Botanik: Roter Eukalyptus (Eucalyptus camaldulensis) *

Begonnen von Peter T., Oktober 10, 2025, 21:04:50 NACHMITTAGS

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Peter T.

Der Ropte Eukalyptus gehört zu den Myrtengewächsen (Myrtaceae). Er ist in Australien heimisch und wird dort Red River Gum genannt.
Eukalyptusbäume werden sehr groß, bis zu 35 m sind bekannt.

Das Holz ist aufgrund der roten Färbung in der Möbelindustrie beliebt. In vielen Ländern wird der Rote Eukalyptus deswegen auch in Plantagen angebaut.

Mein Exemplar stammt nicht aus einer Plantage, sondern aus einem Anbau mediterraner und exotischer Bäume in Istrien. Georg Hütterott hat dort mehrere Bäume anpflanzen lassen, um ein Naherholungsgebiet zu schaffen. Daraus wurde zwar nichts, aber die Bäume stehen immer noch dort.

Zunächst einige Fotos zum äußeren Erscheinungsbild (alle Bilder von mir)

Bild 1


Bild 2


Bild 3


Auf dem letzten Bild sieht man deutlich einen Befall mit Gallen. In Australien sind sie meist verursacht durch Leptocybe invasa, eine Hymenopteren-Art. Die Bilder der Gallen, die ich im Netz gefunden habe, entsprechen aber nicht den Gallen auf meinem Bild. Dafür kommt eher die im Mittelmeerraum etablierte Ophelimus maskelli in Frage.  Sollte jemand dazu einen Beitrag liefern können, wäre das wunderbar.

Nun aber zu den mikroskopischen Aufnahmen. Schnittdicke ist durchgehend 30 µm, gefärbt wurde mit FCA nach Etzold.

Zunächst zur Sprossachse

Bild 4


Bild 5


Die Sprossachse ist verholzt, was sie schwierig zu schneiden macht. Im unteren Bild ist auf Höhe des Abgangs eines Seitensprosses geschnitten.

Als nächstes der Blattstiel

Bild 6


Sehr auffällig ist die extrem ausgeprägte Cuticula. Während sie üblicherweise bei Pflanze zwischen 1 und 5 µm dick ist, kann sie bei Eucalyptus camaldulensis  bis zu 25 µm dick werden. Dies dient vor allem der Minimierung der Verdunstung, bei einem Baum im heißen und trockenen Australien eine sinnvolle Anpassung. Außerdem wird die Sonneneinstrahlung reflektiert, die wachsige Beschaffenheit fungiert als Feuerschutz und die Kompaktheit der Cuticula macht es auch Fressfeinden schwer.

Wieder mal eine faszinierende Adaptationsleistung der Natur!

Was man außerdem im Bild erkennen kann, sind häufig vorkommende Ölbehälter. Sie enthalten, wie man sich vielleicht denken kann, Eukalyptusöl. Den typischen "Menthol"-Geruch kennt wahrscheinlich jeder. Chemisch geht der Geruch zurück auf die Hauptkomponente des Öls, 1,8 Cinneol (C10 H18 O).

Hier noch eine Detailaufnahme der Cuticula

Bild 7


Und nun der Blattstiel-Querschnitt im polarisierten Licht

Bild 8


Schneidet man weiter in Richtung der Blattspreiten, zeigt sich folgendes Bild

Bild 9


Und auch hier die Ansicht im polarisierten Licht

Bild 10


Die Ölbehälter sind weiterhin stark vertreten und prägen das Bild des Querschnitts.

Auch im Bereich der Blattspreiten dominieren sie das Bild

Bild 11


Bild 12 (Polfilter)


Was man in der Aufnahme im polarisierten Licht schon erahnen kann, sind die ebenfalls sehr zahlreich vorkommenden Kristalle (meist Drusen), am ehesten Calciumoxalatkristalle.

Hier im Detail eine Stelle aus der Blattspreite

Bild 13


Interessant auch der Querschnitt des Blattes im Hellfeld

Bild 14


Man sieht, dass hier sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite des Blattes Palisadenparenchym angelegt ist, was die Photosyntheseleistung steigert. Außerdem stellen Eukalyptusbäume ihre Blätter oft nicht waagerecht, sondern senkrecht, so dass die Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit reduziert ist und das Blatt sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag Sonne erhält und deshalb auf beiden Seiten Photosynthese betreiben kann. Noch so eine "Verrücktheit", die sich die Natur hat "einfallen" lassen.

Jetzt noch ein Blick auf die oben gezeigten Gallen

Bild 15


Im Querschnitt treten die Gallen oft paarweise auf. Die meisten waren leer, einige aber auch peripher angeschnitten, so dass man Reste des Galleninhaltes oder die Wand der Kammer erkennen kann.

Bild 16


Bild 17


Bild 18


Die bräunlichen Zellen sind wohl eine Reaktion des Gewebes auf die Injektion der Gallenwespe und bestehen aus phenolhaltigen Parenchymzellen.


Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.

Liebe Grüße
Peter

Jürgen Boschert

Beste Grüße !

JB

Peter T.

Liebe Grüße
Peter

Wutsdorff Peter

Auch ich bin wieder  begeistert von dem beeindruckenden Beitrag.
GRATULATION
Gruß  Peter W

Peter T.

Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

Schnitte und Färbung top.
Die Bilder sind für mich etwas unscharf.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Daniel Scheibenstock

Hallo Peter,

Deine Bilder und Berichte sind immer Lesenswert und informativ..... und führen mich fast in Versuchung mich auch ernsthafter mit der Schnipplerei zu beschäftigen☺️

Lg Daniel
Leica DMRB HC (DL, Pol)
Motic BA310 LED (DL: PH; DF;POL, AL: POL)
Zeiss Universal (DL: Fluo; POL AL: Fluo,POL. DIC)
Zeiss IM35 (DL; PH; Fluo;POL)
Bresser Stereolupe

Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48126.0

Peter T.

#7
Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank!

Das mit der Schärfe ist möglicherweise meiner Ungeduld zuzuschreiben. Den Eukalyptus habe ich schon kurz nach dem Eindecken fotografiert und das ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, da nach ein oder zwei Tagen das Euparal zwar noch nicht ausgehärtet, aber schon klarer ist. Ansonsten vertraue ich bei der Schärfe nicht mehr nur meinen Augen, sondern verwende Focuspeaking, oder ich stacke, wenn Schnitte nicht exakt in einer Ebene liegen.
Ich werde mir das noch mal mit Hilfe einer Schärfungs-KI anschauen.
Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Hallo Daniel,

vielen Dank!

Was die Schnippelei angeht - nur zu! :)
Liebe Grüße
Peter

Daniel Scheibenstock

Ich hab ja sogar ein Handmikrotom da aber ich bin irgendwie echt zu blöd🙈😂😂😂
Leica DMRB HC (DL, Pol)
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