Seltene Erden in Eisen - Apatit - Erzen

Begonnen von PolMik, Dezember 22, 2023, 20:11:08 NACHMITTAGS

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PolMik

Hallo,

nachfolgend möchte ich Übersichten zu den Eisen - Apatit - Erzen aus Schweden vorstellen. Die Eisen-Apatit-Erzlagerstätten (Kiruna-Typ) in Schweden enthalten im Apatit und seinen Entmischungen deutlich erhöhte Gehalte von Seltenen Erden. Das ist seit den 1930-er Jahren bekannt. Die Seltenen Erden in den Apatiten können auf unterschiedlichste Weise erkennbar werden. Da sie unter dem Mikroskop unterschiedlich aussehen, stelle ich sie in einer Serie von 3 Beiträgen die Eisen-Apatit-Erze aus Grängesberg, Malmberget und Kiruna vor. Die staatliche LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag) gab Ende 2022 auf einer Pressekonferenz bekannt ungefähr in 10 Jahren die Seltenen Erden aus den Eisen - Apatit - Erzen gewinnen zu wollen. Die jeweiligen Mengen wurden von der LKAB 2023 veröffentlicht. Ich führe sie bei den Lagerstätten Malmberget und Kiruna auf.

Grängesberg im südlichen Mittelschweden besuchte ich Ende Mai 2023. Es war die größte Eisenerzlagerstätte in der Bergslagen - Eisen - Provinz. Die Lagerstätten im Gebiet Grängesberg sind seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Im 19. Jahrhundert waren in der Region rund 200 Tief- und Tagebaue im Betrieb. Die Lagerstätten bei Grängesberg wurden im Altproterozoikum vor rund 1,9 Mrd. Jahren gebildet. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um magmatische, metamorph überprägte und deformierte Erzkörper vom Kiruna-Typ handelt. Ungefähr 87% entstanden magmatisch bei Temperaturen zwischen 900°C und 600°C. 13% sind hydrothermal bei Temperaturen unter 400°C entstanden. Die Lagerungsverhältnisse sind kompliziert. Sogar Skarne (metasomatisch) kommen in der Lagerstätte vor. Einer meiner Lesesteine sieht Bändererzen sehr ähnlich. Diese sind allerdings sedimentär entstanden. Zunächst wurde das Erz in Tagebauen gewonnen, seit 1920 im Tiefbau. Der Abbau der Erze endete 1989 wegen der stark gefallenen Eisenerzpreise (Russland, Ukraine). Zur Zeit laufen Anträge auf Wiedereröffnung eines Teiles der Grube zur Eisenerzgewinnung und des Abbaues von Dämmen von Halden zur Apatitgewinnung. Die Firma Grangex gibt eine Produktion von 4 Mio. t bis 5 Mio. t mit 2,4 % Phosphor und 0,3 % Seltenen Erden und Yttrium an. Die Firma nennt mehrere Erweiterungsmöglichkeiten. Zur Aufbereitung sollen bestehende Gebäude genutzt weren. Der Lageplan ist der Arbeit von J. Majka und anderen Textural relations and mineral chemistry of REE in the Grängesberg apatit-iron oxide deposit, Sweden, entnommen.

Ein Wahrzeichen der Anlagen in Grägesberg ist das gezeigte Gebäude auf dem Weg zum Eisenbahnmuseum. Davor befinden sich auf einer Ackerfläche mehrere Bohrgeräte und Lader aus einer Grube. Im Hintergrund sieht man einen Stollen. Nebem diesem hängt mein Magnetwürfel an der Wand. Man erkennt deutlich sie Schieferung des Erzes.

Von mehreren Lesesteinen aus Grängesberg habe ich Dünnschliffe anfertigen lassen. Von einem zeige ich Bilder. Diese sind nicht farbkorrigiert, sondern nur verkleinert. Zuächst der Stein selbst. Man erkennt ein graugrünes, feinkörniges Gestein. Es ist etwa so magnetisch, wie der schon vorgestellte Titanomagnetitolivinit vom Taberg.  Enthält also verhältnismäßig wenig Magnetit. Der Dünnschliff wird zunächst unter dem Stereomikroskop Motic SMZ 171 (Kamera Leica Flexcam C3) betrachtet. Der Bildausschnitt hat eine Breite von 7 mm. Der Bildausschnitt PPL zeigt überwiegend grüne Hornblende, fast in der Mitte Apatit und wenige schwarze Magnetitkörner. Unter gekreuzten Polarisatoren werden richtungslos angeordnete, relativ gleichkörnige Hornblenden und deutlich größere Apatitkörner sichtbar. Mit dem Mikroskop Leica DM 750 P (Fluotar 10x/0.30 Pol, Bildausschnitt ca. 2 mm Breite) und der adaptierten Kamera Canon R10 die nachfolgenden Bilder von dem Apatit. Zunächst das Korn. Mit gekreuzten Polarisatoren wird rechts eine Zonierung sichtbar. Dabei werden die Seltenen Erden nach oben genannter Quelle im helleren Saum im Apatit selbst angereichert. Mit einem weiteren Korn sieht man unter gekreuzten Polarisatoren Brüche des Apatits, die nach derselben Quelle mit Allanit verheilt sein sollen. Das wäre eine weitere Quelle für die erhöhten Gehalte von Seltenen Erden in diesen Erzen.

Die Angaben zu den Lagerstätten von Malmberget und Kiruna hänge ich später hier an. In einigen Monaten bekomme ich auch die Ergebnisse der Gehalte von Seltenen Erden von Kiruna. Die hänge ich dann auch noch an.

Viele Grüße
Michael

Florian D.

Glückauf Michael,

das klingt nach einer sehr spannenden Lektüre für die Feiertage!

Viele Grüsse
Florian

PolMik

#2
Hallo Florian,

schönen Dank für die Nachricht. Kiruna werde ich wohl nicht in den nächsten Tagen zusammengestellt kriegen. Jetzt der 2. Teil, Malmberget.

Malmberget in Nordschweden (ungefähr 80 km südlich Kiruna) besuchte ich Mitte August 2023. Dort befinden sich große Eisen - Apatit - Erzlagerstätten. Der genaue Zeitpunkt der Entdeckung der Lagerstätten ist nicht bekannt. Die meisten wurden Ende des 17. Jahrhunderts gefunden. Der Abbau begann im kleineren Maßstab im 18. Jahrhundert. Er stieg mit der Inbetriebnahme der Eisenbahn von Lulea nach Gallivare stark an. Das Erz enthält 61% Eisen und rund 0,8% Phosphor. Wie man im Bild unten sieht, ist es deutlich grobkörniger als das von Grängesberg. Hauptbestandteile sind Magnetit, Hämatit und Apatit. Weiterhin kommen Amphibol, Pyroxen und Biotit vor. An einigen Stellen wurden Pyrit, Kupferkies, Buntkupferkies und Molybdänglanz im Erz gefunden. Die Lagerstätten um Malmberget wurden im Altproterozoikum vor rund 1,88 Mrd. Jahren gebildet. Die Lagerungsverhältnisse auf der geologischen Karte zu erkennen. Zunächst wurde das Erz in Tagebauen abgebaut, seit Mitte der 1920-er Jahre im Tiefbau. Bereits 1918 wurden 8410 t Apatitkonzentrat mit 10,8% Phosphor gewonnen. In der Periode von 1939 bis 1946 noch einmal 223000 t mit 13 % Phosphor. Von 1952 bis 1953 wurde Apatit noch einmal in kleineren Mengen als Nebenprodukt gewonnen. Zur Zeit läuft eine Pilotanlage zur Gewinnung von Apatit als Rohstoff für die Phosphorproduktion und zur Gewinnung Seltener Erden. Die LKAB gab 2023 die Erzreserven von Malmberget mit 1,4 Mrd. t mit 0,58 % Phosphor und 227 g/t Seltene Erden an. Quelle der Übersichtskarte und der meisten Angaben ist Bergman, S., Kübler, L. und O. Martinson (2001) Description of regional geological and geophysical map of nothern Norrbotten Country (east of the Caledonian orogen), Geological Survey of Sweden Ba 56; 110. Bereits in dieser Schrift wurde auf die starke Anreicherung von Seltenen Erden mit einer Dominanz Leichter Seltener Erden aus der Literatur seit 1973 hingewiesen. Ansonsten nutzte ich Publikationen der LKAB, dem Betreiber der Gruben.

In der Nähe von Koskullskulle befindet sich der alte Schacht auf dem Foto. Mit dem nächtsten Bild zeige ich ein Stück Hämatit, auch Eisenglanz im wahrsten Sinne des Wortes. Dann noch Magnetit mit grünem Fluorapatit. Dieses Erz ist erheblich magnetischer als die schon vorgestellten.

Von einem Lesestein aus Malmberget habe ich einen Dünnschliff anfertigen lassen. Die Bilder sind nicht farbkorrigiert, sondern nur verkleinert. Aufgenommen mit dem Mikroskop Leica DM 750 P (Fluotar 10x/0.30 Pol, Bildausschnitt ca. 2 mm Breite) und der adaptierten Kamera Canon R10. Auf den Übersichtsbildern mit parallelen und gekreuzten Polarisatoren (PPL/XPL) erkennt man Magnetit (Mag), Phlogopit (Phl), Actinolith (Act) und Fluorapatit (Fap). Von Aktinolith und Apatit habe ich zusätzlich Röntgenanalysen (XRD) machen lassen. Der Phlogopit ist zweiachsig negativ mit kleinem Achsenwinkel. Dann von Apatit in Anlehnung an Olafs Vortrag und Jürgens davon inspirierten sehr schönen konoskopischen Abbildern von Brookit zwei Weihnachtskugeln, konoskopischer Abbilder, hier aber ein anderer Apatit senkrecht zur Längsachse geschnitten und geschliffen, Dicke ungefähr 2 mm. Das zweite mit Lambda-Schieber dokumentiert einachsig negativ für Apatit. Mit dem Objektiv Fluotar 50x/0.85 Pol gemacht. Im Dünnschliff kriegt man nur ziemlich verwaschene Kreuze, trotzdem mit Lambda-Schieber klare Befunde zur Diagnose. Mich hatte es verwundert, dass der Fluorapatit in der Röntgenanalyse keine Besonderheiten zeigte. Zum Vergleich hatte ich einen Fluorapatit von Varuträsk und einen von Slyudyanka (südlich Baikalsee) mit Röntgendiffraktionsanalyse untersuchen lassen. Nur der Fluorapatit von Varuträsk hatte bei ca. 27 ein auffälliges zusätzliches Pik im Diagramm. Dann noch zwei Bilder von Monazit in Apatit wieder PPL und XPL. Der Monazit ist zweiachsig positiv mit kleinem Achsenwinkel. Dazu kommen die Interferenzfarben niederer Ordnung. Er ist an die Korngrenzen des Apatites und an Risse im Apatit gebunden. Im und um Aktinolith, Phlogopit und Magnetit kommt kein Monazit vor. Es ist also auch eine Entmischung im Zusammenhang mit dem Fluorapatit. Das ist neben dem schon gezeigten Zonarbau von Apatit und Allanit eine weitere Quelle für die erhöhten Gehalte von Seltenen Erden in diesen Erzen.

Allen ein frohes Weihnachtsfest
Michael

PolMik

#3
Hallo,
hier der Teil von Kiruna, den ich schon fertig machen konnte.

Kiruna in Nordschweden besuchte ich Mitte August 2023. Dort befindet sich die größte Eisenerzlagerstätte Schwedens. Seit 1888 wurden im Raum Kiruna mehr als 2 Mrd. Tonnen Eisenerz  gefördert. Zur Zeit werden von der LKAB Erze der Lagerstätte Kirunavaara abgebaut. Die staatliche Aktiengesellschaft teilte Ende 2022 mit Seltene Erden in großem Maßstab gewinnen zu wollen. Die LKAB gab 2023 für Kiruna Reserven von 1,4 Mrd. t mit im Mittel 0,33% Phosphor und 163 g/t Seltene Erden an. Phosphor und Seltene Erden sind auf Eisen Apatit Erze konzentriert. Davon gibt es dort weniger mit entsprechend höheren P- und SEE- Gehalten. Das bewegte mich, die im August schon herbstliche Gegend noch einmal zu besuchen. Dazu ein Foto vom Luossovaara auf das Verwaltungsgebäude, Halden und Schächte der LKAB in Kiruna. Daneben gäbe es zu bedenken, ob schon abgelagerte Halden der Per Geijer Erze eine geeignete Quelle zur Gewinnung von Phosphor und Seltenen Erden sein könnten.

Von den Per Geijer Lagerstätten, das sind die eigentlichen Apatit - Eisenerze, die Eisenerze von Kirunavaara sind sehr phosphatarm, wurden die Felder Nukutusvaara, Henry, Rektorn und Haukivaara abgebaut. Lappmalmen ist aus Bohrungen bekannt. Die Angaben in Wikipedia unter dem Lebenslauf von Per Geijer sind verwirrend. Vielleicht wurde Lappmalmen mit Per Geijer verwechselt. Ich besuchte das Henry - Feld, oben rechts auf der geologischen Karte. Die geologische Karte ist aus Genesis of the Per Geijer apatite iron ores, Kiruna area, northern Sweden Conference Paper, August 2015, Olof Martinsson, Luleå University of Technology, entnommen. Bis zum Luossovaara kann man mit dem Auto fahren, die restlichen 2 km kann man zu Fuß oder mit einem Zweirad auf der sehr guten Straße zurücklegen. Das Henry - Feld wurde 1910 gefunden. Der Abbau begann 1969 und endete 1987. Im Tagebau wurden nach einer Tafel neben dem ehemaligen Tagebau 4,9 Mio. t Erz abgebaut. Dazu ein Übersichtsbild der unter Wasser stehenden Henry - Grube und der dazugehörigen Halde vom Luossovaara aus fotografiert. Im Mittel enthielt das Erz 45% Eisen und 4,5% Phosphor. An Proben aus Fluorapatit des Henry Feldes wurden bis zu 0,98 Masse-% an Seltenen Erden gemessen. Das Alter der Erze ist rund 1,9 Mrd. Jahre. Die Gehalte von Seltenen Erden fand ich in der Masterarbeit Trace Element Geochemistry of Apatite from the Per Geijer Ores in the Kiruna Area, Northern Norrbotten, Sweden Marit Lindbom 2016, Master of Science in Engineering Technology Natural Resources Engineering, Luleå University of Technology. Mit den dort genannten Minimal- und Maximalwerten werde ich später die Ergebnisse meiner einzigen Probe vergleichen.

Neben den Eisenerzen sind auf dem Foto Kupfer-Mineralisationen erkennbar. Die Eisen Apatit Erze sollen magmatisch entstanden sein. Für die Erze des Henry Feldes kann man auf dem Foto an der Brekzie auch hydrothermale Ursachen für die (braunen) jüngeren Apatitmineralisationen erkennen. Die Erze aus Kirunavaara sind tatsächlich sehr viel stärker magnetisch, als die der anderen Felder. Sie sind im Vergleich zu Malmberget sehr feinkörnig und massig. Häufig ist Aktinolith mit dem Magnetit vergesellschaftet. Den habe ich mittels Röntgendiffraktiometrie bestimmen lassen. Er enthält außerdem Biotit. Von dem Fluorapatit habe ich eine Probe zur Röntgendiffratiometrie und zur Bestimmung der Gehalte der Seltenen Erden geschickt, sowie einen Dünnschliff anfertigen lassen.

Die Bilder von dem Dünnschliff sind nicht farbkorrigiert, sondern nur verkleinert. Aufgenommen mit dem Mikroskop Leica DM 750 P (Fluotar 10x/0.30 Pol, Bildausschnitt ca. 2 mm Breite) und der adaptierten Kamera Canon EOS R10. Auf den Übersichtsbildern mit parallelen und gekreuzten Polarisatoren (PPL/XPL) erkennt man überwiegend Fluorapatit, oben links bei gekreuzten Polarisatoren Quarz und unten rechts vermutlich Karbonat. Zur Verdeutlichung noch einmal mit Fluotar 50x/0.85 Pol als PPL und XPL Hellstellung Fluorapatit und XPL Dunkelstellung Fluorapatit mit Farbkorrektur. Zum Quarz und vermutlichen Karbonat noch jeweils zwei weitere Fotos. Quarz und vermutlich Karbonat wurden nach den zu erkennenden Einschlüssen von Apatit und Magnetit offenbar nach diesen aus der Schmelze abgeschieden.

Die hellen Flecken im Fluorapatit auf den Bildern sollen entsprechend der o.g. Masterarbeit Monazit sein. Hier ist der Monazit nicht auf die Korngrenzen und Bruchlinien des Fluorapatites konzentriert, wie in Grängesberg und Malmberget. Im und um Quarz und vermutlichem Karbonat (?? Ankerit ??) kommt kein Monazit vor. Es ist auch eine Entmischung im Zusammenhang mit der Entstehung des Fluorapatites. Zonarbau der immer xenomorphen Fluorapatitkörner ist in meinem Dünnschliff nur selten zu erkennen. Die Monaziteinschlüsse sind neben dem schon gezeigten Zonarbau von Apatit, Monazit an Korngrenzen und in Rissen des Apatites und Allanit eine weitere Quelle für die erhöhten Gehalte von Seltenen Erden in diesen Erzen. Die Bilder aller Seltenen Erdenanreicherungen in den Fluorapatiten zeigen, dass es, aufbereitungstechnisch eine große Herausforderung sein wird diese Elemente zu gewinnen. Auf jeden Fall sind die Seltenerdanreicherungen im und um Fluorapatit auch unter dem Mikroskop erkennbar. Darum ging es mir bei dieser sehr aufwändigen Betrachtung. Die Ergebnisse der chemischen Analysen im Vergleich mit denen der o.g. Masterarbeit hänge ich hier nach ihrem Eintreffen bei mir an.

Guten Rutsch an alle Foristen
Michael

PolMik

die restlichen Bilder.

Florian D.

Monazit enthält ja die leichteren Seltenen Erden. Deren Erze sind deutlich häufiger als die der schwereren Seltenen Erden. Weiss man etwas über die Anteile in diesen Lagerstädten?

Viele Grüsse
Florian

PolMik

#6
Hallo Florian,

besten Dank für die Nachricht. Hinter den Phosphorgehalten von 4,5% verbergen sich wohl bis zu 20% Apatit. Nach Olof Martinson können es im Henry Feld bis zu 30% Apatit sein. Dass Apatit recht reichlich vorkommt, erkennt man auch an dem Bild von der Brekzie. Wie viel Monazit darin versteckt ist kriegt man dadurch, dass die Seltenen Erden auch im Apatit selbst eingebaut sind, m.E. trotz des Vorliegens der chemischen Analysen von Haupt- und Spurenelementen des Fluorapatites nicht raus. Die Daten zum Henry - Feld aus der oben genannten Arbeit von Marit Lindbom geben in der Summe im Minimum rund 3000 ppm und im Maximum rund 12000 ppm Seltene Erden im Apatit an. Dazu die Angabe maximal 0,98 Masse-% Seltene Erden. Sagt aber nicht meinetwegen rund 1% Monazit. Auch von den anderen Eisen- Apatit- Erzen habe ich nirgends eine Angabe zu den Monazit-(oder Allanit-)gehalten gelesen.

In Malmberget und Kiruna sollen Eisenerze und Apatit voneinander getrennt werden. Der Apatit wird dann mit der Bahn nach Lulea gebracht. Dort erfolgt die Aufbereitung zu Phosphat und Seltenen Erden mit dem Nebenprodukt Gips.

Viele Grüße
Michael

PolMik

#7
Hallo,
heute kam die XRD-Analyse vom Kiruna-Apatit. Das Zeug sah makroskopisch nicht wirklich aus wie Apatit. Unter dem Mikroskop schon. Als Vergleich dient ein Apatit von Slyudyanka, das liegt am Baikalsee. Ich hatte zur Analytik noch Quarz und Karbonat aus dem Dünnschliff-Befund mit angegeben. Die XRD-Analyse hänge ich hier an. Tatsächlich gibt es geringe Abweichungen von "normalem" Apatit. Die Analyse zu den Seltenen Erden aus dieser Probe wird ungefähr im April aus Kanada bei mir an kommen. Da bin ich gespannt, wie ein Flitzbogen.   
LG Michael



PolMik

#8
Hallo liebe Foristen,
nun die chemischen Analyse zum Apatit aus Kiruna. Hergestellt von Actlabs in Kanada. https://actlabs.com/ Dankenswerter Weise hatte Dr. Gerhart Müller aus Saarbrücken sie zusammen mit seinen Proben verschickt. Da kam als Ergebnis viel mehr als ich dachte.

Zunächst die Hauptbestandteile in Masse-%. SiO2 4,87, Al2O3 0,3, Fe2O3 1,08, MnO 0,034, MgO 0,03, CaO 51,41, Na2O 0,1, K2O 0,09, TiO2 0,008, P2O5 38,62. SiO2 dürfte der mikroskopisch erkennbare Quarz sein. Fe2O3 wird das mikroskopisch erkennbare Karbonat sein. Einzelne Minerale lassen sich berechnen. Wie das funktioniert wird in einem Video auf Youtube erklärt https://www.youtube.com/watch?v=ibqgJFOt9Tg&list=PL1M5768H6P3QHmzlrtaISwvuRSGu7K1wo&index=40 Folgende Seite bietet Excel Arbeitsblätter mit denen das einfach  realisierbar ist. https://www.gabbrosoft.org/

