Botanik: Echter Lorbeer (Laurus nobilis) *

Begonnen von Fahrenheit, April 11, 2010, 09:22:46 VORMITTAG

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

Rolf-Dieter Müller hat uns beim letzten Bonner Workshop seine neue Mehrfachfärbung vorgestellt und uns dabei wie immer sehr großzügig mit fertig fixierten Schnitten versorgt.
Die Reste wurden nach der Veranstaltung unter den Teilnehmern verteilt, was mir hier die Möglichkeit gibt, einen interessanten Schnitt durch eine Sprossknospe zu zeigen.
Dir, lieber Rolf-Dieter, dafür und natürlich auch für den gelungenen Workshop hier noch einmal meinen herzlichsten Dank.

Der immergrüne echte Lorbeer (Laurus nobilis) stammt ursprünglich aus Vorderasien und kann bis zu 10 Meter hoch werden. Leider ist er nur bedingt frostfest, unser eigenes Exemplar hat den letzten Winter nicht überstanden. Allgemein bekannt ist die Nutzung der Blätter und der schwarzen Früchte des Lorbeers als Gewürz.
Aus Blättern und Früchten werden aber auch verschiedene Drogen gewonnen. So zum Beispiel durch Dampfdestillation der Blätter das Lorbeeröl (Lauri aetheroleum) mit dem Hauptinhaltsstoff Cineol oder durch Warmpressung die Lorbeerbutter aus den reifen Früchten (Oleum Lauri expressum). Zu den Anwendungen vielleicht mehr aus berufenem Mund?  :)

Der lateinische Name Laurus leitet sich übrigens von "Laus" (Lob, Ruhm) ab und spielt auf die Verwendung des Lorbeers als Siegerkranz der römischen Feldherren an. Bei den Griechen war diese alte Kulturpflanze dem Gott Apoll geweiht, die Verwendung war weniger martialisch: Dichter und Sänger nutzten den Lorbeerkranz als Schmuck.  

Bild 1: Blühender Lorbeer (Makroaufnahme von Júlio Reis unter CCL)


Bild 2: Auch vom Lorbeer gibt es eine schöne Illustration bei Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany (Quelle: www.biolib.de)


Nun aber zu den Präparaten.

Geschnitten wurde mit dem Schlittenmikrotom auf eine Dicke von 25µm nach Fixierung in AFE. Die Färbung ist SAC (Safranin, Astrablau und Chrysoidin - das Rezept dieser ebenfalls von Rolf-Dieter entwickelten Färbung findet sich z.B. hier.)

Die Technik: Leica DME mit N- und C-Plan Objektiven, Canon A520 mit dem Herrmannschen Kameraadapter an Leica Periplan.

Bild 3: Übersicht der Sproßknospe (Vergrößerung 50x, Stapel aus 11 Bildern)

Die Knospe ist an der breitesten Stelle ca. 745 µm breit und bis zum Ansatz am Spross ca. 585 µm hoch. Sie ist dem Messer beim Schnitt wohl etwas ausgewichen und daher einige Zelllagen dicker als Sprossquerschnitt selbst.

Bild 4: Detail der Knospe mit meristematischem Gewebe (Wachstumsknoten) in der Mitte (Vergrößerung 100x, Stapel aus 12 Bildern)

Während die äußeren Blätter der Knospe schon eine Cuticula zeigen, sind die innen liegenden Blattanlagen und auch der Wachstumsknoten selbst ungeschützt, da hier die Ausdifferenzierung der Gewebe noch nicht erfolgt ist.

Bild 5: Ein Querschnitt durch ein Segment des Sprosses (Vergrößerung 200x, Stapel aus 9 Bildern)

Von Links nach rechts zeigen sich: Cuticula, Epidermis, Sklerenchymkappen, Phloem und Xylem. Das rechts anschließende Markparenchym ist hier nicht mehr im Bild.

Bild 6: der gleiche Ausschnitt wie im Bild zuvor mit Beschriftung und Bemaßung.

Cu : Cuticula
Ep : Epidermis
RP : Rindenparenchym
SK : Sklerenchymkappe
Ca : Cambium
XL : Xylem
PL : Phloem
MS : Markstrahl

Bild 7: ein Detail der Cuticula, hier scheint es sich um eine kleinere Verletzung zu handeln (Vergrößerung 400x, Stapel aus 14 Bildern)

Die kräftige Anfärbung der Cuticula erhält man durch den Farbstoff Chrysoidin, der während der Einwirkzeit von 5 bis 7 Minuten einmal bis kurz vor dem Sieden erhitzt wird.

Zum Abschluss noch einige Bilder von einem Präparat mit Rolf-Dieters neuer Färbung, das ich im Rahmen seines Workshops erstellt habe. Es handelt sich wieder um einen Sprossquerschnitt des Lorbeers.

