MTF-Kamera an älterem Mikroskop

Begonnen von Paul H., April 12, 2022, 15:18:34 NACHMITTAGS

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Paul H.

Ein an sich fast klassisches Problem, für welches ich jedoch noch keine noch einigermassen bezahlbare Lösung gefunden habe:
Ich besitze zwei ältere Mikroskope (Reichert Zetopan u. a. mit DIC nach Nomarski sowie ein Leitz SM-LUX für Fluoreszenzmikroskopie mit einer Tubuslänge von 170mm), auf welchen ich gerne meine Panasonic LUMIC DC-G9 einsetzen würde, welche ich jetzt schon an einem OLYMPUS BH2 verwende (mit Projektiv NFK 1.67 und über ein Notebook mit externem Bildschirm angeschlossen).
Die bisherigen Ergebnisse mit einem einfachen (einlinsigen) Okularadapter an den beiden älteren Mikroskopen waren jedoch bei grösseren Vergrösserungen nicht befriedigend. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Kameraadapter und nehme an, dass jemand eine befriedigende Lösung kennt. Dann würde mich der entsprechende Hinweis sehr freuen.
Paul
Ausrüstung:
Olympus BHS, SPlan-Apochromate 4x bis 100x Öl
Zeiss Standard 25, Oktovar + Neofluare.
Verfahren: Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Phasenkontrast.

Peter V.

#1
Hallo Paul,

was ist denn für Dich eine "einigermaßen bezahlbare Lösung"? Fast jede Komplettlösung für ein Mikroskop ist nahzu preiswerter als ein einzelnes NKF 1.67-Projektiv  :D (Ist leider wirklich so).

Letztlich läuft es vermutlich auf folgende Lösung hinaus: Ein 40mm oder 50mm-Festbrennweitenobjektiv auf die Kamera, ein zum jeweiligen System (Reichert , Leitz?) passendes Okular und dann eine von einem Mechanicus - wie auch immer - herzustellende Adpation dieser beiden Teile zueinander.
Bei Leitz ist es vergleichsweise einfach: Da kannst Du ein Periplan 10x/18 Brillen nehmen und dann eine Adapterscheibe (Step-down-Ring) aus Ebay etwa für wenige EUR auf das Filtergewinde des Festbrennweitenobjektivs.
Beim Zetopan wirst Du wohl eine andere mechanische Adaption benötigen.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Lupus

Hallo Paul,

ich würde das so wie Peter gesagt hat grundsätzlich bestätigen. Ein einlinsiger Adapter kann aufgrund dessen Bildqualität nicht funktionieren. Als Objektiv müsste man allerdings eine etwas kurzbrennweitigere Optik verwenden, ich verwende am meiner MFT Lumix je nach Bildausschnitt den ich haben will (kein Anschnitt durch Bildkreis oder möglichst viel Bildkreis auf dem Sensor) Optiken zwischen f=30 mm und f=20 mm, und zwar einfach und kompakt aufgebaute Festbrennweiten.

Eine Bastelalternative wäre die Verwendung eines guten Plössl-Okulars als Objektiversatz. Das Problem bei einer MFT-Kamera ist allerdings der etwas geringe freie Durchmesser des Objektivbajonetts, d.h. man muss für das Linsenpaar des Okulars eine spezielle Halterung konstruieren weil die hintere Linse relativ nahe an den Sensor muss.

Hubert

peter-h

Liebe Fotografen,

vielleicht gibt es auch hier Anregungen.
http://www.mikroskopie-ph.de/index-canon.html

Schöne Ostergrüße
Peter

Paul H.

Hallo zusammen
Als Erstes besten Dank für eure Anworten! Das Objektiv wäre kein Problem (ich besitze mehrere, auch für kurze Brennweiten). Auch Step-down-Ringe sind kein Problem. Nur was genau zwischen Okular und Objektiv kommt ist mir noch nicht ganz klar (vermutlich ein längenverstellbarer Tubus, dann aber für welchen Längenbereich).
An Peter: Das NFK-1.67-Projektiv habe ich - zusammen mit einem NFK 3.3 - mit dem BH2 (Auflicht und Durchlicht, 5 Plan-Objektive, inkl. 2.5x, und einer Videokamera) für 590 Fr. gekauft. Der Preis war für mich demnach kein Problem. Eine Bastelei wollte ich vermeiden, da ich angenommen habe, dass es einen geeigneten Tubus zu kaufen gibt (beide Mikroskope haben ja einen Fototubus, der demjenigen des Binokluars entspricht).
Ausrüstung:
Olympus BHS, SPlan-Apochromate 4x bis 100x Öl
Zeiss Standard 25, Oktovar + Neofluare.
Verfahren: Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Phasenkontrast.

Lupus

Hallo Paul,

ZitatNur was genau zwischen Okular und Objektiv kommt ist mir noch nicht ganz klar (vermutlich ein längenverstellbarer Tubus, dann aber für welchen Längenbereich).
bei der Adaptionsversion mit Okular-Kameraobjektiv muss das Objektiv möglichst nahe an das Okular montiert werden, ein längenverstellbarer Tubus hilft da wenig da das Okular an der für visuelle Beobachtung richtigen Position sein muss. Im Prinzip könnte man die Kamera mit Objektiv geradezu auf das Okular auflegen wenn da eine breitere Auflagefläche wäre. Die Austrittspupille des Okulars, die je nach Okularart etwa 10-20 mm hinter der Augenlinse liegt, sollte etwa mit der Blende des Objektives zusammenfallen. Daher ist auch eine kompakte Objektivbauart wichtig. Aber es gibt etwas Spielraum, da man das Objektiv aufblendet. Einfach mal (evtl. unter Zuhilfenahme eines Kamerastatives) die Kamera an das Okular halten.....

Hubert

Paul H.

Besten Dank Hubert für deine Präzisierung. Für mich stimmt da einfach etwas nicht. Selbst wenn ich die Kamera mit der kleinsten Brennweite (12mm) und der voll geöffneten Blende (2.8) an das Okular halte sehe ich auf dem Sucher nur einen vergleichsweise kleinen runden Fleck (mit einem Periplan 10x GF).  Ich habe dazu zwei Aufnahmen angefügt (Objektiv direkt auf Okular und Aufnahme durch meinen Kameraadapter, der leider bei grösseren Vergrösserungen keine scharfen Bilder liefert; ich verwende ihn eigentlich nur für Aufnahmen mit antiken Mikroskopen).
Vielleicht könntest du ein Bild deiner Einrichtung und eine 1:1-Aufnahme posten, damit ich mir eine genauere Vorstellung machen kann.
Herzlichen Dank und beste Grüsse
Paul
Ausrüstung:
Olympus BHS, SPlan-Apochromate 4x bis 100x Öl
Zeiss Standard 25, Oktovar + Neofluare.
Verfahren: Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Phasenkontrast.

Lupus

Hallo Paul,

ich habe jetzt gerade kein Foto in Reichweite, aber im Prinzip mache ich es so wie hier im ersten Bild https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=22987.msg170963;topicseen#msg170963
Die Website von Rolf ("rhamvossen") ist zusätzlich ganz interessant.
Bei 12 mm Objektivbrennweite ist der ausgeleuchtete Bildkreis an einer MFT-Kamera natürlich sehr klein. f=30 mm ergibt je nach Okular einen ausgeleuchteten Sensor. Was ist das für ein Objektiv? Hoffentlich kein Zoom, ich hatte ja geschrieben dass es ein kompaktes Objektiv sein muss bei dem die Lage der Blende relativ nahe an der Fronlinse liegt.

Hubert

Robert G.

Hallo Paul,

ich fotografiere auch mir der Panasonic Lumix G9, hier unten im Foto mein Adapter, der sehr gut funktioniert. Das Kameraobjektiv ist eine Festbrennweite von Maike 2,8/28mm, aber auch das Olympus Makro 3,5/30mm funktioniert gut. Beim 28mm Objektiv komme ich näher ran an das was ich durch die Okulare sehe.
Der Rest ist selbsterklärend, Kamera-Objektiv, Step down Ring 49-28mm, Step down Ring 37-28mm mit eingeklebter Hülse, (Epoxidharz) die Hülse mit Innendurchmesser für das Zeiss KPL-10x20 Okular..
Diesen Aufbau verwende ich beim Zeiss Standard 18, sollte aber auch bei anderen Fabrikaten mit endlich Optik klappen.

Grüße
Robert
Robert
Gerne verwende ich das vertraute ,,Du".

Robert G.

ein Foto kommt noch..
Robert
Gerne verwende ich das vertraute ,,Du".

peter-h

Hallo Hubert,

ich widerspreche ungern, aber so einfach ist es nicht. Der Abstand Kamera-Objektiv zu Okular hängt von vielen Faktoren ab. Zu nah kann es Bildfeldwölbung geben, zu weit kann es Vignettierung geben. Zoomobjektive sind oft ungeeignet, Objektive der Pancake-Bauweise sind geeignet. Selbst ein geeigneter Achromat (Zeiss 63mm) sind richtig gut.
Manchmal muß man auch den Hotspot durch eine Abstansänderung beseitigen. Leitz Periplan sind recht anfällig für einen Hotspot.

Letztlich muß eine solche Kombination getestet werden.

Peter

Paul H.

Hallo zusammen.
Besten Dank für eure Anregungen! So wie ich das sehe bedeuten alle vorgeschlagenen Lösungen gewisse Investitionen. Mein "Problem": Ich besitze auch noch ein LEICA DMLB-Fluoreszenzmikrokop, welches allerdings für eine sehr spezifische Anwendung benutzt wurde und deshalb weder über die aus meiner Sicht geeignetsten Objektive noch über einen Fototubus verfügt. Da ich entweder das eine oder das andere ausschliesslich für Fluoreszenzmikroskopie benutzen möchte habe ich bisher gezögert, dieses entsprechend aufzurüsten. Mit dem SM-LUX wollte ich erst einmal etwas Erfahrung sammeln. Jetzt werde ich wohl noch einmal über die Bücher gehen müssen. Es mag alles vielleicht etwas konfus erscheinen, deshalb hier eine Erklärung: Mit dem bereits erwähnten OLYMPUS BH2 habe ich vor ziemlich genau zwei Jahren mit dem Mikroskopieren begonnen (ausgelöst durch Corona). Dann konnte ich für 270 Fr.! die beiden erwähnten Fluoreszenzmikroskope erwerben (sie sind ursprünglich im Elektroschrott gelandet). Letztes Jahr ist noch das voll ausgerüstete Reichert Zetopan dazu gekommen (gekauft für 300 Fr.; kostete Ende der 50er-Jahre über 20.000 US$!) Das BH2 ist inzwischen auf LED umgerüstet und liefert aus meiner Sicht sehr ansprechende Aufnahmen, weshalb ich es nur ungern tauschen würde. Das Reichert bietet Möglichkeiten, die alternativ nur sehr teuer zu realisieren wären (das ganze Set umfasst 13! Objektive und 4 Okularpaare). Beim DMLB hatte ich bisher Hemmungen, da gemäss meinen Informationen eine Umrüstung auf den von mir gewünschten Stand ebenfalls ziemlich teuer zu stehen käme (immerhin sind gute M25-Unendlichobjektive nicht gerade günstig zu haben). Ich werde demnach noch etwas brüten.
Trotzdem etwas Positives: Beim Reichert habe ich inzwischen die richtige Einstellung für das vorhandene Photookular gefunden (siehe Aufnahmen). Allerdings ist eine sichtbare chromatische Abberation vorhanden.
Möglicherweise werde ich auch für das MS-LUX noch eine Einstellung finden, bin da allerdings nicht so optimistisch (auch wegen dem besonderen Set an Objektiven).
Herzliche Ostergrüsse
Paul
Ausrüstung:
Olympus BHS, SPlan-Apochromate 4x bis 100x Öl
Zeiss Standard 25, Oktovar + Neofluare.
Verfahren: Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Phasenkontrast.

