Sanderson trifft auf Nomarski / Amplival DIY DIK

Begonnen von vonsth, Januar 15, 2024, 21:59:57 NACHMITTAGS

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vonsth

Hallo Zusammen,

nachdem leider weder hier im Forum noch anderswo mein unbekannter "Auflicht DIC-Schieber" zugeordnet werden konnte, habe ich die Prismen ausgebaut.

Es ist zudem leider äußerst unwahrscheinlich, dass ich einen INKO für mein Amplival einmal auf der Straße finde  ::) , daher wollte ich versuchen einen DIY-DIC mit ihnen zu realisieren - ich verweise auf die Beiträge von Carsten, der die Idee und erste Bilder zeigt - wobei letztere gleichzeitig die offensichtliche Funktionalität, aber auch die deutliche Schwierigkeit klarwerden lassen.
Dazu gesellen sich natürlich noch die beiden Beiträge von Junio zu stativfremden Prismen am "Standard WL" und der Einsatz z.B. einer Spaltblende, bei nur einem DIK-Prisma.

Eigentlich wusste ich auch mittlerweile dank der Tests von Cesarius (und der Bestätigung der Idee durch Lupus), dass man die unbekannte Fokallänge meiner Prismen wohl ganz gut anhand der Farb-Homogenität in einem Auflicht-DIC-Setup bestimmen könnte, aber habe es bisher noch nicht gemacht, Schande über mein Haupt. Sie wurden also, ziemlich einfallslos, einfach in einen Pol-Zwischentubus 1.25x zum Amplival eingelegt. Natürlich zwischen gekreuzten Polarisatoren. Und in erster Instanz freute ich mich, dass mit einer Spaltblende unter dem Pankraten ein "passabler" Effekt erreicht werden konnte:
IMG_0101 - Spaltblende hell.jpg
Das genutzte 25x/0.6 ph2 kann allerdings nicht wirklich die P.angulatum auflösen und zeigt auch Artefakte durch die spaltförmige Beleuchtung. (Dennoch war ich damit sehr happy.)

Aber - ich hatte hier im Forum (und auch andernorts) von "Sanderson" Prismen, passend verspannten "Plastik-Balken" gelesen, die den doppelbrechenden Eigenschaften eines Wollaston-Prismas recht nahe kommen können und so wollte ich dies nicht unversucht lassen.

Durch den Pankrat kann ja recht viel angepasst werden und wirklich, mit einem 3mm Acrylglas unter ordentlicher Verspannung, erschien plötzlich nicht mehr nur der dunkle Strich des Objektivprismas in der Pupille, sondern es wurde schon annähern homogen dunkel mit einem zu erahnenden Auslöschungskreuz.

Am wenigsten gefällt mir bisher das 16/0.4:
Ang-10-0p4-PlasTdic.jpg

Schöner ist das 25/0.6 ph2, nach leichtem Drehen am Prankraten auf den entsprechenden Wert, sowie eine blaue Version mit verschobenem Objektivprisma:
Ang-25-0p6-ph2-PlasTdic-.jpg Ang-25-0p6-ph2-PlasTdic_blue_.jpg


Und wenn einem die nur zu erahnende Auflösung nicht reicht, so schwenkt man das 40/0.95 ein und dreht den Kondensor eben noch ein Stückchen auf :) :
Ang-40-0p95-PlasTdic.jpg

Alles in Allem ist es schon ein Mehrwert gegenüber dem bisher für mich möglichen Shearing-Verfahren - wenn auch mit der wirklich exakten Positionierung des Nomarski-Prismas noch experimentiert oder ein noch besser passendes angeschafft werden könnte. Aber das Teil lag rum, keiner wusste wo es hingehört, und so hat mich diese DIK-Version am 160 Amplival <1€ gekostet und hat viel Spaß gemacht :)

lg
Martin

purkinje

Hallo Martin,

da hier auch manchmal an einer "Reise-DIK-Variante" gebastelt wird, kommt mir manches bekannt vor  ;), bisher bin ich aber von Ergebnissen, wie mit meinem stationären Leitz DIK (160mm) erreichbar, noch entfernt.

