Interessante Pilzfunde 111 - Blassgelber Täubling

Begonnen von Bernd Miggel, Februar 21, 2024, 17:12:21 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Der recht seltene Blassgelbe Täubling Russula raoultii lässt sich wie folgt kennzeichnen: Ein kleiner bis mittelgroßer, scharf schmeckender Weißsporer mit hellgelbem Hut, weißen Lamellen und weißem Stiel, der eine Mykorrhiza mit Laubbäumen eingeht. Die Rote Liste Deutschlands 2016 führt ihn in der Katergorie G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes).

Bilder 1 und 2 verdanke ich Karl Wehr, die Mikrozeichnung Bild 3 Helga Marxmüller.


Bild 1 – Kleine Population vom 28.7.2021, aus einem Kalkbuchenwald in der Eifel. Foto: Karl Wehr.

Bernd Miggel

#1
Makroskopische Merkmale (weitgehend nach EINHELLINGER 1985)

Hut maximal ca. 60 mm breit, freucht schwach glänzend, reif manchmal am Rand leicht gerieft, Huthaut zu einem bis drei Vierteln des Radius wie eine Pelle abziehbar; in der Farbe hell gelb, hell zitronengelb, weißlich gelb, elfenbeinweiß, mittig immer dunkler, vom Rand her ausblassend. Lamellen weiß. Stiel weiß, bald hohl werdend. Fleisch weiß, fragil. Geschmack scharf, Geruch schwach fruchtig.

Makrochemische Farbreaktionen: Mit FeSO4 blass rosa.

Die Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers ist weiß, Ia nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.


Bild 2 – Fund vom 5.8.2017 aus einem Kalkbuchenwald in der Eifel. Foto: Karl Wehr.

Bernd Miggel

#2
Mikroskopische Merkmale (weitgehend nach EINHELLINGER 1985)

Die Sporen sind ellipsoid und 7-8,5 x 6-7,2 µm groß, mit einem Schlankheitsgrad Q = ca. 1,16; die Ornamentation ist netzig-gratig, bis zu 0,5 µm hoch und deutlich amyloid. Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare (,,eh") sind langgliedrig und mit ca. 2 µm Durchmesser recht dünn, die Pileozystiden (,,pz") schlankkeulig, meist unizellular und 3,5-9  µm breit.


Bild 3 –  Mikromerkmale von R. raoultii: pz = Pileozystiden, eh = Epikutishaare, sp = Sporen, hz = Hymenialzystiden. Aus MARXMÜLLER 2014.

Bernd Miggel

#3
Ähnliche, gelbhütige Täublinge
•    Der Sonnen-Täubling (Russula solaris) wächst ebenfalls bei Laubbäumen und schmeckt ebenfalls scharf. Sein Sporenpulver ist creme bis hellocker, un der besitzt isoliert stachelige Sporen.
•    Beim Gallentäubling (Russula fellea) sind nicht nur die Hüte, sondern auch Lamellen und Stiele gelblich gefärbt. Auch schmeckt er brennend scharf und riecht stark süßlich-obstig.
•    Der Ockertäubling (Russula ochroleuca) wächst nicht ausschließlich bei Laubbäumen, kann mild oder scharf schmecken und ist geruchlos. Sein Hut ist meist viel deutlicher gelb, oft mit achromatischem Beiton. Die Epikutis besitzt keine Pileozystiden.
•    Der Gelbe Graustieltäubling (Russula claroflava) ist ein obligater Birkenbegleiter der Moore. Er besitzt einen kanariengelben Hut, schmeckt mild und ist geruchlos. Das Sporenpulver ist ocker, und die Epikutis besitzt keine Pileozystiden, sondern inkrustierte Primordialhyphen.
•    Der Mehlstiel-Täubling (Russula farinipes) riecht obstig und besitzt einen höckrig gerieften, bei Nässe dick schleimigen Hut. Fleisch und Lamellen sind biegsam, die Sporenornamentation isoliert warzig.
•    Der mild schmeckende Wechselfarbige Dottertäubling (Russula risigallina) in seiner gelbhütigen Form wächst nicht ausschließlich bei Laubbäumen. Sein Sporenpulver ist dottergelb, und die Epikutis besitzt keine Pileozystiden, sondern inkrustierte Primordialhyphen.

Literatur
•    DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 906.
•    EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 120.
•    GALLI, R. (1996): Le Russule: 172-173.
•    KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 11.7.
•    KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 189.
•    MARCHAND, A. (1977):  Champignons  du  Nord  et  du  Midi. 5. Les  Russules: Nr. 440.
•    MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 248-253.
•    MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 200-201.
•    SARNARI, M. (1998): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Primo: 538-541.
•    SCHÄFFER, J. (1952): Russula-Monographie. Die Pilze Mitteleuropas Band III: Nr. 53b.
•    https://de.wikipedia.org/wiki/Blassgelber_T%C3%A4ubling
(abgerufen am 21.2.2024).
•    https://fundkorb.de/pilze/russula-raoultii-blassgelber-t%C3%A4ubling

Viel Freude beim Anschauen!
Bernd



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