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China-Makro - Erfahrungen

Begonnen von reblaus, Mai 06, 2025, 16:32:48 NACHMITTAGS

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reblaus

Hallo -

in einem Anfall von senilem OAS (objective aquiring syndrome) wollte ich eigentlich ein gebrauchtes Mitutoyo 10x Plan APO erwerben um meine Makroeinrichtung (Foto 2) zu erweitern. Ein RF 70-200 F4,0 hoffte ich als Tubuslinse verwenden zu können. Leider war der Gebrauchtmarkt völlig leergefegt - kein Wunder bei dem Neupreis, der mir dann doch zu teuer war.

Nun war bei Diana W. eine markenlose China-Kopie mit identischen Daten im Angebot ("M Plan Apo L 10/0.28"). Im www.photomacrography.net gab sehr unterschiedliche Angaben über die Qualität dieser Klone und ich war sehr zögerlich. Nachdem es aber hieß, dass man bei den 10x-Varianten am ehesten Glück haben könnte griff ich doch zu.

Mein Versuchsobjekt war (wie immer) ein Stück eines alten Wafers mit historischen IC-Schaltungen. In der irrigen Annahme, dass diese Plan-Apos für Vollformat (24 x 26 mmm) gedacht wären, störte mich zunächst die Vignettierung der Ecken, dann war ich allerdings sehr angetan  über die perfekte Bildebnung. Nach Studium des Datenblatts des Mitutoyo-Originals, war ich wieder getröstet, denn dies ist tatsächlich für das APS-C-Format u.ä gedacht.
Die Aufnahmen wurden mit einer Canon R5 und Ringblitz gemacht, die Seitenlänge des gezeigten (stark verkleinerten) Fotos beträgt 2,4 x 3,6 mm. Durch die starken Schwarzweißkontraste kann man an der Bildperipherie zwar leichte Farbränder an den weißen Leiterbahnen erkennen, die aber bei biologischen Objekten kaum störend in Erscheinung treten und bei Aufnahmen auf APS-C-Format praktisch gar nicht. Solche Farbränder wurden im Übrigen auch vom Mitutoyo-Original berichtet - leider habe ich keines für Vergleichsaufnahmen.

Versuche mit einem RF 100/2,8 Macro als Tubuslinse erschienen zunächst vielversprechend, vor allem weil man nicht unbedingt von Hand stacken musste, sondern die Automatik der Kamera ensetzen konnte. Leider stellte sich bald heraus, das dabei auch eine starke Verminderung der Bildqualität auftrat und auch eine wellenförmige Verformung der Bildebene.

Zwar habe ich auch Vergleichsaufnahmen mit einem Epi-Planneofluar HD 10x an meinem Axioskop, aber Vergleiche sind wegen der völlig unterschiedlichen Beleuchtungstechnik (Hell-/Dunkelfeld oder Auflicht-DIK gegen den Ringblitz) und des viel kleineren Arbeitsabstands/Bildfelds bei diesem Objekt ziemlich sinnlos.

Hat jemand Erfahrungen dazu?

Viele Grüße

Rolf

Rawfoto

#1
Hallo Rolf

Tests mit einer Nikon Z 105er Makrooptik haben bei mir zu katastrophalen Ergebnissen geführt, es ist die Verkürzung der Tubuslinse um die Hälfte. Die Mitus reagieren bei einem 200er Makro-Objektiv viel besser.

Mit einem Ringblitz habe ich noch nie brauchbare Ergebnisse erzielt, ich beleuchte seitlich, z.B. mit 4 oder 8 weichgespülten Flächenleuchten (durch mehrere Schichten Diffusor).

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

reblaus

Hallo -

in der Zwischenzeit konnte ich weitere Erfahrungen sammeln - insbesondere hat mich interessiert wie sich der 10x Plan-Apo-Chinaklon im Vergleich mit meinem Epiplan-NEOFLUAR 10x/0.30 HD schlägt. Letzteres kann leider nicht zusammen mit dem RF 70-200 auf dem Makrostativ verwendet werden, da sich eine starke Vignettierung und Bildfeldwölbung einstellen und der Arbeitsabstand eh zu gering ist.


Am Axioskop lässt sich das 10x Epiplan-NF im direkten Auflicht, mit Auflicht-DIC und im Dunkelfeld-Auflicht verwenden.
Der Uralt-Chip (IC 7140) hat wenigstens 3 Schichten von Schaltelementen. Das Makrofoto mit Ringblitz-Beleuchtung (Foto 1) zeigt beim gesamten Chip (Bildhöhe ca. 2 mm) die obersten Lage mit silberglänzenden Leiterbahnen, von der nächsttieferen Schicht 2 sind farbige Linien zur erkennen. Beim stärker vergrößerten Ausschnitt (Foto 2, ca. 0,8 mm hoch) erkennt man, dass es sich um die Kanten der Leiterbahnen handelt. Die Farben kommen durch Interferenz zustande.
 Im Dunkelfeldauflicht mit dem Epiplan-NF HD sieht fast nur die obere Schicht, da das Auflicht bei diesem Objektiv sehr flach eingestrahlt wird (Foto 3).
  Anders wird es im senkrechten Auflicht (Foto 4), hier sieht man durch mehrere Schichten und es gibt die schönsten Interferenzfarben - leider relativ flau.
  Eine wahre Pracht bietet hingegen Auflicht-DIC. Hier lohnt es sich doch, den ganzen Chip abzubilden (Foto 5) und noch einen Ausschnitt dazu (Foto 6). Am unteren Bildrand sieht man z.B. einige Transistoren. Stacken von mehreren Fotos um die einzelnen Schichten alle scharf abzubilden würde sich vielleicht lohnen.
   Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass das Stacken von Bioobjekten weiterhin dem Makrostand vorbehalten bleibt, auch wenn die Auflösung des Mikroskopobjektivs deutlich besser ist.

Viele Grüße

Rolf



rolo-m

Hallo Rolf,

ich kann Dir als Tubuslinse kein Zoomobjektiv empfehlen - die Ergebnisse einfach zu schlecht. Empfehlen kann ich aus eigener Erfahrung das Mamyia 4/210mm (Mittelformat) oder das uralt Yashica 4/200mm (M42). Hier noch was zum Lesen:
https://www.closeuphotography.com/objectives

https://www.makro-forum.de/viewtopic.php?t=152952

http://www.focus-stacking.ch/Focus_Stacking_PDF.pdf

Was die Mikroskopobjektive betrifft: sie sollten "endkorrigiert" sein, z.b. Nikon oder eben Mitutoyo

Was die Beleuchtung betrifft, so halte ich es mit Gerhard: 4 Quadranten LED-Flächenleuchte.

Grüße  Roland



reblaus

Hallo Roland -

vielen Dank für Kommentar und Links. Einiges kannte ich, aber vieles war auch neu.

Mein "Studium" der threads zeigte wieder mal, dass man bei Selbstbau-Einrichtungen und Kombinationen verschiedener Komponenten (womöglich noch von unterschiedlichen Firmen) kaum Voraussagen machen kann, das gilt für die Kombinationen von "Tubuslinsen" mit diversen Objektiven genauso ähnlich wie bei den oft diskutierten Prismen-/Objektiv/usw-Kombinationen bei DIC-Verfahren.
Da ich altersbedingt meine Ausrüstung zu verringern suche war ich froh, dass ich mit dem RF 70-200/ F 4,0 überhaupt noch ein Objektiv besaß, das mit dem Mitu-10x-Klon einigermaßen harmoniert, die Auflösung finde ich gut und das Bildfeld ist überraschend plan. Wahrscheinlich ist es kein Zufall - auch Vorgängermodelle (z.B. EF 70-100 F2,8) werden von einigen Forenteilnehmern benutzt und gelobt. Inwieweit die Längs- und Quer-CA, die bei starken S/W-Kontrasten sichtbar wird auf die Tubuslinse, die Kombination oder die generell niedrigere Bildqualität des markenlosen 10x-P"Apo"s zurückzuführen ist, kann ich mangels Mitu-Original leider nicht testen (obwohl es mich natürlich interessieren würde).

Viele Grüße

Rolf

reblaus

#5
Hallo -

nach den Erfahrungen mit Hochkontrast-Bildern zum Abschluss ein Versuch mit einem neueren IC mit feineren Strukturen (8 Bit CPU 89C51, Präp. C. Wieczorrek).

Fotografiert mit meinem namenlosen Nachbau des Mitutoyo 10x/0,23.
Aufschrift: M Plan Apo L
              10x/0.28
           oo/0 f=200 mm

"Tubuslinse": Canon RF 70-200/4 voller Auszug.

Kamera: Canon R5II 45 MPix

Aufnahmen in Vollformat, wegen der geringen Tiefenschärfe aus 3-4 Fotos gestackt, etwas kontrastiert und geschärft, dann auf APS-C beschnitten.

Dargestellt ist ein Quadrant (rechte, obere Ecke) aus dem APS-C-Foto, der nachträglich noch auf 50% reduziert wurde, die Bildhöhe damit  0.6 mm. Die linke, untere Ecke ist also die Bildmitte, rechte obere Ecke die Bildecke bei APS-C Format.

Das Foto zeigt praktisch keinen Qualitätsabfall in den Ecken, auch im Vollformat tritt dieser nur in den äußersten Ecken auf - es kann vom Foto eine größere Fläche als das für das Objektiv vorgesehene APS-C-Format ausgenützt werden.

Viele Grüße

Rolf