, dem Übergangsbereich beider Sensoren (Dämmerungssehen) mit etwa 2 Zehnerpotenzen Dynamik, und dem Zapfensehen (Tagsehen) mit etwa 6 Zehnerpotenzen Dynamik abgedeckt. Die Dauer der gesamten Umstellung dauert maximal 20-30 Minuten da sich die Sehpigmente anpassen müssen. Aber geringere, praxisnahe Helligkeitsanpassungen können natürlich bereits in Bruchteilen von Minuten erfolgen. Dazu kommt, dass der Pupillendurchmesser noch etwa eine Zehnerpotenz Korrektur abdecken kann, und zwar teilweise innerhalb weniger Sekunden. Eine weitere Besonderheit des Auges - im Gegensatz zum Kamerasensor - ist die Möglichkeit dass auch innerhalb des Bildes kleinräumig und recht schnell durch die sog. laterale Hemmung kleinere Helligkeits- bzw. Kontrastanpassungen erfolgen. Das erfolgt dadurch, dass benachbarte Sensoren durch Nervenbahnen gekoppelt sind und sich somit beeinflussen und die Dynamik vergrößern können.

Dass das in Wikipedia nur mit einem einfachen, und nicht gut begründeten Zahlenwert angegeben wird liegt in der Natur eines populärwissenschaftlichen Beitrages.
Aber wie schon gesagt, für die Mikroskopie hat der riesige Kontrastumfang weniger Bedeutung (abgesehen von der Kontrastverstärkung des Auges bei benachbarten Strukturen, was ziemlich gut der Kontrastnachbearbeitung der Fotografie entspricht). Und daher muss man auch nicht über Grauverlaufsfilter und HDR diskutieren.

Hubert

3nzo

Hallo, ich bin kein Experte für Mikroskopie und noch weniger für Mikrofotografie, aber ich berichte von meinen Eindrücken.
Angefangen habe ich mit einer chinesischen 5Mpx CCD Kamera für 50,00 € und bin dann zu einer entsprechenden mit 5Mpx Sony Sensor und einer weiteren mit 20Mpx Sony Sensor (Rising View Software) übergegangen.
Meines Erachtens liefert keine dieser Kameras ein detailreiches Bild, wie ich es in den Okularen sehe, im Gegenteil, die billige chinesische liefert bessere Bilder ohne Einstelleingriffe mit der mitgelieferten Verwaltungssoftware.
Ich weiß nicht, ob es am Objektivtubus der Kamera liegen kann, aber ich denke, es sind Grenzen des Sensors oder des davor platzierten Diffusorfilters, der den Moirée-Effekt vermeiden sollte.
Bei Sony-Kameras war der erste Eindruck enttäuschend, dann wurde es durch die Erhöhung des Kontrasts besser, ein Zeichen dafür, dass die einfache billige Kamerasoftware besser kalibriert ist.
Mit freundlichen Grüßen.

Enzo

Eckhard F. H.

#33
ZitatWas auch wahnsinnig beeindruckend ist, das ist die rasend schnelle Fokusanpassung des menschlichen Auges.

Hallo Raimund,
wahrscheinlich bist Du noch jung. In meinem Alter bekommt man alles eindrücklich mit, was einst automatisch ablief ohne daß man es merkte.

raimcomputi

Zitat von: Eckhard F. H. in August 22, 2021, 20:29:59 NACHMITTAGS
ZitatWas auch wahnsinnig beeindruckend ist, das ist die rasend schnelle Fokusanpassung des menschlichen Auges.

Hallo Raimund,
wahrscheinlich bist Du noch jung. In meinem Alter bekommt man alles eindrücklich mit, was einst automatisch ablief ohne daß man es merkte.
Naja, wenn man 55 noch als jung bezeichnet, dann bin ich wohl noch jung. ;D

Gruß

Raimund

Flagellate

Zitat von: Eckhard F. H. in August 20, 2021, 20:28:18 NACHMITTAGS
ZitatJegliche Anpassung von unserem Auge, ja sogar das "Abschatten" mit der Hand (eine Verhaltensweise um das Bild zu optimieren) wenn die Sonne ungünstig steht, ist im Prinzip nichts anderes als eine Kameraeinstellung bzw. ein Wechsel von einer in eine "bessere"

Hallo Tobias,
das leuchtet ein. Aber mir leuchte nicht ein, wie man beim Foto auf diese Weise die höhere visuelle Auflösung erreichen sollte, denn um die geht es letztlich. Erreicht man die mit einem UV-Blitz?
Gruß - EFH

Die visuelle Auflösung lässt sich grundsätzlich nicht mit verbessern. Egal ob Auge oder Kamera. Wie gut die Kamera auflöst hängt zunächst nur von der Sensorgröße bzw. der Pixelanzahl ab. Die Qualität der Bildes hängt dann aber von der Beschaffenheit/Qulität des Sensors ab, sowie vom Objektiv und den verwendeten Einstellungen.
Eine Vollformatkamera hat einen deutlich größeren Sensor als eine Kompaktkamera mit einem APS-C Sensor. Bei gleicher Auflösung ist der Sensor einer Vollformatkamera daher Lichtempfindlicher, denn die einzelnen "Lichtzellen" auf dem Sensor sind hier größer als beim kleineren APS-C. Allein aus diesem Grund sind im professionellen Bereich die Vollformatkameras die erste Wahl. Natürlich haben sie auch Nachteile, denn der größere Sensor benötigt auch größere und schwerere Objektive (und die gesamte Ausrüstung ist deutlich teuerer).
Das Heranzoomen bei einem hochauflösenden Bild zeigt nicht mehr Details als wir ohnehin schon sehen. Wir sehen sie nur größer. Das anzuführen wäre aber auch etwas unfair, weil das menschliche Auge eben keine "Lupe" hat  ::)

Der wesentliche Punkt bei Fotos ist eben die Tatsache, dass wir diese sowohl mit den Kameraeinstellungen, als auch später durch Bildbearbeitung, so manipulieren können, wie wir es für richtig halten bzw. es notwendig ist um das zu sehen, was wir wollen. Dem Auge/Gehirn können wir eben nicht sagen, dass Struktur x in unserem Bild zu sehr reflektiert und diese Reflektion vermindert werden soll. Wie bereits ganz am Anfang erwähnt ist diese Art der Nachbearbeitung auch im "Live-View" möglich.
Nehmen wir mal an, dass wir einen roten Augenfleck in einer Alge habe, der allerdings recht klein und sehr schwach pigmentiert ist. Allein durch die Verstärkung des rot-Kanals können wir die Intesität des Lichtsignals, welches vom Augenfleck kommt verbessern. Strukturen, die grundsätzlich einen sehr geringen Kontrast haben, können mit dem selben Prinzip sichtbar gemacht werden. Wichtig an dieser Stelle ist die Tatsache, dass wir nicht etwas konstruieren, was vorher nicht da ist! Wir verstärken einzelne Signale, die der Sensor aufnimmt, welche aber relativ schwach sind und daher durch andere Signale überlagert werden.
Das ist im Prinzip wie ein Lichtfilter. Wir sehen die einzelnen Lichtfarben nicht, weil sie sich überlagern. Nehmen wir einen Farbfilter verschieben wir die Intensitäten und können so entsprechend des Filters die Farben sehen.

In der Hinsicht zählt allerding ein Grundsatz:
Es ist immer besser mittels physikalischer Lösungen das Bild zu optimieren. Einfach gesagt bedeutet dies das ein Objektiv mit höherer Bennweite (physikalisch) besser ist als ein digitaler Zoom ("Bildbearbeitung"). Mittels Nachbearbeitung kitzeln wir daher einfach das letzte bisschen aus dem Bild raus. Das geht aber nur so gut, wie es das physikalisch produzierte Bild zulässt.

Zitat von: raimcomputi in August 21, 2021, 19:10:23 NACHMITTAGS
Insgesamt, nur aus der Praktischen Beobachtung gesprochen, muss ich sagen, das das menschliche Auge, bzw. die "menschliche Kamera", einer Foto oder Videokamera überlegen ist.

Ich habe es ganz praktisch erst vor ein paar Tagen selbst beobachtet. Ich war mit meiner Kamera kurz vor Einbruch der Dämmerung draussen im Garten um ein paar Fotos zu machen. Unter anderem habe ich in ca. 50 Metern Entfernung einen Raben, der ja bekanntlich schwarz ist, auf einem Giebel eines Hauses sitzen sehen. Der Himmel war blau, mit ein paar weißen Schleierwolken. Ich konnte mit meinen Augen gleichzeitig den blauen Himmel mit den weißen Wolken und den schwarzen Raben sehen. Der Kontrastunterschied war riesig. Und meine Augen konnten alles gleichzeitig richtig belichtet wahrnehmen. Ich habe dann Fotos gemacht. Dabei war entweder der Himmel richtig belichtet, der Rabe aber nur ein schwarzer Schatten. Oder der Rabe war richtig belichtet, dafür war der helle Himmel total ausgefressen. Um den gleichen Eindruck auf dem Foto zu bekommen, wie ihn vorher meine Augen gesehen haben, mußte ich eine Belichtungsreihe machen und daraus ein HDR-Bild erstellen.

Was auch wahnsinnig beeindruckend ist, das ist die rasend schnelle Fokusanpassung des menschlichen Auges. Die Scharfstellung von der Naheinstellgrenze auf Unendlich oder umgekehrt, passiert fast ohne Zeitverlust. Meine Kamera hat einen sehr schnellen Autofokus, mit gemessenen 0,07 Sekunden. Aber gefühlt ist das menschliche Auge viel schneller.

Es ist schon richtig, das man mit Bildbearbeitung Fotos so hinbekommen kann, das sie selbst dem optischen Eindruck des menschlichen Auges ebenbürtig , oder sogar überlegen sind. Aber direkt out of the Box, ist das Auge besser, wie die Kamera.

Um das klarzustellen: Dieser Beitrag hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern drückt nur meine persönlichen Beobachtungen aus.

Gruß

Raimund


Hier sieht man sehr deutlich, dass selbst die besten Kameras dem Auge nicht das Wasser reichen kann. Es scheitert allerdings nicht zwangsläufig am Sensor oder der Optik, sondern eher am Bildprozessor. CPUs können besser/schneller rechnen als wir. Bei der Komplexität der visuellen Wahrnehmung ist das Gehirn bis heute ungeschlagen  ;)

Grüße,
Tobias

jcs

Zitat von: Flagellate in August 23, 2021, 11:27:28 VORMITTAG
Eine Vollformatkamera hat einen deutlich größeren Sensor als eine Kompaktkamera mit einem APS-C Sensor. Bei gleicher Auflösung ist der Sensor einer Vollformatkamera daher Lichtempfindlicher, denn die einzelnen "Lichtzellen" auf dem Sensor sind hier größer als beim kleineren APS-C. Allein aus diesem Grund sind im professionellen Bereich die Vollformatkameras die erste Wahl.
In der Mikroskopie ist allerdings das Objektiv der Flaschenhals. Die vom Objektiv erfasste Lichtmenge hängt von der numerischen Apertur ab, und nicht von der dahinterliegenden Sensorgröße. Eine Vollformatkamera ist deshalb genauso lichtempfindlich wie eine APS-C oder mft-Kamera: Durch die Optik in der Kamera-Adaption wird das vorhandene Licht auf eine entsprechend kleine oder große Sensorfläche aufgeteilt, die gesamte Lichtmenge bleibt aber immer konstant und somit auch die Lichtempfindlichkeit des Gesamtsystems. Das ist auch einer der Gründe, warum Vollformatkameras in der professionellen Mikroskopie (im Gegensatz zur professionellen Fotografie) praktisch keine Rolle spielen.

LG

Jürgen

Flagellate

Zitat von: jcs in August 23, 2021, 18:41:39 NACHMITTAGS
Zitat von: Flagellate in August 23, 2021, 11:27:28 VORMITTAG
Eine Vollformatkamera hat einen deutlich größeren Sensor als eine Kompaktkamera mit einem APS-C Sensor. Bei gleicher Auflösung ist der Sensor einer Vollformatkamera daher Lichtempfindlicher, denn die einzelnen "Lichtzellen" auf dem Sensor sind hier größer als beim kleineren APS-C. Allein aus diesem Grund sind im professionellen Bereich die Vollformatkameras die erste Wahl.
In der Mikroskopie ist allerdings das Objektiv der Flaschenhals. Die vom Objektiv erfasste Lichtmenge hängt von der numerischen Apertur ab, und nicht von der dahinterliegenden Sensorgröße. Eine Vollformatkamera ist deshalb genauso lichtempfindlich wie eine APS-C oder mft-Kamera: Durch die Optik in der Kamera-Adaption wird das vorhandene Licht auf eine entsprechend kleine oder große Sensorfläche aufgeteilt, die gesamte Lichtmenge bleibt aber immer konstant und somit auch die Lichtempfindlichkeit des Gesamtsystems. Das ist auch einer der Gründe, warum Vollformatkameras in der professionellen Mikroskopie (im Gegensatz zur professionellen Fotografie) praktisch keine Rolle spielen.

