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mal wieder Deckglasdicke

Begonnen von M Beier, Januar 02, 2024, 10:49:41 VORMITTAG

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M Beier

Hallo ins Forum,
erst mal wünsche ich allen ein gutes neues Jahr ohne neue Hiobsbotschaften und ohne Wetterextreme.
Ich will gerade neue Deckgläser bestellen und bin auf die Dickenangaben 1 (0,13-0,16mm) und 1,5 (0,16 -0,19 deutlich teurer) gestoßen. Bisher habe ich einfach immer Deckgläser bestellt, da ich dachte, dass die immer 0,17 +/- haben.
Aus den Diskussionen im Forum entnehme ich, dass es wohl meist egal ist, da ja noch eine Schicht vom Eindeckmittel dazu kommt. Oft decke ich meine Präparate nicht ein, sondern fotografiere die Präparate nach dem Färben in Wasser und verwerfe sie dann. Ist dann die Deckglasdicke immer noch egal oder soll ich dann die teureren bestellen?
NA meiner Objektive 0,1 bis 0,85.
Viele Grüße
Maria

Lupus

Hallo Maria,

die Deckglasdicke, für die Trockenobjektive gerechnet sind, ist 0.17 mm. Dass es dünnere Deckgläser gibt wie Typ 1 (unabhängig von der individuellen Schwankungsbreite innerhalb eines Deckglastyps) liegt daran, dass immer die gesamte, optisch wirksame Überdeckung des Objekts berücksichtig werden muss, also auch die Schichtdicke zwischen Objekt und Deckglas. Außerdem sind viele Objekte wie z.B. Schnitte relativ dick. Dann ist es sinnvoll, das Deckglas im Rahmen der Toleranz die das Objektiv zulässt dünner zu wählen, weil dann oberhalb und unterhalb des optimalen 0.17 mm-Abstandes eine größere Objekttiefe gut abgebildet wird.

Das Ganze ist eine Frage des persönlichen Anspruchs an die optische Qualität, und hängt auch von der Qualität der Objektive ab. Eine abweichende Deckglasdicke bewirkt zunehmend etwas Unschärfe und damit Kontrastverlust. Objektive geringer NA z.B. 0.3 kommen ganz ohne Deckglas aus, bei mittlerer NA z.B. 0.65 sollte das Deckglas (bzw. die gesamte Überdeckung) etwa auf ±0.01 mm passen, und bei Deinem NA 0.85 muss es dann schon ein Präzisionsdeckglas geringer Toleranz sein. Aber da ist eigentlich eine Deckglaskorrektur am Objektiv üblich.

Hubert

M Beier

Hallo Hubert,
danke für deine Hinweise. Vielleicht klärt das ja jetzt, warum ich kaum vernünftige Bilder mit meinen 60er Objektiv mit NA 0,85 hinbekommen habe. Ich werde jetzt mal die Deckgläser mit der Stärke 1,5 testen und mit den anderen vergleichen. Mal schauen, ob ich einen Unterschied sehe.
Viele Grüße
Maria

Jakob_Wittmann

Guten Morgen zusammen,

als ich vor paar Monaten in einem Fachgeschäft für Werkzeuge eingekauft habe, ist mir unter den nahe bei der Kassa ,,effektiv"  ;) präsentierten angebotenen Waren ein sogenannter Bügelmessschieber aufgefallen.

Ich hab diesen eher spontan erworben. Sollte Dir der Begriff ,,Bügelmessschieber" wenig sagen, eine kurze Erklärung, bitte. Darunter versteht man ein handlich gehaltenes Messinstrument, mit dem die Dicke von eher sehr dünnen Gegenständen bestimmt werden kann. Dies mit einer Genauigkeit von einem Hundertstel Millimeter.

Von vornherein dachte ich mir, dass ich diesen vorwiegend für die Dickenbestimmung von Deckgläsern verwenden könnte.

Als ich damit gewissermaßen aus Neugierde, Lust und Laune tatsächlich ALLE Deckgläser einer 100-Stück-Packung (chinesischer Erzeuger) auf deren Dicke hin abgemessen habe, erwies sich, dass nur 5 Deckgläser von (ca. ) 100 0,17 mm dick waren. Eines davon war ca. 0,16 mm dick.

Deutlich mehr als die Hälfte der Gläser waren zwischen 0,19 und 0,21 mm dick, einige wenige sogar dicker. Rund 15 Stück um die 0,18 mm und eine Spur darüber.

Zugegeben, das war Billigware.

Dennoch: Möchte man die Auflösung eines Objektivs (ohne Verstellmöglichkeit) voll nutzen, kommt man nicht an einer lästigen Wahl der Dicke vorbei, oder man muss die teureren Gläser verwenden.

