Pipetten reinigen -wie geht das?

Begonnen von Sebo, Februar 11, 2011, 09:49:23 VORMITTAG

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jibi

Hallo aber,

da hast Du aber einen sehr heißen Tipp abgegeben. An alle Nicht-Chemiker: bitte nicht nachmachen !!

1. Das Mischen von H2O2 (30%) und konz.Schwefelsäure bedarf schon der Kenntnisse und Übung eines Laboranten.
    Eine falsche Reihenfolge oder zu  schnelles, ungekühltes Mischen: böse Löcher in Haut, Kleidung und Umgebung.

2. Wenn mehr als nur Spuren organischen Materials mit dem Gemisch in Berührung kommt, gibt es heftige Reaktionen.  Mit Peroxid-Bildung reagieren noch eine Reihe weiterer Stoffe und Lösungsmittel.

Meine Bitte: im Laborhandel gibt es preiswerte Laborreiniger, die mit allem Schmutz fertig werden, Ehrenwort. 

Mit gutmeinenden Grüssen
Jürgen

Klaus

Liebe Freunde,

ich kann Euch nur empfehlen, Jürgen's Rat zu folgen. Stärker noch, laßt lieber die Finger ganz von konzentrierter Schwefelsäure (und anderen konzentrierten anorganische Säuren und Laugen), wenn Ihr nicht genau wisst, was Ihr da tut! Löcher in der Kleidung sind noch das kleinste Problem, Augen,Schleimhäute und Lunge werden es Euch danken, wenn Ihr die Finger als Amateure davon lasst.

Mit konzentrierten Grüßen

Klaus

Hyperion

Naja also man muss ja nicht gleich wieder übertreiben. Soo schlimm ist Schwefelsäure nun auch wieder nicht. Das man dabei Schutzbrille, Kittel und geeignete Handschuhe trägt ist obligatorisch und deshalb hab ich es nicht weiter erwähnt.

Kalte (!) konz. Schwefelsäure auf der Haut merkt man im übrigen erst nach geraumer Zeit, da hat man viel Zeit um in Ruhe zum Wasserhahn zu gehen und sie abzuspülen....

Das wichtigste ist: Erst das Wasser, dann die Säure.... und sich vorher informieren....

(OT: übrigens ist das Mischen von Schwefelsäure und Wasser nur bis etwa 60-70 % Exotherm [-> Hydratbildung], danach erfolgt das MIschen mit Wasser unter Abkühlung. Daher kann man mit halb konz. Schwefelsäure und Eis auch eine Kältemischung machen die bis um die -30°C runter geht..)

Peter V.

Zitat von: Hyperion in Februar 14, 2011, 18:48:08 NACHMITTAGS
Naja also man muss ja nicht gleich wieder übertreiben. Soo schlimm ist Schwefelsäure nun auch wieder nicht. Das man dabei Schutzbrille, Kittel und geeignete Handschuhe trägt ist obligatorisch und deshalb hab ich es nicht weiter erwähnt.

Kalte (!) konz. Schwefelsäure auf der Haut merkt man im übrigen erst nach geraumer Zeit, da hat man viel Zeit um in Ruhe zum Wasserhahn zu gehen und sie abzuspülen....

Das wichtigste ist: Erst das Wasser, dann die Säure.... und sich vorher informieren....

(OT: übrigens ist das Mischen von Schwefelsäure und Wasser nur bis etwa 60-70 % Exotherm [-> Hydratbildung], danach erfolgt das MIschen mit Wasser unter Abkühlung. Daher kann man mit halb konz. Schwefelsäure und Eis auch eine Kältemischung machen die bis um die -30°C runter geht..)



Hallo,

...aber es ging doch eigentlich um die Reinigung von ein paar Glaspipette!? Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, in meiner Zeit im klinischen Labor ( wo wir massenhaft diese Leukopipetten verwendet haben ) auf konzentrierte H2S04, 30%igen H202 etc. gestoßen zu sein.
Man kann es auch übertreiben!

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Hyperion

Zitat
...aber es ging doch eigentlich um die Reinigung von ein paar Glaspipette!? Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, in meiner Zeit im klinischen Labor ( wo wir massenhaft diese Leukopipetten verwendet haben ) auf konzentrierte H2S04, 30%igen H202 etc. gestoßen zu sein.

Na da hast du aber was verpasst!