Dann die Spurenelemente in ppm. Rb 2, Cs <0,5, Be 1, Sr 396, Ba 48, Ga 16, In <0,2, Tl <0,1, Ge <1, Sn <1, Pb 12, As 64, Sb <0,5, Bi 0,9, Cu 220, Ag 0,6, Zn <30, Y 1320, Zr 4, Hf <0,2, V 22, Nb <1, Ta 0,6, Cr <20, Mo <2, W 52, Co 1, Ni <20, Th 73,5, U 3,6. Die aus meiner Sicht ungewöhnlich hohen Gehalte habe ich mit Fettdruck markiert. Uran und Thorium unterstrichen, Uran ist im normalen Bereich, Thorium deutlich erhöht. Yttrium dokumentiert den Anteil von Monazit.

Jetzt zu den Seltenerdelementen in ppm. La 1400, Ce 3290, Pr 381, Nd 1520, Sm 246, Eu 29,4, Gd 211, Tb 33,5, Dy 191, Ho 41,5, Er 112, Tm 15, Yb 87,1 Lu 12,7. Das liegt im oberen Mittelfeld der in der oben zitierten Literaturquelle. Das zeige ich im Diagramm, in dem die Analysen H1 und H8 Minimum und Maximum aus der Arbeit von Marit Lindbom sind. Gegenüber "normalem" Apatit sind La, Ce, Pr und Nd deutlich erhöht.
LG Michael

Florian D.

Lieber Michael,

Danke für's Teilen! Das ist sehr interessant, da mal eine tatsächliche chemische Analyse zu sehen. Arsen überrascht mich jetzt nicht so sehr, das ersetzt Phosphor ja diadoch in fast allen Mineralen.

Viele Grüsse
Florian

PolMik

Lieber Florian,
ja, deshalb auch Phosphate, Arsenate und Vanadate. Hatte ich übersehen. Arsen kann tatsächlich Phosphor diadoch ersetzen.

Übrigens haben die Norweger auch in ihren Akten gekramt und so für den seit 1921 bekannten Fen Karbonatit Komplex riesige Mengen Seltene Erden abgeschätzt. Das wollen sie in diesem Jahr mit weiteren Bohrungen weiter präzisieren. Könnte auch ein ganz interessantes Exkursionsziel sein. Liegt im Süden Norwegens. Dort wurde früher schon Niob abgebaut. Davor Eisen. Offenbar Karbonat. Der Hype um Lithium und Seltene Erden dürfte vorbei sein. Außerdem haben die Norweger noch eine beeindruckend große Apatitlagerstätte gefunden. Wo muss ich mal rausfinden.

Florian D.

Ja, vor allem die leichteren, häufigeren und auch technisch relevanteren leichten SE könnte man auch aus den Rückständen der Aluminiumproduktion aus Bauxit gewinnen. Ist halt immer eine Frage, wieviel man dafür Zahlen möchte.

PolMik

Lieber Florian,

die Gewinnung Seltener Erden kann man in D vergessen, weil seit Jahren die Strompreise durch die Regierungen auf Weltrekordniveau getrieben wurden. Deshalb bin ich verwundert, dass hier jemand glauben kann Elektroheizungen und Elektroautos hätten eine Zukunft. Daneben werden natürlich jede energieintensive Produktion platt gemacht und entsprechende Innovationen verhindert. Das würde richtig interessant, wenn der Euro auch noch abgewertet werden müsste.

Mir ging es in dieser Betrachtung darum festzustellen, ob man die Anreicherungen von Seltenen Erden auch ohne super teure Labormethoden im Apatit identifizieren kann. Wenn man weiß, was man sucht, scheint das möglich zu sein.

Viele Grüße
Michael   

Florian D.

Das ist natürlich optimal. Eisenerz, aus dem tauben Gestein macht man Dünger und trennt dabei die SE Elemente ab.

PolMik

Sähe ich auch so. Die Gehalte scheinen kaum geringer als im Fen-Komplex, den ich Mitte August besuchen werde. Zudem schiene mir die Prüfung der Altbergbauhalden, wie sie in Grängesberg durchgeführt wurde auch für das Henry-Feld in Kiruna keine Zeitverschwendung zu sein. Könnte ja die Universität Lulea übernehmen. Ich habe den Eindruck, dass das kaum weniger effektiv wäre, als das Ausdehnen der Kirunavaara-Grube bis zur zukünftigen "Per-Geijer"-Grube nördlicher. Das werden die Leute der LKAB wahrscheinlich geprüft haben.