Das z. Z. älteste Stereo-Mikroskop (CZJ, nach Greenough)

Begonnen von Norman, Oktober 13, 2024, 18:07:39 NACHMITTAGS

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Norman

Eine Mikroskop-Fachkompetenz (ein ehemaliger Zeiss-Mitarbeiter) hatte bereits einen Artikel über dieses Mikroskop zur Veröffentlichung fertig gestellt, dieses dann aber wieder verworfen. Gründe waren die Ungereimtheiten der von CZJ verbauten Optik....
Ich finde, dass es auf Grund seiner Besonderheit verdient hat trotzdem eine Vorstellung hier bei Fachinteressierten zu finden.

Mein Carl Zeiss Jena-Stereomikroskop trägt auf dem oberen Rand seines Tischrahmens und unter einem seiner drei Füße die Produktiosnummer - 28068 -.
Es ist eines aus einer Vorserie von zehn Exemplaren (28061- 28070), die in den Fertigungslisten im Zeiss-Archiv dokumentiert wurden und es ist derzeitig das älteste existierende Stereo-Greenough-Mikro.

No. 28068 ging am 15. Oktober 1897 an F. Hellige. Co, Freiburg, dem Alleinvertreter für Carl Zeiss Mikroskope im Grossherzogthum Baden, in der Republik Schweiz und den elsässischen Städten Strassburg und Mülhausen.
(Vielen Dank für die Recherchearbeit an Dr. Wolfgang Wimmer – Leiter des Zeiss-Archives)

Laut der Eintragungen im Archiv wurde mein ,,Präparierstativ nach Greenough" mit zwei Huygens-Okularen No. 1 und einem Objektivpaar a2 bestückt ausgeliefert.
Da keine Typ-Kennzeichnungen vorhanden waren wurden die vorhandenen Okulare mittels eines identischen aber mit  CZJ No. 1 gezeichneten bestätigt.
Das Doppel-Objektiv trägt nur so wie der Bajonett-Schlitten am Stativ die Ziffer ,,8", was für eine 1:1 Zuordnung und damit die Originalität spricht!
Anmerkung: Ein ebenfalls sehr altes Leitz-Präparierstativ von ca. 1900 trägt auch auf Doppelobjektiv und Stativschlitten nur eine identische Nummernkennzeichnung (22).
Seite 64 https://www.microscopemuseum.eu/catalogues/Ernst_Leitz_1901_Microscopes_and_accessories.pdf
(Die Holzarmlehnen dieses Leitz passen auch in die Aufnahmen des 28068 und sehen identisch zu denen von Prof. Mappes noch älteren ,,Mono-" Präparierstativ von CZJ aus.
http://www.museum-optischer-instrumente.de/zeiss_13557.html
...Die damaligen Leitz-/Zeiss-Tischler waren sicherlich identisch...) Für das 28068 existieren aber keine Armbretter.


Ungewöhnlich und anders als bei anderen Mikros ist: – In den Tisch lassen sich wahlweise entweder eine quadratische Lochplatte bzw. eine mit einschwenkbarem Hell-/Dunkeluntergrund einlegen (obwohl der Stativ-Rahmen bereits über einschwenkbare Hell-/Dunkelhintergründe verfügt).
Ähnlich ist bei der obigen Verlinkung eine quadratische Glasplatte in einem CZJ-Stativrahmen von 1889 verbaut.

Im CZJ-Verkaufskatalog von 1898 ist das spätere Serien-Stereo-Greenough abgebildet. Handauflagen waren serienmäßig und die Möglichkeit der wechselbaren Tischeinlagen existierte nicht mehr. (siehe Seite 96) https://www.microscopemuseum.eu/catalogues/Carl_Zeiss_1898_Microscopes_and_accessories.pdf

Ich habe vielerlei Messungen mit Schiebelehre, Messokularen (u. A. ein orig. altes CZJ), Messobjektträger und aktueller Hardware zur Prüfmittelüberprüfung durchgeführt. Trotzdem kam am Ende eine andere als die erwarteten Vergrößerung für das Zeiss a2-Stereo-Objektiv heraus...

Vergleiche wurden mit anderen Mikros u. A. mit einem CZJ-Greenough (Objektivbezeichnungen auch a2, a1, a3, PI) von 1915 angestellt, bei dem aber andere Abmessungen bei Stativ & Objektiv & -schlitten vorhanden waren!

Beim 28068 sind die Objektive sehr kurz; spätere a2 haben aber alle viel längere Tuben mit Linsen am Ende. Die Ergebnisse passen rechnerisch auch nicht zu einem ebenfalls kurzen F=55-Doppel-Objektiv von CZJ.
Die Frage bleibt... Haben wir Fehler gemacht oder hatte Zeiss eine Optik im Fertigungsbuch als a2 bezeichnet obwohl dieses eine andere Vergrößerung hatte als späteren a2?

Kauf:
No 28068 stand über Monate unbeachtet in einer Auktion. Der Verkäufer hatte mir dann beim Kauf für 1/3 des Ursprungspreises auch einen Auszug aus dem Zeiss-Archiv mit geschickt. Aber er hatte ebenso wenig wie ich selbst bei dem sehr verschlissenen Erscheinungsbild die fast Einmaligkeit dieses Instrumentes erkannt.

Herrichtung:
Das Mikroskop wurde vorsichtig gereinigt und die Kalkablagerungen an Okularen und im oberen Bereich beseitigt.
Dazu wurden u. A. auch die festgekalkten Tuben nach vorherigem dick Abklebens mit Textilkleblebeband und eingesteckten Billig-Fremd-Okularen unter sanfter Gewalt aus den Prismengehäusen herausgeschraubt. Die Prismen wurden dann mittels sehr weichem Toilettenpapier / Q-Tips und Iso-Propanol im zugänglichen Bereich gereinigt.
Nach dem Neuschmieren mit sehr dickem MoS2-Fett war es trotzdem nötig am Trieb die Achsandruckplatte an der Innenseite mit 1000er Sandpapier ein wenig zu verschlanken um durch ein mehr an Reibung/Achsandruck ein selbstständiges Absenken zu verhindern.
Das Halteblech an der Objektivschiene wurde mittels eines Holzhammers vorsichtig wieder unter Spannung gebracht, um das Herausfallen des Objektivpaares künftig zu verhindern.
Das für die Entfernung justierbare Objektiv wurde gangbar gemacht und das andere für die Deckungsgleichheit mittels der 3 Justier-Halteschrauben ausgerichtet. Dieses hat dann einige Stunden Arbeit und den Schlitz einer dieser eingeklebten Schrauben gekostet...
Als Abschluss wurde No. 28068 noch mit WD-40 konserviert.

Ich besitze viele selbst hergerichtete Mikroskope - die Entscheidung Etwas zu machen und ,,meine Blaue Mauritius" evtl. zu beschädigen war mir trotzdem sehr schwer gefallen.
Aber es werkelt wieder auch ohne weitere Kollateralschäden erlitten zu haben!!
Falls es mal restauriert wird, ist Einiges mehr zu machen als nur eine zusätzliche Schraube zu erneuern...

Vielen vielen Dank an die besagte Fachkompetenz für die Recherchen/seine investierte Arbeit auch ohne eine Veröffentlichung.
Für den Fall, dass er Ergänzungen oder doch Etwas zur Entwicklung zu Stereo-Mikroskopen hier beisteuern möchte (CZJ, Greenough, Czarpski usw.) schicke ich ihm noch den Link zu diesem Beitrag.


Anmerkung: Z. Z. ist nur ein weiteres existierendes Exemplar der Vorserie bekannt. Dieses wurde 1899 ausgeliefert, hatte die Okularpaare No.2 und No.4, zwei Mahagoni-Armbretter, fünf Objektivpaare und zwei Tisch-Einlegeböden als Erstausstattung.

Gerd Schmahl

Hallo Norman,
willkommen im Forum!
Zitat von: NormanAls Abschluss wurde No. 28068 noch mit WD-40 konserviert.
Taugt WD-40 zur Konservierung? Ich hätte Angst, dass das Zeug bis auf die Optiken kriecht.
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Thomas Böder

Zitat von: plaenerdd in Oktober 13, 2024, 20:34:38 NACHMITTAGSHallo Norman,
willkommen im Forum!
Zitat von: NormanAls Abschluss wurde No. 28068 noch mit WD-40 konserviert.
Taugt WD-40 zur Konservierung? Ich hätte Angst, dass das Zeug bis auf die Optiken kriecht.
LG Gerd

Nein. Erstens krabbelt WD40 überall hin, zweitens ist es fast nur Petroleum und drittens ist es keine Dauerlösung, weil es sich irgendwann in ,,Luft" auflöst.
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Zeiss Nf u. Technival u. Citoval 2, Reichert Zetopan
Kleinmikroskope: reichlich...

Norman

WD-40 ist für mich DAS Wundermittel für meine alten Mikroskope. Ja es enthält fast nur Lösemittel und ein wenig Öl. Und ja - man darf es auch wieder auffrischend auftragen und nein es kriecht nicht beim Auftragen mit Zellstoff in die Optiken.
Es Schützt vor korrosien, lässt alte Lacke wieder glänzen und lässt sich falls doch einmal eine richtige Restauration ansteht auch gut wieder entfernen. - Da die tolle Optik damit ausreicht - verzichte ich bisher auf`s Lackieren. Meine Mikros lagern staubgeschützt.

Peter V.

Hallo Norman,

ein interessanter Beitrag.

Bist Du so nett, Dich entsprechend unserer Forenregeln unter "Mikroskopiker im Netz" vorzustellen?

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Norman

Ja habe ich jetzt...
und vielleicht auch noch die Lösung für die Ungereimtheit der verwendeten Optik gefunden.

Was wäre,
...wenn es gar keine Fehler bei unserer Bestimmung der Objektivvergrößerung gab, sondern wir nur eine falsche Annahme hatten.
Was wäre,
... wenn die Priorität bei der Entwicklung der ersten ,,Stereolupen" bei der Verwendung zum Sezieren/Präparieren lag und damit die eigentliche Vergrößerung nicht mit einem bestimmten Vergrößerungswert das Wichtigste war. Ich vermute, dass Tiefenschärfe und Arbeitsabstand wichtiger waren und die Objektivbezeichnungen a0, a1, a2, a3 den Arbeitsabstand zur Frontlinse wiedergaben! Beim Vergleich der Arbeitsabstände der zwei mit unterschiedlichen Abmessungen behafteten Zeiss Greenough`s mit a2-Objektiven und dem gleichem CZJ-Messokular waren diese zumindest gleich.
Falls das so war, mussten die gleich bezeichneten CZJ-Objektive dank der unterschiedlichen Mikroskop-Geometrie auch verschiedene Vergrößerungen haben!!
Schade - dies ließe sich zwar mit den Objektiven des anderen Vorserienexemplars überprüfen. Es steht mir aber leider nicht zur Verfügung!
Aber wer hat jemals diese Vergrößerungen überprüft / sich in den letzten 100Jahren damit näher beschäftigt? Und wozu auch?  – Stereo-Greenough Mikroskope sind als Messgeräte rel. ungeeignet, da die Optiken ja schräg zur Arbeitsfläche stehen...



Eigentlich wollte ich noch 3 weitere Bilder anheften - Das gelingt mir aber nicht!!


Als Bildchen ist das Konkurrenzprodukt von ca. 1900 aus Wetzlar zu sehen. Es hat keine Seriennummer - weder an Kiste, noch Brettchen oder am Stativ. Als Kennzeichnung trägt es nur E. Leitz und die ,,22" am Objektiv und –schlitten.
Eine Anfrage nach fehlender Seriennummer/Alter blieb unbeantwortet:
https://micro.magnet.fsu.edu/primer/museum/leitz1899.html


Auf den weiteren Bilder ist das für Vergleichsmessungen genutzte zweiteilige CZJ-Präpariermikroskop  von 1915 (älteres Foto daher nur mit einem a0 Objektiv, welches dem Vergleichs-a2 aber sehr stark ähnelt) bzw. der Unterbau als Präparierstativ zu sehen.
Aus dem bei der Deko noch zu sehenden Mahagoni-Küchenbrettchen sollen einmal die auch hier fehlenden ,,Schelllack-Armlehnen" als einfacher Nachbau entstehen...


Peter_le

Hallo Norman,

toller Fang.
Bei den frühen Zeiss Jena Objektiven für klassische biologische Durchlichtmikroskope wurden keine Maßstabszahlen eingraviert, sondern teilweise nur Buchstaben wie DD und nur teilweise Aperturen. Bei den Okularen ähnlich. Auch bei anderen Herstellern wurden z.B. Buchstaben oder Brennweiten eingraviert.

Grüße
Peter

Lupus

Hallo Norman,

ZitatUngewöhnlich und anders als bei anderen Mikros ist: – In den Tisch lassen sich wahlweise entweder eine quadratische Lochplatte bzw. eine mit einschwenkbarem Hell-/Dunkeluntergrund einlegen (obwohl der Stativ-Rahmen bereits über einschwenkbare Hell-/Dunkelhintergründe verfügt).
Das Stereomikroskop hat sich bei Zeiss von der Funktion her eher aus dem Präparierstativ entwickelt, darum wurde es in den alten Katalogen auch dort aufgeführt (auch wegen des seitenrichtigen Bildes). Im Katalog 1898 wird ja auch beschrieben, dass Grundlage des Stereomikroskops das Einfachstativ IX (siehe Einblendung im Bild unten) und der Tisch des Präparierstativs I sind. Daher verwundert es auch nicht, dass die frühen Modelle einen ähnlichen Tischaufbau hatten, und folglich hatten sie auch die Möglichkeiten des "großen" Präparierstativs I mit metallischer Lochplatte mit einschwenkbarem Hintergrund und zusätzlich die Glasplatte mit den großen einschwenkbaren Hintergrundplatten.

ZitatIch habe vielerlei Messungen mit Schiebelehre, Messokularen (u. A. ein orig. altes CZJ), Messobjektträger und aktueller Hardware zur Prüfmittelüberprüfung durchgeführt. Trotzdem kam am Ende eine andere als die erwarteten Vergrößerung für das Zeiss a2-Stereo-Objektiv heraus...
Vergleiche wurden mit anderen Mikros u. A. mit einem CZJ-Greenough (Objektivbezeichnungen auch a2, a1, a3, PI) von 1915 angestellt, bei dem aber andere Abmessungen bei Stativ & Objektiv & -schlitten vorhanden waren!
... Haben wir Fehler gemacht oder hatte Zeiss eine Optik im Fertigungsbuch als a2 bezeichnet obwohl dieses eine andere Vergrößerung hatte als späteren a2?

Die Objektivvergrößerungen hängen bei fester Brennweite bekanntlich von der Tubuslänge ab, das sieht man auch sehr schön bei den alten Tabellen für die Objektive normaler Mikroskope, wo explizit auf die Bezugs-Tubuslänge hingewiesen wurde, bei Zeiss 160 mm (damals hatten fast alle Mikroskope einen Tubusauszug, es gab keine Norm-Länge). Insofern ist klar dass auch beim Stereomikroskop die Vergrößerung von der gesamten optischen Länge abhängt.

Das ursprüngliche a2-Objektiv kann folglich die gleiche Brennweite gehabt haben wie spätere Modelle, aber eben einen anderen Tubus. Vor allen Dingen waren Vorserienprodukte nicht immer bereits identisch mit den Serienmodellen, und auch später gab es oft Modifikationen. Man sieht sehr schön dass das Katalogmodell 1898 unterhalb der Umlenkprismen einen sehr langen Tubus besitzt, während das Modell z.B. von 1906 einen unter den Prismen fast halbierten Tubus besitzt um dann dort längere Objektive unterzubringen. Denn offensichtlich war das erste Katalogmodell 1898 nur mit einem Objektivpaar mittlerer Vergrößerung, aber zwei Okularvergrößerungen ausgestattet, da war es wohl noch nicht erforderlich den Abstand für Objektive unterschiedlicher Baulänge zu lassen. Insofern kann die Bezeichnung a2 sich einfach auf die Objektivbrennweite beziehen, wie es auch für die Objektive der normalen Mikroskope üblich war.

Und was auch auffällt ist dass in Dein Vorserienmodell sehr lange Okulartuben eingebaut sind, während beim Serienmodell 1898 diese kurz sind, und dann bei den späteren Modellen (1906) mit mittlerer Länge gebaut wurden. Das beeinflusst natürlich ebenfalls den Abbildungsmaßstab des Objektivs.

Zeiss Greenough 1.jpg

Hubert

beamish

#8
Hallo Hubert und Norman,

Im Artikel von Czapski und Gebhardt von 1897, Das stereoskopische Mikroskop nach Greenough und seine Nebenapparate. Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie und für mikroskopische Technik, Band XIV, 1897, 289-312. sind noch lange Okulartuben abgebildet:
Czapski&Gebhardt_1897_Greenough.jpg

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Lupus

Hallo,

noch eine Ergänzung:
ZitatBeim 28068 sind die Objektive sehr kurz; spätere a2 haben aber alle viel längere Tuben mit Linsen am Ende
Das erste Modell hatte als Besonderheit einen konischen Tubus vor das Objektiv montiert, der abschraubbar war (linkes Bild, aus der von Martin zitierten Veröffentlichung von Czapski 1897). Am unteren Ende befinden sich keine Linsen wie man vermuten würde und von späteren Konstruktionen auch kennt, sondern die Konusspitze stellte eine Blendenöffnung dar die als Eintrittspupille des Objektivs wirken sollte. Dadurch sollte die von Greenough als "orthomorphisch" bezeichnete Bedingung erfüllt werden, bei der das räumliche Objekt eine objekttreue Tiefenwirkung im Vergleich zur Breite haben soll (also eine Kugel wie eine Kugel aussehen und nicht wie ein in der Tiefe verzerrter Ellipsoid). Dazu muss der Abstand des Stereoobjektivpaares im Verhältnis Augenabstand/Mikroskopvergrößerung verkleinert werden um die Perspektive zu erhalten. Das Problem ist dass in der Praxis bei höheren Mikroskopvergrößerungen V der Frontlinsendurchmesser d dann nur einen Bruchteil des Augenabstandes A  haben dürfte: d=D/V, wodurch man schnell in den wenig praktikablen mm-Bereich für den Linsendurchmesser kommt. Eine kleine Blende ist hier die einfachere Lösung. Die spätere Alternative war die etwas störende Blende in die Austrittspupille oberhalb des Objektivs zu verlagern.

Zeiss Greenough 2.jpg

Hubert

beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

beamish

Hallo Hubert,
die langen "Tüten" in der 1897-Abbildung waren mir auch aufgefallen. Danke für die Erklärung!

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Norman

Es freut mich sehr, dass da noch "Jemand" aus der Reserve gelockt wurde...


Trotzdem hätte ich sehr gerne meine These verworfen/bestätigt bekommen.
Gibt es eine einfache Möglichkeit ohne Verschickung eines alten CZJ Messpkulares/der Objektive für den Besitzer des anderen Vorserienexemplares Etwas für uns zu testen? Ich bin ja inzwischen im Besitz auch eines CZJ uralt-Okulares No.2 ...?
Oder wie währe es z.B. mit dem Vermessen der Arbeitsabstände aller seiner Objektive (mit Okular No.2) im Vergleich zu denen an meinem 1915er mit dem dazugehörigem 2er Okular?


Die wenigen vorhandenen Abbildungen der Anfänge kenne ich. Meine Vermutung lieber Hubert ist, dass bei dem Stich Deiner Objektivgegenüberstellung nur später Etwas nachträglich an "meine Objektive" herangezeichnet wurde auch wenn diese Tuben bei Greenough ein fester Wunsch waren... - die Abbildung sieht schon sehhhhhr nach meinen Objektiven aus!
Eine Möglichkeit/Platzangebot zur Bestigung von Tuben existiert zumindest an den Objektiven des 26068 nicht.

Vielleicht sagst Du was Greenough ursprünglich generell für Wünsche/Ansprüche an Zeiss/Czapskis Umsetzung hatte und was machbar war.



Ich kann jetzt weitere Bilder anheften - dann reiche ich noch was nach ...20230122_103808_k.jpg20240527_101407_k.jpg20240527_101931_k.jpg

Norman

Hallo Martin,

Danke für Deine Ergänzungen. Im Zeiss-Archiv bei Zeiss konnte ich früher selber noch nach den Seriennummern recherchieren; das geht z.Z. nicht mehr. Daher freue ich mich sehr über diesen für mich neuen Link!!
Dr. Wimmer hat den ursprünglichen örtlichen Verbleib durch eine Anfrage meiner "Fachkompetenz" für seinen ursprünglich geplanten Artikel herausbekommen.

LG. Norman

Lupus

Hallo Norman,

ZitatTrotzdem hätte ich sehr gerne meine These verworfen/bestätigt bekommen.
Gibt es eine einfache Möglichkeit ohne Verschickung eines alten CZJ Messpkulares/der Objektive für den Besitzer des anderen Vorserienexemplares Etwas für uns zu testen?...
Oder wie währe es z.B. mit dem Vermessen der Arbeitsabstände aller seiner Objektive (mit Okular No.2) im Vergleich zu denen an meinem 1915er mit dem dazugehörigem 2er Okular?
Ganz verstehe ich das Problem des messtechnischen Vergleichs dieser Objektive aus verschiedenen Zeiten nicht, es gab auch bei Zeiss durch Weiterentwicklung immer wieder Änderungen bei den optischen Daten, s.u.
Aber zur Frage der Messung: Die Arbeitsabstände ändern sich natürlich bei unterschiedlichen Tubuslängen, insofern macht das wenig Sinn. Man muss die Brennweite messen.

Je nach Ausstattung kann das recht einfach gehen. Mit Hilfe einer Lupe mit Messskala kann man z.B. ein Objekt in größerer Entfernung durch das Objektiv beobachten (z.B. ein Fenster) und dessen Breite ausmessen. Aus dem Verhältnis Objektbreite/Bildbreite ergibt sich der Abbildungsmaßstab, aus dem zusätzlich gemessenen Abstand Objektiv-Objekt lässt sich die Brennweite ≈ Bildweite direkt ausrechnen. Es gibt noch andere Möglichkeiten der Brennweitenmessung.

ZitatMeine Vermutung lieber Hubert ist, dass bei dem Stich Deiner Objektivgegenüberstellung nur später Etwas nachträglich an "meine Objektive" herangezeichnet wurde auch wenn diese Tuben bei Greenough ein fester Wunsch waren... - die Abbildung sieht schon sehhhhhr nach meinen Objektiven aus
Da muss man vielleicht etwas weiter ausholen und zur Geschichte dieser Stereomikroskopentwicklung etwas sagen:
Greenough ist schon 1892 an Zeiss herangetreten zur praktischen Entwicklung eines solchen Stereomikroskops. Bei Zeiss war man damals ziemlich beschäftigt und konnte sich nur langsam und schrittweise mit dem Thema beschäftigen. 1895 haben zwei Assistenten des Anatomischen Instituts Jena auf deren Bitte hin für ihre Arbeit an Nervensystemen von Zeiss einen Prototypen eines Greenough-Stereomikroskops erhalten. Dieses Mikroskop wurde mit dem Standard-Objektiv a2, allerdings in einer speziellen Fassung, ausgestattet. Dass man bereits vorhandene Objektive verwendet liegt natürlich auf der Hand, gerade wenn keine zusätzliche Entwicklungskapaziät zur Verfügung steht.

Zeiss Greenough 1895.jpg

Ich hatte früher schon erwähnt dass damals die Brennweite das entscheidende Kriterium bei den optischen Angaben war, nicht die tubuslängenabhängige Vergrößerung (Abbildungsmaßstab). Hier eine Tabelle der damaligen Mikroskopobjektive 1895 und 1913 zum Vergleich. Die Methode der damaligen Objektivbezeichnungen war herstellerspezifisch unterschiedlich, aber oft ähnlich. Zeiss begann bei den wenigen ersten Objektiven mit Großbuchstaben und musste für neue Objektivbrennweiten unter Beibehaltung der alphabetischen Reihenfolge Zwischenwerte einfügen wie z.B. AA für gleiche Brennweite aber anderer NA. a1 bis a* waren später eingefügte langbrennweitige Objektive. Das Objektiv a2 ist 1895 mit einer ursprünglichen Brennweite von 35 mm aufgelistet, später (z.B. 1913 rechts) wurde noch a0 eingeführt und die Brennweiten teilweise modifiziert.

Zeiss Achromate 1895 1913.jpg


Die Objektive a0 bis a3 waren einfache Achromate, für ihre Verwendung an normalen Mikroskopen wurden sie teilweise höher innerhalb der Fassung montiert um beim Objektivwechsel nicht umfokussieren zu müssen.

Zeiss Achromate a 1985.jpg


Dass in der Veröffentlichung von Czapski 1897 der konische Tubus erwähnt und abgebildet wurde bedeutet ja nicht dass er dann auch in der folgenden Vorserie noch verwendet wurde (sonst wären sie dort auch abgebildet). Czapski schreibt dazu dass die "Blendrohre" bis auf 13 mm an das Objekt heranreichen und stören könnten, während der freie Objektabstand sonst 46 mm betragen würde, daher seien sie zum Abschrauben eingerichtet.

Die Ausstattung der späteren Greenough-Stereomikroskope bestand offensichtlich - an den Katalog-Abbildungen erkennbar - dann aus Objektiven mit modifizierter Fassung (u.a. Objektive a0, a2 und a3). Ich halte es für vollkommen unwahrscheinlich dass man den unnötigen Aufwand trieb, eigenen Linsensysteme dafür zu entwickeln und diese auch noch gleich zu bezeichnen. Auch das spätere Wasserimmersionsobjektiv PI der Tabelle gab es für das Stereomikroskop.

Hubert