Botanik: Kartoffel - Rose Rosa rugosa die Königin der Blumen *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, August 21, 2023, 09:58:35 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Schon die griechische Dichterin Sappho bezeichnete die Rose als die Königin der Blumen; dies gilt besonders für die Gartenrose, die in jahrtausendelanger Arbeit und Pflege aus den Wildformen gezüchtet wurden.

Sappho war eine antike griechische Dichterin. Sie gilt als wichtigste Lyrikerin des klassischen Altertums und hat kanonische Bedeutung.

Die Wildrosen sind einfach und bescheidene Pflanzen, sozusagen die armen Verwandten der Zuchtrosen, mit denen sie nur noch wenig Ähnlichkeit haben.
Die Gattung Rose Rosa ist eine der kritischen Gattungen, da sie zahllose Formen und Hybriden umfasst, mit denen sich hauptsächlich die spezialisierten Rosenzüchter befassen.
Rosen – Züchter verwenden die Kartoffel – Rose als Basis zur Züchtung von ,,Öfter" – blühenden – Strauchrosen.

Je nachdem wie man die Gattung betrachtet, gehören zu ihr 300 oder 3000 Rosenarten, die in den gemäßigten Klimazonen Eurasiens und Nordamerika wild wachsen, die südliche Halbkugel nicht mit eingerechnet, eine genaue Zuordnung von den Pflanzen zu den Arten ist oft problematisch.

Bild 01 Habitus, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch

Die Kartoffel – Rose wird bis zu 2,5 Meter hoch, ein kräftiger Strauch mit stacheligen Trieben und glänzend, runzeligen, leuchtendgrünen, im Herbst verfärbten Blättern.

Bild 02 Blätter, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind 8 bis 15 Zentimeter lang und unpaarig gefiedert mit fünf bis neun Fiederblättchen. Die Art hat ihre Hauptblüte zwar im Juni, bildet jedoch bis Mitte September weitere Blüten aus.

Bild 03 Blüte, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch

Blüten ohne Griffelsäule, meist 6 – 8 cm groß

Die regelmäßige Symmetrie der Blüte mit ihren 5 Blütenblättern ist aus sich selbst heraus das Symbol der Vollkommenheit.
Eine solche Blüte lässt sich in ein Fünfeck einfügen, das aus fünf gleichseitigen Dreiecken konstruiert, eines der esoterischen Zeichen jener Phythagoreer war, die das Universum mathematisch erklären wollten.

Als Pythagoreer bezeichnet man im engeren Sinne die Angehörigen einer religiös-philosophischen, auch politisch aktiven Schule, die Pythagoras von Samos in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Süditalien gründete.

Das Pentagramm der Pythagoreer wurde später von Magier und Alchemisten übernommen.
Die fünf Spitzen symbolisieren dabei die fünf Freimaurer-Tugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Stärke, Mäßigung und Fleiß.

Die Kartoffel – Rosen sind filzig behaart und mit Borsten und Stacheln besetzt.

Bild 04 Borsten an einem jungen Trieb, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch

Stacheln liegen auf der Rinde, sie lassen sie sich leicht abstreifen.

Die Stacheln sind behaart.

Mittlerweile wird in Norddeutschland die Kartoffelrose in einigen Küstenabschnitten als landschaftstypisch angesehen und hat einen deutschen Namen erhalten (Sylt-Rose), was als Anzeichen dafür gelten kann, dass sie ,,volkstümlich", also ,,bodenständig"
geworden ist. Diese Beliebtheit erschwert ihre Bekämpfung als Neophyt.

Die Kartoffel - Rose wird in vielen Gebieten der Welt angepflanzt und gilt in weiten Bereichen als invasive Pflanze.

Was bedeutet invasiv bei Pflanzen?

Invasive Arten sind Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind. Sie verdrängen heimische Pflanzen und bereiten dadurch Probleme.

Zum Erfolg der Kartoffelrose trägt ihre Ausbreitungsstrategie bei: Die Früchte werden von Vögeln gefressen, die die Samen unverdaut ausscheiden. Daneben werden die Samen auch mit Wasser entlang der Küsten verbreitet.
Problematisch sind die Dominanzbestände in den Küstendünen. Besonders die jüngeren Dünenentwicklungsstadien sind betroffen.

Volksmedizin:

In früheren Zeiten dienten die Rosen auch als Heilpflanzen.
Man verabreichte die Hagebutten bei Durchfall, da sie einen hohen Tannin Gehalt aufweisen; heute wissen wir, dass sie neben Tannin auch die Vitamine C, B1, B2, E, D, K und das Provitamin A enthält.

Kosmetik:

Große Bedeutung hat das Parfüm. Das man aus Rosen gewinnt: die Duftstoffe sind als Kristalle in den Blütenblättern enthalten, und schon im Altertum war im Orient ein Destillationsverfahren zur Herstellung des Rosenwassers bekannt.
Erst viel später entdeckte man das eigentliche Rosenöl (oder Rosenessenz).
Das Rosenöl ist außerordentlich teuer, da man für 1000 Gramm deswegen ungefähr 3 oder 4 Tonnen frische Blütenblätter benötigt; es ist dickflüssig, klar und muss stark verdünnt werden, damit sich sein Duft voll entfalten kann (der Geruch des reinen Rosenöls ist eher unangenehm).

Rosenöl zählt zu den teuersten ätherischen Ölen auf der Welt, ein ml kostet 20,00 Euro.

Inhaltsstoffe:

Seine Zusammensetzung ist folgende: Terpine (Geraniol, Citral, Linalol, Citronellol und Rhodinol), Phenyläthylalkohol, Eugenol. Nerol u. a.
Das Rosenöl wird aber auch mit Palmarosa Öl versetzt das aus Pelargonien gewonnen wird und nicht so teuer ist.

Die Pelargonien (Pelargonium) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)

Bild 05 Früchte, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch
Kartoffel - Rrose ---- Kartoffel - Rose

Die bis zu 2 cm großen scharlachroten Früchte sind essbar.
Fruchtreife: Juli – Oktober (VII -X).
Abstehende Kelchblätter richten sich später auf, bei der reifen Früchten sind sie straff aufgerichtet.

Bild 06 aufgeschnittene Frucht, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Foto: H.-J_Koch

Als Hagebutten bezeichnet man die ungiftigen Sammelnussfrüchte verschiedener Rosenarten. Als Hagebutten werden landläufig auch die Wildrosen oder Heckenrosen selbst bezeichnet, an denen die Früchte wachsen.

Die Hagebutte ist eine Sammelfrucht, die viele kleine Nüsse enthält.

Die Nüsschen der Hagebutte sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Daher sollten die Nüsschen nicht mitgegessen oder -verarbeitet werden.
Als Kind haben wir diese Nüsse zur Herstellung von Juckpulver verwendet.

Unter den einheimischen Früchten hat die Hagebutte mit ca. 500 mg/100 g den höchsten Ascorbinsäuregehalt.
Ihr Mark hat 20mal mehr Vitamin C als Zitronen.
Ihre Früchte sind reif an Provitamin A und B-Vitaminen. Ferner enthalten sie viele Mineralstoffe und die Spurenelemente Kupfer und Zink.

Systematik:

Ordnung:   Rosenartige Rosales

Familie: Rosengewächse Rosaceae

Unterfamilie: Rosoideae

Gattung: Rosen Rosa

Untergattung: Rosa

Art: Kartoffel - Rose

Wissenschaftlicher Name: Rosa rugosa

Trivialnamen:
Apfel – Rose, Japan – Rose, Sylter – Rose, Hagebutte oder Kamtschatka – Rose, Rosa coruscans Waitz ex Link, Rosa fastuosa Hort. ex C. Koch, Rosa ferox Ait, Rosa ferox Lawrance, Rosa maikwai Hara, Rosa pubescens Baker.

Englische Bezeichnung:  Rugosa Rose, Japanese Rose

Die Erstveröffentlichung von Rosa rugosa erfolgte 1784 durch Carl Peter Thunberg.
Carl Peter Thunberg (1743 – 1828) war ein schwedischer Mediziner und Naturforscher.

Das Artepitheton rugosa leitet sich vom lateinischen Wort rugosus für faltig, runzelig ab und bezieht sich auf das runzlige Aussehen der Laubblätter.


Teil 1
Einjähriger Spross, Querschnitte
25 Mikrometer

Meine Pflanzenproben sind aus dem ,,WeltWald" Harz, Bad Grund.
https://www.landesforsten.de/erleben/unsere-naturtalente/weltwald-harz/

Bild 07 Spross im Probenhalter, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 08 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 09 Kristallzelle, ungefärbter Schnitt, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 10 Oxalatkristall im Markparenchym, ungefärbter Schnitt, Kartoffel - Rose Rosa rugosa



Die Autofluoreszenz - Bilder habe ich unmittelbar nach dem Schneiden der Pflanzenproben aufgenommen.

Bild 11 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 12 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 13 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa   


Bild 14 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:

Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.

Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.

Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000

Bild 15 Übersicht, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

MP = Markparenchym, ST = Strahl, SK = Sklerenchym, XY = Xylem, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, K = Kambium, PXY = Protoxylem


Bild 16 Übersicht, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 17 Stachel, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Was ist der Unterschied zwischen Dornen und Stacheln?

Während Dornen wie kleine Zweige fest mit dem Gehölz verbunden sind, liegen Stacheln auf der Rinde. Im Gegensatz zu Dornen lassen sie sich leicht abstreifen.
Offensichtlich bleibt die Rinde an der Ansatzstelle durch ein Kork-häutchen unbeschadet, damit sie vor Wasserverlust und Pilzinfektionen geschützt ist.

Beim Stachel handelt es sich um einen zugespitzten Vorsprung an der Sprossachse.


Bild 18 Detailaufnahme, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 19 Markparenchym, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

a = Tanninzelle mit Stärkekörnern, b = Markzelle

Bild 20 Kambium, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Das Kambium ist das Wachstumsgewebe (vom Lateinischen cambiare, ,,wechseln"); durch Teilung werden Bastzellen nach außen und Holzzellen nach innen gebildet.

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

#1
Bild 21 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 22 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 23 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Sollbruchstelle – braune Zellen


Bild 24 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Teil 2
einjähriger Spross, Längsschnitt
20 Mikrometer


Bild 25 Ungefärbter Schnitt, Detailaufnahme, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 26 Ungefärbter Schnitt, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 27 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 28 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa



W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)


Bild 29 Übersicht, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 30 behaarter Stachel, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 31 Markparenchym, Kartoffel - Rose Rosa rugosa


Bild 32 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 33 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kartoffel - Rose Rosa rugosa



Verzeichnis der benutzten Literatur:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie

Bettina Rahfeld ,,Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen", ISBN: 978-3-8274-1951-4

Holm/Herbst ,,Botanik der Drogenkunde", ISBN: 978-3-7692-5240-8

Dieter Grosser ,,Die Hölzer Mitteleuropas", ISBN: 3-935638-22-1

Kosch ,,Was blüht denn da?", 1968

Bernd Miggel ,,Holzbestimmung mit dem Mikroskop", ISBN: 978-930167-81-4

Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

P. Schmidt, U. Hecker ,,Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas, ISBN: 978-3-494-01800-3

Schönfelder ,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6

,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6

,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7

,,Welcher Baum ist das?", ISBN: 978-3-440-16449-5

,,Was blüht denn da?", ISBN: 978-3-440-11379-0

,,Der neue Kosmos Tier- und Pflanzenführer", ISBN: 3-440-07286-X

,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1977

Der Kosmos ,,Pflanzenführer", ISBN: 978-3-440-16318-4



Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für die sehr schöne und interessante Dokumentation zur Kartoffelrose!
Natürlich habe ich den Beitrag gelistet.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM