Steinmeteorit als Dünnschliff in polarisiertem Licht

Begonnen von Frank D., Dezember 12, 2008, 22:26:34 NACHMITTAGS

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Frank D.

Hallo,

NWA869
ist die Bezeichnung für einen Steinmeteoriten, dessen Bruchstücke 1999 in der algerischen Wüste gefunden wurden.
Dieser Meteorit, der wie viele andere Besucher aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt, zeigt eine Besonderheit die keinesfalls sehr typisch für Chondrite dieser Klasse ist.

Bedingt durch die hohe Temperatur von ca. 800°C, die vermutlich in der Entstehungsphase durch eine Kollision mit einem anderen Himmelskörper entstand, bildete sich ein brekziöses Kristallgefüge welches dem Meteoriten ein so vielfältiges Erscheinungsbild bescherte.
Durch die unterschiedlichen Mineralien im Meteoriten sowie der wechselnden Schliffstärke werden im polarisierten Licht die entsprechenden Farbabstufungen sichtbar.
Sehr dunkle Stellen sind Eiseneinschlüsse die sich während der Entmischungsphase des Meteoriten gebildet haben.

Die Fotos wurden an einem LOMO Biolam M (adaptierte A620) mit polarisiertem Durchlicht und schräger Beleuchtung gemacht. Sie entsprechen in ihrer Ausdehnung einer Originalgröße von ca. 600µm.

(Stern)-schnuppige Grüße
Frank











Wolfgang Bettighofer

Was es alles gibt...!
Mineralogie ist ein absolut weißer Fleck auf meiner naturwissenschaftlichen Landkarte...

Vielen Dank für die Info,

Wolfgang Bettighofer
Hier gibt es was für Einzellerfreunde: www.protisten.de

Bernhard Lebeda

Zitat von: Frank Donat in Dezember 12, 2008, 22:26:34 NACHMITTAGS

Durch die unterschiedlichen Mineralien im Meteoriten sowie der wechselnden Schliffstärke, werden im polarisierten Licht die entsprechenden Farbabstufungen sichtbar.


Hallo Frank

wieso denn wechselnde Schliffstärke? Hast Du selbst Hand angelegt??


Sehr interessante Bilder.

Das schöne Buch:

"The Cambridge Encyclopedia of Meteorites" von Richard Norton kennst Du wahrscheinlich schon?

Ein Muss für Meteoritenfans!

Wegen der Brustwarzen bin ich mir übrigens keineswegs sicher!



Bernhard

Klaus Herrmann

Hallo Frank,

sehr schöner Schliff. Der Meteorit hat, so wie es aussieht, einige "Kneippkuren" höherer Temperatur hinter sich - und dann auch noch gesägt und geschliffen werden -  ;D

Aber gefunden hast Du ihn auf der Mineralienbörse?

Wir haben heute mit den Stuttgartern Zypressengewächse behandelt. Wenn man stolz ist, sicher zu sein, man habe eine Thuja im Garten, dann weis ich jetzt, dass die Frage kommen könnte welche der 127 Arten es denn ist ???

Also ich habe mir einen Sack voll Material mitgenommen um ein paar Schnitte zu machen. Heinz Streble hat natürlich gleich einen gemacht - war eigentlich nicht vorgesehen, sondern Bestimmung nach äußeren Morphologiemerkmalen. Spanned!

Auch "unsere" Sciadopitys kam zur Sprache - sie ist nicht die einzige monotypische Art, wie ich annahm - hat sich wieder gelohnt 2 Stunden zu fahren! Wo das Benzin jetzt so billig ist und zudem die Automobilindustrie unterstützt werden muss, sowieso eine gute Tat!

Die Thuja plicata riecht nach Ananas, wenn man ihre Blätter verreibt!




Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Frank D.

Zitat von: Bernhard Lebeda in Dezember 12, 2008, 23:27:20 NACHMITTAGS


Hallo Frank

wieso denn wechselnde Schliffstärke? Hast Du selbst Hand angelegt??


Nein, leider habe ich nicht das passende "Werkzeug" für solche Aktionen.
Die Mineraleinschlüsse und deren Matrix besitzen nicht die gleiche Höhe, es geht immer etwas Auf und Ab.
Die Teilstrahlen überlagern sich nach den unterschiedlichen Materialstärken und bilden verschiedene Farben.

Von dem Atlas habe ich schon gelesen .... wird vielleicht einmal auf meinem Weihnachts-Wunschzettel stehen.

MfG
Frank





Bernhard Lebeda

Zitat von: Frank Donat in Dezember 13, 2008, 00:11:43 VORMITTAG


Die Mineraleinschlüsse und deren Matrix besitzen nicht die gleiche Höhe, es geht immer etwas Auf und Ab.
Die Teilstrahlen überlagern sich nach den unterschiedlichen Materialstärken und bilden verschiedene Farben.










Moin Frank

genau das bezweifle ich, besonders bei einem professionellem Schliff!! Die werden üblicherweise plan auf 30 µ geschliffen. Unterschiedliche Brechungsindizes der Körner können eine optische Unebenheit vortäuschen (auch Relief oder Chagrin genannt). http://www.uni-mainz.de/FB/Geo/Geologie/archaeo/Lehre/PolMik/Relief.html

Die Interferenzfarben resultieren aus Doppelbrechung, Schnittlage und Lage zu den Polarisatoren!


Tschüss


Bernhard

Klaus Herrmann

Hallo Bernhard,

Du bist ja nicht nur so ein musikalisch-mineralogischer Tausendsassa :D sondern weist auch so einfache Dinge, die mir Kopfzerbrechen machen: wie kommt man denn bei dem Link, den Du angegeben hast auf den Anfang dieser Vorlesung.
Weil die doch recht lehrreich zu sein scheint möchte ich darin schmöckern.

Die Überfrage ist: wie macht man das allgemein: irgend eine Seite ist als Link angegeben, wie kommt man auf die Übersicht?

Zum Dank für Deine Antwort:  :-*

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Bernhard Lebeda

Guten Morgen Klaus

manchmal gibt es auf den Seiten Links zurück um Anfang. Ganz unten auf der Seite ist so einer. Generell gesagt schaust Du Dir einfach die Adresse oben in der Adresszeile an. Die besteht bei sowas immer aus einem langen Pfad mit Schrägstrichen. Du löschst nun soviel weg von hinten angefangen, wie es Dir am zielführendsten erscheint. Wenn Du bei meinem Link das "Relief" weglöschst und die Eingabetaste drückst, kommst Du da drauf

http://www.uni-mainz.de/FB/Geo/Geologie/archaeo/Lehre/PolMik/


PolMIk weg kommt man da drauf:

http://www.uni-mainz.de/FB/Geo/Geologie/archaeo/Lehre/


usw.

Capisci??



Tschüss


Bernhard

Klaus Herrmann

mille grazie Bernhardo,

den Hinweis hab ich wohl gesehen:
ZitatGanz unten auf der Seite ist so einer
Doch er führte mich in eine Sackgasse.

Aber die generelle Methode ist ja logisch .. man muss es nur wissen. Jetzt kenn ich ihm! capisco! :D
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Frank D.

Zitat von: Bernhard Lebeda in Dezember 13, 2008, 10:43:26 VORMITTAG
Moin Frank
genau das bezweifle ich, besonders bei einem professionellem Schliff!! Die werden üblicherweise plan auf 30 µ geschliffen. Unterschiedliche Brechungsindizes der Körner können eine optische Unebenheit vortäuschen (auch Relief oder Chagrin genannt).

Moin moin Bernhard,

Deine Zweifel sind berechtigt, habe ich diesen Effekt doch im Mikroskop bemerkt, konnte ihn mir aber nicht erklären.
Ich wollte zuerst mehrere Bilder mit Picolay stacken. Laut Anleitung sollte dabei das erste Bild der obersten Ebene entsprechen.
Nach dem Interferenzbild wären dies z.B. die blauen, vor den roten und den gelben Bereichen, also wie in der Tabelle für die verschiedenen Kristallstärken angegeben.

Eigenartigerweise musste ich die Feinverstellung in die entgegengesetzte Richtung drehen um eine scheinbar tiefere Ebene zu fokussieren.
Ich habe es dann mit dem Stacken sein lassen und .................auf Deine Erklärung gewartet  ;), danke.

Vor einiger Zeit konnte ich mehrere dieser Schliffe in unserer "blauen Lagune" ersteigern.
Die Präparate sind unbedeckt auf einem Objektträger fixiert und man fühlt schon einige Unebenheiten wenn man vorsichtig mit dem Fingernagel über die Fläche fährt.
Aus diesem Grund nahm ich eine unterschiedliche Abnutzung, z.B. durch zu häufige Reinigung, an.
Aber das hat sich jetzt geklärt, prima!

Noch ein schönes Wochenende
Frank



Klaus Herrmann

Hallo Frank,

dann würde es sich lohnen sie nochmal kurz ganz fein mit 800er oder 1000er Siliciumcarbid nachzuschleifen und dann einzudecken. Sie werden gewinnen.

Biete an, das testweise an einem zu machen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Frank D.

Zitat von: Klaus Herrmann in Dezember 13, 2008, 14:40:40 NACHMITTAGS
Hallo Frank,
dann würde es sich lohnen sie nochmal kurz ganz fein mit 800er oder 1000er Siliciumcarbid nachzuschleifen und dann einzudecken. Sie werden gewinnen.
Biete an, das testweise an einem zu machen.

Vielen Dank für Dein Angebot Klaus!

Dieser Schliff hat inkl. Fixierung eine Dicke von 35µm.
Wie auf dem Bild zu erkennen, sind viele Risse und Leerstellen vorhanden. Zuzüglich kommem die Vertiefungen hinzu, die erst bei höheren Vergrößerungen sichtbar werden.

Da in dem Stück, neben niedrig-brechenden Mineralen, auch Olivin und höher-brechende Kristalle eingebettet sind,
wirkt sich die Doppelbrechung bei unterschiedlicher Schichtdicke auch in der Farbgebung unterschiedlich aus.
So verändert sich z.B. beim Olivin (Gangunterschied ca. 1,7µm), bei einer Höhendifferenz von 3µm, die Interferenzfarbe von rot nach blau.
Ich finde das ist schon gewaltig!

Meiner Meinung nach lohnt es den Aufwand nicht, da die Ergebnisse für mich nur von allgemeinem Interesse sind.

Vielleicht kannst Du mir ja demnächst bei meinem Selbstbau-Mikrotom mit einem Rat behilflich sein; ich war bei Deinem Angebot ja mal wieder zu spät :-
Ich habe vor, das Gestell und die Feineinstellung eines ausgedienten Lomo-Mikroskops als Basis für die Höhenverstellung zu verwenden.
Auf dem Mikroskoparm (Ringschwalbe für den Tubus) soll dann die Glasplatte sitzen.
Peter hat mir heute sein Handmikrotom als Demoobjekt vorbei gebracht. Mal schauen welche Teile ich davon gebrauchen kann!  ;D

Ein schönes Wochenende
Frank

Das Bild hat eine Diagonale von ca. 10mm.