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Labradorit Dünnschliff

Begonnen von Klaus Herrmann, März 10, 2010, 21:41:22 NACHMITTAGS

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TPL

#15
Hallo Gesteinsdünnschliff-Freunde,
ich bin beileibe kein "hardrock"-Petrograf, aber zu diesem Präparat kann ich zumindest ein paar Tipps geben, die bei der Bestimmung helfen können.
Auch wenn es weh tut, fange ich mal mit der Nomenklatur an: sicher ist dies kein Dünnschliff eines einzigen Minerals, nämlich Labradorit, sondern eines Gesteins. Ich vermute, das ist ein labradoritführender Granit. Ein Gestein, das überwiegend oder ausschließlich aus Labradorit bestünde, hieße Labradoritit. Schriftgranit wäre wieder ein Gesteinsname der aber hier nicht passte, da es sich dabei um eine bereits mit dem bloßen Auge erkennbare Verwachsung von Feldspat und Quarz handelt.

Das Mineral Labradorit ist ja ein Plagioklas (auch: Kalknatronfeldspat) innerhalb der Mischungsreihe zwischen Albit und Anorthit. Entmischen sich nun diese beiden Komponenten im Zuge der Abkühlung des Magmes, dann gibt es diese seltsamen Entmischungslamellen, die die Besonderheit des Minerals ausmachen, das Labradorisieren. Die unregelmäßig gestreifte "Mineralphase" (eigentlich eben zwei Minerale, die zusammen die Zusammensetzung eines Labradorit haben), die große Teile des Bildes einnimmt, würde ich als Labradorit ansprechen.

Den sechseckigen Kristall in der Mitte der Bilder halte ich erstmal für Quarz, solange nicht bewiesen ist, das er optisch einachsig negativ ist. Das herauszufinden dürfte bei so einem schönen Kopfschnitt besonders gut gehen, denn man muss dazu nur im konoskopischen Strahlengang das Hilfsobjekt Rot I (den Lambadaschieber ;D) seiner Bestimmung gemäß einsetzen: Also zuerst einen engen Bildausschnitt um das fragliche Korn legen (Objektiv mit hoher Apertur und ausreichend starker Eigenvergrößerung oder Tubus-Blenden einschalten), Aperturblende komplett öffnen, Bertrand-Amici-Linse einschalten und diese (nicht das Objekt) fokussieren. Ich vermute, dass dabei ein schönes stationäres Achsenkreuz sichtbar wird. Schiebt man nun das Hilsobjekt Rot1 ein, dann färben sich entweder der 1. und 3. Quadrant oder der 2. und der 4. Quadrant... aber was schreibe ich das: das Alles ist auf Olafs Seiten wunderbar präsentiert.

Außerdem glaube ich, um den Quarz herum einen Biotit (Dunkelglimmer) zu erkennen, der im linear polarisierten Licht (LPL) eine kräftig braune Absorptionsfarbe zeigt und auch über seinen Pleochroismus leicht zu identifizieren sein müsste.

Wie immer fände ich es hilfreich, einen Überblick des Gefüges zu sehen (und zwar ohne Hilfsobjekt), anhand dessen nicht nur die allgemeine Mineral-Zusammensetzung abgeschätzt werden kann, sondern auch die Qualität des Schliffs - insbesondere seine Dicke!

Die letzten Bilder im LPL offenbaren eines oder mehrere Probleme: Der vermeintliche Quarz (oder Apatit, das spielt hierfür keine Rolle) wie auch der Labradorit sind nicht neutralweiß oder hell neutralgrau, wie sie sollten, sondern hell- bis mittelbraun. Entweder ist die Lichtquelle nicht korrekt gefiltert, oder der Weißabgleich korrigiert den Farbstich nicht, oder das irgendetwas Anderes stimmt nicht.

Schönen Gruß, Thomas

Klaus Herrmann

Hallo Ole,

hast Du gelesen, was ich geschrieben habe? Oder hat es sich überschnitten? (einfach ausgedrückt: crossgepostet ;D) - Gunther bitte wegsehen!)

Der Meister der Mineralogie ist Olaf. Bei Desmediaceen ist es Rupert ;) usw..
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Miner

Hallo Klaus,
ich glaube nicht, dass wir hier mir Crossposting dealen. Eher mit Missverstehen:-( Vielleicht habe ich auch Tomatos auf den Augen. Ich beziehe mich immer auf den großen sechseckigen Kristall. Recht weit zu Anfang hast du geschrieben, dass er alle 45° schwarz ist. Klingt für mich so, als sei er dazwischen eben nicht schwarz sondern aufgehellt. Auch wenn du das nicht ausdrücklich geschrieben hast. Weil es aber so besonders wäre, wenn ein Kristall alle 45° hell oder schwarz ist, bat ich um eine Bestätigung. Und wenn ich die Antwort überlesen habe, dann bitte ich eben um einen deutlichen Hint, wo sie steht.
Schönen Abend
Ole

Klaus Herrmann

#18
Entschuldigung Ole, dass ich Dir nicht sofort eine klare und eindeutige Antwort auf Deine klar formulierte Frage gegeben habe. Aber ich dachte man könne das hier rauslesen:

Zitattun wir mal so als wäre es ein Apatit  dann ist der genau senkrecht zur optischen Achse geschnitten. Da er einachsig und hexagonal ist, verhält er sich in dieser Vorzugsrichtung isotrop, er zeigt keine Doppelbrechung; linear polarisiert immer hell und polarisiert immer dunkel - mit Lambda immer rot.

Der Kristall daneben wird alle 90° dunkel. Hier vermute ich inzwischen: auch Apatit, aber parallel zur optischen Achse geschnitten: maximale Doppelbrechung!

Da das direkt vor Deiner Antwort war habe ich gemeint es hätte sich überschnitten - konnte aber nicht sei, da Du ja darauf Bezug genommen hast mit Deiner Frage nach dem Meister.

jetzt also nochmals ganz deutlich: der 6-eckige Kristall verhält sich isotrop in dieser Schnittlage ... aber ich wiederhole mich...es steht hier oben im Zitat.

Und noch eine allgemeine Ergänzung: ich habe versucht mit Konoskopie ein Achsenbild zu finden, das ist mir nicht gelungen. Wenn ich aber einen senkrecht zur optischen Achse geschnittenen Quarz nehme geht das sehr schön - es liegt also nicht an der Technik!

Edit: stimmt das war missverständlich ich habe Aufnahmen alle 45° gemacht, da ist der 6-eckige Kristall immer dunkel im Pol (und immer hell im Linearpol) aber zwischendrin ist der 6-eckige Kristall auch immer dunkel -isotropes Verhalten, wie ich schrieb!)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Ragin

Hallo zusammen
Die Probe habe ich aus einer Fliese geschnitten, welche ich in meinem Lager gefunden hatte.
Das Material hat den Handelsnamen Labrador Blue Pearl oder auch Granit Blue Pearl und ist recht verbreitet.
Solche Fliesen werden auch bei ebay angeboten. Sie sind zwar etwas dick, meine hatte anfangs an die 5mm
aber dafür ist die Oberfläche schon mal schön plan geschliffen und spart den ersten Schliff vor dem aufkitten. ;D
Ich denke, dass Klaus wohl recht hatte, als er anfangs von einem Quarzkristall gesprochen hat den er da fotografiert hat. Die dunkle Farbe und die 120Grad Winkel hatten mich aber gleich in Richtung eines Amphibol denken lassen.
Die dunklen Flecken müssen wohl Biotitglimmer sein. Sie lassen so gut wie gar kein Licht durch. Erst wenn sie fast weggeschliffen sind werden sie transparent und zeigen eine braune Färbung mit Streifen.
Gruß an alle
Rainer
Ich pflege das bayrische Du, von Mensch zu Mensch

olaf.med

Hallo Alle,

Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass es sich bei dem sechseckigen Kristall um Apatit und nicht um Quarz handelt. Das Problem beim Achsenbild des Apatits ist in der Tatsache begründet, dass die Doppelbrechung dieses Minerals so gering ist (je nach Zusammensetzung nur ein Drittel oder ein Viertel des Wertes von Quarz). Daher wird das Kreuz sehr verwaschen, aber mit einem hochaperturigen Objektiv (0.85 oder so), sieht man es trotzdem, besonders auch bei Verwendung des Kompensators Rot I, da das Feld bei einem optisch negativen Kristall dann oben rechts und unten links zart gelb wird, und oben links und unten rechts zart blau. Der kleinere Kristall daneben ist natürlich das gleiche Mineral, nur in einer allgemeinen Schnittlage.

Apatit hat außerdem einen viel höheren Brechungsindex als Quarz, und ich denke, dass man das auch auf den Bildern sieht (das "Relief" ist hoch). Weiterhin gibt es in Magmatiten fast nie idiomorphen Quarz, da dieser zu den letzten Ausscheidungen aus der Schmelze gehört - er hat einfach keinen Platz um seine typische Kristallform auszubilden. Apatit dagegen ist immer eine Frühausscheidung, und daher meist idiomorph.

Bei den Gesteinsnamen der Steinmetze muß man extrem vorsichtig sein. Die kennen im Zweifel nur die Kategorien Granit (hart) und Marmor (weich).

@ Thomas: wir verwenden eigentlich den Namen Labrador für den Feldspat dieser Zusammensetzung, und Labradorit für das Feldspat-reiche Gestein. Labradorite sind eigentlich basische Gesteine - daher ist Quarz auch eher unwahrscheinlich.

Herliche Grüße,

Olaf


Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

TPL

#21
Hallo Olaf,
danke, Du hast mich überzeugt: also Apatit. Auf unpassende Paragenese und Habitus für Quarz hätte ich auch selber kommen können (eher: müssen :-[). Allerdings habe ich Probleme mit den Namen:

Zitat von: olaf.med in März 12, 2010, 11:19:37 VORMITTAG@ Thomas: wir verwenden eigentlich den Namen Labrador für den Feldspat dieser Zusammensetzung, und Labradorit für das Feldspat-reiche Gestein.

Ich kenne das Mineral als Labradorit. Labrador ist mir dafür bisher nicht begegnet (ich frage aber mal unsere Hündin, die ist Fachfrau ;D). Labradoritit als Gesteinsname ist sicher nicht sehr elegant, aber zumindest konsistent (ähnlich wie der Melilithit). Eine kurze Recherche hat mich in meiner Annahme (Mineralname: Labradorit) eher bestätigt, aber mein Stand basiert ansonsten ja noch auf den Kursen bei Pichler, Mitte der 1980er. Gerade Wikipedia oder mineralienatlas.de müssen auch nicht zwangsläufig den aktuellen Stand der Nomenklatur widerspiegeln, deshalb bin ich gespannt, wie die Feldspäte aktuell "verwurstet" werden...
Schöne Grüße, Thomas

olaf.med

Hallo Thomas,

ich habe mal in der mir schnell zugänglichen Literatur nachgesehen und festgestellt, dass der weit überwiegende Teil tatsächlich Labradorit für das Mineral verwendet. In meiner Bibel (Klockmann) wird wenigstens Labrador noch als Alternative in Klammern angeführt. Dies ist wohl eine alte und überholte Bezeichnung! Du hast also völlig recht, aber ich finde meine die andere Bezeichnung trotzdem viel eleganter.... (und werde sie so weiterverwenden, vor allem, da sie ja trotzdem unmißverständlich ist).

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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TPL

Hallo Olaf,
Uff, da bin ich ja beruhigt, dass ich nicht ganz daneben lag. Kurzzeitig kam da doch glatt noch einmal Prüfungsstress auf ;). Den Klockmann hatte ich gerade nicht zur Hand, aber da lese ich am Wochenende nochmal nach (zum Auffrischen). Interessant ist übrigens auch, dass viele in Europa verkauften und verarbeiteten "Labradorite" eigentlich Larvikite sind.

Der eigentliche Grund, auf diesem lästigen Nomenklatur-Thema herumzureiten war auch eher, ein anderes Missverständnis auszuräumen: in der ursprünglichen Beschreibung wird das unregelmäßig gestreifte Mineral in der linken Bildfhälfte als Schriftgranit angesprochen. Innerhalb eines Gesteins (ich nenne es mal ganz neutral Labradorit-Gestein) kann ich mir ein weiteres Gestein in Mineralkorngröße (!) höchstens in Form von Xenolithen vorstellen. Allerdings wäre es höchst unwahrscheinlich, dass in einem Labradorit-Gestein ausgerechnet das Mineral Labradorit ein Fremdkörper sein soll. Ich bin deshalb der Meinung, dass der "Schriftgranit" in die Irre führt.

Labradorisierende Grüße, Thomas

derda

Liebe Dünnschlifffreunde,

habe mit Freude lesend an der Diskussion teilgenommen und das aus folgendem Grund:

Ich habe etwas dazugelernt worauf ich vorher nie geachtet habe. Mineralausscheidungen, deren Formentwicklung unter Beachtung der Elementverarmung sowie der weiteren Abkühlung und dem nachfolgenden Auftreten anderer Minerale.

Bei Metallen gibt es das ja in ähnlicher Form. Bei verschiedenen Abkühlgeschwindigkeiten bilden sich alle möglichen Gefügebestandteile aus und man hält dies in ZTU-Schaubildern fest.

Viele Grüße

Erik

Klaus Herrmann

#25
Hallo Thomas,

Zitat"Schriftgranit" in die Irre führt.

also Dich in die Irre zu führen, das gelingt mit Sicherheit niemand, du wolltest vermeiden, dass ich jemand nomenklatorisch in die Irre führe.

Diese mikroskopisch kleine Struktur in dem - bleiben wir mal bei Labradorit - sieht halt wie ein typischer Schriftgranit aus. Für Dich ist das Kriterium: muss mit dem "unbewaffneten Auge" zu erkennen sein! Für mich war es ein Versuch, das nur mikroskopisch sichtbare Morphologiedetail zu beschreiben mit einem Ausdruck, der passt.

Nun habe ich im Pichler/Schmidtt-Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff 2. Auflage Seite 131 Abb. 186 und 187 mikroskopische Aufnahmen gefunden, bei denen solche Bereiche als Graphische Verwachsungen von Alkalifeldspat mit Quarz, bzw. Schriftgranit bezeichnet werden.

Also scheint es nicht unüblich dieses Phänomen so zu bezeichen, auch wenn nur ein mikroskopischer Bereich so ausgebildet ist.
Sicher nur eine kleine Erbse in Bezug auf das eigentliche Bestimmungsproblem.

Ganz speziell für Dich habe ich noch Übersichten aufgenommen mit Plan 1,25 von CZ am Laborlux. Als du Dein Plan 1(?) angeboten hast, wusste ich noch nicht, dass ich das schöne Mikroskop mal haben werde!

Das Thema Weissabgleich hatten wir schon - ich habe hier noch zusätzlich ein Blaufilter auf die LFB gelegt und automatischen Weißabgleich gewählt.

Jetzt ist der Kristall einen Hauch zu blau-weiß  ;D





Und hier noch ein kleiner mikroskopischer Bereich mit Mikroklin(?), der dann wieder zum Labradorit passen würde.




Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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TPL

Zitat von: Klaus Herrmann in März 12, 2010, 21:38:52 NACHMITTAGSDiese mikroskopisch kleine Struktur in dem - bleiben wir mal bei Labradorit - sieht halt wie ein typischer Schriftgranit aus.

Hallo Klaus,
mit was bleibst Du denn bei Labradorit? Mit dem Mineral- oder mit dem Gesteinsnamen? In beiden Fällen ergibt sich das Problem, dass Du den Namen eines Gesteins (Schriftgranit) wählst. Ein Gestein innerhalb eines anderen Gesteins ist (auf diesem Maßstab) schon verdammt außergewöhnlich. Ein Gestein innerhalb eines Minerals (Labradorit) ist wirklich kaum vorstellbar.

ZitatNun habe ich im Pichler/Schmidtt-Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff  2. Auflage Seite 131 Abb. 186 und 187 mikroskopische Aufnahmen gefunden, bei denen solche Bereiche als Graphische Verwachsungen von Alkalifeldspat mit Quarz, bzw. Schriftgranit  bezeichnet werden.
Ist es das Bild, dessen untere Bildkante ca. 1,2 cm (Zentimeter!) lang ist, an dem ein Maßstab von 1,5 mm klebt und bei dem die erkennbaren Körner allesamt eine größere Ausdehnung als diesen Wert besitzen? Da steht in meiner Ausgabe "Graphische Verwachsung von undulös auslöschendem Quarz und Mikroklin, der die typische Mikroklin-Zwillingsgitterung zeigt. Schriftgranit. (...)". Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Autoren in der überarbeiteten Auflage diese korrekte Angabe auf einmal in die von Dir zitierte, missverständliche Angabe geändert haben, aber das sehe ich gerne nach :P. Die Abbildungsunterschriften in diesem Buch folgen einem konstanten Muster: erst werden Gefüge und Minerale beschrieben, dann wird der Name des Gesteins genannt. So auch hier.

Wichtiger als diese Sophistereien ist aber die Beschreibung des Gesehenen: ich erkenne kaum Ähnlichkeit zwischen dem von Dir abgebildeten Kristall (mit den unregelmäßigen Streifen) und dem typischen Gefüge eines Schriftgranits. Warum also auf diesem irreführenden Begriff beharren?

ZitatSicher nur eine kleine Erbse in Bezug auf das eigentliche Bestimmungsproblem.
Was war nochmal das eigentliche Bestimmungsproblem?

ZitatUnd hier noch ein kleiner mikroskopischer Bereich mit Mikroklin(?), der dann wieder zum Labradorit passen würde.
Natürlich passen die beiden gut zusammen: sind ja beides Feldspäte 8). Aber worüber hast Du den Mikroklin identifiziert? Die typische Gitterverzwillingung hat der ja nun nicht...

Schönen Gruß, Thomas

olaf.med

Hallo Klaus und Thomas,

hier ein kurzer Kommentar zu den oben beschriebenen Gefügen. Es handelt sich bei den im zweiten Bild sehr gut sichtbaren Verwachsungen ja eindeutig nicht um Quarz in Kalifeldspat, sondern um ein noch nicht näher identifiziertes, farbloses Mineral in Biotit. "Schriftgranitische Verwachsung" (Thomas: der Begriff wäre so auch bei kleinräumigen Verwachsungen innerhalb eines granitischen Gesteins verwendbar) ist also definitiv nicht richtig. Vielmehr handelt es sich um ein Reaktionsgefüge, das ich ohne weitere Information nicht deuten kann. Es hat sich in dem bereits festen Gestein eine Festkörperreaktion abgespielt, wobei ein zunächst gebildeter Kristall (oder eine Kristallparagenese) instabil wurde und zu einer neuen Paragenese reagierte. Dies ist Folge veränderter physikalisch-chemischen Bedingungen - so ein Gefüge nennt man einen "Symplektit".

Im dritten Bild - das mit den Streifen - sieht man mit großer Sicherheit einen Plagioklas, der einfach noch viel zu dick ist. Im Dünnschliff mit 30 Mikrometern Dicke wären die Streifen scharf begrenzt und die Interferenzfarbe wäre Grau I. Ordnung.

Freue mich auf weitere Diskussionen....

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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Klaus Herrmann

Hallo Olaf,

vielen Dank für Deine Klarstellungen und Interpretationen.

In Hotels ist ja immer eine Bibel im Nachttisch - mag manchmal helfen.

Ich habe die "Bibel" der Mineralogen (Klockmann) im Labor und deshalb nicht greifbar, wenn ich einen Stock höher am Rechner sitze - das habe ich jetzt geändert. Die erste Stufe zur besseren Wissensauffrischung!

Nun habe ich auch noch nachgelesen und festgestellt, dass die Feldspäte eine verwirrende Vielfalt bieten.

Und zusätzlich habe ich das gefunden, was #Thomas (sorry und vielen Dank!) mir dauernd klar machen wollte: Labradorit ist ein Mineral kein Gestein- Das hatte sich bei mir so festgesetzt, dass es auch durch gute Erklärungen nicht korrigiert wurde :o

Liegt vielleicht daran, dass Steinmetze großzügig mit dem Begriff umgehen.

Dass der Schliff von ursprünglich ca 1000 µm nun auf 30-60 µm reduziert wurde durch meine Bemühungen hatte ich glaube ich geschrieben - aber gerade bei dem letzten Bild (Plagioklas - die Namensgebung Mikroklin habe ich wohlweislich mit ? versehen) ist mir selbst klar gewesen, dass er noch zu dick ist, weil die Lamellen in korrekter Dicke schön scharf auskommen.

Nur mehr war nicht drin er hat sich am Rande schon aufgelöst.

Auf jeden Fall geht es mir wie Erik: durch die Diskussion habe ich viel gelernt und teilweise aufgefrischt. 2 Semester Schmalspur-Nebenfach-Mineralogie vor bald 40 Jahren haben trotz aller Begeisterung keine tiefen Spuren hinterlassen! ;)

Nun noch aus der langen Fotostrecke ein Bild Pol gekreuzt - linear polarisiert waren die Lamellen nicht zu sehen:


Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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