Botanik: Kobushi Magnolie Magnolia kobus *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 05, 2025, 14:21:58 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Im 18. Jahrhundert machte der englische Botaniker Plukenet eine Forschungsreise durch die fast noch jungfräulichen Gebiete Floridas, wo er den Magnolienbaum entdeckte und sofort von ihm beeindruckt war. Zu Ehren des Botanikers Prof. Pierre Magnol (* 8. Juni 1638 in Montpellier; † 21. Mai 1715), der als erster den Begriff der Pflanzenfamilien geschaffen hatte, benannte Plukenet dann diese Gattung Magnollie (Magnolia).

Pierre Magnol war Direktor des Botanischen Gartens in Montpellier -Frankreich.
Leonard Plukenet (* Januar 1642; † 6. Juli 1706 in Westminster) war ein englischer Botaniker.

Magnolien stammen aus China, Japan (Hokkaido bis Kyushu) oder Nordamerika. Sie wachsen bei uns als Zierbäume in Gärten und Parks.

Zur Gattung Magnolie gehörten ungefähr 35 Arten.
Im Tertiär waren Magnolien auch in Europa verbreitet, haben die Eiszeit aber nicht überlebt.
Tertiär: Erdzeitalter vom Ende der Kreidezeit bis zum Beginn des Quartärs vor 2,6 Mio. Jahren.
Die Kobushi Magnolie ist in Europa seit 1865 in Kultur.

Bild 01 Habitus von Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Quelle: caliban.mpiz-koeln.mpg.de/mavica/index.html Teil von www.biolib.de
Verfasser:    Kurt Stüber
Die Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus) ist ein laubabwerfender Baum, der zur Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae) gehört.

Bild 02 Stamm, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Quelle: Baumschule Eggert, 25594 Vaale

Der gerade, bis zur Spitze durchgehende Stamm hat eine raue, braune bis silbergraue Rinde, bei älteren Exemplaren wird sie mit feinen Wölbungen rauer.
Magnolien sind Flachwurzler.
Magnolia kobus erreicht eine Höhe von ca. 15 Metern und wird vorwiegend an den Waldrändern gepflanzt.
Die Magnolia kobus zeigt sich mit einer stolzen Breite zwischen vier und sechs Metern.
Der Zuwachs beträgt 0,25 bis 0,30 Meter / Jahr.
Magnolia kobus gehört zu den zweikeimblättrigen Pflanzen, was bedeutet, dass sie zwei Keimblätter (Kotyledonen) hat, wenn sie aus dem Samen keimt.
Zwischen April und Mai entwickelt sich eine immense Blütenpracht aus weißen Kelchblüten. Danach entwickeln sich rote Kernfrüchte, die Vögeln eine wichtige Grundnahrung bieten.
Wie jüngste Tests auf Versuchsanlagen in ganz Deutschland gezeigt haben, ist diese Magnolienart besonders robust gegenüber Hitze, Trockenheit und Frost. Zudem ist sie industriefest und steckt sogar Autoabgase direkt an der Straße, fast spielend weg.
Das wertvolle Holz lässt sich gut nutzen und ist gesucht.
Dass Magnolienholz gehört zu den begehrtesten Hölzern überhaupt.
Das Holz dieser Magnolie wird in Japan für Holzschnitte und zur Fertigung von Streichhölzern verwendet.
Es ist sehr weich, lässt sich hervorragend bearbeiten und hat einen gelblich-grünen Schimmer mit einer wunderschönen Maserung, ähnlich dem Olivenholz. Vor allem für Messergriffe und für feine Drechselarbeiten wird dieses Holz immer gerne genommen.

Systematik:
Klasse:  Bedecktsamer Magnoliopsida
Ordnung:  Magnolienartige Magnoliales
Familie:  Magnoliengewächse Magnoliaceae
Gattung:  Magnolien Magnolia
Art: Kobushi-Magnolie
Wissenschaftlicher Name: Magnolia kobus
Trivialname: Japanische Magnolie
Englische Bezeichnung: Kobushi Magnolia
Syn.: Magnolia praecocissima, Magnolia tomentosa

Mit ,,kobushi" wird in Japan diese Magnolien – Art bezeichnet.

In der Volksheilkunde wurde die getrocknete Rinde der Magnolia kobus bei Fiber, Kopfschmerzen, Erkältungen sowie zur Vorbeugung gegen Ansteckung bei Epidemien (Infektionskrankheiten, welche durch einen Virus oder Bakterien übertragen werden) eingesetzt.
Droge: Magnolia-kubus-Rinde
Inhaltsstoffe: Lignane, äther. Öl und Gerbstoffe.

Wissenswertes:
Die Rinde ist besonders auf der Innenseite kräftig gelb gefärbt.
Man kann mit der Rinde der Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus) Wolle färben. Dafür sind Isochinolin-Alkaloide verantwortlich.

Bild 03 Blüte, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Verfasser: Kurt Stüber
Die Blüten erscheinen im Frühling, meist zwischen März und April, bevor die Blätter austreiben.
Die aufrechten Zwitterblüten sind groß, sternförmig und duftend, mit 6 bis 12 Blütenblättern, die weiß bis blassrosa gefärbt sind. Sie sind sehr attraktiv für Bienen und andere Bestäuber.
Magnolien haben Zwitterblüten. Das bedeutet, dass jede Blüte sowohl männliche (Staubblätter) als auch weibliche (Fruchtblätter) Fortpflanzungsorgane enthält. Dies ermöglicht es den Pflanzen, sich selbst zu bestäuben, obwohl sie oft auch auf Bestäuber wie Insekten angewiesen sind, um die Bestäubung zu fördern.

Bild 04 Blätter mit Blütenknospe, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Foto: H.-J_Koch
Triebe an der Ansatzstelle der Blattstiele mit deutlichem Ring.
Die wechselständigen Blätter sind 6 – 17 cm lang verkehrt eiförmig und haben eine deutliche Spitze. Sie sind unten hell und der Rand ist gewellt.

Bild 05 Blattoberseite, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Foto: H.-J_Koch

Bild 06 Blattunterseite, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Foto: H.-J_Koch

Bild 07 Illustration, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Quelle: Curtis's Botanical Magazine, London., Bd. 138, Ser. 4, Bd. 8 Tab. 8428
Verfasser: M.S. del, J.N.Fitch, lith.

Teil 1
Spross, Querschnitt
30 Mikrometer

Bild 08 Schnittstellen, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Foto: H.-J_Koch

Bild 09 Übersicht, ungefärbter Schnitt, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 10 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 11 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 12 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 13 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 14 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Autofluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Arbeitsablauf:
1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.15 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).

Tipp:
Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen.
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis:
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000, Sony Alpha 6000

Bild 15 Übersicht, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Der Spross hat einen Durchmesser von 6 mm.

Bild 16 Detailaufnahme mit Beschriftung, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

MP = Markparenchym, XY = Xylem, MST = Markstrahl, RP = Rindenparenchym, PE = Periderm, L = Lentizelle, SK = Sklerenchym

Bild 17 Detailaufnahme, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 18 Sklereide (Steinzelle), Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bei den Steinzellen handelt es sich um isodiametrische Zellen mit sehr stark verdickten Zellwänden. Der Innenraum der Zellen ist dann recht klein. Steinzellen kommen in den festen Hüllen von Steinfrüchten und Nüssen sowie in Rinden und Borken vor.

Bild 19 Detailaufnahme, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 20 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Teil 2
Spross, Längsschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 21 Übersicht, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 22 Trachee, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Der Begriff Trachee bezeichnet in der Botanik ein Gefäß des Xylems, das sich im Leitbündel oder sekundären Xylem der Sprossachse höherer Pflanzen befindet. Bedecktsamige Samenpflanzen transportieren in den Tracheen Wasser aus den Wurzeln in die Blätter.

Bild 23 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 24 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 25 Lentizelle Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Lentizellen, Korkporen, luftdurchlässige, häufig linsenförmige Poren im Korkmantel, die den Gasaustausch ermöglichen. Sie werden unter den Stomata angelegt und übernehmen später deren Aufgabe. An jungen Stämmen oder Zweigen sind sie als vorspringende Warzen oft gut sichtbar.


Teil 3
Blattstiel, Querschnitt
25 Mikrometer

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 26 Übersicht, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Blattgrund, am Spross geschnitten.
Der Blattgrund ist die Ansatzstelle des Blattstiels an der Sprossachse.

Bild 27 Detailaufnahme, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 28 Detailaufnahme, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 29 Trichom, Kobushi Magnolie Magnolia kobus



Bild 30 Übersicht, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Blattstiel (ca. 2 cm lang) in der Mitte geschnitten

Bild 31 Übersicht, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

Blattstiel mit Blattansatz

Bild 32 Offene kollaterale Leitbündel, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Kobushi Magnolie Magnolia kobus

SK = Sklerenchym, K = Kambium, PH = Phloem, XY = Xylem, PXY = Protoxylem

Im Blattstiel der Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus) gibt es offene kollaterale Leitbündel. Diese Leitbündel bestehen aus Xylem und Phloem, die nebeneinander angeordnet sind, was typisch für viele Magnolienarten ist.
Die offenen kollateralen Leitbündel der Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus) enthalten Kambium. Das Kambium ist eine Schicht von meristematischem Gewebe, das für das sekundäre Wachstum der Pflanze verantwortlich ist. In offenen kollateralen Leitbündeln sind das Xylem und das Phloem durch das Kambium voneinander getrennt.

Bild 33 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Bild 34 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Kobushi Magnolie Magnolia kobus


Verzeichnis der benutzten Literatur:
Wikipedia; Freie Enzyklopädie

Gregor Aas ,,Bäume", ISBN:3-7742-4058-2
Gregor Aas ,,Laubbäume", ISBN: 3774241848
Bachofer ,,Der Kosmos Baumführer", ISBN: 978-440-14660-6
Humphries ,,Der Kosmos Baumführer", ISBN: 3-440-06140-X
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
P. Schütt ,,Lexikon der Bäume und Straucharten", ISBN: 978-3-86820-123-9
Bernd Schulz ,,Gehölzbestimmung im Winter", ISBN: 978-3-8801-7986-2
P. Schmidt, U. Hecker ,,Die wildwachsenden und kultivierten Laub- und Nadelgehölze Mitteleuropas, ISBN: 978-3-494-01800-3
Egon Schuhmacher ,,Wunderwelt der Bäume", ISBN: 3-750-1567-X
Spohn ,,Kosmos-Baumführer Europa", ISBN:978-3-440-11741-5
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Welcher Baum ist das?", ISBN: 978-3-440-16449-5
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1966
,,Kosmos Naturführer – Neophyten", ISBN: 978-3-440-16874-5
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbergen sich weitere spannende Informationen.

Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Peter T.

Hallo Hans-Jürgen,

eine sehr schöne Darstellung dieser Magnolie mit perfekten Schnitten und ebensolcher Färbung. Das Blatt ist der Hammer!

Was mich etwas überrascht hat, ist die überwiegende Grünfärbung im Querschnitt des Blattstiels.
Liebe Grüße
Peter

unkenheini

Moin Hans-Jürgen,
Vielen Dank für Deinen tollen Bericht.Wie immer super gelungen.
Mit freundlichen Grüßen.
Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.

Hans-Jürgen Koch

Hallo Peter T. und Jörg G.,

danke für euer Feedback.

@Peter,
ich färbe alle Schnitte (Spross, quer; Spross, längs; Blattstiel, quer) separat, die Standard - Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verändere ich bei jeder Färbung.
Etwas mehr Acriflavin ergibt einen Grünton (blau + gelb).

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für den schönen und informativen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Beste Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM