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Dünnschliffrätsel

Begonnen von Holger, März 02, 2010, 17:54:16 NACHMITTAGS

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Holger

Hallo Freunde des Dünnschliffs,

das folgende Objekt sollten nicht nur Geologen/Paläontologen/Mineralogen, sondern auch die auf biologische Objekte ausgerichteten Leser erkennen können. Die Mineralogie dieses Dünnschliffs ist erstaunlich unkompliziert und beschränkt sich im wesentlichen auf zwei Mineralphasen (welche?) - aber wo kommt diese merkwürdige Form her? (Foto bei XPL mit 40fach-Objektiv):



Gruß,
Holger

Klaus Herrmann

Hallo Holger,

ich machs mal wie bei Lemke (ich nehm das grüne Schweinderl):

Also: eine Versteinerung?

Matrix: "Kalk" sprich Ca-Carbonat?

Jura?

Ist das blaue, kristalline (die Farbe irritiert mich!) ein säulenförmiges Objekt, das genau quer geschnitten ist?

Wenn das alles stimmt, dann halte ich mich mal zurück.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Holger

Hallo Klaus,

Versteinerung: ja.

Matrix: Kalk.

Jura: Ja.

Säulenförmiges Objekt: Nein.

Blau: Verdammter Weißabgleich bei Polfotos! Hattest Du nicht kürzlich in einer anderen Diskussion dieses Thema angesprochen? Nein, das ist kein Blau - oder, besser gesagt: Sollte keines sein. Ich füge hier noch einmal ein Bild mit dem von Thomas so ungeliebten Hilsobjekt Rot I an, das sollte einigermaßen die für das Mineral typischen Farben zeigen:



Gruß,
Holger

Klaus Herrmann

Hallo Holger,

ja der verflixte Weißabgleich - aber Hauptsache Bunt - das war doch die Minimalforderung von Thomas - oder hab ich das falsch verstanden? :D

Darf ich nochmal fragen 40 oder 400x? Also Durchmesser 2-5 mm, oder viel kleiner?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Holger

Hallo Klaus,

nein, keine 2-5 mm. Ich habe die genaue Vergrößerung mit meinem optischen Aufbau für dieses Bild nicht errechnet; aber die untere Bildkante entspricht etwa 350 Mikrometern.

Gruß,
Holger

TPL

Hallo Rätselrater,
ich darf's nicht sagen, wofür ich es halte.
Aber was ich sagen darf: die Farbe des großen, zentralen Objektes ist auf den beiden Monitoren, die ich benutze, neutral-grau!

Weiterhin angeregtes Rätselraten, Thomas

Klaus Herrmann

Irgendwie geht das hier nicht weiter?

Dann darf ich mal sagen, was ich erst meinte: ein versteinerter Seeigelstachel quer!
Hier ein rezenter. Das Präparat ist nicht besonders gut zeigt aber die ähnliche äußere Form sehr schön, die mich auf den Gedanken gelockt hat.

Die Seeigelstacheln kristallisieren nämlich vollständig aus und behalten nur die äußere Form. Aber die Aussage: kein säulenförmiges Objekt und der Durchmesser ca 150 µm sprechen eindeutig dagegen.

Wir brauchen einen Tipp lieber Holger, das schöne Rätsel kann man nicht verkümmern lassen!




Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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TPL

#8
Hallo Dünnschliff-Biologen,
da ich durch meine Arbeit bedingt schon viele solcher (genau solcher!) Bilder gesehen habe, bin ich etwas im Vorteil.
Ich hoffe, Holger nimmt es mir trotzdem nicht übel, wenn ich nun - nach gut zwei Tagen - damit herausplatze, ohne aber die Probe, deren Alter oder Lokalität zu kennen:

Das ist eine mit Chalzedon (mikrokristalliner, oft faseriger Quarz) verfüllte Spumellarie (Strahlentierchen, Radiolaria) in einem Kalkstein. Der Chalcedon ist hier im Hohlraum der Radiolarie, ausgehend von zwei Zentren (bei 5 und 9 Uhr) radialstrahlig kristallisiert. Beim Drehen des Präparats erkennt man dies schön, weil dabei zwei stationäre Auslöschungskreuze die sich drehenden Kristallite wechselweise aufhellen und abschatten.

Platt gesprochen: Das Mikrofossil wurde weggelöst und stattdessen wurde ein ähnliches Mineral an seiner Stelle ausgefällt. Was sich zunächst so einfach anhört, ist im Detail allerdings voller Rätsel: in was für einem diagenetischen Milieu wird das Kieselskelett der Radiolarie gelöst ohne dass sich das Sediment unter der Auflast um den Hohlraum schließt? Der umgebende Kalkstein muss also bereits eine gewisse Festigkeit besessen haben. Er hatte selbst bereits einen Teil seiner komplexen Diagenese durchlaufen. Der Porenraum um die sich auflösende Radiolarie war also bereits durch Karbonat-Fällungsprozesse verändert (hier vor allem: reduziert). Wie kam aber dann das viele kieselige Material (SiO2) in den immer dichter abgeschlossenen Hohlraum der Radiolarie und woher?

Viele Fragen, auf die Dünnschliffe manchmal die besten Antworten liefern können.

Und wer will das Alles wissen? Mal abgesehen von all denen, die Fragen nicht um ihres Nutzen willen ergründen, gibt es da auch noch die Erdöl-Industrie, für die Ausmaß und Zeitpunkt der Reduktion des Porenraumes (das ist der Aufenthaltsort von Öl und Gas) ganz entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und die Wirtschaftlichkeit von Kohlenwasserstoff-Lagerstätten hat.

Schönen Gruß, Thomas

Holger

Hallo an alle,

@Thomas: Nein, ich nehme Deine Aufklärung nicht übel - im Gegenteil, ich bin froh, dass jemand zeitnah geantwortet hat, denn ich war eine Zeitlang fern vom Rechner.

Natürlich stimmt Thomas' Erklärung; aber ich möchte das Rätsel noch ein wenig erweitern: Das Gestein, von dem diese Probe stammt, hatte einst eine gewisse kommerzielle Bedeutung (und zwar nicht wegen irgendwelcher Erze oder Edelsteine, sondern wegen der eingebetteten, verkieselten Radiolarien) und wurde im Steinbruchbetrieb abgebaut, und zwar innerhalb des Territoriums der alten Bundesrepublik Deutschland. Der Abbau kam um die Mitte des letzten Jahrhunderts zum Erliegen. Wer kann sich vorstellen, wofür man dieses Material verwendet hat?

Gruß,
Holger

Eckhard

Hallo Holger,

ZitatWer kann sich vorstellen, wofür man dieses Material verwendet hat?

Zahnpasta?

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

www.wunderkanone.de
www.penard.de
www.flickr.com/wunderkanone

Klaus Borkowski

Hallo Holger,

zur Herstellung von Dynamit?

Fahrenheit

Liebe Rätselfreunde,

nach so vielen Tipps würde ich mal vermuten, dass es sich um das vielseitige "Bergmehl" handelt.
Ich denke, an den Stoff, der auch bekanntere Namen trägt und eine Rolle in einem weiteren dunklen Kapitel spielte,  dachten meine Vorschreiber ebenfalls.

Herzliche Grüße
Jörg
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Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Holger

Hallo Rätselrater,

nein, weder Zahnpasta noch Dynamitherstellung. Kleiner Tipp: Was die "belgischen Brocken" dem Besitzer eines Mikrotoms waren und sind, war dieses Material für die Landwirte... ???

Gruß,
Holger

Jürgen Boschert

Hallo Holger,

Wetzstein für Sensen und Sicheln ?

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB