Botanik: Virginisches Blauglöckchen (Mertensia virginica) *

Begonnen von Peter T., Mai 19, 2025, 12:26:32 NACHMITTAGS

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Peter T.

Das Virginische Blauglöckchen gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Es hat seine Verbreitung in Kanada (Quebec) und im Osten der USA. Mein Exemplar stammt aus dem Central Park in New York.
Die Gattung Mertensia hat mehrere Arten, die z.T. untereinander hybridisieren, so dass unklar ist, wie viele echte Arten die Gattung tatsächlich enthält.

Das Blauglöckchen ist ein Frühblüher.

Hier zunächst das Erscheinungsbild mit den namensgebenden blauen Blüten (Wikimedia Copmmons, Autor Famartin)

Bild 1
2023-04-07_11_31_39_Virginia_bluebells_along_Edwards_Place_in_the_Mountainview_section_of_Ewing_Township,_Mercer_County,_New_Jersey.jpg

Wie die meisten Frühblüher, an denen ich mich versucht habe, war M. virginica nicht leicht zu schneiden. Obwohl die Pflanze äußerlich einen robusten Eindruck macht, reissen die zarten Blätter leicht ein. Außerdem habe ich eine bereits einmal verwendete Karotte aus dem Kühlschrank erneut verwendet. Insgesamt war das keine gute Idee (sie war nicht mehr knackig), zum Schneiden werde ich nur noch frische Karotten verwenden.

Hier die Übersicht. Ich zeige einen Blattstiel mit Blattspreiten-Ansätzen. Gefärbt wurde mit FCA nach Etzold. Die Schnitte sind 40 µm dick

Bild 2
Mv 1.jpg

Man sieht das bekannte Bild mit einem zentralen Leitbündel und weiteren kleinen Leitbündeln im Bereich der Blattspreite. Das Rindenparenchym ist ausgedehnt, wohingegen das Markparenchym nur aus einer dünnen Zellschicht besteht.

Im polarisierten Licht fällt auf, dass kaum Kristalle aufleuchten. das Blauglöckchen setzt als früh blühende und rasch welkende Pflanze mehr auf Geschwindigkeit denn auf Stabilität. Wikipedia erwähnt auch die Anfälligkeit der Pflanze für Schneckenfraß (Oxalatkristalle wären auch ein wirksamer Fraßschutz).

Bild 3
Mv 2.jpg

Jetzt ein Detail im Bereich des Überhangs vom Stiel zur Spreite mit einem zentral gelegenen Leitbündel. Erneut fällt die Zartheit der Strukturen auf. Die Cuticula ist sehr dünn. Auch hier wieder: Geschwindigkeit statt Stabilität.

Bild 4
Mv 3.jpg

Im Bereich der Blattspreite fällt auf, dass kein Palisadenparenchym erkennbar ist. Zwar scheinen die Zellen der Blattoberfläche viele Chloroplasten zu enthalten, aber die typischen "hochkant" stehenden Zellen konnte ich (zumindest in diesem Bereich des Blattes) nicht finden. Möglicherweise findet eine Differenzierung der Zellen in Richtung eines Palisadenparenchyms erst weiter distal im Blatt statt.

Bild 5
Mv 4.jpg

Auch hier kam es beim Schneideprozess dazu, dass sich bei einzelnen Schnitten das Blatt gedreht hat und so ein Längsschnitt entstanden ist. Mittlerweile freue ich mich darüber, denn das gibt Gelegenheit, nach Spaltöffnungen zu suchen. Das Blauglöckchen hat anomocytische Stomata, also Spaltöffnungen, die von normalen Epidermiszellen umgeben sind (und nicht von speziellen Begleitzellen). Hier ein Beispiel

Bild 6
Mv 5.jpg

Das soll es auch schon gewesen sein von diesem "zarten Pflänzchen".

Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Liebe Grüße
Peter

Fahrenheit

Lieber Peter,

vielen Dank für den schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Beste Grüße
Jörg
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Peter T.

Lieber Jörg,

vielen Dank für das Listing meiner Beiträge (Blauglöckchen, Pomeranze)!

Liebe Grüße
Peter