Diatomee Isle of Sky und Fragen zu fossilien Kieselalgen

Begonnen von Carsten Wieczorrek, März 02, 2023, 19:47:37 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
die gute Anne hat mir auch etwas Diatomit von der Isle of Sky, Loch Cuithir zukommen lassen. Den habe ich nun aufbereitet und möchte ein paar Bilder zeigen (quasi alle Arten, die es da gibt).

Der Diatomit wurde schon einmal hier angesprochen : https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42263.0

Ich konnte keine genaue geologische Epoche für diesen Diatomit finden, nach der in obigem Thread gezeigten Infotafel liegen die Schichten "oberhalb des Jura", damit rate ich mal ca. 120 mio. Jahre.

Und wie Anne damals schon festgestellt hat, ist das wohl ein Süßwasser-Diatomit. Die Artenauswahl ist jedenfalls deutlich geringer als in dem Dunkirk Maryland Diatomit und auch völlig anders. Das Material besteht im wesentlichen nur aus drei Arten. Und ist deutlich schwerer aufzubereiten, als das Maryland Material. Da ist sehr viel organische Matrix mit drin, was beim Kochen mit Schwefelsäure zu einem dicken, schwarzen Brei führt und man unverhältnismäßig viel H2O2 zum Reinigen benötigt. Dann kann man aber sehr schöne Streupräparate machen.

Ich weiß natürlich nicht, wie viele Arten es dort wirklich gibt. Aber alles (bis auf eine), was ich in den drei Präparaten gefunden habe, habe ich auch abgelichtet: es sind nur 11 Bilder.

Bestimmt habe ich mit Päules schönen Büchern, Ihr dürft mich gerne korrigieren. Alle Aufnahmen sind ungestackt und mit dem Amplival INKO aufgenommen.

Nun zu meiner Frage: wie sicher ist die Unterscheidung zwischen echten fossilen (nicht nur geologisch alt, sondern auch ausgestorben) Arten und rezenten Arten, die schon recht lange auf der Erde verweilen? Gerade die Bilder der Pinnularia und der Campylodiscus könnte ich als Laie gar nicht von Proben, die ich frisch aus dem Fühlinger See gefischt habe, unterscheiden. Wie sicher sind die Unterschiede zwischen fossiler und rezenter Art, wenn man eine Variationsbreite einer Art nicht im Reagenzglas untersucht, sondern über geologische Zeiträume?

So, nun zu den Bildern. Eine recht große Alge habe ich nicht abgelichtet. Sie ist tonnenförmig, dunkelbraun und bildet lange, stabile Ketten. So stabil, das die Ketten geologische Zeiträume und das Kochen in 96% H2SO4 überstehen. Es könnte sich um Melosira oder Mellerbeckia handeln. Schwer zu fotographieren und nicht wirklich fotogen.

1) kein Bild : Melosira oder Mellerbeckia, sehr häufig
2) Bild 1 : Amphora hevensis, sehr selten
3) Bild 2 : Campylodiscus noricus, selten
4) Bild 3 : Cymatopleura elliptica, wenig
5) Bild 4 : Cymbella helvetica, selten
6) Bild 5 : Didymosphenia clava, sehr selten
7) Bild 6 : Epithemia sorex, Hauptbestandteil

Die Bilder 7 bis 11 folgen auf der nächsten Seite

Einen schönen Abend
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Hallo,
hier kommt der zweite Teil:

8) Bild 7 : keine Ahnung, vielleicht Richtung Goniothecium ?, häufiger
9) Bild 8 : Melosira arenaria, selten
10) Bild 9 : Pinnularia gentilis, selten
11) Bild 10 : Stauroneis acuta, häufiger
12) Bild 11 : Surialla Splendida, Hauptbestandteil


Einen schönen Abend
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Manfred Melcher

Hallo Carsten,

dies ist eine schöne Zusammenstellung mit schönen Aufnahmen. Anne hat mir dankenswerterweise auch eine Probe von Skye zukommen lassen. Ich hatte bisher allerdings nur einen Blick auf das ungereinigte Material geworfen. Wenn ich mit dem Dunkirk-Diaromit weiter bin, werde ich mich mit Freude Skye zuwenden. Deine Fotos machen Lust darauf!

LG
Manfred

Beatsy

#3
Hi Carsten,

good cleaning and nice images. Skye is a tough clean, I don't envy you having that task.

120 million years is about when diatoms got started - but that time is slowly being pushed back further as better preserved specimens from that age are discovered. From memory, the oldest I have seen were found in rock sections from Korea - about 150 million years old. Back in those times, the diatoms were fairly primitive and chunky - not the fine "pleasant beauty" of the forms we're used to seeing. Like the ones you have photographed so well.

I think Skye diatomite is Quaternary, (Loch Cuilthir is anyway), so it doesn't go back much further than 2.5 million years. About as long as it takes to clean it  :)

Diatomite from places like Toome Bridge, Ireland, is Mesolithic, so only dates back 10,000 years at most. It is considered "sub-fossil" material.

Edit: here's a useful video. I was wrong - the oldest deposits found to date are 180M years - in Germany. https://www.youtube.com/watch?v=3Fayek0WZy8 (see chart at 10 minutes into the video).

Hope that helps.



Knowledge is cheap. Experience is not.

Siegfried

Hallo Carsten
Du bist ja fleißig.
Die 2. Probe von Anne hast du auch schon aufbereitet, und nach den guten Fotos zu urteilen, mit Erfolg.Diese Bilder gefallen mir persönlich besser als die " bunten" vorherigen.
Ich werde mich erst einmal weiter mit Dunkirk maryland befassen und dokumentieren.
     Gruß von Siegfried

anne

Hallo Carsten,
zu Skye gibt es zumindest im Netz nahezu keine Literatur außer Wanderkarten und Historie der Diatomitförderung. ich habe auch kein paper gefunden bis jetzt.
Bzw. nur dieses wozu ich keinen Zugang habe:
https://www.lyellcollection.org/doi/10.1144/transed.5.2.318

Daher hier vorab nur ein paar Korrekturen der Bestimmungen die mir direkt ins Auge gefallen sind:
Bild 5: hier bin ich relativ sicher es ist Didymosphenia geminata
Bild 6: sieht für mich mehr nach Epithemia adnata aus
Bild 7: ebensolche noch zusammenhängend in Gürtelansicht
Bild 10: ganz sicher nicht Stauroneis acuta, evtl. Stauroneis phoenicenteron oder rex oder noch was anderes, habe nicht explizit gesucht.
lg
anne

MiR

Hallo Anne,
Zitat
zu Skye gibt es zumindest im Netz nahezu keine Literatur außer Wanderkarten und Historie der Diatomitförderung. ich habe auch kein paper gefunden bis jetzt.
Bzw. nur dieses wozu ich keinen Zugang habe: https://www.lyellcollection.org/doi/10.1144/transed.5.2.318

Muß ja auch nicht ... ;)

Viele Grüße aus Berlin
Michael

anne

Hallo Michael,
nun habe ich erst den Anhang gesehen!
Super ganz herzlichen Dank!

Ich hänge hier noch ein Paper an, da geht es aber nur um Fragilaria aus den Proben von Schottland. Aber der Diatomit ist besser datiert, auf spätglaciale Sedimente. Das dürfte wohl für die Probe aus Skye auch zutreffen.
lg
anne