Derartiges Basteln führt immer zu einigen Fragen und wenn man mit den Prismen etwas Glück hat auch zu Antworten und Erfolgen:
  • das mit der Fokallänge bzw dem Zusammenspiel beider Prismen lässt sich auch im Durchlicht ganz gut mittels einer λ Platte/ Rot I / Tesastreifen in 45° überprüfen, s. dazu hier DIC Alignment Fig 9
  • konntest Du den Relief-Effekt durch drehen am Polarisator aus der X-Stellung verändern /umkehren?
  • das mit der Stress-induzierten Doppelbrechung von Kunstoffen ist eine interessante Sache, Polycarbonat soll am effektivsten sein
  • Interessant ist auch immer die Frage "Seh ich da einen DIK-Effekt?". Oft nicht ganz einfach da auch zB ein Prisma oder ein doppelbrechender Kunststoff ja bereits im polarisierten Licht v.a. bei Diatomeen interessante Effekte, wie das "gläserne Leuchten" vor dunklerem Hintergrund bewirken können. Da hilft nur der Relief-Effekt und ob er sich wie gewünscht modifizieren/ umkehren lässt
Beste nachtschichtarbeitende Grüße Stefan


vonsth

Hi Stefan,
danke für Deine Antwort und die aufgeworfenen Punkte:
1. "Fokallänge": Das Problem ist ja, dass ich die exakte Fokallänge eines Prismas bestimmen möchte, das sehe ich im Durchlicht als schwierig an? Das Zusammenspiel beider Prismen ist dann ein weiterer riesen-Schritt. Aber der Tipp alles in Rot anzuschauen, ist natürlich wirklich gut! Habe ich noch nicht probiert und man sollte Inhomogenitäten viel besser sehen.
2. Relief, siehe 4.
3. Polycarbonat hat in der Tat viel stärkere spannungsinduzierte Doppelbrechung. Bisher habe ich aber kein Stück in der Hand gehabt, welches nicht schon intrinsisch starke Verzögerung gezeigt hätte. Ob man es "annealen" kann im Ofen? Oder geschickte Auswahl der Schnittachse? Wenn Du oder jemand eine Platte hast, die im unverspannten Zustand praktisch nichts mit dem polarisierten Licht macht, dann immer her damit, würde mich sehr freuen :) An dieser Stelle kann das Acrylglas deutlich punkten.
4. Zum Relief/Kompensation: Ich kompensiere über die Verschiebung (senkrecht zur opt. Achse) des objektivseitigen Prismas. Mit der Winkelstellung der Polarisatoren habe ich noch nicht viel experimentiert, da sie nicht sonderlich zugänglich sind - das werde ich aber mal testen!

Viele Grüße und hier schnell der Durchgang durch den Nullpunkt :) :
Kompensation-translation_.jpg

purkinje

Hallo Martin,

  • Ja, das Alignment ist recht sensitiv "im  Rot", das weiß ich von meinem 160mm Leitz Smith-DIK, wo es ja über dem Polarisator einen kombinierten λ und λ/4 Schieber gibt, beides möchte ich auch beim kleinen kompakteren "Bastel-DIK" realisieren
  • das sieht ja doch recht vielversprechend aus, schöner 3-D Effekt 8)
  • hatte ja immer darauf gewartet das es mal was von μstuff aus USA dazu gibt, aber wahrscheinlich hat er auch Probleme PC ohne "Ruhe-Stress" zu bekommen  ;)
  • wie oben erwähnt (λ/4) versuche ich auch die De Sénarmont-DIK Variante beim "Reise-DIK" hinzubekommen, evtl kannst du ja den linearen Polarisator durch einen drehbaren zirkulären ersetzen, dann musst Du für den Bias nicht am oberen Prisma schieben
Also unbedingt weiter berichten ! und viel Spass bei der Bastelei
Beste Grüße Stefan