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Auge einer Fliege

Begonnen von icho_mann, Dezember 31, 2008, 15:36:11 NACHMITTAGS

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icho_mann

Hallo,ich habe mir heute eine provisorische Auflicht-Gerätschaft aus zwei Halogen-Tischlanmpen gebastelt.
Dann habe ich mir eine tote Fliege gesucht und sie durnter gelegt (aufgebarrt auf einem Stück Holz und schwarzem Stoff, so wie es sich für eine Leiche gehört ;) )
Dann habe ich drauflosgeschossen:
Kopf einer Schwebe(??)fliege 40x fach Vergrößert im Auflicht Stack aus 80 Bildern

Nochmal, Stack aus 136 Bilder:

Wegen dem Gelbstich habe ich einen Blaufilter in den Strahlengang gebracht und ein letztes Bild aus 114 Bilder gestackt:


Wie findet ihr die Bilder?
Was sollte ich bei der Auflichttechnik noch beachten?

Grüße
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
___________________________
Andy McKee, Rylynn


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Fahrenheit

Hallo Jonathan,

das letzte Bild ich richtig klasse! Hast Du den Weißableich nachträglich gemacht oder schon bei den Einzelbildern eines neuen Stapels? Wenn Du es noch um 180 Grad drehst, stimmt auch die Lage, so liegt Dein Opfer auf dem Rücken.

Obwohl, Du hast die Fliege aufgebahrt - da ist die Rückenlage OK  ;D

Einen guten Rutsch!
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

icho_mann

Ich hab hier noch ein Bild einer Fruchtfliege:

100x vergrößert wiede rein Stack aus einigen Bildern
Frohes neues Jahr
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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derda

Hallo Jonathan,

sieht doch schon super aus. Wenn du den Weißabgleich der Kamera nutzt, benötigst du keinen Blaufilter. Noch ein Tip: mit einem weichen feinen Pinsel (oder einem Blasebalg) kann man vorsichtig evtl. vorhandene Fusseln (dein letztes Bild) entfernen.

mit der gleichen Methode habe ich mal eine Fruchtfliege gestackt:



Viele Grüße

Erik

http://www.mikroansichten.de
 

Franz

Herzliche Gratulation für beide Autoren zu den gelungenen und interessanten Bildern!
Eine Frage an unsere Stack-Experten: Wieviele Stackbilder brauche ich, um ein gelungenes Bild zu machen? Mir ist bewusst, dass dies sicherlich von der Tiefenschärfe abhängig ist. Wird aber ein Bild besser, wenn ich 80 Aufnahmen benütze? Würden nicht auch 5-10 genügen? Was gewinne ich mit so vielen Fotos?
Außerdem würde es mich interessieren mit welchen Programmen gearbeitet wurde.

Ein gutes neues Jahr wünscht ebenfalls
Franz

Heribert Cypionka

Hallo,

wieviele Bilder man zum Stacken haben sollte, lässt sich m Prinzip ganz einfach sagen. Es hängt natürlich vom Objektiv (und dessen Tiefenschärfe) und der Struktur des Objekts ab. Ich gehe folgendermaßen vor:

- Objekt durchfokussieren und beobachten, wie der scharfe Bereich durchs Bild wandert.

- Sobald ich den Weg der Fokuswanderung kenne, mache ich Aufnahmen, wobei ich stets durch den Binokulartubus schaue und per Funkmaus und Fernsteuerung die A620 auslöse. (Ich starte bewusst oberhalb der obersten scharfen Strukturen und mache auch am Ende auch noch unterhalb eine Aufnahme, um unscharfe Bilder für evtl. nötige Hintergrund-Korrekturen zu gewinnen.)

- Nun bewege ich den Fokus minimal, beobachte, wie der scharfe Bereich wandert und mache eine Z-Serie so, dass auf der Fokuswanderstrecke jede Stelle einmal scharf gewesen ist. Das stellt sicher, dass ALLE Bildbereiche scharf abgebildet werden. 

Für das Fliegenporträt, das ich in dem Beitrag gezeigt habe, der nur ganz zufällig ;) kurz vor diesem Thread mit Fliegenköpfen erschien, hatte ich 56 Bilder gemacht, aber nur einen mittleren Bereich davon für das gezeigte Bild verwendet. Manchmal ist eben weniger mehr....


Beste Mikrogrüße

Heribert Cypionka

A. Büschlen

Hallo Herr Cypionka,

mit Interesse beobachte ich ihre Arbeiten mit Picolay. Mir sind auch schon einige Bilder mit einfachen Oberflächenstrukturen in Anwendung mit Picolay gelungen.
Wie können aber Objekte mit komplizierten Strukturen die übereinander liegen, sich z.T. überlagern, mit dem Mikroskop im Durchlicht betrachtet, dargestellt werden?

Freundliche Grüsse

Arnold Büschlen


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Jürgen H.

#7
Hallo zusammen,

Zu den wunderschönen Ansichts- /Aufsichtsphotos der diversen Fliegenaugen hier ein wenig vom Innenleben des vergleichbaren Mückenauges.

Zunächst ein Photo eines Querschnittes durch die obere Linsenpartie.