Bild 8: Übersicht (Vergrößerung 100x, Stapel aus 7 Bildern)


Bild 9: Detail mit Sklerenchymkappe, Phloem, Cambium und Xylem (Vergrößerung 400x, Stapel aus 9 Bildern)

Danke fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: verlorene Bilder wieder hergestellt.
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Frank Fox

Hallo lieber Jörg,

hervorragend !!! :).

Deine tollen Beiträge sind für mich immer wieder eine Inspiration für's weitermachen!!

Zunächst sind bei mir aber noch die Binsen dran, die sind schon in Paraffinblöckchen eingegossen.  ::)

Danke.

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
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Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

Fahrenheit

Lieber Frank,

danke für Dein großes Lob!

Ich freue mich schon auf Deine Binsen-Schnitte. Besonders die Sternzellen finde ich immer wieder faszinierend.

Gutes Gelingen!
Jörg
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Michael W.

Lieber Jörg,

wieder einmal super Präparate!!! Und dann auch noch so schön beschriftet  ::)
Vielen Dank dafür.

Viele Grüße
Michael
Am liebsten per "Du"

Jürgen H.

Hallo Jörg,

großartige Schnitte! Und alle histologischen Details sind so schön klar zu sehen, wie im Lehrbuch. Vor allem aber finde ich Deine Idee hervorragend, den Mikrophotas Makrophotos beizufügen. Man gewinnt so doch einen ganzheitlichen Blick auf die Pflanze, die bei mir im Garten den Zaun überwuchert, und ihn wohl auch zusammenhält, den verrotteten.

Mikrogrüße

Jürgen

Fahrenheit

Lieber Michael, lieber Jürgen,

auch Euch herzlichen Dank für Euer Lob! Da musste ich doch gleich noch mal nachlegen;D

Die Kombination aus Makroaufnahmen und Mikrobildern, wie sie viele hier zeigen, finde ich auch sehr praktisch, da man eine viel bessere Vorstellung vom Objekt bekommt (wenn es nicht gerade im eigenen Garten den Zaun zusammen hält ... ;D)

Herzliche Grüße
Jörg

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liftboy

Hallo Jörg,
meine Güte, kaum noch zu toppen; auch bzgl. "nachlegen".
Das alles werde ich mir in Ruhe reinziehen, womit ich die geistige Kopie (begreifen) meine.
Mit viel Glück habe ich soviel davon verstanden, dass ich es für meine Kurse nutzen kann.
Danke!
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Fahrenheit

Lieber Wolfgang,

auch Dir vielen Dank! Es freut mich, dass meine Beiträge für Dich nützlich sind.
Wenn noch etwas offen ist, sprich mich gerne an.

Herzliche Grüße
Jörg
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Mila

#8
Lieber Jörg,

möchtest Du nicht vielleicht ein farbiges Botanik-Mikroskopie-Skript erstellen? :)

Ich wüsste da einige Abnehmer... ;)

Wie immer eine sehr schöne Dokumentation, vor allem auch durch die Beschriftung, vielen Dank!

Zitat von Jörg:
Aus Blättern und Früchten werden aber auch verschiedene Drogen gewonnen. So zum Beispiel durch Dampfdestillation der Blätter das Lorbeeröl (Lauri aetheroleum) mit dem Hauptinhaltsstoff Cineol oder durch Warmpressung die Lorbeerbutter aus den reifen Früchten (Oleum Lauri expressum). Zu den Anwendungen vielleicht mehr aus berufenem Mund?  Smiley

Zur Pharmakologie: das ätherische Öl der Lorbeerblätter wirkt hyperämisierend (durchblutungsfördernd) und allergen!
Es wird als Hautreizmittel und bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Allerdings sollte das Öl aufgrund der Allergisierungsgefahr nur "verdünnt" in Zubereitungen (Salben, Lotionen) zur äußerlichen Anwendung eingesetzt werden. Die Wirksamkeit ist für die beanspruchten Indikationen jedoch nicht belegt.
Das ätherische Öl mit dem bereits erwähnten Hauptinhaltsstoff Cineol wirkt außerdem noch antimikrobiell, molluskizid (Weichtiere, z.B. Schnecken tötend) und insektenabwehrend (als sog. Repellent).
Die weitere Anwendung als Gewürz kennt jeder sicher :)

Viele Grüße
Mila


Fahrenheit

Liebe Mila,

vielen Dank für Deine Erläuterungen zu den Wirkstoffen in den einzelnen Lorbeer-Auszügen!

Ein Skript! Der Antrag ehrt mich wohl, aber wenn ich damit anfangen würde, würde meine Frau mich im Keller einschließen und einen separaten Zugang anlegen lassen ... trotzdem danke. ;D ;D ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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