LG

Jürgen

So wie du es beschreibst stimmt es natürlich. Ich hatte es ganz allgemein formuliert um die Analogie Auge und Kamera darzustellen und Vollformat und Co waren nur Beispiele.

Aber mal eine vielleicht blöde Frage zu dem was du schreibst. Warum überhaupt bitte ein Objektiv nutzen? Warum sollte das nötig sein? Zugegeben ich habe nicht viel Erfahrung mit Digitalkameras an Mikroskopen, aber wenn ich mich nicht irre wurde das Bild immer direkt auf den Sensor gebracht (ggf nochmal mittels Linse vergrößert, aber immer ohne Kameraobjektiv). Zumindest beim unendlich System.

Grüße,
Tobias

raimcomputi

ZitatAber mal eine vielleicht blöde Frage zu dem was du schreibst. Warum überhaupt bitte ein Objektiv nutzen? Warum sollte das nötig sein? Zugegeben ich habe nicht viel Erfahrung mit Digitalkameras an Mikroskopen, aber wenn ich mich nicht irre wurde das Bild immer direkt auf den Sensor gebracht (ggf nochmal mittels Linse vergrößert, aber immer ohne Kameraobjektiv). Zumindest beim unendlich System.
Ich denke, er meint das Objektiv am Mikroskop und nicht das Kameraobjektiv. ;)

Gruß

Raimund

Flagellate

Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Er schreibt: "Durch die Optik in der Kamera-Adaption... "

Aber gehen wir davon aus, dass ich eine Kamera am Mikroskop habe und das Bild ohne Kameraobjektiv direkt auf den Sensor fällt. Bei dieser Annahme kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen.

Natürlich haben wir am Mikroskop keine optimalen Lichtbedingungen. Insbesondere bei 100x wird schnell deutlich, dass die Lichtempfindlichkeit des Sensors häufig nicht ausreichend ist. Aber genau da punktet der Vollformatsensor, da er physikalisch die höchste Lichtempfindlichkeit hat und daher auch bei wenig Licht/ hohem ISO ein deutlich besseres Rausch/Signal Verhältnis hat.
Ein Vollformatsensor hat größere und daher physikalisch lichtempfindlichere Pixel als ein APS-C bei gleicher Auflösung. Da spielt es keine Rolle wie die Optik vorher ist.

Wenn ich es richtig verstehe ist die Hauptargumentation, dass eine Lichtmenge x auf den Sensor trifft. Egal wie groß der Sensor ist. Wird es vollständig belichtet, verteilt sich die Lichtmenge x auf eine mehr (Vollformat) oder weniger (APS-C) große Fläche. Entsprechend niedriger (Vollformat) oder höher (APS-C) ist die Lichtmenge pro Sensorfläche.
Das ist soweit korrekt. Weil aber beim Vollformatsensor ein Pixel eine größere Fläche einnimmt als beim APS-C hat der Vollformatsensor eben das besser Rausch/Signal Verhältnis und liefert bessere Bilder.
Falls hier ein Denkfehler vorliegt, bitte korrigieren.

Grüße,
Tobias

Stuessi

Zitat von: Flagellate in August 24, 2021, 12:56:09 NACHMITTAGS
Ein Vollformatsensor hat größere und daher physikalisch lichtempfindlichere Pixel als ein APS-C bei gleicher Auflösung. Da spielt es keine Rolle wie die Optik vorher ist....
Hallo!

Bei gleicher Auflösung sind Pixelabstand und Pixel gleich groß. Du meinst sicher bei gleicher Pixelzahl?!

MfG,
Rolf

Lupus

Hallo,

ZitatWeil aber beim Vollformatsensor ein Pixel eine größere Fläche einnimmt als beim APS-C hat der Vollformatsensor eben das besser Rausch/Signal Verhältnis und liefert bessere Bilder.
Solange man den Sensor ausreichend belichtet (also mit niedriger ISO-Einstellung arbeite und damit geringer Nachverstärkung) überwiegt meist das Photonenrauschen dem Sensor bzw. Verstärkerrauschen. Und die Photonenzahl/Pixel ist bei gleicher Lichtmenge des Bildes bei jedem Sensor gleicher Pixelzahl gleich. Also näherungsweise auch das Verhältnis S/N.

Hubert

Werner

@ Flagellate:
Wenn das Objektiv feinere Einzelheiten in die Fläche eines einzelnen größeren Sensorpixels projiziert, gehen diese verloren, unabhängig vom S/N-Verhältnis. Das Bild ist dann also wieder schlechter aufgelöst, weil die Pixel zu grob sind.

Flagellate

Zitat von: Stuessi in August 24, 2021, 13:51:59 NACHMITTAGS
Zitat von: Flagellate in August 24, 2021, 12:56:09 NACHMITTAGS
Ein Vollformatsensor hat größere und daher physikalisch lichtempfindlichere Pixel als ein APS-C bei gleicher Auflösung. Da spielt es keine Rolle wie die Optik vorher ist....
Hallo!

Bei gleicher Auflösung sind Pixelabstand und Pixel gleich groß. Du meinst sicher bei gleicher Pixelzahl?!

MfG,
Rolf

Auflösung = Anzahl der Pixel
Ein 24 MP APS-C hat kleinere Pixel als ein 24 MP Vollformat Sensor. Die Auflösung ist gleich ~6000/4000 px

Zitat von: Lupus in August 24, 2021, 14:06:20 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatWeil aber beim Vollformatsensor ein Pixel eine größere Fläche einnimmt als beim APS-C hat der Vollformatsensor eben das besser Rausch/Signal Verhältnis und liefert bessere Bilder.
Solange man den Sensor ausreichend belichtet (also mit niedriger ISO-Einstellung arbeite und damit geringer Nachverstärkung) überwiegt meist das Photonenrauschen dem Sensor bzw. Verstärkerrauschen. Und die Photonenzahl/Pixel ist bei gleicher Lichtmenge des Bildes bei jedem Sensor gleicher Pixelzahl gleich. Also näherungsweise auch das Verhältnis S/N.

Hubert

Ich glaube mein Denkfehler war folgender: Eine Vollformatkamera hat natürlich auch entsprechende Objektive, wodurch bei schlechten Lichtverhältnissen der Sensor besser als bei einer APS-C Kamera belichtet wird.

Zitat von: Werner in August 24, 2021, 14:25:38 NACHMITTAGS
@ Flagellate:
Wenn das Objektiv feinere Einzelheiten in die Fläche eines einzelnen größeren Sensorpixels projiziert, gehen diese verloren, unabhängig vom S/N-Verhältnis. Das Bild ist dann also wieder schlechter aufgelöst, weil die Pixel zu grob sind.
Einleuchtendes Argument gegen Vollformat, aber tatsächlich in der Realität zurtreffend?

Grüße,
Tobias

Lupus

Hallo Tobias,

Zitat@ Flagellate:
Wenn das Objektiv feinere Einzelheiten in die Fläche eines einzelnen größeren Sensorpixels projiziert, gehen diese verloren, unabhängig vom S/N-Verhältnis. Das Bild ist dann also wieder schlechter aufgelöst, weil die Pixel zu grob sind.
ZitatEinleuchtendes Argument gegen Vollformat, aber tatsächlich in der Realität zurtreffend?
das ist ein Missverständnis, so wie Werner es formuliert hat wäre der große Sensor nicht auf die gleiche Art bei der kleine Sensor an die Mikroskopbildgröße angepasst.


ZitatIch glaube mein Denkfehler war folgender: Eine Vollformatkamera hat natürlich auch entsprechende Objektive, wodurch bei schlechten Lichtverhältnissen der Sensor besser als bei einer APS-C Kamera belichtet wird.
Das ist ja genau der Punkt, den Jürgen als Unterschied zur Anwendung in der Mikroskopie beschrieben hat. Die richtige Aussage, dass eine großformatige Kamera in der Allgemeinfotografie bessere Bilder machen kann ist in der Mikroskopie zumindest teilweise ein Mythos. Ich würde einen doch auftretenden Qualitätsunterschied eher darin sehen, dass eine Vollformatkamera mit höherer Qualität hergestellt wird und (speziell der Sensor) technisch präziser hergestellt werden kann, während - im Extremvergleich - der Miniatursensor einer Smartphonekamera ein billiges Massenprodukt ist. Dazu kommt, dass eine teure Systemkamera dem Anwender mehr Einstellmöglichkeiten lässt, insbesondere die Freiheit auf für die Mikrofotografie schädliche kamerainterne Bildbearbeitung weitgehend zu verzichten. Der praktische Qualitätsvergleich zwischen dem Testoto einer Diatomee durch eine Vollformatkamera und einem Smartphone am selben Mikroskop wäre aber tatsächlich interessant.

Hubert