Lupus

#12
Hallo Peter,

wo ist der Widerspruch? Ich habe nicht gesagt dass das Objektiv einen beliebigen, auch nicht den kürzesten Abstand haben soll. Aber wenn die Objektivblende wie bei vielen komplexeren (insbes. Zoom-) Objektiven relativ weit innen sitzt, wird es regelmäßig Probleme damit geben, nahe genug heran zu kommen. Im Idealfall sollte die Austrittspupille des Mikroskops (bzw. die sich dann innerhalb des Objektives ergebende "Engstelle" des Strahlenbündels) in der Nähe der Objektivblende liegen. Betonung liegt auf Nähe, wie Du richtig sagst können Bildfehler wie die Bildfeldwölbung o.ä. durch Feinjustierung beseitigt oder zumindest minimiert werden. Leider gibt es beim MFT-System für die m.E. optimale Brennweite von (25-)30 mm kein echtes Pancake-Objektiv, zumindest habe ich noch keines gefunden. Aber normale Festbrennweiten sind da gut genug.

Das mit dem Achromaten ist so eine Sache, das geht wenn er speziell angepasst ist. Ich habe schon Experimente mit unspezifischen Achromaten gemacht (z.B. aus zerlegten Plössl-Okularen oder undefinierte kommerzielle Achromate), das ergab an den Bildrändern meist Bildfeldwölbung und andere Aberrationen.

Über die komplexe Problematik, und dass man ggfs. Versuche machen muss, hatten wir ja früher schon einmal diskutiert.  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32582.msg240583;topicseen#msg240583

Hubert

Paul H.

Das mit den Versuchen ist ja so eine Sache. Wenn man nicht Profifotograf ist und sich Objektive und Kameras ausleihen kann, dann ist es entweder schwierig oder kostspielig.
Dem Rat von Lupus folgend habe ich mich mal für geeignete Objektive umgesehen.
Von der Firma Meike gibt es vor allem 3 Objektive mit einer Festbrennweite für das MFT-System, welche sich eigen können: Meike 28mm f2.8 / Meike MK-35mm f1.7 (manueller Fokus) / Meike MK 50mm f1.7
Alle liegen zudem preislich noch in einem eher bescheidenen Rahmen.
Falls ihr eines davon empfehlen könnt (für einen Anschluss direkt mit einem Step-down-Ring an das Okular, wie von Peter beschrieben), wäre ich natürlich sehr dankbar.

Ich habe mich allerdings auch gefragt, ob es funktionieren könnte, wenn man ein Pancake-Objektiv für eine andere Sensorgrösse (v.a. Vollformat) über einen Adapterring mit der Kamera verbinden würde. Hier wäre die Auswahl bedeutend grösser.

Paul
Ausrüstung:
Olympus BHS, SPlan-Apochromate 4x bis 100x Öl
Zeiss Standard 25, Oktovar + Neofluare.
Verfahren: Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Phasenkontrast.

Robert G.

Hallo Paul,

von den Maike Objektiven ist das 28mm das was am besten zu der Panasonic G9 passt, hier einige Argumente das Objektiv in die engere Auswahl zu nehmen:
Die Brennweite 28mm ist beinahe passend.
Das Gehäuse und das Filtergewinde sind aus Metall.
Die Bauform passt auch. (deutlich unter 3 cm)
Der Preis ca. 80 EUR. Ist unschlagbar.
Auch die optische Qualität ist top!

Hier ein Link zum Objektiv.
https://www.ephotozine.com/article/meike-28mm-f-2-8-lens-review-31149

Wie schon oben 2 Antworten vorher beschrieben, fotografiere ich mit meine G9 und dem 28er von Maike am Zeiss Standard und bin sehr zufrieden.

Grüße
Robert

Robert
Gerne verwende ich das vertraute ,,Du".