Ernüchternd, oder?  :)


Liebe Grüße

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

M Beier

Hallo Jacob,
ja das ist ernüchternd. Zumal ja auf den Päckchen keine Angaben zur Dicke stehen. Ich habe eh nur über die Hersteller (Hecht Marienfeld) gesucht, weil ich mal Pech hatte und bei einem Lehrmittelhersteller Deckgläser mit einem Belag bekommen habe, der auch mit Alkohol kaum abwischbar war. Das war ein Fall für die Tonne.
Vielleicht teste ich auch mal die Dicke (Ich vermute ein Nachbar hat so eine Bügelmessschraube) und werde dann berichten.
Viele Grüße Maria

olli.mit.zwei.l

Wo genau kauft ihr denn die guten "Präzisionsdeckgläser"?

LG
Olli

Jakob_Wittmann

Zitat von: olli.mit.zwei.l in Januar 08, 2024, 12:55:46 NACHMITTAGSWo genau kauft ihr denn die guten "Präzisionsdeckgläser"?

LG
Olli

Guten Abend Olli, guten Abend liebe Runde,

Selber habe ich diese Sorte noch nicht gekauft (Link unten), da ich mich aber momentan mit einer Lieferung (aus China) herumärgere (1000 Stück ...) bei der die Hauptmasse der Gläser zu dick ist, muss ich mir da auch etwas überlegen.

Der in Deutschland ansässige Hersteller ,,Waldemar Knittel Glasbearbeitungs GmbH" scheint mir sehr gut aufgestellt zu sein. Jedenfalls ist die Beschreibung des Vorgehens bei der Fertigung beeindruckend:

Zitat:

Deckgläser

ZitatKNITTEL Deckgläser werden von uns aus reinweißem, Borosilikatglas (D263), der hydrolytischen Beständigkeit Klasse 1 zugeschnitten, sortiert und verpackt. Dieses ultradünne Glas wird weltweit ausschließlich von zwei Spezialglasherstellern in aufwendigen ,,Down-Draw"- Ziehverfahren mittels Platindüsen, blasen- und schlierenfrei hergestellt. Die ,,dünnen Glasfolien" unterliegen sowohl bezüglich Ihrer chemischen Zusammensetzung als auch Ihrer Glasstärken laufenden Qualitätskontrollen beim Hersteller [...]

 Zur Vermeidung der Klebeneigung, besonders bei plan aufeinander gestapelten Deckgläsern werden diese von uns mit feinstem Glasmehl bestäubt.

https://knittel-glaeser.de/produkte/deckglaser/


Ein Anbieter für Endkunden:

https://www.cls-med.de/Deckglaeser-zur-Mikroskopie-geschliffen-18-x-18-mm::17600.html

(ich bin mir nicht sicher, ob diese Firma auch Privatkunden beliefert. Aber es wird wohl nicht der einzige Anbieter für Knittel-Produkte sein ...  :)  ;)
Knittel selbst betreibt keinen Webshop.)


Ach ja, die von CLS gelieferten Gläser sind mit ,,Menzel" beschriftet, aber als Hersteller wird Knittel Glass genannt. Eigenartig, sollte sich aber klären lassen. :o  ;D

Liebe Grüße, schönen Abend

Jakob
,,Ein Leben mit nur einem schwarzen Mikroskop ist möglich aber sinnlos."


Bernhard-Viktor ,,Vicco" Christoph-Carl von Bülow

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

wie für fast alles gibt es auch hier eine ISO-Norm: Iso 8255-1, letzte Änderung 2017. Deckgläser der Stärke #1 dürfen danach eine Dicke von 0.13 bis 0.17 mm aufweisen (0.17 -0.4 / +0.00).
Wenn man aus hochaperturigen Systemen das Maximum "herausholen" will, wird man also ums Sortieren mittels selbst Nachmessen nicht herumkommen! Dabei muss man natürlich ziemlich genau wissen, in welcher Ebene die zu untersuchenden Objekte im Präparat liegen.
Beste Grüße !

JB


anne

Hallo zusammen,
ich verwende für Diatomeenpräparate überwiegend die "high precision" Deckgläser von Knittel.
Ich würde aber, wenn ich keinen Zugang dazu hätte, Deckgläser der Stärke #1 nehmen. da kann ich Hubert nur voll zustimmen.
Meine Erfahrung ist, dass bei Verwendung von den hoch exakten Deckgläsern und Optiken wie PlanApos die darauf gerechnet sind, jede Abweichung nach oben in der Schichtdicke, aufgrund der Dicke des Präparates zu sehr unbefriedigenden Ergebnissen führt.
Durch die Verwendung von Deckgläsern der Stärke #1 komme ich seltener in diese Problematik, da durch die Dicke des Präparates die Gesamtdicke nicht überschritten wird.
Diese hochpräzisen Deckgläser sind nur dann notwendig, wenn das Objekt tatsächlich direkt am Deckglas liegt und sehr dünn ist.
lg
anne