Histologie - Ösophagus - Speiseröhre

Begonnen von Klaus Herrmann, September 07, 2010, 21:20:00 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo hier sind die Histologen gefragt!

In einem Heidenhainkasten fand ich dieses Präparat, leider ohne Beschriftung. Parallel zu dieser klar begrenzent "Außenhaut" liegen solche Pakete, die wie Drüsengewebe(?) aussehen. Weiter nach innen schließt sich Muskelgewebe(?)an.
Ist wohl eine HE-Färbung(?)

Ich habe nicht mal eine Ahnung - hätte aber gerne. Kann jemand helfen? Aufgenommen im HF mit PlanNeo 10.



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Holger Adelmann

Lieber Klaus,

die "Aussenhaut" koennte glatt eine Innenhaut sein - ich sehe mehrschichtiges aber unverhornendes Plattenepithel.
Ausserdem sehe ich (nicht ganz klar in der Uebersicht) wahrscheinlich eine seromukoese Druese.
Also vermutlich irgenwo im Verdauungstrakt, z.B. Mund mit Speicheldruese. Vagina waere aber auch moeglich ...

Allerdings sind da auch noch lange Fasern unterhalb des Epithels - kann nicht erkennen ob das Kollagen oder auch Muskelfasern (Muscularis mucosae??) sind.

Florian kann bestimmt noch besser helfen. Hast Du noch ein paar Detailfotos von diesen Fasern und der Druese?

Herzliche Gruesse
Holger

Florian Stellmacher

#2
Lieber Klaus,
lieber Holger,

ZitatFlorian kann bestimmt noch besser helfen.

Zunächst darf ich für das in mich gesetzte Vertrauen danken  ;D!

Die Sache ist wohl etwas knifflig: An der Oberfläche sieht man ein mehrschichtiges unverhornendes Plattenepithel, darunter fragliche glatte Muskulatur (da bräuchte ich eine höhere Vergrößerung), darunter Drüsen, die ich als muköse Drüsen idenifizieren würde, angrenzend Skelettmuskulatur.

Es könnte sich um einen Anschnitt der Speiseröhre (Ösophagus) mit paraösophagealen Drüsen handeln. Der Öspohagus ist von mehrschichtigem unverhornenden Plattenepithel ausgekleidet, darunter liegt eine bindegewebige Lamina propria, die zur Tiefe durch die Lamina muscularis mucosae begrenzt wird. In der Submukosa liegen die Drüsen - was sehr gut zum Schnitt passen würde. Daran schließt sich Muskulatur an, die im oberen Drittel quergestreift ist (willkürliche Muskulatur oder sog. Skelettmuskulatur). Das passt eigentlich alles ganz gut zum Schnitt, finde ich.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Klaus Herrmann

Lieber Florian,

Du könntest Recht haben mit Deiner Interpretation. Ich geh morgen nochmal ans Vergleichen. Ösophagus müsste in den anderen Kästen ja auch vorhanden sein!

Schau´mer mal!

Ich melde mich nochmal!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Alfons Renz

Lieber Klaus,

Die Oesophaguspräparate sind meist Quer- und nicht Längsschnitte und weisen dann eine starke Fältelung der Speiseröhre im Ruhezustand auf.

In den Heidenhain-Serien finden sich oft Schnitte von Tierenorganen, was ich auch bei diesem Präparat vermute. Insofern wäre es interessant zu wissen, aus welchem Kasten (Kurs) und Jahrgang es stammt. Auch eine Übersichtsaufnahme wäre hilfreich bei der Suche.

Herzliche Grüße,

Alfons

Holger Adelmann

hallo Klaus,

bzgl der Faerbung vermute ich Eisenhaematoxylin (Kerne) und Saeurefuchsin bzw. Resorchinfuchsin. Ich denke nicht dass das HE ist.

Herzliche Gruesse
Holger

Klaus Herrmann

Liebe Historätsler,

Ihr habt fast alle richtig geraten: Holger hatte den ersten konkreten Verdacht, Florian hat sehr deutlich das Richige gesagt und Holger hatte nochmals recht mit der Färbung!

In einem anderen Heidenhainkasten habe ich fast das selbe Präparat gefunden und zusätzlich auch Ösophagus quer. Beides vom Menschen.
Das Übersichtsbild ist leider nicht weißabgeglichen, aber zur Dok sollte es reichen.

Herzlichen Dank fürs mitmachen! Ich hab noch mehr!  ;) Mit solchen Traumpräparaten könnte man glatt zum Histofan werden!  :D









Und nun noch quer:



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Alfons Renz


Lieber Klaus & Histofreunde,

Den Oesophagus hatte ich immer nur als Querschnitt in Erinnerung, und da ist er ja auch leicht zu erkennen.

Nun habe ich gezielt gesucht und diesen Schnitt gefunden, der ca. 1942 angefertigt wurde. Er könnte durchaus vom gleichen Block stammen wie der von Dir gezeigte:






Beschriftung: " 21 Oesophagus längs, Mensch, E.H. Benzolicht."  (= Präparat Nr 21 aus einer Serie von 133 Präparaten, ... , Eisenhaematoxylin, Eosin und Gegenfärbung mit Benzolichtbordeaux).

Die Gegenfärbung mit Benzolichtbordeaux geht -laut Romeis 15. Auflage 1948- ebenfalls auf Heidenhain zurück. Offenbar waren diese Benzo-Farbstoffe zu dieser Zeit (1942) bei ihm in Mode. In der selben Serie finden sich nämlich auch: "Benzoe purp.", "Benzo Karmin", "Benzoelicht.". 

Interessant wäre die Frage, wie gut sich die originale Färbung erhalten hat. Mir scheint sie eher etwas blass zu sein, zumindest verglichen mit einer AZAN-Färbung.

In der selben Serie findet sich auch ein Schnitt "Oesophagus quer, Congorot.", wobei die Färbung aber leicht von der Deines Präparats abweicht.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons

Florian Stellmacher

Liebe Speiseröhrende,

da kann man nur neidisch werden, Heidenhain-Präparate hätte ich wohl auch gerne!

Folgendes Foto habe ich zwar schon einmal gezeigt, es passt nur gerade so gut: Oesophagus mit schwerem Pilzbefall (Candida albicans - sog. Soor-Oesophagitis).


PAS, Zeiss Plan Neofluar 10x

Herzliche Grüße,
Florian
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Klaus Herrmann

Lieber Florian,

danke für die Ergänzung mit der "dunklen Seite des Mondes". Dem armen Patienten hat es sicher nicht mehr geschmeckt.

Eine Frage: gibt es in der Histopathologie eine Färbung, mit der das Pilzmycel deutlich kontrastiert dargestellt wird?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Florian Stellmacher

Lieber Klaus,

wenn Dir die PAS-Färbung nicht ausreicht, dann empfiehlt sich die Versilberung nach Grocott. Ich selbst habe diese zwar noch nie gemacht, wir verwenden sie aber in der Routinediagnostik. Das Ergebnis sieht dann so aus:



Herzliche Grüße,
Florian
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Klaus Herrmann

Lieber Florian,

das gefällt mir schon deutlich besser, aber auch nur, weil es nicht mein Problem ist! ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Holger Adelmann

Zum Thema noch ein Bild eines Schnittes von Robin: Aspergillus in der Lunge.
Herzliche Grüsse
Holger