Quellwasser rotbraune Flocken

Begonnen von Lumi, März 20, 2022, 22:25:38 NACHMITTAGS

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Lumi

Hallo Tümpler,
habt ihr schon mal so ein Quellwasser untersucht, wer weiß was dazu?
Das Quellwasser kommt aus dem Erdreich, und läuft direkt in einen großen Fischweiher. Die rotbraunen Flocken müssen wohl von Eisenoxid https://www.euregio-im-bild.de/fotos/rotbraunes-quellwasser-im-hohen-venn-kutenhart-1.html her stammen.
In der Probe finde ich immer nur 4 Motive, mit dem Objektiv 40x aufgenommen:
1. Die unzähligen gefärbten unbeweglichen Fäden
2. Die kontrastarmen beweglichen Blaualgen (ca. 10%)
3. seltsam gedrehte, kurze "Algen" (nicht häufig)
4. immer die gleichen Wimpertierchen

den pH kann ich nicht messen, ich habe nur Teststreifen für Lauge parat

Grüße
Franz


newbieDoof

Ich habe das hier gefunden: https://www.townofchapelhill.org/home/showdocument?id=28866 (PDF download)
Da wird von Iron Bacteria - Sphaerotilus gesprochen. Aber es sieht bei dir so aus als ob diese haarigen Algen das sind was das Wasser orange färbt. Und, ja, Algen sind manchmal Bakterien, aber in dem guide wird da scheinbar zwischen beiden unterschieden. Keine Ahnung

Ansonsten habe ich auch diesen guide gefunden, aber der hat diese Algen, oder überhaupt etwas ähnliches, nicht dabei: http://stevegallik.org/pdf/algaeID.pdf (PDF download)
Ansonsten scheint es aber ein guter guide zu sein. Hat jemand noch welche?

Ich habe keine Ahnung wie man sowas richtig Bestimmt. Ich habe auch keine Hilfreichen webseiten oder guides, bis auf die die ich eben gerade gefunden habe. Ich versuche mich nur mal daran um zu lernen :)
(Bitte keine Bücher :P )

MfG
- Matthias :)
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Fahrenheit

Guten Morgen Franz,

da hast Du tatsächlich Eisenbakterien erwischt. Sie "wohnen" in den röhrenförmigen Strukturen, die Deine Bilder zeigen. Das durch sie gebildete Eisen(II) kann mit einer Berliner Blau Reaktion nachgewiesen werden.

Die Viecherl sind mir auch schon zwei mal unter die Linse gekommen, unter den folgenden Links findest Du etwas mehr:

http://www.mikroskopie-bonn.de/themengalerie/leben_im_wassertropfen/index.html#a2545

http://www.mikroskopie-bonn.de/berichte_von_treffen_und_aktionen/berichte_2013/auf_den_spuren_vergangener_hochtechnologie/index.html#a2352

Herzliche Grüße
Jörg
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Bernd Kaufmann

Hallo Franz,

das findet man öfter. Hier ein Beispiel aus meiner derzeitigen Umgebung:



Und für die erwähnte Berliner-Blau-Reaktion aus diesem Material:




In diesem Link findest Du auch eine Erklärung: https://www.wwa-an.bayern.de/ueberleitung/fraenkische_seen/brombachsee/eisenocker/index.htm
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

newbieDoof

#4
Zitat von: Fahrenheit in März 21, 2022, 06:34:51 VORMITTAG
Guten Morgen Franz,

da hast Du tatsächlich Eisenbakterien erwischt. Sie "wohnen" in den röhrenförmigen Strukturen, die Deine Bilder zeigen. Das durch sie gebildete Eisen(II) kann mit einer Berliner Blau Reaktion nachgewiesen werden.

Die Viecherl sind mir auch schon zwei mal unter die Linse gekommen, unter den folgenden Links findest Du etwas mehr:

http://www.mikroskopie-bonn.de/themengalerie/leben_im_wassertropfen/index.html#a2545

http://www.mikroskopie-bonn.de/berichte_von_treffen_und_aktionen/berichte_2013/auf_den_spuren_vergangener_hochtechnologie/index.html#a2352

Herzliche Grüße
Jörg
Ah, Leptothrix ochracea.
Hast du Bestimmungshilfen? Wie hast du anfangs herausgefunden das es Leptothrix ochracea ist? (Oder halt "zu diesem Maße an Sicherheit", da glaube ich das Genom verglichen gemacht wergen muss um 109%ig sicher zu sein, richtig?)
Gruß
- Matthias :)
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Fahrenheit

Lieber Matthias,

die beiden Kandidaten sind die häufigsten / wahrscheinlichsten Vertreter.
Eine genaue Bestimmung nur mit dem Mikroskop ist nicht möglich.

Herzliche Grüße
Jörg
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Ulrich Szewzyk

Hallo Franz,
es ist richtig, dass du Eisenbakterien gefunden hast. Zu sehen sind die geraden, glatten Röhren (Scheiden mit FeIII inkrustiert), in einem Bild auch eine lange Kette von Bakterien, die ihre Röhre verlassen haben. Das kommt bei diesen Bakterien aus der Leptothrix-Sphaerotilus-Gruppe sehr oft vor. Deswegen sind die meisten der sichtbaren Röhren (werden als Scheiden bezeichnet) auch leer. Eine Artbestimmung ist mit mikroskopischen Mitteln nicht möglich. Man könnte höchstens sagen, dass die beobachteten Bakterien dem Morphotyp Leptothrix ochracea entsprechen - dazu gehören jedoch viele nahe verwandte Arten, die nur durch Sequenzierung bestimmter Gene unterschieden werden können.
Auf den Bildern 4 und 5 sind in der Mitte außerdem noch Stiele von Gallionella zu sehen. Die nierenförmigen Bakterien sitzen an einem Ende des Stiels, den sie durch Ausscheiden eines Schleimes bilden. In dem Schleim wird wieder FeIII eingelagert und der Stiel verockert - daher die starken Kontraste. Meistens haben die Bakterien ihre Stiele aber verlassen, wie auch in deinen Proben.
Neben den genannten Gruppen von Eisenbakterien gibt es noch viele weitere Eisenbakterien. Eine Zuordnung zu einem bestimmten Morphotyp ist am ehesten mit dem Buch "Häusler (1982) Schizomycetes; Band 20 der Süßwasserflora von Mitteleuropa" möglich.

Beste Grüße
Ulrich

Lumi

#7
Vielen Dank für eure Antworten,
interessant auch, dass die Fasern in der Strömung stabil hin und her wedeln, aber im Glas in der Jackentasche zuhause nur trübe Suppe im Glas ankommt. Aber bei Ruhe sammeln sich die Fasern wieder zu Flocken.
Grüße
Franz

Nachtrag:
Bei den Wimpertierchen kann ich mir laut "Wassertropfen" die Glaucoma scintillans vorstellen, wegen dem markanten Mundwerkzeug. Das Bild ist aus einem Video (mit Bewegungsunschärfe und schiefer Beleuchtung)