Botanik: Französische Tamariske (Tamarix gallica)

Begonnen von Peter T., November 23, 2025, 22:14:54 NACHMITTAGS

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Peter T.

Die französische Tamariske ist eine weitere Vertreterin der Halophyten, also der Pflanzen, die ein Salzmanagement entwickelt haben. Meist in Meeresnähe angesiedelt, müssen diese Pflanzen mit der erhöhten Salzkonzentration ihres Lebensraumes umgehen.

Dafür haben unterschiedliche Pflanzen diverse Lösungen entwickelt, mehrere davon habe ich bereits in anderen Botanik-Beiträgen vorgestellt.

Tamarix gallica besiedelt den Mittelmeerraum und wächst wie erwähnt küstennah. Sie ist ein Vertreter der Tamariskengewächse (Tamaricaceae). Mein Exemplar stammt aus dem istrischen Teil Kroatiens.

Zunächst ein Bild vom Habitus der Pflanze. Sie wird in der Regel zwei bis vier Meter hoch, es gibt aber auch deutlich größere Bäume.

Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor Meneerke bloem)


Die winzigen Blätter liegen dachziegelartig dem Blattstiel an, sie messen nur 1 bis 3 x 0.5 bis 1 cm.

Bild 2 (Wikimedia Commons, gemeinfrei)


Für den Beitrag habe ich mir dickere und dünnere Sprossachsen sowie die Blätter angeschaut. Die Schnittdicken sind in der Regel 30 µm, die Färbung ist FCA nach Etzold.

Zunächst eine Übersicht über den Spross

Bild 3


Leider haben sich im Mark einige Luftblasen gehalten. Man erkennt deutlich die Verholzung, die den Spross umgibt sowie ausgedehnte Sklerenchymbereiche. Dominierend ist das kräftige Xylem.

An manchen Stellen habe ich einen Seitenspross angeschnitten

Bild 4


Im polarisierten Licht erscheint die Anatomie hier sogar noch "dynamischer"

Bild 5


Die dünneren Sprosse haben den selben Aufbau, sind aber insgesamt etwas zarter

Bild 6


Im unteren Bereich des Schnittes ist eine Stelle getroffen, an der ein Seitenast abgeht.

Jetzt noch ein Bild im polarisierten Licht.

Bild 7


Und nun einige Detailaufnahmen vom Spross

Bild 8


Bild 9


Bild 10


Bild 11


Interessant sind die Stellen, an denen junge Seitensprosse angelegt sind

Bild 12


Bild 13


Bild 14



Nun zu den Blättern. Bei diesen geriet das Schneiden und Färben wieder zur Wundertüte. Kein Schnitt gleicht dem anderen, mal ist überwiegend der Blattstiel in der Ebene, manchmal zusätzlich ein Anschnitt der eng anliegenden und winzigen Blättchen. Meist sieht man erst ganz am Ende des Färbevorgangs unter dem Objektiv, was man bekommen hat.

Ich habe einen der Schnitte ausgesucht, der den Aufbau gut zeigt. (Im unteren Bereich ist das Blatt quer geschnitten. Man erkennt das sehr dominante Palisadenparenchym.)

Bild 15


Das gleiche unter polarisiertem Licht

Bild 16



Zwei Detailaufnahmen der zentralen Leitbündelregion im Blattstiel

Bild 17


Bild 18 (Polarisation)


Das eingangs erwähnte Salzmanagement findet bei Tamarix gallica unter anderem statt durch aktive Salzausscheidung durch Salzdrüsen. Bei den anderen von mir vorgestellten Halophyten habe ich eher komplex gebaute Drüsen gefunden. Die französische Tamariske dagegen hat sehr einfach gebaute Salzdrüsen, die in die Epidermis eingesenkt sind und aus drei bis vier basalen Zellen bestehen.

Sie sind im Bereich der Blätter sehr häufig zu finden. Ich zeige einige Beispiele
 
Bild 19 (DIC)


Die Zellen am Grunde des V-förmigen Einschnitts bilden die einfache Salzdrüse

Bild 20 (Hellfeld)



Bild 21 (DIC)


Tamarix gallica ist eine der wenigen Pflanzen, bei denen auch der Spross Salzdrüsen aufweist. Diese sind allerdings mit zunehmendem Alter und zunehmender Verholzung deutlich seltener zu finden und dann auch oft inaktiv. Ich habe lange gesucht und bin froh, solch eine Salzdrüse im Bereich des Sprosses zeigen zu können.

Bild 22




Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.



Liebe Grüße
Peter

Wutsdorff Peter

Guten Abend  Namensvetter ,
wieder ein hervorragender Beitrag
Gratulation
Gruß Peter W

Peter T.

Hallo Peter,

vielen Dank, freut mich sehr, dass Du immer mitliest und kommentierst!

Beste Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

top Beitrag.

Im Mai 2021 habe ich mich mit dem Strand-Beifuß Artemisia maritima beschäftigt.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41127.0

(Artemisia maritima) gehört auch zu den Arten, die Salzdrüsen besitzen. Diese spezialisierte Funktion hilft der Pflanze, Salz aus dem Meeresklima zu tolerieren, wodurch sie in salzigen Küstengebieten gedeihen kann.
Diese interessanten Salzdrüsen habe ich bei meinen Proben übersehen.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank!

Irgendwie hat mich das Salzmanagement der Pflanzen in seinen Bann gezogen. Die Salzdrüsen sind auch sehr unterschiedlich gebaut bei den einzelnen Arten.

(Ich erinnere mich aber an einen Beitrag von Dir, in dem Du eine Struktur als "Absalzdrüse?" gekennzeichnet hattest. Ich weiß nur nicht mehr, um welche Pflanze es sich da gehandelt hat . Hast Du denn von Artemisia maritima Querschnitte von Blättern als Dauerpräparat angelegt? Dann könnte man da noch mal nach Drüsen schauen.


Beste Grüße

Peter
Liebe Grüße
Peter

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

ich habe Deinen Beitrag gefunden. Es war auch eine Tamarix-Art, nämlich T. pentandra (Bild 24):

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26045.msg195675#msg195675
Liebe Grüße
Peter

Hans-Jürgen Koch

Lieber Peter,

ich habe leider vom Strand-Beifuß (Artemisia maritima) nur Quer- und Längsschnitte vom Spross gemacht.

Gruß nach München
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

<a href="http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2650.0" target="_blank">Hier geht es zur Vorstellung</a>

Gerne per "Du"

Peter T.

Lieber Hans-Jürgen,

dann steht das jetzt auf unsrer to do-Liste ...
;)

Grüße zurück


Peter
Liebe Grüße
Peter