Botanik: Lousiana-Moos (Tillandsia usneoides) *

[Peter T.]

Schon mal vorneweg: Das Lousiana-Moos (oder "Spanisches Moos") ist kein Moos, sondern gehört zur Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Die Gattung Tillandsia wird vielen bekannt sein, "Tillandsien" sind beliebte Zimmerpflanzen.

Seine natürliche Verbreitung hat das Lousiana-Moos von den Südstaaten der USA bis nach Chile.

Es ist eine Charakterpflanze der Sumpflandschaften im Südwesten der USA. Mein Exemplar stammt aus der Gegend um New Orleans.
In seinem natürlichen Lebensraum wirkt es sehr malerisch

Bild 1 (Peter Teuschel)


Hier eine Nahaufnahme

Bild 2 (Wikimedia Commons, Autor Bubba73 (Jud McCranie) )


Diese Tillandsie wächst epiphytisch, also auf anderen Bäumen, ohne diese zu schädigen. Besonders häufig findet man sie auf der Sumpfzypresse (Taxodium distichum). Die Pflanze kommt im erwachsenen Zustand ohne Wurzeln aus, entsprechend ist sie auf ein alternatives System zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen angewiesen.

Das Louisianamoos hat keinen üblichen Spross-Blatt-Kontrast, sondern zeigt ein verschachteltes Achse-Blatt-System. Das heißt, man sieht im Querschnitten vom "Spross" nicht nur diesen, sondern auch Blattansätze und ein Hüllblatt, das Spross und Blatt umgibt.

Die folgenden Schnitte sind alle 30 µm dick und nach Etzold mit FCA gefärbt.

Bild 3


Hier sieht man auf der linken Seite (orange) den Spross. Rechts daneben (grünlich) nimmt ein Blatt seinen Anfang. Außen rum ein Hüllblatt (mit Leitbündeln), das wie eine Scheide Spross und Blatt umgibt. Ganz außen sieht man eindrucksvolle Trichome, auf die ich später noch zurückkommen werde.

Ich zeige weitere Ebenen, auf denen zu sehen ist, wie das Blatt sich weiter entwickelt und aus der Verbindung zum Spross löst.

Bild 4


Hier sieht man die Leitbündel des Hüllblattes sehr gut.

Bild 5


Bild 6


Bild 7


Bild 8


Die olivfarbene Struktur rechts dürfte die Basis eines weiteren Sprosses bzw. Blattes sein.

Zur Abrundung noch einige Bilder im polarisierten Licht

Bild 9


Bild 10




Wie erwähnt verzichtet die Pflanze auf Wurzeln. Das Leitbündelsystem ist zwar angelegt, aber wenig funktional. Wasser und Nährstoffe bezieht T. usneoides vor allem über die Luft in Form von Regen oder Tau. Hierfür hat das Lousianamoos spezielle Haare entwickelt, so genannte peltate Trichome. Sie nehmen Feuchtigkeit und Nährstoffe auf und leiten sie weiter ins Innere der Pflanze. Dort existiert ein Speichersystem mit großlumigen Zellen, die von Vakuolen ausgefüllt sind. Außerdem ist T. usneoides eine CAM-Pflanze ("Crassulacean Acid Metabolism"): Sie öffnet nachts die Spaltöffnungen, um CO2 aufzunehmen. Dieses wird als Malat in den Zellen gespeichert. Tagsüber sind die Stomata geschlossen und das gespeicherte CO2 wird zur Photosynthese freigesetzt. Das ist ein extrem wassersparender Vorgang. CAM-Pflanzen können aufgrund dieser Möglichkeit zur Photosynthese auf Palisadenparenchym verzichten.

Ich zeige eine Schemazeichnung dieser speziellen Trichome

Bild 11


Der Aufbau ist typischerweise dreiteilig. Um einen zentralen Diskus reihen sich Ringzellen, daran anschließend Flügelzellen. Letztere sind die eindrucksvollen Haare, die man auf den Übersichtsbildern erkennt. Die Flügelzellen nehmen das Wasser auf und leiten es zum Diskus, der in der Epidermis verankert ist und so mit dem Parenchym der Pflanze in Verbindung steht.

Bevor ich Detailbilder der Trichome zeige, noch ein Blick auf Querschnitte vom Blatt. Die Blätter, sind sie einmal aus dem Hüllblatt ausgetreten, sind schwammig und kaum befriedigend zu schneiden, bestehen sie doch größtenteils aus den erwähnten großlumigen und wasserreichen Zellen ("Hydrenchym").

Solange das Blatt noch im Hüllblatt steckt, ist die Form noch deutlich konkreter (hier das Bild eines Blattes, aus der Scheide ausgelöst)

Bild 12


Die "kordelartigen" Schnüre rund um das Blatt dürften eingerollte Blattränder und Trichome sein.

Blätter ohne umgebendes und festigendes Hüllblatt haben dann eine schon fast amorphe Form im Querschnitt

Bild 13


Bild 14


Bild 15


Die "schmutzigen" Bereiche im Parenchym sind am ehesten Phenole und Tannine.

Bild 16 (Polarisation)


Jetzt zu den Trichomen. In den Übersichtsbildern sind sie bereits erkennbar, dazu einige Detailbilder

Bild 17


Ein peltates Trichom in der Aufsicht. Man erkennt den zentralen Diskus (dunkel), die Ringzellen (pink) und die Flügelzellen (die eigentlichen "Haare") (blau).

Jetzt der Aufbau in der Seitenansicht:

Bild 18


Bild 19


Gut zu erkennen ist die Verankerung des Trichoms in der Epidermis und die Verbindung zum Blattinneren.

Bild 20


In dieser gestackten Aufnahme ist der Aufbau des Trichoms gut zu erkennen.

Zum Abschluss noch einige Detailaufnahmen

Zunächst der Leitbündelbereich im Blatt

Bild 21


Spross und Blatt im Hüllblatt

Bild 22


Abschließend der Spross mit angrenzender Blattanlage im Detail

Bild 23



Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.

[Jürgen Boschert]

Lieber Peter,

ein wahrhaft weihnachtlicher Beitrag.

Frohe Festtage und Alles Gute für 2026!

[Spectrum]

Hallo Peter,
Wow!
Ein visueller Festschmaus, den du uns hier präsentiert.
Frohes Fest
Holger

[Peter T.]

Lieber Jürgen,

lieber Holger,

vielen Dank und auch Euch beiden ein wunderschönes Weihnachten!

Herzliche Grüße

Peter

[Daniel Scheibenstock]

Hallo Peter,

Ein tolles Portrait dieser Pflanze hast du uns da präsentiert 🙂 besonder gefallen mir die Bilder um die Nummer 7, sehr schön gefärbt und viel zu sehen☺️💪

Liebe Grüße Daniel

[Peter T.]

Hallo Daniel,

ganz herzlichen Dank! So unscheinbar die Pflanze auch äußerlich sein mag, unter dem Objektiv ist sie wirklich wunderschön.

Dir auch schöne Weihnachten und ein ausgelastetes Mikrotom!

[Rawfoto]

Hallo Peter

Ein sehr gelungener Beitrag, POL finde ich passt unheimlich gut, Bild 9 ist mein Favorit.

Liebe Grüße

Gerhard

[Peter T.]

Hallo Gerhard,

ganz lieben Dank!

Neben den sehr interessanten peltaten Trichomen ist das Louisianamoos einfach auch sehr fotogen.

Beste Grüße

Peter

[Hans-Jürgen Koch]

Lieber Peter,

die Pflanzenwelt (Bild 01)  der Sumpflandschaften im Südwesten der USA ist beeindruckend, wie deine Schnitte und Bilder.

Gruß
Hans-Jürgen

[Peter T.]

Lieber Hans-Jürgen,

absolut. Wir sind da mit dem Boot durchgefahren und es wimmelte von Alligatoren. Für einen Naturliebhaber ein echtes Highlight (auch wenn es natürlich touristisch erschlossen ist). Und wenn man dann noch Pflanzenproben mitbringen kann, was will man mehr.

Danke für Dein Lob und Deine Unterstützung vor und hinter den Kulissen in 2025!

Ich wünsche Dir schöne Weihnachten, einen guten Rutsch und viel Grün im nächsten Jahr.

Liebe Grüße

Peter