Interessante Pilzfunde 78 - Rundsporiger Täubling

Begonnen von Bernd Miggel, Juli 03, 2023, 15:59:30 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Der Rundsporige Täubling (Russula globispora) ist ein prächtig aussehender, mittelgroßer, mild bis scharf schmeckender Gelbsporer mit meist orangefarbenem, rotem oder gemischtfarbigem Hut, intensiv gelben Lamellen und weißem Stiel. Er geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen (Eichen, Rot- und Hainbuchen, Edelkastanien, Birken) ein und bevorzugt kalkhaltige Böden es Hügel- und Berglandes. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene Art: In der Roten Liste Deutschlands (2016) wird er im Gefährdungskriterium ,,R" (extrem selten) geführt. Auf der Verbreitungskarte der DGFM findet man für Deutschland nur 16 Kartierungspunkte.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Werner Jurkeit für  sein eindrucksvolles Foto (Bild 1) und an Alexander Reichert, der mir sein Exsikkat (Bild 2) zur Verfügung stellte.

Bild 1 - Rundsporiger Täubling am Fundort bei Rotbuchen; dunkel weinroter Hut mit gelbem Zentrum, intensiv gelbe Lamellen und reinweißer Stiel. Foto: Werner Jurkeit.


Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale

Die bis 10 cm breiten Hüte sind bei ihrem Wachstum rasch ausgebreitet und bekommen bald ein vertieftes Zentrum. Die Huthaut ist meist glatt, ungerieft und nur am Rand abziehbar. Bei feuchter Witterung ist sie glänzend und klebrig. Die Hutfarbe liegt zwischen orange und rot, oft mit gelben Zonen oder Flecken oder orange bis rot mit gelbem Zentrum, wie in Bild 1 zu sehen. Es kommen aber auch Hüte in überwiegend gelben Tönungen vor. Die Lamellen sind brüchig und dünn, stehen dicht, sind nur selten gegabelt und wenig untermischt, bei reifen Fruchtkörpern satt gelb. Die Schneiden sind glatt und mit der Fläche gleichfarbig. Die Stiele sind reinweiß, längsadrig, meist zylindrisch und vollfleischig. Das Fleisch ist weiß, fest, im Hut dick und im Stiel voll.
Der Geschmack schwankt nach EINHELLINGER, A. (1985) zwischen völlig mild und deutlich scharf. Der Geruch ist schwach fruchtig.

Bild 2 - Exsikkat mit überwiegend gelbem Hut, intensiv gelben Lamellen und weißem, basal bräunendem Stiel. Foto: Alexander Reichert.


Bernd Miggel

#2
Makrochemische Farbreaktionen
Eisensulfat färbt das Fleisch rosa.

Sporenstaubfarbe
Lässt man den Sporenstaub über Nacht ausfallen, ergibt sich ein satt gelber Abdruck, IVc nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).



Mikroskopische Merkmale


Die Sporen sind sehr groß, rundlich bis breit ellipsoid (Bilder 3 und 4), und sie besitzen ein isoliert stacheliges Ornament. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid. Die Ornament-Stacheln erreichen eine Höhe von maximal 1,8 µm.
Sporenmaße (21-Sporen-Probe, 95% Wahrscheinlichkeit):
L x B = 8,8-11,6 x 7,4x11 µm     Schlankheitsgrad Q = 1,10-1,16

Bild 3 - Übersichtsfoto der rundlichen bis breit ellipsoiden Sporen, präpariert in Sulfovanillin. Foto: Alexander Reichert.
Bild 4 - Sporen im Detail: isoliert hochstachlig; Ornament und Hilarfleck deutlich amyloid. Foto: Bernd Miggel.




Bernd Miggel

#3
Die Epikutis besteht aus langen, schlanken, oft verzweigten, apikal meist stumpf gerundeten, 2-3 µm breiten, dünnwandigen Epikutishaaren (Bild 5) und aus zylindrischen bis schlankkeuligen, mehrfach septierten, in Sulfovanillin schwärzenden, 4-8 µm breiten Pileozystiden (Bilder 6 und 7). Letztere sind apikal gerundet oder mit einer köpfchenartigen Ausstülpung versehen. Bei den lang geschlängelten Elementen in Bild 6 dürfte es sich um Latiziferen handeln. All diese Epikutiselemente sind in eine zähschleimige Huthautmasse eingebettet.

Bild 5 - Radialschnitt der Huthaut (Exsikkat), angefärbt in NH3-Kongorot. Es zeigt dünnwandige, lang gestreckte, oft verzweigte Epikutishaare. Foto: Bernd Miggel.

Bild 6 - Huthautpräparat in Sulfovanillin. Es zeigt oben zwei Latiziferen, darunter drei schmalkeulige bis zylindrische Pileozystiden. Beide Elementtypen mit schwärzendem Inhalt. Foto: Alexander Reichert.

Bild 7 - Abziehpräparat der Huthaut in Sulfovanillin. Es zeigt links eine schmalkeulige, apikal gerundete Pileozystide, rechts eine zylindrische Pileozystide mit apikal aufgesetztem "Köpfchen", beide mit schwärzendem Inhalt. Foto: Bernd Miggel.






Bernd Miggel

#4
Notizen
•    Der Artrang unserer Art ist umstritten: Russula globispora wird von etlichen Autoren lediglich als großsporige Varietat des Gefleckten Täublings Russula maculata angesehen und als R. maculata var. globispora bzw. R. maculata var. bresadoliana bezeichnet.
•    Der Name R. globispora suggeriert absolut runde Sporen, doch dem ist nicht so (siehe Bild 3).


Ähnliche Arten
•    Der Gefleckte Täubling (Russula maculata) unterscheidet sich nur durch kleinere, schlankere Sporen mit niedrigerem, nicht isoliert stacheligem Ornament.
•    Der Weinrote Dottertäubling (Russula decipiens) ist in der Hutfarbe etwa einheitlich weinrot. Seine Sporen sind kleiner, schlanker und besitzen ein niedrigeres, warzig-gratig-teilnetziges Ornament.
•    Der Ziegelrote Täubling (Russula velenovskyi) kann ähnlich aussehen, ist jedoch immer mild und besitzt viel kleinere, schlankere Sporen. Außerdem ist der Sporenstaub hellocker, etwa IIIa-b.


Literatur
•    EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 87.
•    GALLI, R. (1996): Le Russule: 468-469.
•    KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 141.
•    MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 656-659.
•    ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 875-877.
•    SARNARI, M. (1998): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 700-706.
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Gefleckter_T%C3%A4ubling
(abgerufen am 2.7.2023).
•    https://www.pilze-deutschland.de/organismen/russula-globispora-agg-1
(abgerufen am 3.7.2023).
•    https://fundkorb.de/pilze/russula-globispora-rundsporiger-t%C3%A4ubling


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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