Was mir dabei auffällt, ist die unterschiedliche Färbung der Linsen. In der Mitte saftig rot, in den Randbezirken blau. Verwendet wurde die Pseudoazanfärbung.  Ich bin mir nicht sicher: Aber es könnte immerhin sein, dass diese unterschiedliche Färbung nicht nur aus einer unterschiedlichen Schnittdicke, also daraus resultiert, dass die Randbezirke dünner als die Mitte geschnitten ist. Vielmehr wäre denkbar, dass die Linse auch in sich unterschiedliche Strutur aufweist, innen eine andere Dichtigkeit aufweist als außen: Mit entsprechenden Brechzahlunterschieden! Denn diese Art der Färbung findet sich überall, gleich in welcher Höhe die Linsen geschnitten werden. Und die Rotfärbung wandert nach außen, je mehr die Linse seitlich getroffen wird, weil dann auch der zentrale Bereich der Linse außen gelegen ist. In den folgenden Bildern ist das schön zu sehen.

Hinter den Linsen befindet sich ein Kristallkörper. Hier habe ich aus dieser Schnittserie leider kein präsentables Bild. Auf den Kristallkörper folgt eine Art Pupille, die aus den benachbarten Pigmentzellen gebildet wird. Diese Pupillen sind im folgenden Schnitt dargestellt.



Erstaunlicherweise ist die Mücke in der Lage, diese Pupille veränderten Lichtverhältnissen anzupassen. Der Durchmesser des "Loches" verengt sich bei zunehmender Lichtstärke. Die Anpassungsgeschwindigkeit genügt, um der Dämmerung zu folgen.

Schließlich unter den Pupillen in der nächsten Schnittebene die Rhabdomere, sechs, kreisförmig um ein zentrales Rhabdomer angeordnet, im Schnitt blau bzw. hellblau gefärbt.



Sodann ein Längsschnitt der Einzelaugen, der hier den Übergang zwischen den einzelnen Augen, den Ommatidien, in Höhe der Basalmembran, darstellt. Man sieht die einzelnen Nervenübergänge zum folgenden Gehirnabschnitt. Die kreisrunden Gebilde im leeren Zwischenraum zwischen Basalmembran und Gehirn stellen kleinste Tracheen dar, die der Sauerstoffversorgung dienen und quer geschnitten sind.



Viel Freude beim Ansehen!

Jürgen Harst






Fahrenheit

Hallo Jürgen,

faszinierende Aufnahmen, die einen schönen Einblick in den Aufbau eines Facettenauges geben!
Vielen Dank auch für die informativen Erläuterungen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Alfons Renz

Hallo Herr Harst,

Ihre Bilder bestätigen in eindrucksvoller Weise Ihre Vermutung: Der Kristallkörper des Insektenauges ist ein optisch aktives Gebilde, dessen Brechungsindex konzentrisch um die Längsachse variiert. Die einfallenden Lichtstrahlen werden durch die Linse in das Auge hineingelenkt und dann im Kristallkörper in einer 'Schlangenlinie' auf die der jeweiligen Einfallsrichtung zugeordneten Rhabdomere hingeleitet. Also ganz anders als bei optischen Linsen, deren Brechungsindex möglichst homogen sein soll und nur in der Abfolge der unterschiedlichen Linsen in der Längsachse variiert.

Dass Ihre Färbung diesen Umstand so deutlich sichtbar werden lässt, ist höchst interessant!

Nun wäre es natürlich spannend, ein Ommatidium in der Längsachse zu schneiden und den Verlauf der Färbung bzw. des Brechungindex in der Linse und im Kristallkegel zu beobachten! Wenn Sie tiefer in Auge schneiden, sollten solche Längsschnitte ganz automatisch auftreten. Ein Ansatz ist in Ihrem 3. Bild schon zu erkennen.

Mit freundlichen Entomologen-Grüßen,

Alfons Renz

Jürgen H.

#10
Guten Abend Herr Renz,

Ganz herzlichen Dank für Ihre eingehende Stellungnahme zu meinen Bildern und Vermutungen. Ich habe mir daraufhin nochmals meine Präparate durchgesehen.

Zunächst ein alter Querschnitt: Die Ommatidien einer Stelzmücke, längs, Pseudoazangefärbt:



Es ergibt sich beim Längsschnitt also ein ähnliches Bild wie beim Querschnitt. Eine zentrale Passage im Auge wird anders angefärbt als die Randbereiche.

Bei einer HE Färbung, hier mit Hämatoxylin Ehrlich zeigt sich eine solche Differenzierung bei der gleichen Mückenart hingegen nicht. Der Kristallkörper mit den Zellkernen wird schön sichtbar :



Der Kristallkörper ist, wie sich aus anderen Schnitten erweist, aus vier dicht nebeneinanderliegenden durchsichtigen Zellen aufgebaut. Die Zellkerne befinden sich direkt unterhalb der Linse. Sie werden erst mit der Färbung sichtbar.

Die Kristallzellen werden offenbar auch durch die Pseudoazanfärbung - siehe erstes Bild - nicht besonders angefärbt, verbleiben blassblau.

Nun aber der Hinweis darauf, dass die bei der Linse wechselnde Färbung tatsächlich etwas mit dem wechselnden Linsenmaterial zu tun hat (Photo etwas unscharf, auf die Schnelle, mit der Coolpix 4500 ist es mitunter etwas schwierig, da ich kein Direktbild am Computer habe)

Der oben schon gezeigte Schnitt hinsichtlich der neuronalen Verbindung der Ommatidien mit dem Gehirn sieht nämlich in 40er Vergrößerung so aus:



Der Schnitt ist ebenfalls pseudoazangefärbt, jedoch von einer anderen Mückenart.

Hier liegt die rote Färbung einheitlich außen, die blaue einheitlich innen, so als sei der Linsenkörper bei dieser Mückenart aus zwei Halblinsen zusammengesetzt.

Mikrogrüße

Jürgen Harst