MTF-Kamera an älterem Mikroskop

Begonnen von Paul H., April 12, 2022, 15:18:34 NACHMITTAGS

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Kay Hoerster

Hallo Paul,

ADi's Bemerkung zum Helios-Objektiv bezieht sich, wie er ja selbst anmerkt, auf eine Adaption mit Vollformat-Kamera (also Sensor-Format 24 x 36mm), bringt Dir aber folglich bei Deiner LUMIX DC-G9 nicht wirklich etwas.
Deine Kamera LUMIX DC-G9 hat eine Sensorgröße von 13 mm x 17,3 mm, folglich eine Formatdiagonale als µFT-Kamera von DIAGKAM = 21,64 mm. Bei der afokalen Projektion (afokale Projektion bzw. Aufnahme = eine sog. Relais-Optik an der Kamera angesetzt und auf unendlich eingestellt und mit dieser Konstellation durch ein Mikroskop-Okular fotografiert, das Mikroskop ist dabei visuell scharf gestellt) sollte sich die Okularbrennweite zur Kamera-Objektivbrennweite verhalten wie die Sehfeldzahl des Okulars zur Formatdiagonale des Sensors, gesetzt den Fall, Du möchtest möglichst das gesamte Sichtfeld des Okulars auf der Sensorfläche abbilden.

Als Formel: fOK / fKAM = SFZOK / DIAGKAM

So kannst Du z.B. bei gegebener SFZ Deines Okulars die benötigte Brennweite der Relais-Optik (Kameraobjektiv) durch Umstellen der Gleichung berechnen.

Beispiel für Okular 10x/SFZ18, also mit fOK = 25 mm und SFZOK = 18 mm:

fKAM = fOK * DIAGKAM / SFZOK = 25 * 21,64 / 18 = 30,05

Eine Relais-Optik (= Kameraobjektiv) mit fKAM = 30 mm projiziert also bei afokaler Fotografie das Sehfeld des Okulars von 18 mm nahezu optimal auf den MFT-Sensor mit Diagonale von 21,64 mm.
Nimmst Du jetzt ein Kamera-Objektiv mit 27 mm Brennweite, so könntest Du damit theoretisch das Bild eines Okulars mit SFZOK = 20 mm optimal auf den Sensor projizieren. Bleibst Du aber weiterhin beim Okular 10x/SFZ 18, so hättest Du schon leichte dunkle Ecken im Digitalbild. Das kann man aber durch digitales Beschneiden in der Bildverarbeitungssoftware ohne weiteres schnell anpassen, die heutigen Sensoren haben dank der hohen Auflösung ja genug Reserve für Ausschnittvergrößerungen. Fazit: Das Meike-Objektiv mit 28 mm Brennweite passt schon sehr gut in Kombination mit dem MFT-Format und Okularen zwischen SFZ 18 und 20.

Wenn ich jetzt zu weit ausgeholt habe oder unnötigerweise die Grundlagen, die Dir eventuell schon geläufig waren, nochmal aufgewärmt habe, bitte ich meinen Beiterag einfach zu ignorieren. Mir hat jedoch lange Zeit eine nachvollziehbare Erklärung der Verhältnisse bei der afokalen Projektion gefehlt, bis ich mir das selbst mal als Excel-Tabelle zusammengebaut habe und damit viele Okular-/Sensor-/Kamerabrennweiten Kombinationen durchgespielt und auch ausprobiert habe.

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Lupus

Hallo Paul,

das Sigma 30mm f/2.8 ist auch ein brauchbares Objektiv, mit gut zugänglicher Frontlinse (links). Das an die Kamera montierte "Standard"-Zoom (rechts), das meist als Setobjektiv beim Kamerakauf mitgeliefert wird, wird auch oft irreführend als Pancake bezeichnet. Kompakt wäre es ja. Wenn man es dann zur Verwendung ausfährt, auf den 2. Foto auf f=30 mm, ist die recht kleine Blende zu tief innerhalb des Objektives.

Hubert