Interessante Pilz- und Flechtenfunde 163 – Ziegelgelber Schleimkopf

Begonnen von Bernd Miggel, Dezember 14, 2024, 19:41:39 NACHMITTAGS

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Bernd Miggel

Ziegelgelber Schleimkopf (Cortinarius varius)

Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
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Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Beim Ziegelgelben Schleimkopf (Cortinarius varius) handelt es sich um einen an seinem typischen Standort recht häufigen Haarschleierling aus der Untergattung Phlegmacium (Schleimköpfe und Klumpfüße). Mit seinem semmelgelben, bei Feuchtigkeit schleimigen Hut, seinen beinahe lilafarbenen Lamellen, seinem weißen, meist keuligen Stiel und seinem reinweißen Fleisch lässt er sich ohne Mikroskop bereits vor Ort bestimmen. Er ist ein Pilz der Bergnadelwälder auf basenreichen Böden, und er geht eine Mykorrhiza mit Fichten ein.

Die Bilder verdanke ich Bettina Maier, Achim Bollmann und Thomas Glaser.

Bild 1 - Cortinarius varius 0291.1_Bollmann.jpg
Bild 1 – Kleine Population von Cortinarius varius am Fundort bei Fichten. Foto: Achim Bollmann.

Die Hüte dieser mittelgroßen Art sind anfangs halbkugelig, später gewölbt und schließlich flach ausgebreitet, in der Farbe gleichmäßig gelbbraun bis orangegelb, bei Feuchtigkeit glänzend und schleimig.

Bild 2 - Cortinarius varius(1)_Spätherbstkurs_2012_Hornberg(Bernd Miggel).jpg
Bild 2 – Junge Exemplare mit weißer Cortina und am Stiel mit ockerfarbenen Velumresten. Foto: Bernd Miggel.

Die Lamellenfarbe entnimmt man am besten den Bildern 3 und 4. Sie zeigt sich in einem wunderschönen, Lila, das ein wenig in Richtung Violett tendiert. Die Stiele sind reinweiß und in der Form meist keulig, nie gerandet knollig. Junge Fruchtkörper zeigen eine üppige, weiße Cortina (Schleier zwischen Hutrand und oberem Stieldrittel), deutlich in Bild 2 zu sehen. Das Velum ist am ausgewachsenen Fruchtkörper oft am Stiel noch in Form weißer bis ockerfarbener Reste (Bilder 1 und 2) vorhanden.

Bild 3 - Cortinarius varius, Spätherbstkurs_2012_Gifizenmoos, Bettina Maier.jpg
Bild 3 – Exemplare mit ausgebreiteten, semmelbraunen Hüten, lila Lamellen und reinweißen Stielen. Foto: Bettina Maier.

Schneidet man ein Exemplar der Länge nach durch, zeigt sich das reinweiße Fleisch.
Die Art ist geruchlos, im Geschmack mild und gilt bei Kennern als Speisepilz.
Die Farbe des ausgefallenen Sporenpulvers ist rostbraun.
Mit Kalilauge ergibt sich im Fleisch ein chromgelber Fleck.

Die Sporen sind mandelförmig, deutlich warzig und besitzen eine Größe von 9,5-11,5 x 5,5-6,5 µm.

Bild 4 - Cortinarius varius_Spätherbstkurs_2012_Hornberg(Thomas Glaser).jpg
Bild 4 – Junge bis ausgebreitete Fruchtkörper mit semmelbraunen Hüten, graulila Lamellen und weißen, keuligen Stielen. Das junge Exemplar zeigt zwischen Hutrand und Stiel die weiße Cortina sowie am Stiel üppige, weiße Velumfetzen. Foto: Thomas Glaser.


Verwechslungsmöglichkeiten mit ähnlichen Schleimköpfen

Achtet man auf den semmelfarbenen Hut, die violettlich lila Lamellen, den weißen, meist keuligen, nie gerandet knolligen Stiel und das reinweiße Fleisch, so ist eine Verwechslung aus meiner Sicht nahezu ausgeschlossen.


Weiterführende Literatur

• BRANDRUD, T.E. et al. (1989-2014): Cortinarius, Flora Photographica, Nr. B14
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinarisceae: Nr. 247.
• GMINDER, A. (2014): Handbuch für Pilzsammler. 340 Arten Mitteleuropas sicher bestimmen: 249.
• KRIEGLSTEINER, G.J.  & GMINDER, A. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Blätterpilze III: Nr. 1.202.
• LUDWIG, E. (2017): Pilzkompendium Bd. 4: Nr. 136.129.
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Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


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Wutsdorff Peter

Guten Abend liebe Pilzfreunde,
das erinnert mich an die 3-fache Witwe.
Die ersten beiden Männer sind an Pilzvergiftung gestorben.
Dem dritten ist die Bratpfanne auf den Kopf gefallen, der aß keine Pilze
Gruß Peter Wff

K. B.

Hallo Bernd,

ein sehr schöner und informativer Beitrag!
Meiner Meinung nach sind Cortinarien mit die schönsten Pilze die man so finden kann.
Gerne mehr davon.

Viele Grüße
Kay
Mikroskop: Olympus BH-2 BHTU/ BHS mit Trino (DL; PH; Fluo; DF; AL)
                  Zeiss GFL Trinokular (DL; PH; Fluo; AL)
                  Olympus CK2 Invers Trino (DL; PH; Fluo)
                  Olympus GB (DL; PH)
Mikroskopkamera: Canon EOS 550D; EOS RP

Bernd Miggel

Hallo Kay,

danke für die Blumen. Ja, es kommt noch mehr.

Viele Grüße - Bernd