Das Zeug macht Glas und Porzellangefäße so extrem sauber. Nur neu kaufen wird noch sauberer.... Aber es war ja nur ein Tip. Muss ja niemand machen der nicht will oder es nicht zutraut.

beamish

Hallo Hyperion,

ich finde solche Warnungen schon in Ordnung! Du weißt ja nicht, wer das alles liest. (Kinder, Jugendliche oder ahnungslose Erwachsene, wie ich einer bin..)
In Pilzforen ist z.B. eine Bestimmung nach Fotos niemals mit einer "Speisepilz"-Freigabe verbunden. Solch eine online-Ethik sollte man auch bei der Verbreitung chemischer Rezepte walten lassen!

Grüße

Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Sebo

Hallo Allerseits,
das ist hier ja ein sehr informativer Thread geworden.

Ich danke Euch sehr und hoffe Euch beizeiten einen schicken Ausstrich präsentieren zu können.

Es sei nur am Rande bemerkt, dass ich mich zu denjenigen zähle, die ihr Hirn einschalten, bevor sie handeln.

Eben deshalb hatte ich die Reinigung gerne erst geklärt haben wollen, bevor ich mir mein Material vermurkse.

Viele Grüße von Sebo


jibi

Hallo Sebo,
bitte entschuldige, daß ich in meiner Antwort vor Schreck nicht etwas höflicher und ausführlicher argumentiert habe.
Aber Deine Antworten auf die Warnungen oben zeigen mir doch, daß Du den Umgang mit gefährlichen Stoffen etwas zu locker siehst.
Ich habe mehr als 4 Jahrzehnte in diversen Labors verbracht und eine Menge Unheil erlebt, selbst bei so "einfachen" Tätigkeiten wie Verdünnen, Abfüllen, Auflösen. Auch ich selbst kam nicht ohne Blessuren davon. Trotz Schutzbrille ging ein Auge flöten mit Hilfe einer "harmlosen" Natronlauge.
Und ich kann Dir versichern, daß so mache Chemikalie sich nicht immer an das geschriebene Wort hält.
Übrigens:Dein Argument der Hydratbildung nur bis 60-70% Schwefelsäure wirkt sich in der Praxis nicht aus, da man ja die Säure in vorgelegtes Wasser gießt und die exotherme Reaktion bei jedem Tropfen Säure erfolgt. Und wer bei den ersten 10% Verdünnen schon was falsch macht, erlebt die restliche Verdünnung eh nur unter der Notdusche.

Noch zwei freche Sprüche zu Schluss:
Der Himmel ist voll kluger Leute.
In der Chemie kann man mit dem geringsten Aufwand den größten Blödsinn machen.

Nichts für ungut und "keep safety"
Jürgen




detlef.q

Hallo,
jetzt will ich auch noch mal meinen Senf dazugeben.
Mich wundert ein wenig, wie so scheint es, teilweise unbedarft mit den hochkonzentrierten Laugen bzw. Säuren umgegangen wird. Ich arbeite seit ca. 30 Jahren im Labor und habe schon sehr oft mit den hochkonzentrierten Säuren und Laugen gearbeitet.
Auf die Gefahren, die ein direkter Kontakt mit diesen Stoffen darstellt, ist hier ja schon ausreichend hingewiesen worden.
Ich möchte aber noch einmal zu bedenken geben, dass es auch zur Gasentwicklung kommen kann. Z.B. sind nitrose Gase in einem kleinen Raum auch nicht gerade der Hit. Im Labor arbeiten wir mit den meisten Stoffen im Abzug, doch wer hat so einen schon zu Hause.
Und dann sollte man auch noch mal bedenken, dass es andere Familienmitglieder gibt, die evtl. ein großes Interesse daran haben, was wir da so alles machen. Wir haben doch alles im Hause: brennbare Lösungsmittel, die erwähnten stark ätzenden Substanzen und sicher auch mal giftige Stoffe. Im Lab laufen diese Stoffe alle unter dem Oberbegriff Gefahrstoffe und das sollten wir uns ab und zu mal bewusst machen. Dazu gehört auch das Überprüfen der Flaschen in denen diese Stoffe aufbewahrt sind. Kunststoffe altern und werden spröde, auch hier sollte man ab und zu mal nachschauen.
Ich wünsche allen ein erfolgreiches und sicheres Arbeiten.
Liebe Grüße
Detlef

Hyperion

#24
Ja ich sehe schon alles nicht so einfach:

Aber mal ein Beispiel aus der Praxis:

Ich habe viele Objektträger, die es im 50er Pack im Laborhandel zu kaufen gibt, die mit einem dünnen Ölfilm überzogen sind (anscheinend produktionsbedingt, mir sind bis auf sehr teure, einzeln mit Papier getrennte Objektträger noch keine wirklich richtig sauberen untergekommen) , bzw. jede Menge Partikel anhaften haben.

Diese fallen im normalen Mikroskopieralltag eigentlich nicht auf.

Möchte man jedoch z. B. Bakterienflagellen mit alkoholischer Fuchsinlösung anfärben (nach beizen mit Tannin), so fällt jede noch so kleine Verunreinigung als hässlich störender, roter Fleck im Bild auf, da sie mitangefärbt werden.
Die Flagellen von den Bakterien bewegen sich Größenordnungsmäßig (100er und dann immer noch sehr sehr klein) in etwa in dem Bereich wie die winzigen Verunreinigungen.

Wenn die Objektträger nun nicht wirklich perefekt sauber sind, dann erkennt man kaum etwas.

Aus Erfahrung kann ich sagen das mehrmaliges Putzen mit Alkohol oder Aceton nicht ausreicht um die Dinger wirklich 100 % sauber zu bekommen. Entweder hat man dann Fasern vom Papier mit drauf oder die Tröpfchen werden nur verteilt / verwischt und nur einbischen weniger, aber so richtig perfekt sauber werden die Sachen nie.

Nimmt man jedoch (wie auch die Anleitungen - von Anno dazumal - empfehlen) Chromschwefelsäure und stellt die Objektträger über Nacht dort hinein, so - oh Wunder - werden sie wirklich sauber....

Dumm nur das da das böse Cr(VI) drin ist... Also doch lieber Carosche Säure?

Das nur ein Beispiel von vielen wo auch der Hobbyist mit konz. Säuren zu tun haben kann.

jibi

Hallo Hyperion und andere Putzteufel,
wie ich einige Beiträge vorher schon erwähnte, bin ich ein alter Labor-Grufti und kann Euch einige Erfahrungen weitergeben.
Die gute alte Chromschwefelsäure ist seit vielen Jahren in prof. Labors von der BG verboten, bez. Umweltschutz und Gefährlichkeit (User und Reaktivität).
Die Caro'sche Säure ist zwar weit umweltfreundlicher, steht aber in der Gefährlichkeit der Chromschwefelsäure im Nichts nach. Die Reaktionsfähigkeit organischer Peroxide hat sich offensichtlich noch nicht herumgesprochen.
Ganz zu schweigen von der riskanten Operation des Ansetzens durch Ungeübte jeden Alters.
 
Falls Ihr nicht wirklich erst durch Schaden klug werden wollt, hier einige Reinigungstips aus langer Praxis:

Verschmutzungen auf/in Glasgeräten, die nicht wasser- oder isopropanollöslich sind, können durch Einlegen über Nacht in Geschirrspül-Lösung (etwa 2-4x soviel Spülmittel wie auf der Gebrauchsanleitung steht) vorgereinigt werden. Falls beim Nachspülen mit Klarwasser die Verunreinigungen noch nicht vollständig entfernt sind, kommen die Glasartikel mit der gleichen Spülmittel-Lösung ins Ultraschallbad. Größere Geräte kann man natürlich bequem mit einer passenden Bürste reinigen.
Nach dem Klarspülen kommen dann kleine Glaswaren mit vergälltem Ethanol ins Ultraschallbad und dann auf ein Trockengestell.

Ach noch ein Tipp zu Objektträger: neue Objekträger ziehe ich kurz an allen Kanten über ein 400er Schleifpapier, bevor sie ins Ethanolbad wandern. Der Lack vom Objekttisch ist dafür dankbar.

Mit besten Grüßen
Jürgen
   

detlef.q

Hallo Hyperion,
Chromschwefelsäure zum Putzen von Objektträgern einzusetzen, wirkt für mich so, wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
Wie Jürgen schon erwähnt hat, würde ich auf jeden Fall davon Abstand nehmen.
Bei uns im Labor verwenden wir sie auch schon länger nicht mehr.
Pipetten, die ja innen auf jeden Fall fettfrei sein müssen, reinigen wir mit Mucasol.

Ich habe hier mal die Daten dieses Reinigungmittels eingefügt. Evtl. ist das ja eine gute Alternative.

Viele Grüße
Detlef


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> 30% Phosphate,
< 5% anionische Tenside,
amphotere Tenside, Komplexbildner, Korrosionsinhibitoren, Hilfsstoffe

Anwendungskonzentration
Im Ultraschall-Bad:
0,2 - 2% (1,4 - 14 ml/l)
Im Tauchbad:
0,7 - 3% (5 - 22 ml/l)

Chemisch-physikalische Daten
Hellgrüne, klare Flüssigkeit
Dichte: ca. 1,4 g/ml
ph-Wert (0,7%ig): ca. 11,5
ph-Wert (3%ig): ca. 11,7

Hyperion


Klaus Herrmann

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Klaus


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Hyperion

Äh... ok..... ;D Ziemlich teuer fürn bischen Spüli  ;D