Mayorella augusta und Mayorella viridis

Begonnen von Martin Kreutz, März 18, 2010, 21:52:31 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz


Wolfgang Bettighofer

Hallo Martin,

vielen Dank für das interessante Posting. Auch wenn Mayorella viridis altbekannt ist: So oft läuft sie mir auch nicht über den Weg...

Tschüß, Wolfgang
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Eckhard

Hallo Martin,

tolle Bilder! Vor allem das erste Bild von M. viridis ist einfach nur spektakulär!

Herzliche Grüsse
Eckhard
Zeiss Axioscope.A1 (HF, DF, DIK, Ph, Pol, Epifluoreszenz)
Nikon SE2000U (HF, DIK, Ph)
Olympus SZX 12 (HF, DF, Pol)
Zeiss Sigma (ETSE, InLens SE)

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Ferry

#3
Hallo Martin,

Dass sind sehr schöne Bilder von Mayorella-Amöben. Insbesondere der Kern ist wunderbar sichtbar. Es ist eine relativ größer Kern!
Ich gebe Dir eine Update.
In 1988 hat Fred Page 'A New Key to Freshwater and Soil Gymnamoebae' herausgegeben. In dieser 'updated' Ausgabe hat er die Gattung Mayorella beschränkt von 22 bis 5 Arten! Mayorella augusta ist nur beschrieben worden von ein einziges Exemplar, deswegen rechnet Page diese Art zu die zweifelhafte. Die Art ist nicht mehr aufgenommen in der Bestimmungsschlüssel.
Deine Mayorella ist Mayorella cantabrigiensis Page, 1983, sehr ähnlich. Die Beschreibung lautet:

L 55-180 um, L/B 1.2-8.6; floating form somewhat rounded, sometimes with short, hyaline pseudopodia but never with long radiate psuedopodia; nucleus 8.4-13.0 um.

Deine Exemplaren sind etwas größer, aber dass ist möglich.
Auch diese Art hat 'paired inclusions' wie in alle Mayorella-Arten. Dein zweites Bild zeigt auch die typische Y-Form.

Eine zweite Möglichkeit ist Mayorella bigemma (what's in the name: bi-gemma!). Der ist 200-300 um lang, ziemlich breit und hat eine 'floating form with long radiate Pseudopodia; nucleus ca. 12 um'.

Nochmals, es sind wunderbare Aufnahmen!

Viele Grüße,

Ferry Siemensma

www.arcella.nl
www.natuurfotografie.info

Martin Kreutz

Hallo Ferry,

sehr schön, Dich hier im Forum zu haben! Ich gebe zu, dass ich gehofft hatte, dass Du auf meinen Beitrag reagierst. Ich hatte die gezeigten Fotos schonmal im alten Forum gezeigt, aber hier nochmal neu eingestellt. Durch Deinen sehr aufschlussreichen Beitrag habe ich gleich die entsprechende Kommentare in meinem "Arten-Archiv" aktualisiert. Nicht nur die Umgruppierung von Mayorella augusta war mir neu, sondern auch die Tatsache, dass alle Mayorella diese "paired inclusions" haben. Das wäre ja in Zusammenhang mit der V-Form der Pseudopodien ein weiteres Gattungsmerkmal. Da muss ich bei den nächsten Mayorella-Funden mal drauf achten.

Ganz herzlichen Dank für dieses "up-date"!

Schönes Wochenende

Martin

Holger Adelmann

Hallo Martin,

kompliment - sehr schöne Aufnahmen !

Sag mal wenn ich die Zoochlorellen so ansehe - hat sich jemand mal die Mühe gemacht, genetische Vergleiche zwischen den Chlorella-Varianten der verschiedenen Symbiontischen Organismen zu machen ? Ich denke hier zum Beispiel an Paramecium bursaria, Stentor polymorphus etc. ? Dies wäre doch aus abstammungsbiologischen Gesichtspunkten der symbiontischen Organismen sehr interessant, oder ?

Herzliche Grüsse
Holger

Eckhard

Hallo Holger,

wenn man P. bursaria länger im Dunkeln hält, sind nach ein paar Generationen keine Zoochlorellen mehr da. Wenn man diese Chlorella-freien Paramecien dann in einen Graben setzt, fressen sie Chlorella, die dann wieder das Verdauungssystem überlisten und zu Symbionten werden.

Von daher bringt eine DNA Analyse wohl nichts.

Herzliche Grüsse
Eckhard

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Holger Adelmann

Hallo Eckhard,

danke für die Erklärung. Das Paramecium welches die Chlorellen frisst muss also schon P. bursaria sein ? Das heisst, die Chlorellen können den Verdauungstrakt anderer Paramecium Arten nicht überwinden.

Herzliche Grüsse
Holger

Wolfgang Bettighofer

#8
Hallo Holger,

eine Symbionten-Wirt-Verbindung entwickelt sich in einer gewissen Zeitspanne. Selbst wenn sie evolutionsgeschichtlich sehr kurz ist, ist sie für ein beobachtendes menschliches Individuum üblicherweise sehr lang. Was wir von Leeuwenhoek bis heute beobachten, ist daher sehr statisch.
Will sagen: Die Symbionten-Wirt-Verbindungen sind bekannt und beschrieben, und ein Paramecium bursaria ist ein Paramecium bursaria, ob es gerade Chlorellen spazieren fährt oder nicht. Im aktuellen MIKROKOSMOS behandelt eine Kurzmitteilung eine Facette dieses Themas, nämlich die Frage, wie Paramecium bursaria erkennt, dass ein aufgenommenes Futterteil eine jener Chlorellen ist, die zum symbiontischen Leben mit P. bursaria passen.

Es stellte sich bei Untersuchungen heraus, dass zunächst keine Unterscheidung getroffen wird. Also nichts mit "die Guten ins Töpfchen (nämlich die perialgale Schutzvakuole) und die schlechen ins Kröpfchen (die ordinäre Nahrungsvakuole). Nein, alle müssen sie durch die Nahrungsvakuole und bekommen zusammen mit dem anderen Futter die übliche Ladung Säure und Verdauungsenzyme ab.
Dann aber ist der Verdauungszyklus bei P. bursaria so gestaltet, dass irgendwann sich von der Sammel-Nahrungsvakuole Kleinvakuolen abspalten, die jeweils nur eine Alge drin haben.
- Ist eine bereits lädierte Chlorella drin, wird weiter verdaut
- Ist eine intakte, zur Symbiose fähige, Chlorella drin, wandelt sich die Vakuole in eine Schutzvakuole um und das Paket wird an die Peripherie transportiert, wo die Symbiochlorelle platziert werden, dass sie gut Licht kriegen.
- Steckt aber eine Chlorella drin, die nicht zur Art gehört, die mit P. bursaria kann, wird sie ebenfalls gefressen.

Unklar ist weiterhin der Umwandlungs"mechanismus" von Verdauungs- zu Schutzvakuole.

Tschüß, Wolfgang
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Eckhard

Lieber Wolfgang,

danke für die Ergänzung, ich hab den aktuellen Mikrokosmos bisher nur flüchtig durchgeblättert.

Herzliche Grüsse
Eckhard
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Holger Adelmann

Hallo Wolfgang,

ganz vielen Dank für Deine Erklärung, jetzt verstehe ich das viel besser !

Herzliche Grüsse
Holger

Klaus Henkel

Zitat von: Wolfgang Bettighofer in März 21, 2010, 15:11:45 NACHMITTAGS

eine Symbionten-Wirt-Verbindung entwickelt sich in einer gewissen Zeitspanne. Selbst wenn sie evolutionsgeschichtlich sehr kurz ist, ist sie für ein beobachtendes menschliches Individuum üblicherweise sehr lang. Was wir von Leeuwenhoek bis heute beobachten, ist daher sehr statisch.
Will sagen: Die Symbionten-Wirt-Verbindungen sind bekannt und beschrieben, und ein Paramecium bursaria ist ein Paramecium bursaria, ob es gerade Chlorellen spazieren fährt oder nicht. Im aktuellen MIKROKOSMOS behandelt eine Kurzmitteilung eine Facette dieses Themas, nämlich die Frage, wie Paramecium bursaria erkennt, dass ein aufgenommenes Futterteil eine jener Chlorellen ist, die zum symbiontischen Leben mit P. bursaria passen.


Hallo Wolfgang!
Bei der längerfristigen Hälterung von P. bursaria habe ich öfter erlebt, daß die Chlorellen in nicht idealem Wasser verschwunden sind. Und das blieben sie dann auch. P. bursaria schien das nichts auszumachen, sie hielten sich dann noch viele Monate "ohne", bis ich sie in einen Teich kippte.
Gruß KH

Wolfgang Bettighofer

Hallo Klaus,

ja, P. bursaria kann auch ohne. Z. B. Pringsheim (1928) hat Angaben zur Zucht chlorellenfreier P. bursaria gemacht. Wie Foissner in seinem Ciliatanatlas schreibt, wurden bisher keine Funde chlorellenfreier Populationen in "freier Wildbahn" gemeldet.
Sie sind ja nach wie vor aktive Strudler und fressen Bakterien, kleine Algen und Hefen. Die symbiontischen Chlorellen liefern dem Wirt hauptsächlich Maltose. Finley und Reißer z. B. haben dazu Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre Untersuchungen gemacht.

Herzliche Grüße,
Wolfgang
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