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Abklatschprobe

Begonnen von micros45, Mai 06, 2011, 07:13:11 VORMITTAG

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micros45

Hallo zusammen, ich hätte gerne mal gewußt wie man den Nährboden einer Abklatschprobe selbst herstellen kann, gibt es da verschiedene und einfache Rezepte zu?

mfg
micros45

Stefan_O

#1
Hallo,

das Buch zum Thema ist das Difco Manual, der 53er Ausgabe gibt es hier: http://www.archive.org/stream/difcomanualofdeh09dige#page/90/mode/2up

Für Abklatschtests sollte es ein Universal-Medium sein, zB TS-Agar. Bei Abklatsch von Oberflächen (z.B. in Reinräumen) muss der Agar über den Plattenrand hinausragen, damit die Oberfläche berührt werden kann. Vom selbergiessen würde ich hier abraten und lieber fertige Platten kaufen.

Gruss,
Stefan

Nachtrag: das aktuelle Difco Manual gibts zum Herunterladen hier: http://www.bd.com/ds/technicalCenter/misc/difcobblmanual_2nded_lowres.pdf 700 Seiten, 16.5 Mb, lohnt sich!

micros45

Hallo Stefan,

erstmal Danke für die Tipps !

Wo kann ich diese Platten kaufen, sind sie Teuer ?
Und das Buch, gibt´s das in Deutsch ?

Danke im voraus !!

mfg
Werner

Stefan_O

Hallo Werner,

ich denke mal nicht, dass es das Buch auf Deutsch gibt. Wir kaufen unsere Platten von heipha, Typ 234e (http://www.heipha.de/de-234e), für das Oberflächenmonitoring in Reinräumen unser Biopharma-Produktion. Lade dir mal die Produktbeschreibung herunter. Sie ist auf deutsch und die Zusammensetzung des Mediums ist angegeben. Beim Preis kann ich dir nicht weiterhelfen, müsstest Du nachfragen. Wird vermutlich aber nicht ganz billig, zumal es einzelne Platten nicht gibt.

Gruss,
Stefan

Pommbaer

Ich finde das selber-gießen nicht unbedingt Problematisch und auf dauer sicherlich günstiger.

Das Problem liegt aber nicht im Vorgang selbst sondern eher beim Aufwand.

Habe heute noch zwei Dutzend Nährböden gegossen. Einmal Agar für Bakterien und einmal für Pilze.

Dafür steht mir aber auch ein Autoklave in etwa 1,20m Höhe und 60cm Durchmesser zur Verfügung, so dass man alle Proben auf einmal reingeben kann.
Im Labor also nicht der Rede wert, aber zuhause sicherlich Aufwendiger.

Philipp

Stefan_O

Für Abklatschplatten muss der Agar eim paar mm über den Plattenrand hinausragen, ich möchte sehen, wie Du das giesst....

Gruss,
Stefan

Hyperion

Also man kann abklatschplatten auch selber machen.

Glas Petrischalen benutzt man heute eh nicht mehr, dann nimmt man eben ganz große und welche aus PS, die sind relativ biegsam und im Prinzip reicht es ja wenn ein Großteil der Mitte mit der Testfläche in Kontakt kommt (wenn man sie fast Rand voll macht).

Ich denke in dem Fall hier geht es nicht darum irgendwleche Keimbelastungen / Kontaminationen  auf Flächen zu quantifizieren.... Sondern eher darum interessante Mikroorganismen aus der Umwelt aus neugier zu isolieren.

Dr. Jekyll

#7
Die Herstellung von Agar-Nährböden ist auch zu hause kein besonders großer Aufwand, wenn es darum geht Komplettmedien herzustellen. Geht es darum Nährböden mit genauer Zusammensetzung oder Spezialmedien zu fertigen wird es schon ein wenig kniffliger.
Ein Schnellkochtopf und ein Bunsenbrenner (Camping-Gasbrenner tut es auch) ist hierfür nötig.
Jedoch stelle ich mir das Gießen von Agarplatten, bei denen der Nährboden höher ist als die Petrischale eine Kunst dar, die ich nicht beherrsche.

Hier ein paar ganz einfache Rezepte:

Bakterienagar    10g  Pepton
                         10g  Malzextrakt
                           2g  Fleisch- oder Hefeextrakt
                           2g  NaCl (Kochsalz)

                         20g DIFCO-Bacto-Agar oder 10g Oxoid AgarNr. 1
                          auf 1000ml auffüllen (H2O)
                          auf ph 7,2 - 7,6 einstellen (mit 2N NaOH )

Pilzagar              35g  Malzextrakt
                           5g   Pepton

                          20g DIFCO-Bacto-Agar oder 10g Oxoid AgarNr. 1
                          auf 1000ml auffüllen (H2O)
                          auf pH5-6 einstellen (mit 2N NaOH )

Für den Hausgebrauch reicht jeweils ein Bruchteil dieser Ansätze (Menge selbst entscheiden!).

Das Ganze sollte in einer hitzefesten Flasche mindestens 30 Minuten im Schnellkochtopf erhitzt werden. Danach etwa auf 45-50° abkühlen lassen (die Flasche läßt sich gerade eben anfassen).
Die Petrischalen verschlossen rund um einen Bunsenbrenner (entleuchtete Flamme) auf einen ebenen Untergrund stellen.
Den Deckel der Petrischale anheben und das Agarmedium langsam einfüllen bis die ganze Bodenfläche bedeckt ist.
Falls sich Luftblasen auf der Oberfläche befinden kurz mit der Brennerflamme darüberfächeln um diese zu entfernen.
Deckel auflegen und abkühlen lassen.


Da mit diesen Platten kein "Abklatschen" größerer Flächen möglich ist, kann man mit sterilen Membranfilter arbeiten, welche auf die zu untersuchende Fläche gepresst werden und dann auf die Agarplatte aufgelegt werden.

Kulturmedien nach Gebrauch immer im Schnellkochtopf 30-60 min erhitzen!!!
Viel Spaß.


P.S.: Wenn es nur um "interessante Mikroorganismen aus der Umwelt " geht kann man sich den Aufwand allerdings sparen. Es finden sich genügend Quellen ohne kultivieren zu müssen(z.B. Mundhöhle, Wassergräben e.t.c.).



Beste Grüße
Harald