Interessante Pilzfunde 66 - Prächtiger Täubling

Begonnen von Bernd Miggel, April 20, 2023, 10:48:14 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Für mich eine der schönsten Täublingsarten, der Prächtige Täubling, auch Weicher Dottertäubling genannt (Russula lundellii, Syn.: R. intermedia), mit seinem großen, orangeroten Hut, seinem reinweißen Stiel und seinen reif buttergelben Lamellen.
Er ist recht selten und wird in der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) in der Kategorie ,,3" (gefährdet) aufgeführt. Hat man einmal einen Standort gefunden, kann man die Pilze dort in jedem Jahr wiederfinden.
Zwei der hier gezeigten Bilder wurden mir freundlicherweise von Ingeborg Dittrich und Thomas Glaser zur Verfügung gestellt.

Bernd Miggel

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#1
Der Weiche Dottertäubling ist ein obligater Birkenbegleiter. Dabei scheint er alte, im Freien stehende Bäume zu bevorzugen. Das folgende Bild zeigt den Fundort der hier beschriebenen Exemplare: ein heller Standort am Waldrand unter einer alten Birke im Schwarzwald. Links im Mittel- und Hintergrund einige Fliegenpilze (Amanita muscaria).

Bernd Miggel

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#2
Makroskopische Merkmale

Wir haben es mit großen, fleischigen Täublingen zu tun. Die Hüte sind orange bis rot, auch gerne einmal gelblich gefleckt oder mittig aufgehellt und bis 15 cm breit. Bei feuchtem Wetter ist die Huthaut glänzend, klebrig und etwa bis zu einem Drittel des Radius abziehbar. Die Stiele sind zylindrisch, rein weiß und fast netzig längsgerieft. Wir finden dichtstehende, dünne und breite, bei reifen Exemplaren prächtig butter-bis safrangelbe Lamellen vor. Das Fleisch ist reinweiß, im Hut weich, im Stiel fest, mäßig scharf im Geschmack und geruchlos. Nach einigen Autoren soll er zusätzlich bitter schmecken.

Bernd Miggel

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#3
Makrochemische Farbreaktionen
Betupft man die weiße Stielhaut mit Eisensulfat, nimmt der Fleck einen Rosaton an.

Frisch ausgefallener Sporenstaub ist dottergelb, etwa IVd-e nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Bernd Miggel

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#4
Die Sporen der Funde sind rundlich, nicht sehr groß, mit einem aus Warzen bestehenden, bis zu 0,8 µm hohen Ornament, wobei die Warzen teils isoliert stehen, teils jedoch reihig zusammenfließen oder durch feine Linien verbunden sind. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz.
Bei einer Stichprobe, bestehend aus 24 repräsentativen Sporen, ergaben sich bei 95-prozentigem Vertrauensintervall folgende Werte:

L x B = 6,3-7,6 x 5,9-6,8 µm        Q = 1,0-1,2


Darin sind L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad L/B

Bernd Miggel

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#5
Die Huthaut setzt sich aus zweierlei Elementen zusammen, zum einen aus dünnwandigen, schlanken, apikal gerundeten, ca. 2 µm breiten Epikustishaaren (Bild 8 ) und zum anderen aus zylindrischen bis schlankkeuligen, gestreckten oder geschlängelten, 6-8 µm breiten Pileozystiden (Bilder 8 und 9).

Bernd Miggel

#6
Verwechslungsmöglichkeiten
•    Ein ebenfalls bei Birken in offenem Gelände wachsender, recht groß werdender Täubling ist der Verblassende Täubling (Russula exalbicans). Er kann ebenfalls eine rötlich Hutfarbe aufweisen. Im Gegensatz zur hier beschriebenen Art ist er jedoch im Hut festfleischig und seine Lamellen werden höchstens creme bis ockerlich. Außerdem ist der Sporenstaub nur hellocker.
•    Der Apfeltäubling (Russula paludosa) kann ähnlich aussehen. Doch findet man ihn normalerweise auf feuchten, sauren Böden (gerne im Moor). Auch ist es fast mild im Geschmack. Seine Lamellen sind oft rotschneidig, und sein Stiel oft rosa oberhaucht.
•    Der Orangefarbige Graustieltäubling (Russula decolorans) kann ebenfalls ähnlich aussehen. Er ist jedoch völlig mild im Geschmack, und sein Fleisch graut meist deutlich.

Literatur
•    Ein Feldschlüssel für Täublinge
•    EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 83.
•    KRÄNZLIN, F. (2005): Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6, Russulaceae: Nr. 156.
•    MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones Bd. II: 660-661.
•    MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 161
•    https://fundkorb.de/pilze/russula-lundellii-weicher-dottert%C3%A4ubling-prachtt%C3%A4ubling


Viel Vergnügen beim Anschauen!
Bernd



Alle Fundberichte in der Übersicht:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080

Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729

Bernd Miggel

#7
Hier noch ein paar Fotos des Prächtigen Täublings, die mir Alexander Reichert und Uwe Winkler freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben: